Martin Compart


Stammtischgegröle: STRICHJUNGE DES KAPITALS by Martin Compart

Er wird mit seinen Marktwirtschafts-Phrasen der AfD und anderen Verdrussgruppierungen weitere Wähler besorgen. Und wenn er sie selbst in die Wahlkabine spritzen muss. Die Dämlichkeit der CDU wird in ein paar Jahren die untergegangene SPD vergessen lassen.

Was man über ihn und den CDU-Steuerbetrüger Helmut Linssen, bekannt aus den Panama-Papers (und die „Geschäfte“ dieser gierigen Kobolde), wissen muss, hat FRONTAL 21 aufgeklärt:
https://www.zdf.de/politik/frontal-21/kandidat-friedrich-merz-100.html

Es sind genau solche Burschen, die in der Allgemeinheit den Glauben an Demokratie und Rechtsstaat zerstören und somit  die Erkenntnis nähren, dass sich der Staat in viele Masken der Korruption aufgelöst hat. Die geschmeidige Bosheit von Gestalten wie Merz, Schäuble, Scholz usw. bestätigt die Propagandisten des „verrotteten Parlamentarismus“.

Auf seiner Tour mit den beiden anderen Parteivorsitzkandidaten vermittelt er dem hoffnungsfrohen CDU-Plebs den Eindruck, dass er einer ist, der sich mit der Weltgeschichte geduzt hat. Ein Gnom, der Legoland überragen möchte und dessen hedonistischer Lebenshöhepunkt das Tunen einer Mofa im Sauerland war. Da verkörpert er eine Plattheit der Gesinnung, eine Banalität der Gier und eine Warenhaftigkeit des Charakters. Jeder Schritt eine Anstrengung zwischen Schlurfen und behaupteter Dynamik, die den geistig vergreisten CDU-Mitgliedern Konservativismus als Angst vor jeder Neuheit verkauft (Erderwärmung? Der Markt regelt das). Dabei strahlt er dieselbe Entschlossenheit aus wie ein unzufriedener Keiler, der bei Einbruch der Dunkelheit seine Suhle verlässt.

Eine dieser korrupten und abstoßenden Gestalten, die unser parlamentarisches Parkett so reichlich tragen muss.

 

Einen Teil seines riesigen Vermögens machte der CDU-Placebo mit anspruchsvollen Rollen als charmanter Anlagebetrüger in Hollywood:



BARLOW-Interview by Martin Compart
23. November 2018, 11:47 am
Filed under: Afrika, Eeben Barlow, Politik & Geschichte, Söldner | Schlagwörter: , ,

Eines der seltenen Fernseh-Interviews mit Eeben Barlow:

Es ist bezeichnend, dass er das Interview RT gegeben hat. Kein Wunder, nach den Erfahrungen mit westlichen Medien. Passt ja bestens zur ARTE-Doku.

 

P.S.: Letztes Jahr war außer der JUNGEN FREIHEIT kein anderes Blatt (inklusive SPIEGEL und ZEIT) an einem Interview mit Barlow interessiert. Hier zum nachlesen:
S. 03 JF 20-17 Im Gespräch



OFFENER BRIEF AN ARTE BEZÜGLICH DER DOKU ÜBER BOKO HARAM AM 20.11.18 by Martin Compart

Sehr geehrte Damen und Herren,

als alter ARTE-Fan hat mich diese Doku über „Nigerias Terrorgruppe“ sehr erbost. Besonders, da sie in den ersten beiden Dritteln aus der weitgehend treffenden Analyse der Ursachen für das Erstarken Boko Harams getragen wurde. Leider wurde es versäumt darzustellen, dass das autoritäre Regime Nigerias von den Interessen internationaler Konzerne und denen von Europäern und Amerikanern errichtet wurde und gestützt wird. Dass ehemalige Kolonialmächte im Dienst der Konzerne autoritäre Staaten in Afrika ermöglichen und stützen, ist inzwischen eine Binsenweisheit.

Aber was mich wirklich erbost hat, war die Berichterstattung über angebliche militärische Erfolge gegen Boko Haram durch das nigerianische Militär zusammen mit französischer Waffenkraft und Truppen der Anrainer-Staaten.

Es wurde zwar weitgehend in der internationalen Presse verschwiegen, aber jeder, der sich nur ein wenig für Nigeria interessiert, weiß, dass es südafrikanische Söldner waren, die Boko Haram fast komplett besiegt hatten.
Diese 250 Söldner von STTEP (von der nigerianischen Regierung verpflichtet) beendeten den Terror von Boko Haram im Nordosten Nigerias innerhalb von vier Monaten (!)in 2015. Und dann erging es Ihnen und ihrem Oberbefehlshaber Eeben Barlow ähnlich wie der Söldnerfirma Executive Outcomes in Sierra Leone: Sie wurden auf Druck der Amerikaner und Nicht-afrikanischen Interessen entlassen und nach Hause geschickt.
Bei den Kämpfen gegen Boko Haram hatten sie einen Toten zu beklagen.

Kurze Zeit später kam der Terror von Boko Haram zurück und dehnt sich seitdem in West- und Zentralafrika aus.
Was dem bisher mit europäischer und amerikanischer Unterstützung militärisch entgegengesetzt wird, ist nicht sonderlich effektiv gemessen an der Leistung von STTEP.

Darüber wurde in Ihrer Dokumentation kein Wort verloren.

Bösartig könnte man diese Informationsunterschlagung als Fake News bezeichnen.
Ihr enttäuschter (weiterhin) Zuschauer,

Martin Compart

Informationen zur Situation der Söldner gegen Boko Haram gab und gibt es auch in meinem Blog; z.Bsp. unter:

BARLOW SPRICHT

NIGERIA OHNE SÜDAFRIKANISCHE BLUTHUNDE?

Der Arte-Beitrag unter:
https://www.arte.tv/de/videos/061651-000-A/boko-haram-nigerias-terrorgruppe/



DER ERSTE SERIENKILLER-ROMAN? BLAISE CENDRARS „MOLOCH. DAS LEBEN DES MORAVAGINE“ by Martin Compart

Moravagine wird von dem jungen Arzt Raymond la Science, dem Erzähler der Geschichte, in einer Irrenanstalt entdeckt und befreit. Sofort erliegt er der Faszination, die von Moravagine ausgeht. Zusammen führen beide bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges ein ruheloses Leben auf der Flucht: Sie nehmen in Russland 1905 an der ersten Revolution teil und planen einen Anschlag auf die Zarenfamilie, der im Fiasko endet; sie fliehen nach Amerika und gelangen schließlich zu einem Indianerstamm am Amazonas. Nach der Rückkehr nach Europa werden alle weiteren hochtrabenden Pläne durch den Kriegsausbruch vernichtet, beide werden eingezogen und verlieren sich aus den Augen; wahnsinnig geworden, stirbt Moravagine am Morphium 1917. Seine zahlreichen Manuskripte und Zukunftsvisionen über einen 99-jährigen Krieg und eine Marsexpedition gehen an La Science, über den sie wiederum zum vermeintlichen Herausgeber Cendrars gelangen, der dem Buch ein entsprechendes Vor- und Nachwort mit auf den Weg gibt.

Das „Problem“ ist, dass Moravagine, der letzte Nachfahre der ungarischen Könige, gerne Frauen quält und aufschlitzt und – wie es sich für einen ordentlichen Serienkiller gehört – eine Blutschneise durch die besuchten Länder zieht.

MORAVAGINE ist wohl der erste Serienkillerroman, der einen Täter in den Mittelpunkt des Romans stellt und ihn „analysiert“.

Zuvor behandelten Kriminalromane kaum oder gar nicht Triebtäter als Serienkiller. Und wenn, dann aus völlig anderer Perspektive. Marie Belloc Lowndes etwa, schrieb ihren Jack-the-Ripper Roman THE LODGER (1913) rein aus der Perspektive einer unbeteiligten Zeugin, der Vermieterin, und ließ bei allen Verdachtsmomenten das Ende offen.
Sie schuf eher einen stilbildenden Psychothriller, der heute noch funktioniert, als einen Serienkiller-Roman.

„Die Pathologie als Spezialgebiet einer allgemeinen Philosophie anzusehen – das hatte noch niemand gewagt.“

Der Ich-Erzähler und Begleiter des Killers ist derPsychiater Raymond la Science.

Die Person „Raymond la Science“ existierte tatsächlich und war Mitglied der französischen Anarchistengruppe Bonnot-Gang, die sich hauptsächlich auf Diebstähle und Randale spezialisierte. Raymond la Science wurde 1913 mit der Guillotine hingerichtet. Im Buch selbst gibt es einen Hinweis darauf („Wir kamen in Paris an, als die Affäre Bonnot gerade zu Ende ging“)! Man kann also davon ausgehen, dass Cendrars sehr bewusst diesen Namen wählte.

Getrieben wird er von seiner Faszination für Wahnsinn und das menschliche Unbewusste. Er wird von Moravignes Amoral infiziert, ist von Beginn an offen dafür:
„Endlich sollte ich mit einer menschlichen Bestie zusammen sein, ihr Leben teilen.“

Der Erzähler ist besessen davon zu erkunden, welche unterbewussten Prozesse „die Tätigkeit des Instinkts wandelt und so aus der Bahn kommt, dass sie entartet.“ Fragen sowohl nach Auschwitz wie Jack-the-Ripper. Der Roman zeigt Empathielosigkeit als unbefriedigendes Erklärungsmodell.

„Moloch. Das Leben des Moravagine „(französischer Originaltitel: Moravagine) erschien erstmals 1926 Der Autor hatte bereits 1917 den Roman  zu schreiben begonnen. Der Schock des Ersten Weltkriegs und das damit verbundene Ende der bekannten Zivilisation durchzieht das Buch. Was soll danach entstehen? Die Umwertung aller Werte? In der Fetischisierung der Kriegsmaschine positioniert Cendrars die Amoral der Wissenschaft vor der Diskussion über die Atombombe.

Eine erste Fassung mit 1800 Seiten, die verloren ging, entstand schon 1914 „…unter dem Eindruck der ersten sensationellen Erfolge der Fliegerei und der Lektüre von FANTOMAS machte ich daraus einen Abenteuerroman“.

Blaise Cendrars (1887-1961) ist einer der bedeutendsten Schweizer Schriftsteller, der aber auch gerne der französischen Literatur zugeschlagen wird. Er war Lyriker, Romancier, Filmemacher und Abenteurer, der Reisen durch Asien, Afrika und Amerika unternahm („…solange ich, Blaise Cendrars, durch die Welt irre, durch Länder, Bücher und Menschen.“).

Anfang des 20.Jahrhunderts ging er nach Paris und gehörte bald zur Pariser Avantgarde der 1910er Jahre. Er kämpfte freiwillig als Fremdenlegionär im Ersten Weltkrieg für seine Wahlheimat Frankreich und verlor dabei einen Arm. Sein Leben selbst war ein Abenteuerroman und die Inspiration für ungewöhnliche Bücher. Er schrieb um die 40 Bücher, daneben Gedichte, Hörspiele und Filme.

Henry Miller übersetzte MORAVAGINE 1930 ins Amerikanische und war von ihm tief beeindruckt. Er erklärte, es sei in Frankreich nicht publizierbar, empfahl es aber einem deutschen Verlag (die deutsche Erstausgabe erschien 1928 bei Georg Müller, München). Cendrars wurde zu einem von Henry Millers Helden und Freunden (Cendrars war der erste, der WENDEKREIS DES KREBSES rezensierte).

Cendrars sieht in diesem lustmordenden Serienkiller ein Prinzip, in dem aus asozialer Destruktion Kreativität erwächst. Prägend war für Moravagine die geradezu maschinelle Soldateska, die seine Kindheit begleitete. Dabei schmerzt ihn die Sinnlosigkeit seiner Existenz, da er weder philosophisch noch religiös zu einer Antwort findet. Mit seiner Destruktion fordert er das Universum heraus.

Der Schriftsteller Oleg Jurew sieht eine Bedeutung des Romans darin, dass „mit den Mitteln eines Abenteuer- und Schauerromans Cendrars ein Bild der europäischen Menschheit in der ausgehenden Moderne bereitet… Am Ende des 19.Jahrhunderts… verwandelte sich Europa in einen Lustpsychopathen, der nur das will, was für Geld nicht zu bekommen wäre – Frauen aufschlitzen, fremde Länder zerstören, einen Weltkrieg anzetteln.“

„Daraufhin sprachen wir dann vom Krieg, korrekt und freundlich.“

Die amoralischen Freiheiten, die heute gerne in den Serienkiller hineininterpretiert werden, spiegeln die rücksichtslose Gier der imperialen Mächte wieder, die sich von Nationalstaaten zu Wirtschaftsmächten entwickelt haben und nun von den Finanzterroristen aufgeschlitzt werden. So könnte man vielleicht Moravagine in der Fortsetzung dieser Auslegung weiterführend interpretieren.

Die „Verwissenschaftlichung der Brutalität“ und „Industrialisierung des Mordens“ als Verdinglichung von Rationalität und Aufklärung, die bis heute fortwirkt um Gier zu legitimieren.

„Was bedeutet mir ein Mord mehr oder weniger auf dieser Welt, die Entdeckung der kleinen Leiche eines unschuldigen jungen Mädchens?“

Die schwachsinnige Behauptung des Serienkillers als „letzten amerikanischen Helden, der die substantielle Freiheit des Individuums ausübt“ pervertiert Gedanken der Aufklärung durch asoziale Fokussierung auf das Individuum, die dem vor-aufklärerischen Denken entspricht. Gilles des Rais lässt grüßen.

Trotz der gewollten Entemotionalisierung der Sprache ist die fiebrige Überspanntheit von Huysmans oder der Nachhall des fin-de-siècle spürbar (Cendrars nimmt immer wieder Bezug auf Auguste de Villiers de L´Isle-Adam).
Außerdem erinnert Moravagines apodiktische Verkündungswut an Nietzsche. Der ganze Roman hat etwas von einer wirren Interpretation des „Übermenschen“.

Um das alles im Genre einzugliedern: Ein ungewöhnlicher Serienkillerroman, der kaum für Freunde von Ethan Cross oder Karen Slaughter taugt.

Wahrscheinlich ist der Roman schon postmodern gewesen, bevor irgendwelche Strategen diesen Marketingbegriff à la „Ende der Geschichte“ kreierten.



GELDWÄSCHE AM STAUSEE: Die TV-Serie OZARK by Martin Compart
9. November 2018, 3:56 pm
Filed under: Noir, OZARK, Politik & Geschichte, TV-Serien | Schlagwörter: , ,

Seit der „Bankenkrise“ bestätigen die besseren US-TV-Serien den anthropologischen Pessimismus. Moral ist kein Thema mehr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie wird nur noch thematisiert, wenn die herrschende Amoral eine Figur negativ betrifft. Über den Quality-Serien hängt seit 9/11 und dem Bush jr.-Regime eine dystopische Stimmung, die in Schundserien wie NAVY SEALS oder CHICAGO P.D. durch faschistoiden Aktionismus oder Glaubenskriege kompensiert wird. Seit 2008 hat der Defätismus aber nochmal richtig Fahrt aufgenommen, und Donald Trump wurde zum Pressesprecher der Apokalypse

OZARK ist wohl die erste TV-Serie über Trumps Amerika. Wobei es zwischen den Kategorien „Drama“ und „Crime“ keinen Unterschied mehr macht (wie in ANIMAL KINGDOM bereits vorgeführt, hat sich die Familie längst kriminalisiert, um es sich in einem kriminellen System ein bisschen nett zu machen).

Im Endzeitkapitalismus entscheidet nur der Gewinn über ein „gutes Geschäft“. Weder Illegalität des Handelsgutes, Zerstörung von Lebensgrundlagen noch Betrug sind Kriterien, alleine Gewinn und Gewinnmaximierung zählen. Die Lemming-Mentalität des Feudalkapitalismus hat den Planeten fest im Würgegriff.


Auch den White-collar-Gangster Marty Byrd (grandios verkörpert von Jason Bateman), der als Anlageberater Spezialist für Geldwäsche ist. Marty wäscht Geld für das „zweitgrößte mexikanische Kartell“. Leider hat sein Partner dem Großunternehmen Geld gestohlen – was zu extremen Konsequenzen führt. Marty kann sich und seine Familie nur retten, wenn er innerhalb eines kurzen Zeitraums eine ungeheure Menge Geld für den Manager des Kartells wäscht. Aus einem Irrglauben – und weil er aus dem von Finanz- und Drogenfahndern verseuchten Chicago raus will – zieht er mit der Familie nach Missouri an den Lake Orzak. „Mehr Küstenlinien als Kalifornien.“ Statt seine Vorhaben schnellstmöglichst umsetzen zu können, gerät er von einem Mist in den schlimmeren nächsten. Das haben die angelsächsischen TV-Autoren wirklich raus: Eine Situation immer weiter zu verschlimmern, bis man glaubt, dass nichts mehr geht. Und genau das sorgt ja für die Überraschungsmomente, die man bei deutschen Serien nie findet.

Und es gibt genügend Parallelhandlungen mit eigenen Entwicklungen (der schwule FBI-Soziopath hätte ein spin-off verdient), die aber effektiv mit dem Hauptstrang verzahnt sind.

Die einheimischen Hillbillys könnten einem Daniel Woodrell-Roman entsprungen sein. Da machen sogar Klischees Spaß.

Die Familie ist nicht länger emotionaler Rücksturzort. Martys Frau Wendy hatte eine offenbar unverzeihliche Affäre, und Marty sieht nun ihre Gemeinschaft als „Unternehmen zur Sozialisation und Aufzucht der Kinder“.

Der gerne genommene Vergleich mit BREAKING BAD ist nur oberflächlich: In BREAKING BAD gab es noch sowas wie Hoffnung in einer Welt, in der lediglich die mangelnde medizinische Versorgung eine Hochschullehrer in die Kriminalität treibt. In ORZAK sind so ziemlich alle Personen so mies, das man kotzen könnte – wenn sie nicht so unterhaltsam wären.

Sein Sohn erklärt einer verblüfften Lehrerin, warum man den Drogenhandel differenziert sehen muss: „Durch das Drogengeld war 2008 die einzige Möglichkeit, das Bankensystem zu retten. Sonst wäre alles noch schlimmer geworden.“
Und ein lokaler Großunternehmer vermeldet – eines Lobbyparlamentariers würdig – : „Ich schaffe Arbeitsplätze. Ohne Mohn würde hier ein Drittel aller Arbeitsplätze wegfallen.“ Erpressungsrhetorik, wie wir sie regelmäßig von der Auto- und anderen Industrien hören und genauso wahr.

Der künstliche Lake Ozark, deren Anwohner weitgehend von Tourismus und Kriminalität leben, ist eine schöne Metapher für die Entfremdung des Menschen von sich selbst und der Natur: Kapitalismus schuf und schafft Scheinbedürfnisse, die künstlich sind und letztlich in die Zerstörung führen. Für das Wasserkraftwerk wurde eine gewachsene Natur überflutet und mit dem künstlichen See eine scheinbar schöne Oberfläche geschaffen, die zweckgebunden ist.

Die Serie ist komisch, brutal, dramatisch, verblüffend, manchmal nervig(aber selten), literarisch, grandios gefilmt und gespielt und spannend. Die dritte Season wird gedreht und ich freue mich erstmal auf die zweite, die sogar noch besser als die erste sein soll.

P.S.: Hier irrt übrigens MiC in seinen vorangegangenen Analysen: Die Familie bildet in den aktuellen Serien kein hoffnungsvolles Rückszuggebiet mehr. Siehe seine bemerkenswerte Betrachtung unter:

MiCs Tagebuch Oktober 2018

PPS: Letztlich die erste Serie, in der der anthropologische Pessimismus nicht mehr hinterfragt wird, sondern gesetzt ist. Make America great… it had never been. Oder wie Matthew Quick 9n ANSTAND schrieb: „Bei den Deutschen waren die Nazis irgendwann weg, die amerikanische Regierung ist immer noch da und fühlt sich wohl.“



IMMER WIEDER DUTROUX by Martin Compart
7. November 2018, 4:09 pm
Filed under: Conspiracy, Dutroux, ORGANISIERTE KRIMINALITÄT, SODOM-KONTRAKT | Schlagwörter: , , ,

Heute haben es die Pädophilen-Ringe natürlich leichter: Sie bedienen sich aus der Flut von ungeschützten Flüchtlingen und müssen nicht mehr den Raub von Kindern aus den unteren Schichten westeuropäischer Staaten riskieren.

Für das Nachwort einer Neuauflage der Gill-Romane habe ich mich mal wieder mit den Unterlagen zum Fall Dutroux beschäftigt, die ich seit der Arbeit an DER SODOM KONTRAKT sammle. Dabei ist mir diese ZDF-Reportage aus 2001 „wohltuend“ aufgefallen, die ich hiermit wider des Vergessens präsentiere.

Vergessen wir nicht: Wenig wurde aufgeklärt und das MEISTE vertuscht. Wie tief in Brüssel ansässige EU-Personen verwickelt waren (das habe ich im SODOM KONTRAKT zu verdeutlichen versucht), wurde NIE thematisiert oder untersucht.

Ausgerechnet die EU mit ihren vielen Institutionen, Mitarbeitern und Parlamentariern existierte völlig unberührt von den Vorgängen, während „nur“ belgische Institutionen und Personen involviert gewesen sein sollen?

Vielleicht musste man ja so vieles vertuschen, damit die wenig beliebte EU nicht darüber auseinandergeflogen wäre oder sich die Aversionen ihr gegenüber noch mehr vertieft hätten.

The Eurocrats and Marc Dutroux I



Anmerkungen zu Berlin Babylon by Martin Compart
2. November 2018, 7:31 pm
Filed under: Deutsches Feuilleton, TV | Schlagwörter: , , , ,

Anmerkungen zu Berlin Babylon



B.TRAVEN – DER TOTENSCHIFFER by Martin Compart

Er war Albert Einsteins Lieblingsautor. Zu seinen Fans gehörten so unterschiedliche Autoren wie Bert Brecht oder die Beats (die sich auch gerne in Mexiko rumtrieben). Nach seinem Tod würdigte ihn der mexikanische Präsident als den Mann, der Mexiko eine literarische Stimme gegeben hat.

Seine 12 Romane und zahlreichen Erzählungen, die von 1926 bis in die 1960er Jahre erschienen, wurden in 25 Sprachen übersetzt und weltweit in über 30 Millionen Exemplaren verkauft.
Zweifellos ist B.Traven einer der wichtigsten und erfolgreichsten Schriftsteller des 20.Jahrhunderts.

Unzählige Artikel, Bücher und TV-Dokumentationen beschäftigten sich mit diesem mysteriösen Autor, der versuchte, völlig im Schatten seines Werkes zu verschwinden.

Auch darin stimmt ihm sein großer Verehrer, Paul Theroux, zu:
The creative person should have no other biography than his books.” Seine besondere Beziehung zu Traven drückte er aus: “In the early, searching part of my life, as a teacher in Africa and South-east Asia, when I read everything, including the small print on the labels of ketchup bottles, I`d happened upon The Death Ship and discovered a writer to my taste. B. Traven was a rebel, a wanderer, a bitter satirist, an underdogger – and a mystery”. “Hidden, productive, loved; living in Mexico, a restless man, a linguist, a photorgapher, an occasional explorer in the jungle – sought out but never found – he had always been a hero to me, especially now, as I reflected I was living at home near my mother and among my contentious family, deeply in debt, pitied by my children, unregarded, unproductive, unloved”.

Für Theroux ist das „Traven-Rätsel“„das größte literarische Geheimnis des 20.Jahrhunderts“ (The Times, 22.6.1980).

Dem britischen Fernsehjournalisten Will Wyatt gelang es 1978 für seine TV-Dokumentation Travens Identität zu klären; dem folgte das Buch „The Man Who Was B. Traven“, 1980.


Ausgehend von Wyatts Erkenntnissen begann der Bochumer Literaturwissenschaftler Hauschild ein exzessives Akten- und Dokumentenstudium, um Identitäten und Aufenthaltsorte Travens bis 1924 wissenschaftlich zu klären. Im Nachgang zu seinem voluminösen Werk „ „B. Traven – Die unbekannten Jahre“, (Edition Voldemeer Zürich/Springer Wien New York, 696 S., Euro 38,86,), legt Jan-Christoph Hauschild nun eine hinsichtlich der Jahre bis 1924 abgespeckte und mit leichter Hand geschriebene Version seiner Traven-Forschung vor. Wissenschaftlich fundiert, liest sich DAS PHANTOM wie ein Thriller und macht Lust, Traven wieder oder neu zu entdecken.

Hier gibt der Wissenschaftler seinem Affen richtig Zucker und erzählt im Präsenz und besten feuilletonistischen Stil Travens Leben, seine Verschleierungstaktiken und das seiner Bücher. Hauschild zeigt auch Travens Widersprüche aus einer eigentümlichen „Mischung aus Idealismus und Cleverness“.

Die Identität des proletarischen Schriftstellers war ein von ihm selbst gut verschleiertes und gehütetes Geheimnis, immer wieder Anlass für Spekulationen.
Bevor er die Hitler-Tagebücher entdeckte, verkündete zum Beispiel STERN-Reporter Gerd Heidemann die Identität Travens als unehelichen Sohn Kaiser Wilhelms.

Jan-Christoph Hauschild: „…durch ein umfassendes Sicherheitssystem von Deckadressen und Postschließfächern auf Distanz; für geschäftliche Kontakte schlüpfte er in die Rolle seines angeblichen Bevollmächtigten Hal Croves. Unter diesem Namen hat er sich 1947 von John Huston als Berater für die Romanverfilmung des ´Schatzes der Sierra Madre` (mit Humphrey Bogart) engagieren lassen und 1959 die Premiere des ´Totenschiff`-Films (mit Horst Buchholz) in Berlin besucht…

Auch seine Themen, im ´Totenschiff das Schicksal staatenloser Billiglohnarbeiter, im ´Caoba`-Zyklus die Unterdrückung und Ausbeutung der indigenen Bevölkerung, haben an Aktualität nichts eingebüßt. Eher schon liefern die von ihm angewandten Kunstmittel einen Grund… ´Und der Rückgriff auf Elemente der Unterhaltungsliteratur ist einer dauerhaften Etablierung im Kanon der deutschen Literatur auch nicht gerade förderlich gewesen. In Verbindung mit seiner scharfen Kritik am kapitalistischen System, dem modernen Verwaltungsstaat und den Staatsreligionen verschaffte es ihm weltweit Geltung als proletarischer Schriftsteller ersten Ranges.“

Wer noch nie Traven gelesen hat, findet mit diesem Buch einen unterhaltsamen und spannenden Einstieg in eine literarische Welt, die den Angefixten nie wieder los lässt.


Broschiert: 320 Seiten
edition TIAMAT, 2018.
24,00 €

https://edition-tiamat.de/