Martin Compart


MISTER DYNAMIT – Der deutsche James Bond 5/ by Martin Compart
12. September 2009, 7:44 am
Filed under: Crime Fiction, Heftroman, James Bond, Krimis, Mister Dynamit, Politik & Geschichte, Porträt | Schlagwörter: ,

Karl-Heinz Günther wurde 1924 in Nürnberg geboren. Mütterlicherseits stammte er aus Frankreich. In Nürnberg ging er zur Schule und machte das Abitur.
Bis zur mittleren Stufe meiner schulischen Ausbildung war ich nicht imstande, auch nur einen vernünftigen Aufsatz zu schreiben.
1942 wurde er zur Marine eingezogen, ein Jahr darauf nahm er als Seeoffizier an den Kampfhandlungen teil, unter anderem auch an U-Boot-Einsätzen. Diese Erfahrungen sollten später in seine Seekriegsromane für den Ullstein-Verlag einfließen. Nach dem Krieg wollte der begeisterte Jazz-Fan eigentlich Musik studieren. Aber es kam anders: Er lernte Lotte kennen, heiratete früh und mußte sieben Jahre das Geschäft seines Schwiegervaters führen. Nebenbei schrieb er Schlagertexte und erste Erzählungen.
Etwa zur selben Zeit hatte Erich Pabel seinen Verlag neu gegründet, den alten hatte er in der sowjetischen Zone zurücklassen müssen. Anfangs trug der alte Pabel seine Produkte im Rucksack durchs Land und verkaufte direkt an Kioske und Endverbraucher – ganz in der Tradition der Kolportage des 19. Jahrhunderts, in der auch seine Produkte standen. Aus Kostengründen produzierte er billige Groschenhefte. Nachdem erstmal ein Vertrieb aufgebaut worden war, wurde Pabel zu einem Big Player in diesem Geschäft.guenter2[1]
Die 50er und 60er Jahre waren das goldene Zeitalter des Heftromans, auch abwertend Groschenheft genannt. Es war ein gewohnter Anblick, in Heftchen vertiefte Arbeiter in Bussen oder Straßenbahnen auf dem Weg zur Schicht zu sehen. Lesen war Volkssport, Hefte konnte sich jeder leisten und sie auch verstehen. Gleich nach dem Krieg wurde das Medium wiederbelebt, das mit Serien wie „Buffalo Bill“, „Nick Carter“, „Lord Lister“, „Percy Stuart“, „Billy Jenkins“, „John Kling“ oder „Rolf Torring“ von der Kaiserzeit bis ins Dritte Reich zur deutschen Popkultur gehörte und ungeheuer beliebt war.
Viele kleine und größere Verlage tummelten sich an den Kiosken und konkurrierten erbittert mit Serien aus allen Genres um die Gunst der Käufer. Es gab alles: Liebesromane, Piratengeschichten, Western, Science Fiction – und natürlich Krimis. In dieser Branche waren nicht die Druckmaschinen für die Autoren da, sondern umgekehrt. In den 60er Jahren kam es zu einer Marktbereinigung, bei der natürlich nur die größten Verlage übrigblieben.
Heute gibt es nur noch den Hamburger Kelter-Verlag, Moewig-Pabel in Raststatt mit dem Dauerbrenner „Perry Rhodan“ und den Bergisch Gladbacher Bastei-Verlag. Der Heftroman ist ein sterbendes Medium, dessen ältere Leserschaft wegstirbt, ohne das ausreichend neue Leser hinzukommen.
Diesem Pabel-Verlag schickte Guenter seine Arbeiten. Immer auf der Suche nach Autoren, die professionell und schnell arbeiten, hatte Pabels Schwiegersohn, der den Verlag leitete, den richtigen Instinkt und verpflichtete den jungen Autor.