Martin Compart


NOIR-WESTERN: JOE R.LANSDALEs DAS DICKICHT by Martin Compart
30. Juni 2016, 8:03 am
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Das Dickicht von Joe R Lansdale

Das Dickicht von Joe R Lansdale

 

 

Das hat man doch alles schon x-Mal gelesen oder gesehen:

Die Schwester des Helden wird von Schurken entführt und der Held stellt daraufhin ein Wild Bunch zusammen, mit dem er die bösen Jungs verfolgt bis zum Showdown in einer möglichst schaurigen Umgebung.

Denkt man.

Und dann kommt Joe R.Lansdale daher und erzählt diese Geschichte, wie man sie eben doch noch nie gelesen oder gesehen hat. Es ist seine Version von TRUE GRIT, einem Schlüsselroman des Noir-Westerns.

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Angefangen beim Ich-Erzähler. es ist ein weiterer Spät-Western oder Heimatroman (er spielt ca.915), dessen Held ein Junge an der Schwelle zum Erwachsenwerden ist. Lansdale hat wieder seine „Mark Twain-Stimme“ und berichtet, wie zuvor in THE BOTTOMS, EDGE OF DARK WATER oder A FINE DARK LINE, über die Vergangenheit seiner Heimat Ost-Texas als Western. Authentisch, noir und mit einer berauschenden Sprache beschreibt er die Düsternis der glorreichen Vergangenheit eines Teilstaates der USA, der eher zum Süden, wie Louisiana gehört, als zum Südwesten wie Texas. Damit streift er auch immer wieder „Gothic-Themen“ (nicht von Ungefähr schrieb Lansdale Weird Western wie die Comic-Serie JONAH HEX). „A glory that costs everything and means nothing“, wie Steve Erickson sagte.

Die Schurken des Buches gehören zu den übelsten der jüngeren Noir-Literatur. Ihre Bösartig erwächst genau daraus, was der Western als amerikanische Ideologie so gerne verkündet: die rücksichtslose Durchsetzung eigener Interessen, die weder vor Tötung noch Sabotage des Allgemeinwesens zurück schreckt.  Wobei das hier geschilderte Allgemeinwesen auch nicht gut davon kommt .Die Lynch-Szene, die der junge Protagonist beobachtet, zeigt die Stadtbewohner kaum weniger barbarisch als die Outlaws,

Lansdale gehört zu den kraftvollsten Stimmen der US-Literatur und nur wenige andere haben ein ähnlich breites Spektrum: SF, Fantasy, Crime, Western, Horror. In allen von ihm gewählten Genres schreibt er Herausragendes.

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Dieser Roman gehört zu seinen besten. Alles ist da, was man von Lansdale erwartet: Knallige Dialoge, aberwitzige Charaktere, beängstigende Naturbeschreibungen und ein flüssiger Stil, dessen Feinheit leicht erscheint, da er das rasante Tempo voran treibt. Nebenbei lässt er seine Figuren anregend und charakteristisch über Gott und die Welt philosophieren. Für seinen intelligenten Witz ist der Autor hinreichend bekannt. Cormac McCarthy behält immer eine gewisse Distanz zum Leser; Lansdale saugt ihn auf und zwingt ihn in seinen Kosmos, gibt ihm keine Chance, aus dem Buch auszusteigen.

Eine der Wurzeln der Noir-Literatur ist die Hard-boiled Novel, Diese hat wiederum einiges dem Western-Genre zu verdanken. Eine Beziehung zwischen Noir und Western ist naheliegend und gibt es schon länger, auch wenn das außerhalb des Medium Films seltener geschah. Neuere Autoren wie Tom Franklin oder James Carlos Blake haben den Noir-Western neue Popularität verschafft – dazu demnächst mehr.

 

Als Anhang mein altes Lansdale-Nachwort aus DUMONT NOIR Bd.23 SCHLECHTES CHILI. Einiges ist inzwischen veraltet, und die Bibliographie natürlich nicht auf dem neuesten Stand.

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DER MANN AUS TEXAS

„Das Blöde ist, die Leute denken, wenn sie meine Bücher lesen: So läuft das also in Texas. Aber das stimmt nicht. Es sind Romane. Wenn ich über Maine schriebe, würde ich über die dortigen bösen Buben schreiben. Verdammt nochmal, ich bin Kriminalschriftsteller und kein Angestellter des Touristenverbandes. Ich suche mir die Bereiche der menschlichen Natur aus, die ich beleuchten will. Das heißt doch nicht, daß in Texas an jeder Ecke ein Rassist oder ein brutaler Redneck lauert. Aber man kann es natürlich auch nicht verschweigen. Das Böse lauert überall in den USA“, sagt Joe R.Lansdale und sieht dabei aus wie die Idealbesetzung für sein alter ego Hap. Kein Kerl, der sich von einem Dorfschläger ungestraft ein Bier über den Kopf schütten läßt. Lansdale ist ein echter tough guy, der in seinem Leben oft die dornigen Straßen gewählt hat, und für den Überleben auch Kampf ist. Und er ist ein Mann von Ehre: „Wenn es keine Guten in dieser Welt gäbe, die aufstehen und sich gegen das Böse stellen, wäre alles noch schlimmer. Die paar Aufrechten sorgen dafür, daß der Scheck nicht platzt.“ Dabei hilft dem Schwarzgurt natürlich auch, daß er seit über dreißig Jahren Kampfsport betreibt. Wenige andere Autoren in der zeitgenössischen amerikanischen Literatur haben das Ohr so dicht am bösen Herzen Amerikas.

image004[1]Kaum ein Autor zeigt so unsentimental und konsequent wie sich das Böse in God’s Own Country eingeschlichen und festgesetzt hat. Und das erschreckendste dabei: Seine Figuren sind dreidimensional, absolut lebenswirklich und keine dumpfen Horrorgestalten. Lansdale läßt den Leser zwar nicht unbedingt an jeder Entwicklung seiner Schurken teilhaben, aber er verharmlost sie auch nicht als Comic-Bösewichter. „Das Böse besteht für mich darin, wie Menschen miteinander umgehen. Dummheit und sogar Gemeinheit müssen nicht unbedingt wirklich böse sein. Gemeinheit kann natürlich tief böse sein. Selbst dumme Menschen können böse Handlungen begehen. Das Böse kommt von innen, und die Art und Weise, wie man als Kind behandelt wurde, hat viel damit zu tun. Ich denke aber auch, daß eine bestimmte genetische Disposition genauso wichtig ist. Durch eine bestimmte Sozialisation kann die aktiviert werden. Wenn man einem Kind kein Mitgefühl vermittelt, wird es nie mitfühlen lernen. Ich bin davon überzeugt, daß es Menschen gibt, die ohne die Fähigkeit zum Mitfühlen geboren werden. Ihnen fehlt die genetische Disposition. Manche Leute sind so intensiv Ich-bezogen, daß sie andere nicht mal als Lebewesen wahrnehmen. Schlecht gepolt. Und die können sehr, sehr böse sein.“

An Gerechtigkeit glaubt er sowieso nicht mehr; jedenfalls nicht, was ihre Durchsetzung durch staatliche Strukturen, die er als verrottet analysiert, angeht. „Klar ist da auch Vigilantismus in meinen Romanen. Hap und Leonard überschreiten diese Grenzen zur Selbstjustiz. Ich bin aber kein Anhänger des Vigilantentums. Eher ein Anhänger simpler alttestamentarischer Moral. Es ist nun mal so, daß korrupte Bullen oder einflußreiche Gangster über dem Gesetz stehen. Bei mir geht es um Fegefeuer und Verdammnis. Naja, Pistolenfeuer und Verdammnis.“

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Joe Richard Lansdale wurde am 28.Oktober 1951 in Gladewater, Texas geboren. Eine ehemalige Öl-Stadt, die nach dem Boom völlig herunterkam. „War ein verdammt harter Ort zum Leben.“ Dort und in Mount Enterprise wuchs er auf. Sein Vater hatte während der Depression als Kirmesboxer den Lebensunterhalt verdient und vermittelte dem Sohn eine eiserne Arbeitsethik. Obwohl seine Eltern keine gebildeten Leute waren, ermutigten sie den Sohn, der sich zu einer Leseratte entwickelte und als Junge schon Geschichten schrieb. „Ich saß rum und las im Wörterbuch. Ich las die Bibel und die Werke Shakespeares. Natürlich auch Lone Ranger- und Superhelden-Comics. Edgar Rice Burroughs, und ungefähr mit vierzehn entdeckte ich die Noir-Romane der Gold Medal-Reihe.“ Noch auf der High School arbeitete er nebenher als Müllmann. Er studierte in Austin und Nacogdoches an der University of Texas mit Unterbrechungen, in denen er mit allen möglichen und unmöglichen Jobs Geld verdiente, unter anderem als Ziegenzüchter und Feldarbeiter. Wie Hap schlug er sich mit den unterschiedlichsten Jobs durch: Saisonarbeiter auf den Farmen, Industriearbeiter oder als Handlanger für Klempner und Teppichleger. „Ich habe alle Jobs gemacht, die auch Hap hatte. Er hat viel von mir. Er ist so wie ich, wenn ich etwas weniger ambitioniert wäre und ein paar blöde Fehler mehr gemacht hätte. Natürlich hat auch Leonard Aspekte von meiner Persönlichkeit. Man kann nicht über jemanden schreiben, der nichts von einem selbst hat. Egal ob es ein Ganove oder eine Frau ist. Aber Leonard basiert auch auf einigen Leuten, die ich kenne.“lansdale_joe_r[1]

Neben seinen miesen Jobs schrieb er. Lansdale war ein aktiver Gegner des Vietnamkrieges und wollte eher ins Gefängnis gehen, als für die Interessen des militärisch-wirtschaftlichen Blocks in Südostasien Leute zu ermorden oder selbst ermordet zu werden. Ein wohlmeinender Arzt schrieb ihn untauglich, so blieb ihm im Gegensatz zu Hap das Gefängnis erspart. „Eigentlich war das ein harter Knochen. Aber vielleicht hatte er zuviele Jungs rübergeschickt und in Leichensäcken zurückkommen sehen.“ 1970 heiratete er zum ersten Mal und wurde zwei Jahre später geschieden. 1973 heiratete er Karen Ann Morton, die er an der Universität kennengelernt hatte. Gemeinsam mit ihr gab er die Kurzgeschichtensammlung DARK AT HEART heraus. Mit Sohn und Tochter leben die Lansdales in Nacogdoches, 32260 Einwohner.

Pulpmaster_Berlin_06[1]Schon als Kind hatte er Schriftsteller werden wollen, und 1981 machte er seinen Traum war und wurde hauptberuflicher Autor. „Ich war ein Hausmann. Wenn meine Frau als Dispatcher der Feuerwehr arbeitete, saß ich daheim, hütete meinen Sohn und schrieb. Er schlief kaum, und ich konnte nur in zwanzig Minuten Intervallen schreiben. Einiges von dem Zeug war wirklich fürchterlich, und ich bekam tausend Ablehnungsschreiben.“ Wie Kollege Loren D.Estleman einmal richtig bemerkte: „Erfolg ist eine Frage des Portos.“ Im selben Jahr erschien sein erster Romasn ACT OF LOVE. Es war sein erster Noir-Thriller und ein Blick in die Psyche eines Serienkillers, lange bevor Serial killer-novels zu einem breitgetretenen Subgenre wurden. Das Buch ist hart, rücksichtslos und gilt einigen Fans, wie Bill Crider, als Lansdales am besten konstruiertes Buch. „Ich will den Tod nicht trivialisieren. Manche Szenen sind so brutal, weil ich die Gewalt nicht verharmlose. Ich war früher in einige Schlägereien verwickelt und weiß, was Gewalt bedeutet. Das heißt nicht, daß ich mich gerne prügele. Ganz im Gegenteil: Ich hoffe, ich werde nie wieder eine gewalttätige Auseinandersetzung erleben.“grlg[1] Zuvor hatte er bereits zahlreiche Kurzgeschichten in semi-professionellen Magazinen, sogenannten Fanzines, veröffentlicht. Berühmt wurde er in den 80er Jahren aber vor allem durch seine Kurzgeschichten, besonders seine Horror-Stories. „Wenn der Kontostand sich bedenklich senkte, lieh ich mir ein billiges Horror-Video aus. Meine Frau machte Popcorn, und ich setzte mich damit vor den Rekorder. Jedesmal, wenn ich das Popcorn aß und einen miesen Film sah, bekam ich die unglaublichsten Wachträume und Ideen für Stories. Wahrscheinlich lag es an dem Fett.“

Lansdale schrieb eine große Anzahl von Horrorgeschichten, die wirklich Angst machen. Seine besten gehören zum Allerbesten was in diesem Genre je geschrieben wurde. Da hat er wohl gelernt, wie man eine Atmosphäre aufbaut, die dem Leser Schweißperlen auf die Stirn treibt und den Herzschlag erhöht. Mit traumwandlerischem Gespür weiß er genau, was er beschreibt und – oft noch wichtiger – was er weglassen muß, um den Leser an der Gurgel zu packen und durchzuschütteln. Lansdale-Lektüre ist eine gute Diät: Man verliert Gewicht dabei. Für Furore sorgte er am Anfang seiner Karriere in der Splatter-Punk-Szene, für die er ultrabrutale und gnadenlos geschmacklose Stories schrieb, die jeden Vergleich mit Clive Barker aushalten. Aber es wäre zu kurz gegriffen, ihn auf den reinen Splatter-Punk zu reduzieren. Lansdale experimentierte schon früh mit cross-overs und schrieb einige beeindruckende Synthesen aus Western und Horror wie den Roman THE MAGIC WAGON. Lovecraft meets Louis L’Amour.

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1988 erhielt er für THE NIGHT THEY MISSED THE HORROR SHOW den Bram Stoker Award, ein Jahr später für die Novelette (Kurzroman oder Novelle) ON THE FAR SIDE OF THE CADILLAC DESERT WITH DEAD FOLKS ebenfalls. Lansdale, der ein typisches Multimedia-Kind der Swinging Sixties ist, interessierte sich immer auch für Comics (darin ist er Max Allan Collins ähnlich) und nahm begeistert das Angebot des DC-Verlages (SUPERMAN, BATMAN) an, für die mit Horrorelementen durchsetzte Serie JONAH HEX zu schreiben. Für die Episode TWO GUN MOJO wurde er 1994 ebenfalls mit dem Bram Stoker Award ausgezeichnet. 1997 dann nochmals für die Novelle THE BIG BLOW. Außerdem erhielt der ehemalige Vizepräsident der Horror Writers of America noch den British Fantasy Award und den American Mystery Award. Die JONAH-HEX-Geschichte RIDERS OF THE WORM AND SUCH verursachte eine rechtliche Auseinandersetzung: Die Bluesmusiker Johnny und Edgar Winter verklagten den DC-Verlag, weil in dem Comic zwei „halb-menschlich, halb Wurm“-Albino-Bösewichter mit den Namen Johnny und Edgar Autumn ihr Unwesen trieben. Der Comic Book Legal Defense Fund kam zu Hilfe und berief sich auf das Recht auf freie Rede. „War eine Satire über Gestalten aus der Öffentlichkeit“, grinst Lansdale, der damit einmal mehr die Grenzen des guten Geschmacks hinter sich gelassen hatte. 1994 drehte James Cahill auf Video eine 20 Minuten lange Version von DRIVE-IN DATE, zu der Lansdale das Drehbuch schrieb.

Zu den Autoren, die ihn beeinflußt haben, zählt er Richard Matheson, Dean R.Koontz, Evan Hunter und Flannery O’Connor. „Von Edgar Rice Burroughs habe ich gelernt, wie wichtig das Tempo für einen Roman oder eine Novelle ist. Auch Kipling, Jack London, Mark Twain, Conan Doyle oder Max Brand wußten das. Eine ganze Reihe von Autoren haben mir etwas gegeben. Darunter William Goldman, T.V.Olsen, Ray Bradbury, Jack Finney, William F.Nolan, Robert Bloch, Harry Crews, Raymond Chandler, Hammett, James M.Cain, Gerald Kersh, Harlan Ellison, Pete Hamill, William Kotzwinkle… Ich könnte die Liste endlos fortsetzen. Außerdem bin ich natürlich vom Kino, Radio, Fernsehen und Comics beeinflußt.“ 1996 beendete Lansdale ein Fragment seines Idols Burroughs zum Roman TARZAN: THE LOST ADVENTURE.

„Ich bin ein Regionalist. Ich schreibe fast ausschließlich über Osttexas. Ich sehe mich aber auch in der Tradition von Jack London und Mark Twain: als Unterhaltungsautor, der auch etwas über die Welt zu sagen hat. Ich meine damit nicht, daß ich in derselben Liga wie London oder Twain spiele, aber ich eifere ihnen nach und habe dieselbe Zielsetzung. Ich sehe mich nicht als Nihilist oder Existentialist. Das interessiert mich gar nicht. Aber eher bin ich existentialistisch orientiert als nihilistisch, obwohl ich natürlich nihilistische Charaktere beschreibe. Ich sehe mich als eine Kombination aus Realismus und Humanismus.“

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Der erste Hap & Leonard-Roman SAVAGE SEASON ist eine Abrechnung mit den 60er Jahren. „Ich wollte in einem Buch darstellen, was aus den Idealen dieses Jahrzehnts geworden ist. Es gab damals einen Moment, als wir glaubten, wir könnten Utopia errichten. Wahrscheinlich war das immer nur eine mythische Vorstellung, aber wir waren jung genug, um zu glauben, daß alles möglich sei und wir wirklich die Welt verändern könnten.“ Der Roman ist ein harter, schwarzer Thriller und eine Meditation über den langsamen Tod des 60er Jahre-Idealismus. Hap ist den Idealen der 60er treu geblieben, aber kein blauäugiger Idealist. Der Pragmatiker Leonard, geprägt durch die Black Experience, hat als Vietnamveteran die Swinging Sixties aus einer weniger romantischen Perspektive erlebt und neigt nicht im geringsten zur Verklärung. Daß Leonard Pine ein schwarzer Homosexueller ist und Hap hetero, macht die Freunde zu einem der ungewöhnlichsten Duos des modernen Noir-Romans. „Ich habe immer gegen die Trends im Buchgeschäft gearbeitet. Und jedesmal nach einigen Jahren festgestellt, daß sich das Klima in meinem Sinne geändert hat. Leider habe ich nie davon profitiert. Heute sieht man schwule Charaktere ganz selbstverständlich und nicht diskriminiert in Büchern, Comics, Filmen oder Fernsehserien. Eine Menge schwuler Leser haben mir geschrieben, daß sie Leonard mögen, weil er keine Stereotype ist. Ich bin sehr stolz auf dieses Urteil.“

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Hap und Leonard waren nicht als Serienprotagonisten geplant. „Ich wollte kein weiteres Buch über Hap und Leonard schreiben. Als ich MUCHO MOJO begann, funktionierte das Buch nicht. Erst als ich Hap und Leonard in die Geschichte einbaute, klappte es. Meine Agentin meinte, ich solle nicht weiter über diese Typen schreiben und das Buch nicht veröffentlichen. Also legte ich es zehn Monate in die Schublade und schrieb irgendeinen Mist. Dann sagte ich mir: So läuft das nicht. Ich schreibe, was ich schreiben will. Ich feuerte meine Agentin und schrieb das Buch fertig.“51p3KTB2FbL._AC_UL320_SR206,320_[1]

Während SAVAGE SEASON noch sehr stark plotorientiert war, lehnte sich Lansdale bei diesem Buch entspannt zurück und ließ Hap übernehmen. James Crumley sagte über den Roman: „Nicht nur ein großartiger Kriminalroman voller unerwarteter Wendungen, sondern auch der beste Roman, den ich über die Freundschaft zwischen einem Schwarzen und einem Weißen gelesen habe.“ Der dritte Roman, THE TWO-BEAR MAMBO, wurde von David Lynch unter Filmoption genommen und „brachte mir mehr Geld, als ich in fünf Jahren zusammen verdient hatte“. Auch sein Horror-Western DEAD IN THE WEST wurde unter Filmoption genommen: von Dark Horse Entertainment (THE MASK). COLD IN JULY wurde von Regisseur John Irvin gekauft. „Ich weiß nicht, ob sie je einen Film daraus machen. Erst werden sie eine Yankee-Story daraus machen und dann die Handlung nach Kalifornien verlegen. Und dann stellen sie fest, daß dieses Ding nicht funktioniert, denn es kann nur in Texas funktionieren.“ Der Roman ist – wenn man überhaupt einen Vergleich wagen will – eine Art Höllenversion von John D.MacDonalds THE EXECUTIONERS (CAPE FEAR). In TWO-BEAR MAMBO führt Hap und Leonard der Weg ins fiktive Grovetown, die wahrscheinlich übelste Rassistenstadt der amerikanischen Kriminalliteratur. „In Texas gibt es einen Ort namens Vidor, der dafür ein bißchen Modell gestanden hat. Da gibt es sogar eine Buchhandlung des Ku Klux Klan. Der Ort ist nicht typisch für Texas. Die Leute denken oft, wir fahren hier mit pick-ups und Gewehren durch die Gegend. Stimmt nicht. Heute ist der Klan nur noch eine kleine Gruppe und selbst durchschnittliche Rassisten halten die Klan-Mitglieder für Feiglinge. Aber Vidor ist eine Ausnahme. Als ich dort war, war ich wirklich erstaunt. Es gibt keine Schwarzen in Vidor. Ich konnte kaum glauben, daß es so einen Ort gibt.“

Lansdale arbeitet jeden Tag fünf bis sechs Stunden als Schriftsteller (immer nur ein Projekt, nie gleichzeitig an verschiedenen), bevor er abends in seinem vom Honorar für TWO-BEAR MAMBO gekauften Studio Kampfsport unterrichtet.

DieInspiration für seine Romane und Erzählungen kommt aus den unterschiedlichsten Quellen. Die Initialzündung für SCHLECHTES CHILI lieferten die lokalen Nachrichten: „Es gab in Texas einige Schwulenmorde. Einer passierte in Tyler, eine Gegend, in der ich aufwuchs. Ich verfolgte im Fernsehen die Berichterstattung und mir kamen einige Ideen… Klar, Hap und Leonard brauchen Geschichten, die in Texas spielen. Sonst funktionieren sie nicht.“ Trotz des überragenden Erfolges seiner Hap & Leonard-Romane will Lansdale auch künftig in unterschiedlichen Genres arbeiten: „Ich habe nicht vor, ausschließlich Kriminalromane zu schreiben. Ich habe auch nicht vor, sogenannte literarische Sachen zu schreiben. Ich glaube, daß – egal was für ein Genre – jedes gute Buch automatisch gute Literatur ist.“

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Bibliographie (bis 1998):

ACT OF LOVE (deutsch bei Mass Verlag, Berlin), New York: Zebra, 1981.

TEXAS NIGHT RIDERS (als Ray Slater), New York: Leisure, 1983.

DEAD IN THE WEST, New York: Space and Time, 1986.

THE MAGIC WAGON, New York: Doubleday, 1986.

THE NIGHTRUNNERS (deutsch als rororo 22224, 1998), Illinois: Dark Harvest, 1987.

THE DRIVE-IN: A B-MOVIE WITH BLOOD AND POPCORN (deutsch bei Pulp Master, Berlin), New York: Bantam, 1988.

COLD IN JULY (KALT BRENNT DIE SONNE ÜBER TEXAS, rororo 13768, 1997), New York: Bantam, 1989.

BY BIZARRE HANDS (Stories), Kalifornien: Ziesing, 1989.

SAVAGE SEASON, Kalifornien: Ziesing, 1990.

THE DRIVE-IN 2: NOT JUST ONE OF THEM SEQUELS, New York: Bantam, 1990.

STORIES BY MAMA LANSDALE’S YOUNGEST BOY (Stories, Oregon: Pulphouse, 1991.

ON THE FAR SIDE OF THE CADILLAC DESERT WITH THE DEAD FOLKS (Stories), Colorado: Roadkill Press, 1991.

THE STEEL VALENTINE (Stories), Oregon: Pulphouse, 1991.

BATMAN: CAPTURED BY THE ENGINES, New York: Warner, 1991.

STEPPIN‘ OUT, SUMMER ’68. (Stories) Colorado: Roadkill Press, 1992.

BATMAN: TERROR ON THE HIGH SKIES (Kinderbuch), Boston: Little Brown, 1992.

TIGHT LITTLE STITCHES ON A DEAD MAN’S BACK (Stories), Pregon: Pulphouse, 1992.

DRIVE-BY (mit Andrew Vacchs und Gary Gianni), Massachusetts: Crossroads Press, 1993.

MUCHO MOJO (TEXAS BLUES, rororo 13767, 1996), New York: Mysterious Press, 1994.

WRITER OF THE PURPLE RAGE (Stories), Baltimore: CD Publications, 1994.

ELECTRIC GUMBO (Stories), Quality Paperback Book Club, 1994.

THE TWO-BEAR MAMBO (MAMBO MIT ZWEI BÄREN, rororo 13958, 1997), New York: Mysterious Press, 1995.

TARZAN’S LOST AVENTURE (mit Edgar Rice Burroughs), Dark Horse, 1996.

A FISTFUL OF STORIES (Stories)

ATOMIC CHILI: THE ILLUSTRATED LANSDALE (Stories)

THE GOOD, THE BAD, AND THE INDIFFERENT (Stories)

BAD CHILI (SCHLECHTES CHIL, DuMont Noir 23, 2000), New York: Mysterious Press, 1997.

RUMBLE TUMBLE , New York: Mysterious Press, 1998.

https://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss_2?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&url=search-alias%3Dstripbooks&field-keywords=joe+Lansdale

 

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News: MUSIKBUCH by Martin Compart
28. Juni 2016, 10:12 am
Filed under: MUSIK | Schlagwörter: ,

Ich habe nicht geglaubt, dass nach Greil Marcus, Nik Cohn oder Jon Savage mir ein deutscher Autor irgendwas interessantes über die Geschichte de Pop-Musik vermitteln könnte. Falsch.

The Story of Pop von Karl Bruckmaier

The Story of Pop von Karl Bruckmaier

Demnächst mehr an dieser Stelle. Aber kaufen würde ich das Buch sofort:



HAWAI 5.O by Martin Compart
27. Juni 2016, 1:10 pm
Filed under: TV-Serien | Schlagwörter:

„Hier ist FIVE O ! Machen Sie sofort die Tür auf!“

„Hier ist BVB 09. Die Tür bleibt zu.“



DR.HORROR ERKLÄRT DIE WELT by Martin Compart
27. Juni 2016, 7:03 am
Filed under: Dr. Horror | Schlagwörter: , ,

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AKIMs TOD – FLUGHAFEN BER – BREXIT: EIN TRILEMMA —

ABER DEUTSCHLAND SIEGT!

Seitlich steht der Fernseher. Es läuft das Spiel eines laut AfD-Höcke 1000-jährigen Reiches, Deutschland, gegen die Slowakei. Eine einfache Sache, sollte man meinen. Nationalhymnen – und dann ran!

Gestern rief Martin Compart an. Wir lästerten über uns und andere, Scheiße, ich musste kurzfristig einen Singapur-Flug absagen und überhaupt. Überhaupt, berichtete Martin, sei der größte Fan von Hansrudi gestorben, ein gewisser Dietmar Stricker. Karl May starb an Bleivergiftung, Stricker im Alter von 66 Jahren. Den Namen dieses Fans – angeblich ein Urgestein der Szene, das keine Familie kannte, nur um sich ungestört dem Sammeln von Comic-Heften widmen zu können und, wie Peter Pan, niemals erwachsen werden zu müssen – hatte ich noch nie gehört. Ich googelte und fand trotzdem gleich ein Foto des mir nicht bekannten Stricker-Fans. Im Internet scheint mittlerweile jeder herumzulungern, selbst Leute wie du und ich. Stricker trug keine Strickweste, sondern ein kariertes Hemd, so wie wir alle vor vierzig Jahren. Das war Ost und West gemeinsam. Entweder hatte er es seit vier Jahrzehnten nicht abgelegt oder wenigstens zwanzig gleiche Motive gesammelt und zur Auswahl im Kleiderschrank aufgehängt, zwischen Comic-Alben und Mottenkugeln. (Nein, mütterliche Skelette heben diese Leute nicht auf, entgegen dem, was uns Alfred Hitchcock und der Autor der Vorlage, Robert Bloch, in Psycho weismachen wollten. Grund genug hätten sie allerdings, denn meist waren es strenge Mütter, die die Schmutz & Schund-Hefte, die ihre lieben Jungs anhäuften, im Ofen verbrannten: das Kindheitstrauma jedes echten Sammlers.)

Tor. Boateng. Der Mann, den die AfD nicht zum Nachbarn haben will. Draußen böllern die Nachbarn und stoßen auf das Tor an. „Ein guter Neger“, möchte man mit Joachim Herrmann rufen. Im Fußball kann es gar nicht genug Ausländer geben.

Aber zurück zu Stricker. Der Mann ist nun schon ein gutes oder schlechtes halbes Jahr tot: verstorben am 22. Oktober 2015. Dieser Blog ist halt nicht auf dem Laufenden. Lieber tot als unfähig! lese ich im SPIEGEL. Das macht Stricker jetzt aber auch nicht mehr lebendig. Stricker war von Beruf Nostalgiker. Er betrieb seit einiger Zeit einen Verlag gleichen Namens, den Nostalgiker-Verlag, in dem er Comic-Serien fortführte, die nur den wahren Nostalgikern unter uns etwas bedeuten. Leuten, die noch heute am muffigen Geruch ihrer Heftchen hängen. Zum Beispiel Akim. Akim der Dschungelheld.

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Frage in einem Internet-Forum: Wie bekommt man aus alten Comic-Heften den „Müffel“geruch heraus? Für ein Archiv wurden sehr viele Softcover Ausgaben aufgekauft, die fast alle stark müffeln und die anderen „anstecken“. Was ratet Ihr mir?

Wegwerfen!

Ich muss doch sehr bitten. Auf eine seriöse Frage gehört eine seriöse Antwort.

Bei Schimmelgeruch, mit kleinen farbigen Pickeln, so ein Rat, ist schon Vorsicht geboten! Da besteht bei einigen Sorten schon akute Gesundheitsgefährdung beim Einatmen der Sporen.

Im Wetterbericht hoffen sie, dass die durch den Klimawandel mitverursachten Unwetter mal eine Pause einlegen.

Gegen muffigen Geruch helfe folgendes:

Comic in einen verschließbaren Behälter (Plastikbox etc.) geben, dazu reichlich Kaffeepulver. Nach ca. 14 Tagen ist der Geruch verschwunden.

14 Tagen, maximal Wochen. Die Hefte sind gerettet, aber auch das macht Stricker, den König der Nostalgiker, nicht lebendig. Während ich mit Martin telefoniere, suche ich im Internet nach Fotos dieser Comic-Nostalgiker: sie sind ergraut, schauen müde, einem scheinen die Vorderzähne zu fehlen, zwei haben Bierbäuche. Prost. Eine offensichtlich vom Aussterben bedrohte Spezies.

Wann kommt eigentlich das nächste Tor?

Die Briten haben immerhin schon wenige Tage zuvor ein Eigentor geschossen, das geschichtlich und ökonomisch noch viel Spaß machen dürfte, wenn es stimmt, dass unser kapitalistisches Finanzsystem im Grunde nur auf Gottglauben gebaut ist. Wahrscheinlich der starke Regen, die Unwetter, überhaupt der Klimawandel. Das alles steigt gehörig in die Birne. In der Zeitung lese ich, nun bedrohe ein Trilemma die Weltwirtschaft. Das klingt unheimlich. Eine Phase der Unsicherheiten stehe bevor, heißt es da, denn London – das war mir neu – ist einer der wichtigsten internationalen Finanzplätze und die Notenbanker hätten, anders als die Fußballer, die Munition schon verschossen, was wohl heißt, dass ihnen zwar nicht die Boni, wohl aber die Bälle ausgegangen sind. Jede Staatspleite – aha! also nicht nur die Griechen! – könnte sich jetzt sofort zu einer globalen Finanzkrise ausweiten. Global, von China bis zum Nordpol. Die Pole sollen ja auch schmelzen.

Im Fernseher feuert das germanische Publikum seine Spieler an. Erst mal saufen, dann dieses Trigema, die Sache mit dem Affen, der nur in Deutschland arbeitet und garantiert („ein echter Edgar Wallace!“ – denn haben sie in Spandau gedreht und nicht in London) kein Outsourcing betreibt.

2:0 durch Mario Gomez. Na also.

Von wegen Tripendo!

Die Renten, hat Blüm gesagt, sollen auch nicht mehr sicher sein.

VW – die Versicherer – die Deutsche Bank … der Flughafen BER … die Berliner Staatsoper … Erdogan und Böhmermann …

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Alles geht den Bach runter, seit Helmut Mehdorn mit seiner Sense von einer Baustelle zur anderen zieht und Ronald Pofalla aus Weeze, wo mein Vater begraben ist, nicht mehr Bundesminister für besonders schwere Aufgaben, sondern Generalbevollmächtigter für politische und internationale Beziehungen der Deutschen Bahn ist. Welche politischen Beziehungen unterhalten übrigens ICEs, außer dass unsere Politiker umsonst darin fahren? Dafür haben wir jetzt Peter Altmaier, die Allzweckwaffe aus Ensdorf, Saar.

Pofallas Rente dürfte aber auf jeden Fall gesichert sein. Und Altmaiers sowieso.

Dietmar Stricker ist also tot. Aber Hansrudi… Ich suche weiter, und Martin bekommt den Mund nicht zu, denn diese Nachricht ist erst ein paar Monate alt und noch nicht bei ihm angekommen, womit dieser Blog wieder halbwegs auf dem neuesten Stand ist: Hansrudi ist auch tot. Seit dem 7. Januar. Unser aller Wäscher. Hansrudi, der Zeichner der Akim-Piccolos aus dem ehemaligen Walter Lehning Verlag, der vor einem halben Jahrhundert nahe dem Hannoveraner Hauptbahnhof residierte. Der Zeichner von – sitzen Sie gut? – Sigurd, Falk, Tibor, Nick der Weltraumfahrer. Der Zeichner, der uns Kindern die Anatomie menschlicher Körper austrieb. (Kein Wunder nach dem verlorenen Krieg, möchte man mit Wolfgang Neuss rufen, aber der hat ja nicht mal die Wende überlebt.)

3:0. Julian Draxler.

Später zeichnete Wäscher für Lübbe, dann für einen der Erfinder der Comic-Nostalgie, den jungen Norbert Hethke, den „Schatzgräber der Comic-Kultur“, der schon seit 2007 tot ist.

Wäscher war da schon zäher als seine Fans. Er wurde 87.

Jetzt warte ich noch auf ein weiteres Tor. Lukas Podolski, das Superhirn der Mannschaft, macht sich fertig. Hauptsache, er hält seinen Mund:

Fußball ist wie Schach – nur ohne Würfel!

Lukas Podolski, sagt der Kommentator, werde deswegen schon jetzt mit Sprechchören gefeiert.

O-Ton Podolski: Fußball ist einfach: Rein das Ding – und ab nach Hause.

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3:0. Jetzt noch ein Ding rein, ob mit oder ohne Verstand. Auf den Verstand kommt es nicht an, sondern darauf, ob man pfiffig. Martin erzählt mir von einer Agentur, die ihre Bewerberinnern und Bewerber fragte, wann der Zweite Weltkrieg gewesen sei. Sie nahmen nicht die, die es wussten, sondern eine Pfiffige, die sagte: Nach dem Ersten! Denn die Pfiffige ist natürlich auch geschäftstüchtig. Um wie Maschmeyer, also in Hannover wie Gott zu werden, muss man kein Intellektueller sein, sondern gewitzt und pfiffig und Veronika Ferres, die Tochter eines Kohlen- sowie Kartoffelhändlers, als „Superweib“ an der Seite haben. Und Freunde wie Schröder und Wulff, den einzig legitimen Nachfolger von Heinrich Lübke. (Lübke? Wer war denn das? Kam der vor oder nach dem Ersten Weltkrieg? Oder dem Zweiten?)

Die nächsten Generationen werden schon richten, was wir in unserer Ignoranz momentan so alles versaubeuteln.

Aber der Flughafen wird vermutlich fertig werden. Berlin wählt am 18. September. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Nach der Wahl ist vor der Wahl. Die deutschen Fans singen noch vor Spielende die Nationalhymne.

Rein das Ding – und ab nach Hause!

Bei Anne Will sagt jemand: Gegen China, gegen Indien sind wir alle klein.

Aber nicht im Fußball, bitteschön.

Im Teletext von Kabeleins lese ich:

DFB-Team überrennt Slowakei.

Im Comic-Fandom ist ein Akim-Messer aufgetaucht, das Anfang der 1950er-Jahre in limitierter Stückzahl von Lehning auf Jahrmärkten unters Volk gebracht worden sein soll. Bevor es für 3000 Euro an einen Dummen versteigert wurde, entlarvte es ein beherzter Comic-Kenner übrigens als Fälschung.

Jetzt schwätzt Ursula von der Leyen bei Will übrigens von einem Europa der Zukunft: Es ist Ihre und meine Aufgabe, gut über Europa zu sprechen.

Rolf Giesen



ZU UNRECHT VERGESSENE SONGS by Martin Compart
26. Juni 2016, 6:12 am
Filed under: Zu Unrecht vergessene Songs | Schlagwörter:



SUHRKAMP AM ENDE?Ich hoffe, doch nicht. by Martin Compart
25. Juni 2016, 12:50 pm
Filed under: Deutsches Feuilleton, NEWS, Paranoid | Schlagwörter: ,

Wir wissen zwar, wie es geht, aber wir können es nicht.

Offenbar hat das Suhrkamp-Krimi-Lektorat sein geringes Pulver verschossen und sucht externe Hilfe. Wer wäre da besser geeignet als dieser Stammler, der James Grady auch noch zum „Erfinder des Paranoia-Thrillers “ bekundet (obwohl dieser nur – gähn – das alte Buchan-Konzept aktualisierte. Wenn es einen Vater des Conspiracy-Thrillers – nicht Psaranoia – gab, dann war das Richard Condon mit… ) Aber lassen wir das, Erfreuen wir uns an der plumpen Ästhetik, die auch dicke Zwerge Schatten werfen lässt. Alle Grimi-Klischees erfüllt. Oder wie Nietzsche sagte: Ab vierzig ist man für sein Gesicht selber verantwortlich. Brijllandd: „Das Washington von heute ist ein kafkaesker Bau… Joyce auf Koks“

Ja, da suggeriert ein kleiner Feuilletonist, dass er aus der Höhe bürgerlicher Kultur ein subversives Genre einschätzt.

Hallo! Hier spricht Edgar Wallace! Zeitgemäßer kann man Grimmis nicht präsentieren.

Was kommt als nächstes bahnbrechendes PR-Konzept? Vielleicht ein Allgäuer Bub, der eine grüne Amtsträgerin geheiratet hat, damit er erwerbslos  seinen Haarausfall verfolgend , auf dem Sofa liegend Krimis liest und die faszinierenden Erkenntnisse in  ein Medium, rülpst? Die Auflagen sinken, aber der Unterhaltungswert der Krimi-Schwätzer steigt. Wir suchen weiterhin den Dieter Bohlen der deutschen Krimi-Erklärer.

Ich brech zusammen! Ich glaube, ich werde Fan von diesem brillanten Historiker!. Jaja, 72 war´s, da wurde der Paranoia- Thriller erfunden und Singers PARALLAX VIEW von 1970  gibt er nicht (weil nie auf deutsch veröffentlicht). Jeder Spionageroman oder Thriller basiert auf Paranoia – aber das führt hier echt zu weit. I

Wahrscheinlich ist der sympathische Dampfplauderer der letzte Versuch um Suhrkamps Krimi-Segment zu retten. Er bringt ja ein eingespieltes Helotenteam mit, das sicherlich für positive Berichterstattung und Bestenlisten sorgen wird. Leider verkauft man so heute keine Bücher mehr, Trotzdem ist sein freundliches Wesen und seine aufgeregte Besserwisserei ein inzwischen nicht mehr zu missender Bestandteil der regionalen  Grimi-Szene und wird dem Verlag neue Impulse geben können, Die herrlichen Videos könnten ein Anfang sein, denn auch mit YouTube kann man Geld verdienen. Diese Clips könnten kult werden; sie bringen so einen antiquiert-kleinbürgerlichen Charme ins Programm.

Ich sehe Rauch über den Remittenden  aufsteigen! Wir haben einen neuen Grimi-Papst!

P.S.: Ich liebe dieses schwere Watscheln als Intro! Das hätte Dr. Harald Reinl nicht besser inszenieren können.

Noch was zu Suhrkamps Erfolgsautor:Wie mir der Marco Polo des Trickfilms, Dr.Horror, erklärte, kam der alte Bluffer Don Winslow  mit dem Blödsinns durch, im Chinesischen würde Chaos gleichbedeutend mit Chance seien. Es geht doch nichts über eine gepflegte Sinologie..

 

 



WEISE WORTE by Martin Compart
23. Juni 2016, 6:06 pm
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„Die EU ist als neo-liberales Projekt nicht reformfähig. Sie nützt nur den Konzernen.“

                                         Ken Loach, der trotzdem gegen Brexit stimmt

 



WESTERN-SPECIAL: THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY by Martin Compart
23. Juni 2016, 8:02 am
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LIEBLINGs-WESTERN (FILME & TV)

SOLDIER BLUE
Die überfällige Korrektur der Geschichtsklitterung von John Fords Kavallerie-Mist. Außerdem gibt es zum ersten Mal sowas wie eine emanzipierte Frau im Western-Film.

DEADWOOD
Nach dieser TV-Serie sind klassische Western nur noch Muppet-Show

THE MISSING
Searchers für Erwachsene (mit einem unglaublichen Val Kilmer).

CHATOS LAND
Charlie spielt Vietnam

ULZANA RAID
Robert Aldrichs brutaler Kavallerie-Western zeigt die Dämlichkeit der Blauen Jungs.

ZACHARIAH
Ausgeflippter geht es nicht.

ONE EYED JACKS
Brando als fettarschiger Märtyrer in einem der am schönsten gefilmten Western.

HOMBRE
Kriegserklärung an den Sozialdarwinismus.

DER TEXANER
Bloody Bill Anderson mal ernst genommen.

THE WILD BUNCH
Kein Kommentar

LONESOME DOVE und die schwächeren Fortsetzungen.
Gradwanderung zwischen Mythos und Realität.

 

Natürlich die beiden MONTE HELLMAN

.https://www.youtube.com/watch?v=lRuif8bpaeo

 

MEINE WESTERN-FILM/TV-HASS-LISTE:

RIO BRAVO
Ich interessiere mich nicht für Hetero-WGs, also auch nicht für Schwulen-WGs, in der eine alte Tunte namens Stumpy auch noch den anderen was hinten drauf gibt, wenn sie es brauchen. Nie sah John Wayne dämlicher aus (und das will schon was heissen).

JOHN FORDS KAVALLERIE-TRILOGIE ODER TETRAPACK
Wenn die Indianer nicht ganz böse Sachen machen, trällern drei Uniformierte irgendein blödes Lied oder machen spaßige Sachen, während sich der Protagonist mal wieder mit Frauen schwer tut.

THE SEARCHERS
Was als tragisch und episch daher kommen will, ist sentimental und langweilig. Alle lieben dieses Vehikel, weil John Wayne ja so düster ist und Natalie Wood wie ein für den Kindergeburtstag kostümiertes Model herum läuft.

DIE ERMORDUNG DES JESSE JAMES DURCH DEN FEIGLING ROBERT FORD
Mehr Langeweile geht nicht. Dagegen wirkt Antonioni wie Action-Kino.

DEAD MAN
Was so tiefsinnige Amis wie Jim Jarmush (Mr.Bluff) unter Existenzialismus verstehen möchten.

ALLES MIT TERRENCE HILL UND BUD SPENCER
Ich war schon zu alt und klug für diesen pubertären Mist.

HOW THE WEST WAS WON
Man möchte Indianern beim skalpieren helfen. Alleine die Verklärung des Schlächters Sherman macht dieses Machwerk unerträglich. Goebbels hätte diesen Mist auch durchgewunken.

DJANGO
Franco Nero schleppt ein MG in einem Sarg am Strick hinter sich durch den Schlamm – geht´s noch?

DJANGO UNCHAINED
Tarentino eben. Das passiert, wenn man als Kind zuviele Schundfilme gesehen hat.

BONANZA
„Was soll ich jetzt tun, Pa?“ Schon diese elende Studio-Kulisse der Ponderosa (die viel zu klein für Hoss ist) lässt die Augen tränen. Und dann dieses ununterbrochene Salbadern über die Werte einer amerikanischen Männer-Spießer-Gesellschaft.

HIGH CHAPARRAL
Da sitzen sie im Studio auf Böcken, während Kleinwüchsige Rinderhörner an ihnen vorbei tragen und Big John ruft „Hör auf zu weinen, Blue Boy. Dahinten raubt ein Apache ein Rind, das uns gehört, die wir den amerikanischen Traum leben und wissen, dass man sein Kapital mit harter Hand zusammen halten muss.“

JOSH
Debil grinsend fummelt Steve McQueen mit einer Mares´s Laig herum, die er in einem Revolver-Halfter durchs Studio schleppt um als Kopfgeldjäger den Westen besenrein zu machen.

THE LONE RANGER
Ob als Comic (Ursprung dieser komischen Serie war das Radio), Film oder TV-Show: Mit gebügelter Maske und Hose und einem leibeigen ähnlichen Indianer klabastert dieser maskierte (damit ihn niemand erkennt, diesen berühmten Westmann) durchs Rough, immer auf der Suche nach Konflikten, bei denen er mit silbernen Kugeln rumballern kann. Wieso eigentlich LONE Ranger? Er ist doch dauernd mit Tonto unterwegs, der ihn nachts warm hält.

BROKEBACK MOUNTAIN

Ang Lee  fiel mir schon unangenehm auf, nachdem er Woodrell filmisch hingerichtet hatte. Braucht es einen ausgewiesen schwulen Western? Gibt es nicht genug – mehr als latent – schwule Western? Und schwuler als John Ford schafft es Ang Lee nun gar nicht.

 

 

 

P.S.: Eine kluge Analyse (und Rehabilitierung) John Waynes durch Jonathan Lethem auf:

http://www.welt.de/welt_print/article881407/Monument-der-Einsamkeit.html

 



WESTERN-SPECIAL: ZU UNRECHT VERGESSENE SONGS by Martin Compart
22. Juni 2016, 7:29 am
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Joe Sun ist mein Lieblings C&W-Musiker seit ich ihn als Kabelhilfe im München gesehen habe (Country Musik mit Gunter Gabriel).



WESTERN SPECIAL: DIE 10 BESTEN by Martin Compart
21. Juni 2016, 7:52 am
Filed under: Film, Listen, TV-Serien, Western | Schlagwörter: , , , ,

Für das Western-Special habe ich ein Interview mit THOMAS JEIER geführt, das vorab auf Evolver (http://www.evolver.at/stories/Best_of_Western_Thomass_Jeier_Interview_20160614/ ) veröffentlicht wurde. Hier auch die Top 10-Listen von Thomas.
jeiest[1]
Thomas Jeier mit Loren D.Estleman

Die 10 besten Western-Romane aller Zeiten

Hondo (Man nennt mich Hondo) von Louis L’Amour
No Survivors von Will Henry/Clay Fisher
Riders of the Purple Sage von Zane Grey
Lonesome Dove (Weg in die Wildnis) von Larry McMurtry
Man in the Saddle (Mann im Sattel von Ernest Haycox
The Time It Never Rained von Elmer Kelton
Jack of Spades (Klirrende Sporen) von Gordon D. Shirreffs
Vengeance Valley (Das Tal der Rache) von Luke Short
Death of a Gunfighter (Deine Stunden sind gezählt) von Lewis B. Patten
The Virginian (Der Virginier) von Owen Wister


Meine 10 liebsten Western-Filme

The Searchers (Der Schwarze Falke)
(Der beste Western aller Zeiten, grandios in jeder Hinsicht)

Rio Bravo
(Genial besetzt, John Wayne in Höchstform, die richtige Antwort auf „High Noon“)

The Man Who Shot Liberty Valance (Der Mann, der Liberty Valance erschoss)
(„When you know the fact, print the legend.“)

Shane (Mein großer Freund Shane)
(Der ultimative einsame Westernheld)

High Noon (Zwölf Uhr mittags)
(Großes Kino)

Stagecoach
(Vorbild für eine ganze Generation von Western)

Red River
(Zwei starke Schauspieler: Wayne und Montgomery Clift)

My Darling Clementine (Faustrecht der Prärie)
(Großartige Kamera, tolles Drehbuch)

The Magnificent Seven (Die glorreichen Sieben)
(Western-Action, wie sie sein muss)

Butch Cassidy and the Sundance Kid (Zwei Banditen)
(und ein Schuss Humor)

(da fehlen noch etliche Filme mit Randolph Scott, Clint Eastwood, die Kavallerie-Trilogie von John Ford und, und, und…

Meine 10 liebsten Western TV-Serien

High Chaparral
(bestes Setting, gute Stories)

Gunsmoke (Rauchende Colts)
(schon damals Kult, Super-Team)

Bonanza
(für die ganze Familie)

Lonesome Dove (Weg in die Wildnis)
(Beste Western Mini Series aller Zeiten, Großartiger Robert Duvall!)

The Life and Legend of Wyatt Earp (Wyatt Earp greift ein)
(Legendär, meine früheste Serien-Erinnerung)

Hell on Wheels
(beste neue Serie)

Into the West
(Historisch akkurat, Mini Seris)

Laramie (Am Fuß der Blauen Berge)
(schon wegen Robert Fuller)

Maverick
(James Garner bringt Humor in den Westen)

Wagon Train
(spannend)

Meine 10 liebsten Country-Alben:

Kristofferson (Kris Kristofferson)
Jolene (Dolly Parton)
Gunfighter Ballads (Marty Robbins)
Mountain Music (Alabama)
Blue Kentucky Girl (Emmylou Harris)
Always On My Mind (Willie Nelson)
The Ramblin’ Man (Waylon Jennings)
No Fences (Garth Brooks)
Showcse (Patsy Cline)
At Folsom Prison (Johnny Cash)

Meine 14 liebsten Country-Songs:

Sunday Morning Coming Down (Kris Kristofferson)
He Stopped Loving Her Today (George Jones)
Old Hippie (Bellamy Brothers)
Convoy (C.W. McCall)
Old Dogs, Children & Watermelon Wine (Tom T. Hall)
Friends in Low Places (Garth Broooks)
Coat of Many Colors (Dolly Parton)
On the Road Again (Willie Nelson)
Dixieland Delight (Alabama)
I Fall to Pieces (Patsy Cline)
Guitar Town (Steve Earle)
Coalminer’s Daughter (Loretta Lynn)
Ring of Fire (Johnny Cash)
El Paso (Marty Robbins)