Filed under: Jean-Christophe Grangé, Noir, Politik & Geschichte, Porträt, thriller | Schlagwörter: Jean-Christophe Grangé, Jourmalismus, Mongolei, Religion
Seine Romane sind sehr filmisch angelegt. Als würde er unbewusst oder bewusst auf eine cineastische Umsetzung hinarbeiten. Und tatsächlich ist er mit der Filmindustrie seit langem eng verbunden. Der beste bisherige Film, für den er mitverantwortlich ist, ist m.E. SWITCH, nach einem Originaldrehbuch, von Pierre Schoendoerfers Sohn Frédéric.
„Das Genre selbst ist sehr filmisch. Es gibt eine Intrige, die eine segmentierte und geordnete Erzählung bedingt, ähnlich der Entwicklung in einem Film. Die Kapitel sind kurz und erinnern an Szenen in einem Film. Ich benutze die Technik der subjektiven Kamera: alles wird durch diese Perspektive gefiltert. Ein Problem ist auffällig: Das Filmische meiner Bücher, was ja auch zum Rechteerwerb führt, wird in den Verfilmungen selten umgesetzt.“
Starke Frauen findet man fast immer in seinen Romanen. Nur das Noir-Klischee der femme fatale sucht man vergeblich.
„Ich versuche bei Frauen dieselben Prinzipien anzuwenden wie bei den starken Männern, aber natürlich aus weiblicher Sicht. Aus diesem Grund sind Frauen in meinen Romanen so stark, fast männlich. In SCHWARZRS REQUIEM zeigt Gaelle, die jüngere Schwester, die schreckliche Dimension ihrer Stärke, Kraft, die in diesem Fall als männliche Kraft verstanden wird. Ich möchte keine Geschichten von Männern erzählen, die von einer Femme Fatale in einer Falle gefangen sind, denn dies sind Dinge, die bereits im wirklichen Leben passieren.
Im Allgemeinen mag ich Sexszenen nicht sehr, es verlangsamt die Maschine, es nimmt den Leser aus dem Buch.“
Spirituelle und religiöse Themen sind häufig Bestandteile seiner Romane. Also ein Spektrum, das ihn sehr interessiert.
„Schon als ich aufwuchs, war ich immer ein Glaubender. Ich lebte bei meiner Großmutter, einer praktizierenden Katholikin. Sie erzählte mir von Himmel und Paradies … Ich habe nicht alle ihre Gewissheiten geteilt oder behalten, aber in mir brennt eine kleine spirituelle Flamme. Ich hatte meine Zeit als atheistischer Marxist. Irgendwann ermüdete mich dieses ewige Gott ist tot`´-Gefasel. Verdammt, was wissen wir?.Damals beschränkten sich die spirituellen Fragen der Studenten auf rein intellektuelle Spekulationen.
Christus ist revolutionär. Er schwimmt gegen den Strom, bittet uns, unsere Feinde zu lieben, betrachtet unsere Schwächen als eine Tür zur Liebe. Ihm zu folgen heißt, einem Pfad der Güte zu folgen, um einen Schlüssel zum Verständnis des Kampfes zwischen Gut und Böse zu finden. Meine schwarzen Geschichten sind Metaphern des unaufhörlichen Kampfes des Engels gegen den Drachen, Eros gegen Thanatos. In meinen Romanen siegt der Engel immer. Ich liebe Christus, weil er uns vor dem Bösen bewahrt. Das Gefühl, zum Guten berufen zu sein, ist bereits der „Beweis“ für die Existenz Gottes.“
Das ist für mich als Leser und Fan von Grangé nicht leicht zu verarbeiten. Oberflächlich betrachtet ist es schwer zu verstehen, dass jemand der die realsten Grausamkeiten im aktuellen Noir-Roman „fantasiert“ ein derart überzeugter Christ ist. Andererseits ist wie bei Dante vielleicht dieser Glaube die Notwendigkeit dafür, um unbeschadet in derartige Schreckenstiefen zu tauchen und daraus einigermaßen gesund wiederaufzutauchen.
Auch sein Lebenscredo hat etwas Religiöses:
„Meine Zeit auf Erden ist kurz und oft frage ich mich, was meine kosmische Mission ist. Meine Freude besteht nicht darin, mich mit Konsum zu verstopfen oder Lob zu bekommen – selbst wenn Erfolg das Leben leichter macht – sondern im Leser eine intensive, aus Worten geborene, ästhetische Emotion zu wecken.“
Der zukünftige König des weltweit angesiedelten Noir-Thrillers war in seiner Jugend kaum gereist, sein Universum beschränkte sich auf das 6. Arrondissement von Paris. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, macht er Karriere bei einer Werbeagentur, was ihn ankotzte. „Als Jugendlicher dachte ich, dachte ich, dass Schriftsteller die Welt anführten. Ich wollte studieren! Am Ende meines Masterstudiums über Flaubert war ich verheiratet und habe Anti-Dehnungsstreifen-Produkte in Werbebroschüren gelobt. Diese Zukunft hat mich beunruhigt. “
Angewidert von der merkantilen Atmosphäre der Werbung und den unverdaulichen Summen, die den Führungskräften bezahlt wurden, nach einem Job in einem Pressebüro, entschloss er sich, eine eigene Presseagentur zu gründen und die Dienste großer Reporter in Anspruch zu nehmen
Dann traf er den Fotografen Pierre Perrin, der ihm eine Chance gab und ihn zu Nomadenstämmen mitnahm. „In einem Jahr folgten wir Eskimos, Pygmäen, Tuareg, Zigeunern und Mongolen! Als ich nach Hause kam, war ich nicht mehr derselbe. „
Perrin erinnert sich: „Als ich ihn kennenlernte, war Jean-Christophe ein echter Bücherwurm, er war noch nie in den Bergen, noch nicht am Meer, noch in den Wäldern! Er entdeckte alles während unserer Reportagen. Wie ein Schwamm saugte er alles in sich auf, es war großartig.“
„Es war der Schock meines Lebens: Als ich 29 war, sprang mir das wahre Leben direkt ins Gesicht! Zuerst an der birmanischen Grenze, dann am Nordpol, dann in der Tuareg-Wüste. Eines Tages, in einer völlig verlorenen Ecke der Mongolei, in einer grasbewachsenen Ebene, so weit wie das Auge reichte, entfernte ich mich vom Hirtenstamm, deren Leben wir teilten. Plötzlich verwirrte mich die Unermesslichkeit der Steppe. Unmöglich zu glauben, dass diese Schönheit das Ergebnis des Zufalls ist. Das unendlich Große und das unendlich Kleine haben in mir den Glauben an das Göttliche gestärkt, eher intellektuell als physisch.“
FORTSETZUNG FOLGT
Filed under: Ekelige Politiker, ORGANISIERTE KRIMINALITÄT, Parasiten, Politik & Geschichte, Sternstunden der Verblödung | Schlagwörter: Autoindustrie, Bundeswehr, CSU, Gangster, Klima, MiC, NATO, Politik Wirtschaft und andere Verbrechen, us.
Kuschelkoller beim Klimakollaps
Die Abnicker-Kohorten aus dem Bundestag verabschieden sich in die dringend benötigte Sommerpause. Doch von entspannender Sommerfrische (gibt es diesen Begriff überhaupt noch?) gar mit einem guten Buch, oder die Seele einfach im Klimawind des Kühlaggregats baumeln lassen keine Spur, denn der heiße Herbst steht an und bald sind wieder Wahlen. Blickt die Kanzlerin auch gutgelaunt zurück auf das ihrer Meinung nach Geleistete (weniger als null bleibt bei aller Beschwörung trotzdem null), und gibt zugleich einen Ausblick auf das noch zu Leistende (zum projizierten Ergebnis siehe Geleistetes), positioniert sich die Opposition rechts wie links, um die Herzen der Unzufriedenen für sich zu gewinnen.
Da wollen die Faschos von „Aasgeier fressen Deutschland“ sozialer werden, schwadronieren von schweizerischen Modellen für die Altersversorgung (aber nur ohne Steuererhöhung), verraten jedoch ihren wahren geistigen und charakterlichen Horizont mit sinngemäßen Äußerungen wie diesen: „Die Schlacht um Deutschlands Zukunft heißt nicht oben gegen unten und auch nicht reich gegen arm, sondern drinnen gegen draußen.“ Und so beschwört der völlig scham- und hirnlose Unterscharführer Höcke den Endkampf und organisiert eine Leopard II – Wagenburg gegen die ins „gelobte Hartz4-Land“ drängenden braunhäutigen Horden. Frei nach dem Motto, wen der Orban nicht bremst, den erledigt die 9.670 mm Bordkanone.
Die Linken versuchen es intellektueller. Mit Unterstützung eines Dramaturgen vom Berliner Ensembles, will man die Bürger für die eigene Sache begeistern. Sogar konkrete Ideen und Vorschläge können von kritischen, engagierten oder auch einfach nur besorgten Bürgern online eingereicht werden. Wir ahnen, hier entsteht ein ernstgemeinter intelligenter Dialog. Nur ist leider genau dies das Problem der Linken, wie Jean-Patrick Manchette formulierte (das Zitat habe ich von Herrn Compart gemopst), „die Unzufriedenen entscheiden sich zu 90% für die Rechten, weil die Linken sie zu sehr zum Denken nötigen.“
Aha, der deutsche Wutwichtel ist demnach denkfaul und ungebildet, dafür aber mächtig aggro? Scharf beobachtet. Auf diese 1000-jährige Geschichte können nicht nur die Rechtsaußen ordentlich stolz sein, nicht wahr, Rottenführer Gauland?
Im Süden der Republik erleben die drei Deppen von der christsozialen Hetzpartei, Strizzi, Seenot und Dobarz, in diesen Tagen wie ihre opportunistisch-dämliche Fascho-Anbiederungspolitik bei großen Teilen des am 14. Oktober so dringend benötigten Stimmviehs sauer aufstößt. Fragt sich, ob das Empörungssentiment der Demonstranten die nächsten zehn Wochen anhält? Hoffen wir es mal. Als Gegenmaßnahme plakatiert die Parteiführung Nebelkerzen aufrechter Empörung und schickt Strizzi und Seenot gemeinsam in die Bierzelte. Seit‘ an Seit‘ geht’s in die Schussfahrt.
Die Versuche der etablierten Parteien, ihre verlorene Klientel zurückzugewinnen, haben schon etwas Putziges an sich. Sie kämpfen mit Vehemenz auf den falschen Schlachtfeldern, lassen sich dabei von den vermeintlich im Aufwind befindlichen Rechtsaußen die Themen aufschwatzen, denen sie, Verlustangst geplagt, verzweifelt hinterherhecheln. Dabei gibt es an dringenden Themen keinen Mangel. Einige Beispiele in alphabetischer Reihenfolge, an denen sich das bürgerliche Lager zwischenzeitlich abarbeiten könnte:
1. ARBEITSMARKT. Bei den angeblich höchsten Beschäftigungszahlen aller Zeiten, herrscht nach wie vor ungehindertes Lohndumping, produzieren die von der Bundesagentur für Arbeit gestützten Jobs, die aufgestockten Jobs, die 450 Euro-Jobs und die wenigen Mindestlohnbeschäftigten, bei unserem Rentensystem die Altersarmut von morgen.
2. AUTOINDUSTRIE. Der unendliche Dieselskandal, letzter Übeltäter Porsche, hat mittlerweile alle Autohersteller eingeholt. Hinzu kommen unlautere Preis- und Technologieabsprachen. Die Konsequenzen für die Unternehmen belaufen sich auf Austausch von Software oder Rücknahme von Fahrzeugen, bei einigen Modellen gibt es Verzögerungen bei der Zulassungsgenehmigung. Zeitgleich lässt die Autoindustrie verkünden, dass die Dieselverkäufe wieder ansteigen. Kohlendioxid? Stickoxide? Dem Autokunden ist es egal, der Politik ist es egal, da kann Scheuer, auch CSU, sich aufplustern wie er will. Parteifreund Dobrindt hat es vorgemacht, wie’s geht: rumtönen, rumsitzen, rausreden. Die Industrie darf für ihren Betrug nicht bezahlen, es geht schließlich um den guten Ruf unserer Vorzeigebranche und um Arbeitsplätze. Das Beispiel unterstreicht die wahren Kräfteverhältnisse im Staate.
3. BILDUNG. Den öffentlichen Schulen mangelt es überall an Geld für die Instandhaltung der Gebäude, für den Einkauf moderner, unterrichtstauglicher Lehrmittel und an Lehrern. Dafür werden pünktlich zu den Sommerferien viele angestellte Lehrer in die Arbeitslosigkeit entlassen, damit die Bundesländer Kosten sparen. Natürlich müssen sie zu Schuljahrsbeginn wieder eingestellt werden. Was für eine soziale Gemeinschaft.
4. BUNDESWEHR. Die Bundeswehr beteiligt sich zur Zeit an 14 Auslandsmissionen. „Vom deutschen Boden darf nie wieder Krieg ausgehen“, hieß es einmal. Heute heißt es, „Verteidigung von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten in aller Welt“. Wer diese Propaganda glaubt, ist selber Schuld. Die Bundeswehr dient der Verteidigung des Gebietes der Bundesrepublik Deutschland. Darauf allein ist sie auszurichten. Mehr nicht.
5. EUROPÄISCHE UNION. Die EU ist eine Organisation, die aus der Montanunion der frühen 1950er Jahre hervorgegangen ist. Die großartige Idee einer europäischen Vereinigung wurde komplett von Technokraten vereinnahmt. Mit der Folge, die EU ist im Innersten undemokratisch, zutiefst korrupt und industriehörig. Sie muss dringend demokratisiert und neuorganisiert werden. Dazu sind die Staats- und Regierungschefs offensichtlich ebensowenig in der Lage, wie die EU-Kommission. Sie sind darum die wahren Demokratiefeinde.
6. EURO. Ebenso wie die EU ist auch der Euro in seiner jetzigen Form nicht aufrecht zu erhalten. Die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den starken Nordländern und den schwachen Südländern sind zu groß. Deutschland gehört zu den Gewinnern des Eurosystems, sogar an den Schulden Griechenlands hat die Bundesrepublik verdient (das Verschweigen die Schreihälse von der Bild-Zeitung gerne). EZB-Boss Draghi, ein gelernter Goldman-Sachs Banker, betreibt mit dem, vertraglich nicht gestatteten aber systemisch notwendigen, ungehemmten Aufkauf von Staatsanleihen der schwachen Euro-Länder, einen Ausgleich, damit die Spannungen innerhalb des Währungsverbundes nicht zu groß werden. Seine Niedrigzinspolitik zerstört dazu die hiesige private Altersversorgung und zwingt viele Lebensversicherer in die Knie. Darin liegt zum Großteil der Unmut begründet, den die Politik hierzulande verspürt. Geht es dem Volk ans Geld, laufen die Wähler zu den Aasgeiern über.
7. KLIMA. Der gegenwärtige Sommer in Europa, die großflächigen Brände am Polarkreis und in Griechenland, die Trockenheit in Ostdeutschland, bringt die gern verdrängte globale Erwärmung akut ins Bewusstsein. Zu einer großen „Errungenschaft“ der Merkel-Regierung, gehört das Verfehlen der selbstgesteckten Klimaziele. Die Bundesregierung, die deutsche Wirtschaft, die deutschen Autofahrer, wir alle können gar nichts, außer Sprüche absondern. Die Kohlendioxid-Emissionen müssen drastisch reduziert werden. Der Güterverkehr muss von der Straße auf die Schiene. Der private Autoverkehr muss reguliert werden. Dazu gehören u.a. bundesweite Geschwindigkeitsbeschränkungen (geht in den USA ja auch), Ausbau des Personennahverkehrs und der Pendlerverbindungen, Solartechnologieausbau und vor allem aber drastische Energieeinsparung (ich weiß, Letzteres ist ein vergessener Gedanke).
8. LOBBYISMUS. Lobbyisten und Interessenvertreter der Wirtschaft müssen aus den Parlamenten in Bund und Ländern verbannt werden. Gesetze dürfen nicht mehr von Anwaltskanzleien der Industrie geschrieben werden.
9. MIGRATION. Zu glauben, die Migration wäre mit Zäunen und Anlegeverboten für Flüchtlingsschiffe zu stoppen, ist unerträglich dumm. Die Ursachen der Migration hatte ich in meiner vorletzten Tagebuchnotiz kurz skizziert. Zur Erinnerung, sie ist die Folge von Globalisierung, Kriegen, Umweltzerstörung und Klimaerwärmung. Die Bundesrepublik lebt vom Export. Die deutsche Wirtschaft verdient an der Globalisierung, der deutsche Wohlstand, zumindest dort wo er ankommt, ist auch eine Folge der Globalisierung. Die Gewinner können sich nicht vor den von ihnen geschaffenen Konsequenzen drücken. Dem römischen Imperium ist dies nicht gelungen, es wird der EU und Deutschland auch nicht gelingen. Die Herausforderung vor der wir stehen, verlangt, sich mit dem komplexen Thema konstruktiv auseinanderzusetzen, anstatt es den Idioten, Hetzern und Neo-Nazis zu überlassen.
10. NATO. Die Nato ist spätestens seit Endes des Kalten Krieges überflüssig. Die Erhöhung des Wehretats – besser Kriegsetats – der Bundeswehr auf 2% oder 4%, wenn es nach dem Pissblonden ginge, ist ebenso überflüssig. Die NATO steht im Dienste der USA, die aktuell in über 70 kriegerische Konflikte auf der Welt verwickelt ist. (Der Iran steht als nächstes Land auf ihrer To-Do-Liste.) Die Amerikaner sind global die größten Aggressoren und Kriegstreiber. Sie haben den größten Kriegsetat und verkaufen weltweit die meisten Waffen. Wenn die Kriegsetats der NATO-Mitglieder aufgestockt werden, dann profitiert, was Wunder, die US-Rüstungsindustrie überproportional davon. Mit ihrer aggressiven, Absprachen brechenden Osterweiterung, hat die NATO den Konflikt mit Russland entfacht. Mit ihrem menschenverachtenden Ölkrieg im Irak, dem Umsturz in Libyen, dem Befördern des Syrienkrieges, haben die USA den islamistischen Terror erzeugt, den Mittleren Osten und weiter Teile Afrikas noch tiefer ins Elend gestürzt und die riesige Flüchtlingswelle verursacht. Die NATO macht schön mit und schweigt. Unerträglich.
11. STEUER. Der Bund finanziert sich hauptsächlich mittels Lohn- und Einkommensteuer aus nichtselbständiger Arbeit und der Mehrwertsteuer. Die Kapitalerträge, das Vermögen, die Erbschaften werden absolut unzureichend oder gar nicht besteuert. Neben der steuerlichen Erhöhung der vorgenannten, ist die Anhebung des Spitzensteuersatzes, sowie der Unternehmenssteuersätze dringend notwendig. Wir brauchen Geld zum Umverteilen.
12. UMWELT. Hierzulande gibt’s weiterhin Glyphosat auf den Salat, obwohl in den USA gerade eine Klage wegen krebserregender Stoffe in dem Pflanzenschutzmittel eingereicht wurde. (Mein Vorschlag, dass der für die Verlängerung der Verwendung zeichnende Ex-Landwirtschaftsminister Schmidt, natürlich von der CSU, die Unbedenklichkeit von Glyphosat durch täglichen Genuss einer Warenprobe für die Dauer des von ihm zu verantwortenden Verlängerungszeitraums unter Beweis stellt, stößt bei Bayer-Monsanto auf wenig Gegenliebe. Auch der forsche Minister schweigt. Warum wohl?) Weitere Themen: Nitratbelastung der Gewässer, Stichwort Gülle; fortwährender Einsatz von Bienenpopulationen abtötenden Chemiekeulen; Schaffung von unberührten Grünflächen, usw., Aufforstung, Verringerung der Nutzung des Waldes durch die Holzwirtschaft.
Beim Betrachten der (unvollständigen) Liste – zu Pflege, Rente und DFB fällt mir gar nix ein, was? – ist festzustellen, dass die Ursache der meisten Probleme in den Produktionsverhältnissen unseres Wirtschaftssystem und der Machtverteilung liegt. Somit ist jede Lösung, welche die Wurzel des Übels nicht angeht, ein sinnloses Herumdoktern an Symptomen. Die systemtreuen Berufspolitiker werden jedenfalls nichts bewegen und schon gar nichts ändern, es könnte ihrer Karriere schaden. Sie sind daher ein Teil der Probleme. Wer glaubt, die Rechten werden es schon richten, der beweist nur seine völlige Verblödung: der Faschismus ist eine totalitäre Form bürgerlicher Herrschaft und damit des Kapitalismus.
Kurzfristig habe ich überlegt, für die Kanzlerin eine Pressemitteilung anlässlich ihrer Sommerpausen-Gute-Laune-Konferenz zu formulieren. Warum nicht? Sie hat es verdient …
Liebe Menschen, liebe Hofberichterstatter,
ich bin zur Wiederwahl angetreten, um mich meiner selbsterklärten Verantwortung nicht zu entziehen. Die zurückliegenden Monate jedoch haben in mir die Überzeugung reifen lassen, dass ich meine Fähigkeiten und meinen Willen, zum Wohl aller Menschen in Deutschland zu arbeiten, seit Jahren völlig überschätzt habe. Das gleiche gilt natürlich uneingeschränkt für mein Kabinett.
Da Erkenntnis ohne Handeln, bekanntlich keine Erkenntnis ist, habe ich mich entschlossen, bislang Unerreichtes nicht zu gefährden und unbeirrt an meinem politischen Kurs festzuhalten.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und beantworte nun gerne gleichlautend nichtssagend Ihre Fragen. Eine Antwort möchte ich Ihnen allerdings schon zu Beginn mitgeben: Ja, meine Arbeit macht mir Spaß, den Menschen zu dienen ist mir eine Herzensangelegenheit. Und ich freue mich auf noch viele schöne Jahre im Kanzleramt. Das sind sogar zwei Antworten vorab.
Fröhlich,
Ihre Bundeskanzlerin
Nach der Sommerpause sprechen wir darüber, wie der Widerstand zu organisieren ist, schließlich haben wir bald 100 Jahre deutsche Revolution 1918/19. Das sollte uns ein Ansporn sein.
MiC, 23.07.18
P.S.: Und wir wollen die GRÜNEN nicht vergessen, die in Hessen gerade Tier- und Wald im großen Maßstab industriell vernichten. Prisca Hinz heißt die ekelige Umweltministerin und ihre Devise ist „Klimaschutz durch Umweltvernichtung“. Das Unternehmen Barbarossa war bekanntlich auch ein klassischer Fall von „Vorwärtsverteidigung“. Oder wie es General Westmorland im Vietnamkrieg ausdrückte: „Wir werden doch wohl noch das Recht haben, ein Volk vor sich selbst zu schützen.“
Filed under: Afrika, Crime Fiction, Jean-Christophe Grangé, Noir, Porträt, thriller | Schlagwörter: Afrika, Französisch-Afrika, Jean-Christophe Grangé, Noir, Polit-Thriller
Dass die französische Noir-Kultur hoch entwickelt ist, darf man wohl eine Binsenweisheit nennen.
Es gibt wohl kein anderes Land, in der die Kriminalliteratur allgemein und die Noir-Kultur eine größere Anerkennung genießt und über eine vergleichbare Infrastruktur verfügt.
Trotzdem findet man dort gelegentlich Arroganz und Tunnelblick. Es gibt dort Noir-Puristen, die aus fadenscheinigen Gründen den weltweit erfolgreichsten Noir-Autoren Grangé nicht als „schwarzen Schriftsteller“ anerkennen. Der Vorwurf, er sei nicht soziologisch oder politisch genug ist ja leicht als schwachsinnig zu entlarven. Welche ungelüfteten Vorstellungswelten!
Nur weil er sich wenig um die Probleme im Banlieue kümmert und zu breiteren Blickwinkeln neigt, ist er alles andere als apolitisch. Die Weltsicht von Grangé unterscheidet sich nicht von der „puristischer Autoren“, sie geht nur häufig thematisch über Provinzsoziologie hinaus.
Auch in seinem Blick auf die Welt ist es längst zu spät, um die Korruption auszurotten.
Auch seine Protagonisten können den Gang der Welt nicht wirklich kontrollieren und höchstens eine Wahl treffen, wie sie in ihr leben oder untergehen.
Aber Erfolg kann bekanntlich einsam machen. Und da sich Grangé auch selten bei „Klassentreffen“ der Krim-Szene sehen lässt, steigert das nicht unbedingt seine Beliebtheit bei Kollegen und den üblichen Szene-Bürokraten.
„Ich habe noch nie einen Literaturpreis gewonnen, auch keinen der Kriminalliteraturszene. Für die Literaturszene bin ich zu noir , und für die Noir-Szene bin ich zu erfolgreich und werde naserümpfend als Thriller-Autor abgestempelt. Aber was ist der Unterschied zwischen einem Noir-Roman und einem düsteren Thriller? Wohl nur der Verlag, in dem man veröffentlicht.“
Selbst in Frankreich halten sich noch abgestandene Vorurteile gegenüber dem Genre in der Kultur-Bourgeoisie, die verängstigt auf die Noir-Literatur als Poesie der Citoyens starrt.
„Es gibt noch immer das Vorurteil, dass der Thriller ein minderwertigeres Genre ist, aber das heimtückischste ist, dass es innerhalb des Thrillers eine Menge Snobismus seitens derer gibt, die soziologische Romane schreiben, oder historisch-politische anderen Autoren gegenüber. Besonders, wenn diese mehr Bücher verkaufen.“
Bekanntlich gibt es bis heute keine allgemeinverbindliche Definitionen von Kriminalliteratur oder dem Noir-Genre. Für beide gilt wohl der legendäre Satz des US-Richters Potter Stewart von 1964: „Ich kann sie („hard-core pornography“) nicht definieren, aber ich erkenne sie, wenn ich sie sehe.“
Alle Grangé-Romane sind politisch.
Besonders das neokoloniale Afrika, in das Frankreich tief und unrühmlich verwickelt ist, wird von ihm seit dem Erstling DER FLUG DER STÖRCHE immer wieder thematisiert. Der bisherige Höhepunkt dieses Anliegens sind die beiden Romane PURPURNE RACHE und SCHWARZES REQUIEM, die zugleich eine zuriefst verstörende Familien-Saga sind und die französischen Verstrickungen im Kongo an der Figur des Patriarchen und politischen Agenten Gregoire Morvan aufarbeiten. „Grégoire ist nur die Verkörperung dieser schwierigen Beziehungen zum Kongo. Die schrecklichen Verhaltensweisen, die er im Kongo präsentiert, zeigen, wie Frankreich in den 70er Jahren die Kolonien mit Verachtung und gleichzeitig mit einer Art herablassender Zuneigung ausbeutete. Es war eine Ära, in der man Geschäfte machte, bei denen man gleichzeitig diese Länder verachtete und ausplünderte. Aus diesem Grund sind die französischsprachigen afrikanischen Staaten derzeit vielleicht rückständiger als die früheren britischen Kolonien.“
Die Kriminalliteratur entdeckte Grangé während seiner langen Flugreisen als Journalist. Als Lieblingsromane nennt er: „James Ellroys BLUTSCHATTEN, Martin Cruz Smiths GORKY PARK, Sébastien Japrisots DAME MIT BRILLE UND GEWEHR und Claude Klotz KOBAR. Als ich anfing zu schreiben, gab es eine Welle des neopolar, mit viel sozialem Bewusstsein und sehr armen Intrigen; Romane, die darauf hinausliefen, dass die bösen Jungs Rechte waren. Das war mir zu wenig.“ Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass Rechte auch in Grangés Literatur keine Sympathieträger sind.
Vielleicht könnte man einige Romane von Grangé als cross-over-Literatur bezeichnen – ich denke da besonders an den Esoterik-Thriller DER STEINERNE KREIS, aber manche Vergleiche sind an Dämlichkeit schwer zu überbieten. „Ich wurde mit Stephen King verglichen, den ich nie gelesen habe. Man nannte mich auch im Zusammenhang mit Grisham und anderen Angelsachsen, aber unsere Welten sind so verschieden.“
Großräumig könnte man ihn vielleicht – wenn überhaupt – ein wenig mit Michael Crichton vergleichen, was das Einarbeiten wissenschaftlicher Fakten oder Spekulationen angeht, aber was die Düsternis seiner Romane angeht, steht er deutlich in den Traditionen der französischen Literatur.
„Wenn ich ein Buch anfange, beginne ich immer mit Erinnerungen von meinen Reisen. Dann mache eine sehr genaue Zusammenfassung und fange dann erst an zu schreiben. Während ich schreibe, recherchiere ich mehr und mache kleine historische oder wissenschaftliche Einschübe, die auch für die Entwicklung der Charaktere wichtig sind. In beiden Fällen mache ich sehr realistische Beschreibungen, um die Tatsache auszugleichen, dass die Geschichten in meinen Romanen übertrieben wirken Die detaillierten und realistischen Einschübe helfen dem Leser, die Fakten des Romans als glaubwürdig und überzeugend wahrzunehmen.“
Bei all meiner Verehrung für Grangés großes Können, muss man aber auch feststellen, dass er häufig zum „overplotten“ neigt und das kann dem Romanende, dass ja meist als Höhepunkt angelegt ist, einiges an Plausibilität oder Durchschlagskraft nehmen. Diese Explosionen können im Finale auch Nebel über die Logik werfen.
„Meine Vorstellungen von Noir-Literatur wurden durch meine Kindheit geprägt. Sie war glücklich, aber durch die Abwesenheit meines gefährlichen Vaters geprägt. Ich bin also mit diesem allgegenwärtigen Gefühl der Gefahr aufgewachsen, auch wenn niemand in der Familie jemals darüber gesprochen hat. Dies hat die Entwicklung meiner Persönlichkeit beeinflusst, was zu einer Reihe von Albträumen geführt hat, aber gleichzeitig diesen Geschmack für Angst schuf, einen Geschmack, der jedes Mal wieder auftaucht, wenn ich schreibe. Eine Idee für ein Buch, ist definitiv eine sehr, sehr schwarze Idee. Das heißt, in meinem täglichen Leben bin ich eine ganz andere Person als wenn ich am Schreibtisch sitze.“
Identitätssuche, Verschleierung und Identitätsauslöschung sind immer wieder kehrende Themen. Ähnlich wie die Kombination aus – wie zuvor angesprochen – problematischer Vaterfigur und mies sozialisierter Sohnfigur bei den Ermittlern.
„Es ist auch kein Zufall, wenn meine Bücher immer zur Suche nach Ursprüngen und Identitäten führen. Das spricht mich am meisten an. Ich suche gerne nach den Rissen der menschlichen Seele. Ich mag aber auch dieses Bild des Helden, der den Fluss des Bösen gegen den Strom hinauffährt. Alle meine Bücher sind so angelegt. Als ich als Kind Kriege, Hungersnöte, Konzentrationslager entdeckte, konnte ich es nicht verdauen.“
Sein Werk durchzieht die These, dass die Vergangenheit die Gegenwart nicht bestimmt, sondern verflucht. Dies begreift er global.
So behandelte er etwa in CHORAL DES BÖSEN eines der miesesten Kapitel der französischen Außenpolitik: Um nach der Unabhängigkeit Kameruns den zum Ministerpräsidenten und de facto Diktator aufgestiegenen Ahmadou Ahidjo weiterhin an Frankreich zu binden, schickte man Spezialtruppen, die das Land gegen jegliche Opposition mit Terror überzogen. Alle Akten dazu wurden vernichtet und viele Franzosen erfuhren erst durch Grangés Roman non diesem verdrängten Schandfleck in der an Schandflecken bis heute reichen Geschichte Frankreichs.
„Ich möchte verstärkt die Kriege im Kongo oder auch in Syrien behandeln. Vergessene oder ignorierte Kriege. Die Kriege, die festgefahren sind, interessieren die. Menschen nicht mehr, obwohl weiterhin Bomben fallen. Was in Frankreich passiert, interessiert mich kaum noch. Provinzielle Eigeninteressen spalten die Gesellschaft, werden lautstark zum Stresstest der Demokratie hochgeputscht, während Kinder zu Hunderten in aller Stille auf der anderen Seite der Welt getötet werden.“
Filed under: Allgemein
Sehr geehrte Damen und Herren des WDR,
bitte nennen Sie mir als Ihr Gebührenzahler die Einsicht in die Habilitation des von Ihnen behaupteten „Professor“ Henke.
Desweiteren erwarte ich eine öffentliche Erklärung über die Einigung zwischen dem WDR und und dem“Professor“ Henke.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein sexueller Belästiger wie es offensichtlich behauptet Professor Henke ist, der damit gegen seinen Arbeitsvertrag mit dem WDR verstoßen hat und arbeitsrechtlich eine fristlose Kündigung bedingt, Anrecht auf durch die Allgemeinheit aufzubringende Rentenbezüge zugebilligt bekommt.
Außerdem fordere ich als Bürger und Gesellschafter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eine unabhängige Untersuchungskommission, die das Herunterspielens der kriminellen Machenschaften des Henke und die offensichtlichen Vertuschungsversuche (was heißt hier Trennung? Und zu welchen Konditionen?) von langjährigen Mitwissern und des Führungspersonals des WDR untersucht.
Es darf ja wohl nicht sein – und der Verdacht ist mehr als exekutierter Anfangsverdacht – dass ein ofenbarer Delinquent (anders als erwiesen ist die einvernehmliche Trennung nicht auslegbar) mit Steuergeldern seinen Vorruhestand finanziert. Wenn es sein muss, ist ein Strafrechtsverfahren durch den WDR zu eröffnen.
Desweiteren ist zu untersuchen, wie der 34 Jahre dem WDR angehörige Henke uneingeschränkt seinem Treiben nachgehen konnte.
Gehört vielleicht sexuelle Übergriffigkeit zur Folklore des WDR?
Danke und mit freundlichen Grüßen,
Ihr Gebührenzahler,
Martin Compart
c/o alle Parteien im Landtag
Falls ihr ihn in Köln trefft, bestellt ihm schöne Grüße von mir mit.
Filed under: Allgemein
Es ist eine Respektlosigkeit den 10% der Bevölkerung gegenüber, die sich ohne fremde Hilfe die Schnürsenkel verknoten kann, dass die intelligente TV-Serie der letzten zehn Jahre nicht auf ARTE oder sonst wie öffentlich-rechtlich präsentiert wird, sondern mitternächtlich auf dem Proll-Sender SAT ! EMOTIONS verstrahlt wird. Verantwortlich für diese Verblödung sind Sender, die für viel Gebührenaugaben ein Komödienstadel wie „SOS Hafenkampe“ oder „SOKO Witten- Annen“ zur Bereicherung ihrer korrupten Produktionsstrukturen verantworten müssen. Die Vergabe an Produktionen durch Steuergeldfinanzierung ist längst durch eine Korruptionskontrolle überfällig.
Filed under: Crime Fiction, Herbert Lieberman, Krimis,die man gelesen haben sollte, Noir, Rezensionen, thriller | Schlagwörter: Forensik, Herbert Lieberman, Kathy Reich, Krimis die man gelesen haben sollte, New York, Noir, Pathologe, Patricia Cornwell, Thriller
10 Tage im Leben des New Yorker Chef-Pathologen Dr.Paul Konig und 10 Tage im Leben der Stadt New York 1974.
Die Cops befragen die Lebenden, aber Paul Konig findet die Antworten, indem er die Toten befragt. Nach einem Leben voller grauenvoller Verbrechen denkt er, er habe bereits alles gesehen. Falsch gedacht. Vor ihm liegen zehn Tage, in denen er an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen muss:
Gegen politische Korruption in der Verwaltung;
gegen das Unmögliche, an Hand unzureichender Leichenteile aus einem Serienkiller-Friedhof den Täter zu identifizieren, der mit seinen Sexmorden eine blutige Schneise durch das ohnehin schon gewaltgeschüttelte New York zieht;
und gegen die Zeit, um seine Tochter rechtzeitig aus den Händen einer irren Militia zu retten.
Klingt überkandidelt und nicht wirklich originell?
Dem sei entgegnet, dass dieses Buch völlig einzigartig in der Kriminalliteratur dasteht, denn es kommt ja immer darauf an, WIE die Geschichte erzählt wird.
Das Buch erschreckt in seinem Zynismus und seiner Brutalität noch heute. Das geschilderte New York gibt es nicht mehr, aber der Roman liest sich, als wäre er gerade erst geschrieben worden.
Dazu noch im Präsenz, was immer eine extreme Herausforderung ist, die sehr leicht misslingt. Ich kann mich nicht erinnern, eine überzeugendere Nutzung dieser Form gelesen zu haben.
Die Spannung ist von der ersten Seite an da, was an Liebermans süchtig machendem Stil liegt. Aber die Handlungsstränge bauen sich erst allmählich auf bis das Tempo fast unerträglich wird. Der Leser kann sich nicht ausruhen, denn dies ist ein großer Roman, der viele Geschichten erzählt, viele Charaktere erleben lässt, die alle Poren der Stadt sind. Wie nur wirklich großen Autoren, gelingen ihm Szenen, die zuvor noch nie geschrieben wurden und sich ins Gedächtnis einbrennen.
Der Roman ist gleichzeitig psychologischer Thriller, Forensik-Procedural, Sittengemälde und schwarzer Thriller. Eine Besonderheit dieser Geschichte ist ihre unbestimmte Identität, ihre Vermischung von polizeilicher Untersuchung, psychologischem Drama und sozialer Destabilisierung.
Wie an Dantes Eingang zur Hölle müsste dem Roman nach der Titelei vorangestellt sein: Ihr, die ihr dieses Buch öffnet, lasst alle Hoffnung fahren“
Und dann ist das Buch auch noch einer der ganz großen New York-Romane. Eines New York, bevor Spekulanten und Banker alles Leben aus der Stadt saugten und aus ihr ein Refugium für superreiche Langweiler machten. Es ist das New York von 1974, als die Stadt noch gefährlich, tödlich und frei war. Im Vergleich zu Liebermans Roman wirken sogar TAXI DRIVER oder DEATHWISH wie Tourismus-Spots.
In den 1970ern war New York noch interessant, eine Stadt, in der wirklich was los war – zu jeder Jahreszeit:
„April again. Burgeoning spring. Tax time and the month of suicides. Gone now are February and March, seasons of drowned men, when the ice of the frozen rivers melt, yielding up the winter’s harvest of junkies, itinerants, and prostitutes. Soon to come are July and August–the jack-knife months. Heat and homicide. Bullet holes, knife wounds, fatal garrotings, a grisly procession vomited out of the steamy ghettos of the inner city. Followed by September–early fall–season of wilting vegetation, self guilt, and inexplicable loss. Battered babies with the subdural hematomas and petechial hemorrahages. Then October–benign, quiescent; the oven pavements of the city cooling while death hangs back a little while, prostrate from all the carnage. Only to rush headlong into November and December. The holiday season. Thanksgiving and the Prince of Peace. Suicides come forth again.“
Es ist eine halluzinatorische Reise ins schwarze Herz des „Big Apple“. Die Stadt verursacht den Tod und repräsentiert alle menschliche Grausamkeit. Liebermans Kaleidoskop zeigt auch die Gewinner und ihre Ruchlosigkeit in sozialen Dimensionen. Sein Universum ist dunkel, abrupt und ohne Illusionen.
HerbertLieberman dämpft diese pessimistische Weltanschauung mit ätzendem Humor.
„Der Pathologe steht vor dem geschundenen und nackten Leichnam wie ein alter Zauberpriester, der aus den Eingeweiden von Opfertieren wahrsagt.“
Der erste Thriller mit einem Forensiker als Protagonisten Kein anderer Roman vermittelt intensiver Bewusstsein und Arbeit eines Pathologen. Bevor ich ihn gelesen hatte, wusste ich nicht, dass mich das überhaupt interessiert. Denn im Gegensatz zu Patricia Cornwell, Kathy Reich, Jefferson Bass und wie die langweilige Forensiker-Bagage heißt, ist Lieberman ein wahrer Literat und weiß, wie man Spannung erzeugt, die von der ersten bis zur letzten Seite allgegenwärtig ist – auch wenn sich die Handlungsebenen verschieben.
Die Vielzahl an Details zu dieser speziellen Arbeit zeigt uns, dass der Autor viel recherchiert hat, um die Hauptfigur glaubwürdig zu machen. Um dieses Buch schreiben zu können, recherchierte Lieberman über ein Jahr lang beim Team des Manhattan Forensic Institute. Jedenfalls erscheinen Cornwell oder Reich im Vergleich zu Lieberman recht oberflächlich und weniger mitreißend und schockierend. Liebermans Autopsien sollte man nicht mit vollem Magen lesen.
Sein Paul Konig ist keine durchwegs sympathische Figur. Seit dem Krebstod seiner Frau noch unangenehmer und zynischer, hadert er mit seinem Schicksal:
„Manchmal dachte er daran, dass alles gut würde, wenn er an Magier und Hexenmeister glauben könnte, an Rosenkränze oder Talismane. Er könnte zu einem Astrologen gehen, sich makrobiotisch ernähren, mit den Zen-Meistern meditieren, alles mögliche. Wenn er damit nur diesen zersetzenden Zynismus überwinden, sich lossagen könnte von der Hybris von vierzig Jahren Wiegen und Messen, um irgendeine segensreiche kleine Oase grünender Hoffnung zu finden, könnte er sich vielleicht retten.“
Konigs Selbstmitleid erreicht seinen Höhepunkt nachdem die vernachlässigte Tochter ausgezogen und verschwunden ist. Der befreundete Detektiv, der heimlich nach ihr sucht, stellt dann ihre Entführung fest und nach etwa 80 Seiten schaltet Lieberman den Turbo zu und der Roman beherrscht den Tagesablauf des Lesers.
Herbert Lieberman ist wohl eines der bestgehüteten Geheimnisse der Noir-Literatur im Besonderen, und der Pop-Literatur im Allgemeinen.
Herbert Henry Lieberman wurde am 22 September 1933 in New Rochelle, New York geboren. Seine Mutter war eine Waise, die aus Rumänien mit der „Lusitania“ in die USA kam. Herbert besuchte die Columbia Universität und arbeitete in New York für Reader’s Digest, bevor er Theaterstücke und Romane zu schreiben begann. Später ging er mit seiner Frau Judith und ihrer Tochter nach Kalifornien.
Über seine Horror-Romane sagte er einmal, sie würden auf seinen Alpträumen basieren.
Neben Horror- und Noir-Romanen schrieb er auch Conspiracy-Thriller (THE CLIMATE OF HELL über Nazis in Südamerika), einen Serienkillerroman (NIGHTBLOOM), Fantasy (SANDMAN, SLEEP), Wirtschaftsthriller (NIGHT CALL FROM A DISTANT TIME ZONE), einen ungewöhnlichen Backwood (THE EIGHT SQUARE), den Psychothriller CRAWLSPACE (1972 verfilmt als ABC-Movie oft he Week) und anderes. Da gibt es noch einiges zu entdecken!
Sein bisher letzter Roman wurde 2003 veröffentlicht.
CITY OF THE DEAD oder NEKROPOLIS ist ein Klassiker, den kaum einer kennt; das gilt auch für Großbritannien oder die USA (wo er aber von einem kleinen Kreis widerentdeckt wird). Es ist einer dieser seltenen Romane, deren Texte die Leser absorbieren.
In Frankreich sieht es anders aus.
Da ist als Autor relativ bekannt – oder sagen wir lieber: zumindest nicht ganz unbekannt – und NEKROPOLIS wurde 1977 mit dem Grand Prix de Littérature Policière’s International ausgezeichnet. Zu den vielen französischen Bewunderern gehört auch der Bestsellerautor Maxim Chattam, der NEKROPOLIS als seinen Lieblingsroman nennt.
Eine wenig beachtete deutsche Ausgabe erschien 1977 im Lübbe-Verlag.
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Onkel Sam mag es nicht, wenn man ihm wegnimmt, was er gestohlen hat.
Die Geschichte der USA ist nichts anderes als bewaffneter Raubüberfall.
Jean-Christophe Grangé in CHORAL DES TODES
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MiCs Tagebuch – Juli 2018
Eine kurze Anmerkung zu Dashiell Hammett
Charakter offenbart sich in der Prüfung. Dieser Satz bewahrheitet sich insbesondere bei Dashiell Hammett, der sich seit den 1930er Jahren politisch stark gegen den Faschismus und Kapitalismus engagierte. Seine zeitweilige Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei machte ihn Anfang der 1950er Jahre u.a. zur Zielscheibe der von Senator Joe McCarthy betriebenen hysterischen Kommunistenhatz in den USA. Die Befragung von Hammett vor dem HUAC, dem Kongressausschuss für unamerikanische Umtriebe, 1953, führte unter anderem Roy Cohn durch, damals der oberste Rechtsberater McCarthys. Das Protokoll ist lesenswert.
Roy Cohn gelangte später als Mafia-Anwalt zu Ruhm und Reichtum und war zudem Rechtsberater von Fred Trump, dem Vater des pissblonden US-Präsidenten. Frederik Christ Trump, so der volle Name, gab seinem Sprössling Cohn als Mentor an die Hand, damit der Junge das Immobiliengeschäft von der Pike auf lernt. 1977 versuchte Cohn seinen Ex-Chef McCarthy mit einem Buch über die großartige Arbeit der HUAC reinzuwaschen. In einer Mittagstalkshow im Rahmen der Buchpromotion von Cohn, nahm Gore Vidal sich Autor, Werk und die Zeit der unamerikanischen Umtriebe vor. Die Qualität des US-Fernsehens vor vierzig Jahren ist immer wieder überraschend. Die Aktualität von Vidals Äußerungen ebenso.
Dashiell Hammett wurde aufgrund seiner Überzeugung von den Finanzbehörden verfolgt und finanziell ruiniert, seine Bücher wurden zeitweilig aus den öffentlichen Bibliotheken entfernt. Nachdem er 1951 vor Gericht die Aussage über den Kautionsfond des Civil Rights Congress verweigert, steckte man ihn als „unkooperativen Zeugen“ für sechs Monate Beugehaft ins Gefängnis. Er schwieg auch nach seiner Freilassung. Hammett blieb seiner Überzeugung treu.
MiC, 14.07.18
https://martincompart.wordpress.com/2009/06/17/der-flug-des-malteser-falken-zu-dashiell-hammett-2/
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