Martin Compart


DER RÄCHER_LAMA 2/ by Martin Compart

1914 begann Ja-Lama gegen die angebahnten freundlichen Beziehungen zwischen Russland und der Mongolei zu hetzen. Die russische Regierung schickte eine Kosakenabteilung über die Grenze. Mit einem Überraschungsangriff eroberten sie Kobdo. Sie fanden den Dscham Lama in seiner Jurte sitzend auf einem Thron aus den Häuten der abgeschlachteten Chinesen. Nach einigen Schwierigkeiten und durch Verrat gelang es den Russen ihn zu überwältigen und gefangen nach Russland zu schaffen. Hierzu taucht in der Legende eine Variante der oben erzählten Geschichte auf: Eine Abteilung soll er mit seinen hypnotischen Kräften irre gemacht haben. Die Kosaken fielen plötzlich in großer Wut über ihren Rittmeister her und schlugen ihn tot, weil sie glaubten, er sei der Dscham Lama. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges blieb Dscham in Russland im Gefängnis.

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Die mongolische Unabhängigkeit hatte gerade mal zwei Jahre gedauert. Russen und Chinesen arbeiteten zusammen, um das Land unter sich aufzuteilen. Bogdo Khan erntete die Frucht seiner Ausschweifungen und wurde zu einem syphilitischen, fast erblindeten Mann. Die Mongolei war einer der unangenehmsten und gefährlichsten Orte der Welt Anfang der 1920er Jahre. Das Gefängnis von Urga – die Zellen waren wie hochkant gestellte Särge – galt als das Schlimmste der Welt.

Nach der Revolution ließen ihn die Bolschewisten, die Ja-Lamas Fähigkeiten kannten, gegen das Versprechen frei, in der Mongolei für die bolschewistische Idee Propaganda zu machen.
Rastlos durchstreifte er die Mongolei. Die Stämme fürchteten oder feierten ihn als Wiedergeburt des legendären Freiheitshelden Amursana, der im 18.Jahrhundert gegen die Manchus focht. Angeblich hatte dieser Amursana den Schwarzen Stein des Königs der Welt nach Urga zum Bogdo Gigen gesandt. 1918 gründete er einen unabhängigen Staat „in der Gegend von Kobdo, indem er sich selbst zum König ernannte und die Anerkennung jeder anderen Autorität neben sich verweigerte. Zuweilen fiel es ihm auch ein, die Befehle des Bogdo Gigen zu übersehen. Und wenn es sich um Durchführung seiner Pläne handelte, war er in seinem Vorhaben nicht sanft. Wer es wagte, sich ihm entgegenzustellen, wurde rücksichtslos entfernt. Die Anhänger des geheimnisvollen Kalmücken wurden blinde Werkzeuge in seinen Händen, die in abergläubischer Furcht vor ihm zitterten… Dscham hatte keine Schwierigkeit, seine Macht in der Provinz Kobdo zu festigen und zu vergrößern. Er hielt sich endlich für größer als den Bogdo Gigen und gehorchte ihm nur noch, wenn es ihm gefiel. Mit Beharrlichkeit bereitete er sich auf die große Abrechnung mit den Fremden vor, die sich in der Mongolei niedergelassen hatten. Er tauchte an den verschiedensten Stellen des Landes überraschend auf, und wo das geschah, fand man überall seine Spur – Russen und Chinesen mit durchschnittenen Kehlen. Es war unmöglich, schien es, ihm Widerstand zu leisten; seine hypnotische Macht schlug seinen Opfern die Verteidigungswaffe aus der Hand. Es war auch unmöglich, ihn festzunehmen oder gar zu töten, denn das Volk schützte ihn und betete ihn an“ (Forbath, S.222f.). Seinen Gegner stach er die Augen aus und bewahrte sie in einem Säckchen auf und führte die gefolterten Kreaturen, die er mit einer bestialischen Methode lebend verwesen ließ, mit sich. Wenn der Fäulnisgestank der armen Geschöpfe unerträglich geworden war, tötete er sie und ließ Überzüge aus ihrer Haut machen.024-347-612

1919 schloss er sich angeblich der Soldateska von Ungern-Sternberg an, der 1920 mit seiner etwa 1000 Mann starken Armee aus Weißrussen, Mongolen, Burjaten, Chinesen und Tibetern in die Mongolei einfiel. Angeblich stellte er dem blutigen Baron eine Leibgarde aus besonders grausamen Tibetern zur Seite. „Später, nicht gar solange nach meinem Besuch, als die Mongolen sich gegen die blutsaugerischen Fremden erhoben, erging es den Russen nicht anders wie den Chinesen. Vergeblich erwarteten sie damals Baron Ungern-Sternberg als Erlöser, der mordend und plündernd die Mongolei durchzog.“ (Forbath, S.130)
Palmer bestreitet die Kumpanei der beiden Irren: „Falls Ungern sich je mit dem Ja Lama getroffen hat, war er wohl von ihm enttäuscht – er hatte vor seiner Ankunft in der Mongolei (1913) sein Lob geszngen, sich später aber nur noch herabsetzend über ihn geäußert – obwohl er von uhm einiges gelernt haben dürfte.“ (Palmer, S.90)

Im Westen hatte Dscham Lama die Provinz Kobdo von der restlichen Mongolei inzwischen vollständig abgespaltet. Der nur pro forma mächtige Bogdo Khan hatte die Raserei Ungern-Sternbergs und Dscham Lamas bald satt. Wahrscheinlich fürchtete er inzwischen selbst um sein Leben. Er verbündete sich heimlich mit Sukke Bator und der Volkspartei. Er verfasste einen Hilferuf, den Sukke Bator versteckt im Griff einer Bullenpeitsche aus der Mongolei schmuggelte. Dschamsaramo, Sukke-Bator, der wahnsinnige Koibalsan und andere Kommunisten und Unabhängigkeitskämpfer reisten nach Moskau, um die Bolschewisten gegen Ungern und Dscham Lama zu Hilfe zu holen. Ein guter Grund für Trotzki, die Rote Armee in die Mongolei zu schicken und die Bindung des künftigen Regimes an Moskau zu festigen. An der Spitze der Roten Armee kam Sukke Bator zurück. Ungern hatte inzwischen das ruinierte Urga verlassen um gegen Russland zu ziehen und im Norden die Schlacht zu suchen. Die Einnahme Urgas war unproblematisch und Sukke benannte die Stadt zu seinen Ehren in Ulan Bator um.
Nach der Niederlage Ungern-Sternbergs zog sich Dscham Lama mit seinen Gefolgsleuten zur Oase von Bayanbulag in der Gobi zurück. Dort gründete er die Festung Tempei Gyaltsen, die auch Nicholas Roerich auf einer Reise besuchte. gongpochuan Er musste vor den Kommunisten fliehen, die inzwischen mit Hilfe der Sowjets die ganze Mongolei unter ihren Machteinfluss brachten. Dagegen sammelte Dscham die „reinrassigen“, die so genannten Chalcha-Mongolen. Mit ihnen bildete er Kriegertrupps, die gegen alle Fremdlinge kämpften und die Errichtung eines Nationalstaates anstrebten, in dem nur Mongolen leben sollten. Hass gegen alles Fremde, raste nun, angeführt von Dscham Lama, durch die Mongolei.
Die neue nationale mongolische Regierung musste mit den Kriegsherren und konterrevolutionären Kräften aufräumen, wenn sie überleben wollte. Sie schickten eine Abordnung zu Dscham, der sich nun wieder in Kobdo festgesetzt hatte, um ihn zur Unterwerfung aufzufordern. Mit wilder Volksverhetzung hatte er sich die Provinz zurückerobert. „Dscham Lama war beim Anhören der Regierungsbotschaft in lautes Lachen ausgebrochen. Dann starrte er die Gesandten so langte wütend an, bis sie im Banne seiner Hypnose steif dastanden und sich nicht mehr bewegen konnten. Hierauf zog er ein langes Messer hervor und schnitt jedem mit einem wilden Stoss das Herz heraus. Das ist die Art, wie man in der Mongolei Schafe tötet, und so verfuhr der hohnlachende Dscham mit der Abordnung der neuen Regierung“ (Forbath, S.224). Dies wurde der Regierung durch einen geflüchteten Urton-Reiter berichtet. Vorläufig traute sich niemand mehr, dem Dscham Lama nahe zu kommen. Aber auch beunruhigende Nachrichten erreichten die neuen Machthaber: Dscham rüste zum Kriege gegen die nationale Regierung, die er nicht anerkenne.

dazan.spb.ru-16-agvan-dordziev-2 Kopie

Ende 1922 ereilte ihn endlich sein Schicksal: „Da meldete sich eines Tages Baldan Dorsche, der Kommandeur der mongolischen Staatspolizei beim Ministerpräsidenten Sukkebator und erbot sich persönlich Dscham Lama unschädlich zu machen. Natürlich wurde sein Angebot freudig angenommen, und Baldan Dorsche brach nach Kobde auf. Er kannte Dscham Lamas gefährliche hypnotische Macht und reiste daher ganz geheim und sorgfältig verkleidet. In Kobdo angekommen, hatte Baldan Dorsche keine Schwierigkeit, festzustellen, wo Dscham wohnte. Eines Nachts brachte er es fertig, an den Eingang seines Zeltes heran zu kriechen, und sich auf den Knien emporrichtend, feuerte er seinen Revolver auf ihn ab. Er wusste genau, wenn er einen Augenblick zögerte, würde er dem hypnotischen Zauber des Ungeheuers verfallen. Aber das Glück war auf seiner Seite. Sein erster Schuss genügte, um das Leben des grossen Empörers auszulöschen. Noch in derselben Nacht jagte ein Urton-Reiter mit einem an den Sattel gebundenen Sack nach Urga. Der Sack enthielt Dscham Lamas Kopf, den Baldan Dorsche der nationalen Regierung mit Respekt übersandte.“ (Forbath,S.224f.)

Eine etwas andere Version seines grausamen, aber verdienten, Endes findet sich bei Trimondi: „Die Russen schickten einen mongolischen Fürsten vor, der sich als ein Gesandter des lebenden Buddha ausgab und deswegen das Lager unbeschadet betreten konnte. In Front des ahnungslosen Rächerlamas schoss er sechs Revolverkugeln auf diesen ab. Dann riß er dem Ermordeten das Herz aus dem Leibe und verschlang es vor allen Augen, um – wie er nachträglich sagte – dessen Anhänger in Angst und Schrecken zu versetzen. So gelang ihm die Flucht. Später kehrte er mit den Russen an den Ort zurück und holte den Kopf von Dambijantsan als Beweisstück ab. Aber das Herausreißen und Essen des Herzens war in diesem Fall nicht nur ein grausames Mittel, um Furcht zu verbreiten, sondern ein traditioneller Kult der mongolischen Kriegerkaste, der schon unter Dschinghis Khan praktiziert wurde und die Jahrhunderte überlebt hatte.“ (Trimondi, S.609) Die Kommunisten schafften die barbarischen Kulte genauso ab, wie die frühere Gesetzgebung gegenüber Dieben: Die Hand des Verurteilten wurde in einen Sack mit wilden Zwiebeln gebunden. Dann schnürte man den Sack so fest ab, dass die Hand abstarb und mit den Zwiebeln verfaulte. Dies bedeutete wochenlange Qualen, die meistens mit dem Tod endeten.

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Der mumifizierte Kopf des Rächerlamas wird als Nr. 3395 unter der Bezeichnung „Kopf des Mongolen“ im Völkerkundemuseum von St.Petersburg aufbewahrt. Mumifiziert nach alter Tradition: geräuchert und eingesalzt. Den Schädel hatte der Orientalist Vladimir Kazakievitch im Auftrag des NKWD nach der Ermordung in einem Koffer aus der Mongolei geholt. Kazakievitch, der sich intensiv mit diesem mysteriösen Mann beschäftigt hatte, hinterließ wichtige Aufzeichnungen, die heute in den wieder geschlossenen KGB-Archiven vergammeln.



NEWS: EIN MUTIGER PARLAMENTARIER, DER DEN FALL DUTROUX NICHT UNTER DEN TISCH KEHRT by Martin Compart
20. Februar 2013, 5:17 pm
Filed under: Dutroux, Sodom Kontrakt | Schlagwörter:

Der Misthaufen, der sich belgisches Parlament nennt, hat zumindest einen harten Einzelkämpfer, der sich nicht einschüchtern lässt (also mehr als jedes deutsche Parlament).
Schaut euch Louis´ Debattednbeikträge in Youtube an, bevor auch er einem „tödlichen Unfall“ hat oder verzweifelt Selbstmord begeht. Tapfere Aufklärer wie Laurent Louis haben bekanntlich in Belgien keine lange Lebenserwartung.



DER RÄCHER LAMA by Martin Compart

Seine Legende wirkt bis heute in der Mongolei fort. Der Mann war und ist bekannt unter vielen Namen und Schreibweisen: Dja Lama, Dscham Lama, Tushegun Lama – alles Bezeichnungen für „Rächer Lama“ oder „den rächenden Lama“ (auch der „schwarze“ oder „falsche Lama“). Laut Ossendowski war er mit Baron Ungern Sternberg verbündet oder zumindest bekannt.

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„Er war hager und von unbestimmbarem Alter. Er hatte auffällig vorspringende Backenknochen und darüber schräg stehende Augen. Den Augen konnte man sich nicht entziehen. Fast meinte man, durch diese Augen direkt in die Hölle blicken zu können. Er trug ein prächtiges gelbes Gewand, das ihn als hohen Lama auswies. Darüber eine blaue Scherpe unter der er allerhand Mordwerkzeuge versteckt hielt. Dieser Mann hatte die Fähigkeit nur durch seine Erscheinung Angst zu erzeugen. Dieser Mann war nicht nur menschlich; er konnte sicherlich ein paar Dämonen zu seinen Vorfahren rechnen. Er war unberechenbar und galt sogar unter den Steppenvölkern als besonders grausam und rachsüchtig. Niemand zwischen Altai und Pazifik drängte sich danach ihn zum Feind zu haben.“

Für die Kommunisten war Dscham Lama ein reaktionärer Abenteurer, für andere galt er als Freiheitskämpfer oder Verfechter eines Panmongolismus. Der Panmongolismus wurde seit Anfang des 20.Jahrhunderts von Japan geschürt um die Mongolen gegen Russen und Chinesen aufzuhetzen, um ihre eigenen Interessen an einem großasiatischen Reich unter japanischer Dominanz voranzutreiben.

So gesehen war Dscham Lama, ebenso wie Ungern-Sternberg oder Ataman Semjonow, ein Handlanger der Japaner.

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Nach dem Volksglauben „war Dja Lama ein rotmütziger Lama, ein Priester des Herrn der Welt, der die geheimnisvollen Klöster des ewigen Lebens besucht hatte, den Wohnsitz der unsterblichen Lamas. Diese sind selbst den Gesetzen der Schwerkraft nicht unterworfen und zergehen in Luft, wenn es ihnen gefällt“ (Forbath, S.91).

Geboren wurde er als Dambin Jansang oder Dambijantsan zwischen 1860 und 1870.

1920 soll er jedenfalls über 60 Jahre alt gewesen sein. Als Sohn des kalmückischen Nomadenstammes der Durbete wuchs er im russischen Teil des Altai Gebirge an der Grenze zur Mongolei auf. Er studierte den tibetischen Lamaismus, engagierte sich schon bald gegen sowohl russische wie auch chinesische Unterdrückung der Nomadenvölker. Revolutionäre Propaganda brachte ihn ins Gefängnis und in die sibirische Verbannung. „Viele Geschichten über ihn gingen im Volke um. So erzählte man sich zum Beispiel, dass er auf seiner Flucht aus Sibirien erkannt und von einem Trupp Kosaken verfolgt wurde. Dscham wurde hierbei gegen das Ufer des Sur Nor-Sees gejagt und hatte nun die Fläche des Sees vor sich und die Verfolger hinter sich. Die Bewohner eines kleinen Nomadenlagers beobachteten dies mit angehaltenem Atem und erwarteten jeden Augenblick, daß Dscham von den Kosaken erschlagen werden würde. Zu ihrem größten Erstaunen änderten aber die Kosaken plötzlich ihre Richtung. Anstatt weiter hinter Dscham herzureiten, der ruhig ein paar Meter vor ihnen stand, galoppierten sie um den See herum. `Da ist er!‘ schrien die Kosaken. `Da ist er!‘ Aber dieses `da‘ bezeichnete für jeden einen anderen Punkt. Sie ritten nach verschiedenen Richtungen auseinander, dann trafen sie sich wieder und fielen nun mit ihren langen Lanzen übereinander her. Dscham Lama stand unterdessen am Ufer und sah zu, wie einer den anderen umbrachte; jeder von den Kosaken schien fest überzeugt, den verfolgten Dscham vor sich zu haben“ (Forbath, S.221).

Er floh südlich in die Mongolei und tauchte 1890 in Tibet auf, wo er sich mehrere Jahre intensiver mit dem lamaistischen Buddhismus beschäftigte. Er lernte die einflussreichen Lamas kennen und befreundete sich eng mit dem Dalai Lama. „Es gab in der Tat das Gerücht, dass der Gottkönig von Lhasa den militanten Kalmücken honoriert habe“ (Trimondi, S.608).

Anschließend ging er nach Indien, um sich die Kenntnisse der indischen Yogis anzueignen. Als antikolonialer Freiheitskämpfer soll er auf Ceylon aktiv gewesen sein. Er sprach Sanskrit, Russisch, Mongolisch, Chinesisch und Englisch.

Später arbeitete er am Astronomischen Institut in Peking, zu dessen Aufgaben die Präzisierung des mongolischen Kalenders gehörte. „Nach einer abenteuerlichen Flucht ging er nach Tibet und Indien, wo er sich in der tantrischen Magie ausbildete. In den Neunziger Jahren beginnt er seine politische Tätigkeit in der Mongolei. Ein irrender Ritter des Lamaismus, Steppendämon und Tantriker in der Art des Padmasambhava, erweckte er dumpfe Hoffnungen bei den einen, Furcht bei den anderen, scheute vor keinem Verbrechen zurück, ging aus jeder Gefahr wohlbehalten hervor, so daß er für unverwundbar und unangreifbar galt, kurz, er hielt die ganze Gobi in seinem Bann„, drückt es Robert Bleichsteiner in seinem noch immer bedeutenden (nie neu aufgelegtem) Buch DIE GELBE KIRCHE, 1937, aus (Bleichsteiner, S.110).

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Um 1900 erschien er als Priester in der Mongolei und machte mit einer Gruppe von Gefolgsleuten Propaganda für die Befreiung der Mongolei von den Chinesen, die er auch blutig bekämpfte. Dann musste er sich vor den chinesischen Behörden verbergen. Während dieser Jahre reiste er im Auftrag des russischen Forschers Koslow nach Tibet.

Die Mongolei war zu einer chinesischen Provinz verkommen. 1911 kam es zur Rebellion und der „lebende Buddha“ wurde zum ersten Staatschef der autonomen Mongolei ausgerufen, zum „Bogdo Khan“. Er galt als die achte Inkarnation eines Buddha. Wie Tibet war die Mongolei zu einer Buddhokratie geworden, mit der Inkarnation eines Gottes als Staatsoberhaupt. Dieser Khan und Großlama war kein gebürtiger Mongole: Jabtsundamba Khutuktu (1870-1924) war der Sohn eines hohen Beamten in Lhasa. Gegen seine Untertanen war er brutal, oft grausam, und man beschuldigte ihn zahlreicher Giftmorde. Dem Alkohol und dem weiblichen Geschlecht war er ebenso zugetan, wie infantilen Spielzeugen. Er erklärte die Unabhängigkeit von China, und der Dscham Lama rüstete zu blutigen Aufständen gegen die chinesischen Garnisonen von Uljassutai und Kobdo.

Damals arbeitete er angeblich erstmals mit Ungern-Sternberg zusammen, der die mongolische Kavallerie des Bogdo Gigen geführt haben soll.

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„Als Dscham Lamas Horden nach Uljassutai kamen, suchten die chinesischen Kaufleute vor der Wut der Mongolen bei den Russen Zuflucht, wobei sie ihren ganzen irdischen Besitz mit sich schleppten. Die Russen versteckten alles sehr gut samt den Chinesen, aber als die Mongolen ihre Häuser durchsuchten, empfingen sie sie mit lächelnden Mienen und schmeichelnden Worten, auf einmal erzbereit, den Mongolen zu dienen. `Ist eine Chinese hier?‘ war die ständige Frage der Mongolen… Die Russen verrieten sie fast alle. Die Mongolen erbrachen die Türen der Keller und Kammern, und Blutvergießen und Todesgestöhn war die Folge der russischen Freundschaft. Die Russen kümmerte es wenig, daß die Chinesen ihr Leben lassen mussten; sie kümmerten sich nur um die chinesischen Waren, die sie vor den Mongolen wohl zu verbergen wussten. Wochen und Monate dauerten diese blutigen Chinesenverfolgungen, bis schließlich das ganze Vermögen der Chinesen in russische Hände gelangt war.“ (Forbath S.128)

Diese Waren nutzten die Russen nun zum Aufbau eines neuen Kreditsystems, dass die Mongolen alsbald in unglaubliche Schuldknechte verwandelte und die Russen so „beliebt“ machte wie die Chinesen. Aus diesem Fremdenhass sog Ja Lama einen Großteil seiner Macht.


Auch Kobdo wurde genommen und drei Tage geplündert. Von den zehntausend Chinesen blieb keiner am Leben. Hundert schlachtete der Dscham Lama in zeremonieller Weise zur Feier des Sieges persönlich. „Die Kriegsführung von Dambijantsan war von kalkulierter Grausamkeit, die von ihm jedoch als religiöse Tugendtat angerechnet wurde. Am 6.August 1912 ließ er nach der Einnahme von Khobdo gefangene Chinesen und Sarten innerhalb eines tantrischen Ritus schlachten. Er stieß ihnen in vollem Ornat wie ein aztekischer Opferpriester das Messer in die Brust und riß mit der Linken die Herzen heraus. Diese legte er zusammen mit Teilen des Hirns und einigen Innereien in Schädelschalen, um es als Bali-Opfer den tibetischen Schreckensgöttern darzubringen.“ (Trimondi, S.609)

In den nächsten zwei Jahren übte er in der ganzen Westmongolei seine Schreckensherrschaft aus. Sein Einfluss im Lande wuchs, und Bogdo Gigen, der heilige Kaiser, ernannte ihn zum Fürsten. Nominell war er lediglich ein Stadthalter oder Gouverneur des Khutuku, aber er herrschte wie ein absolutistischer Despot. An den Wänden seiner Jurte hängte er die abgezogenen Häute seiner Feinde. Seine Grausamkeit und sein maßloser Stolz machten ihm auch reichlich Feinde. Und durch ihn war erstmals die Vorherrschaft des Bogdo Gigen über alle mongolischen Stämme des Westens herausgefordert worden.

http://english.cntv.cn/program/documentary/20120922/104356.shtml

1914 begann Ja-Lama gegen die angebahnten freundlichen Beziehungen zwischen Russland und der Mongolei zu hetzen.

Die russische Regierung schickte eine Kosakenabteilung über die Grenze. Mit einem Überraschungsangriff eroberten sie Kobdo. Sie fanden den Dscham Lama in seiner Jurte, sitzend auf einem Thron aus den Häuten der abgeschlachteten Chinesen.

Nach einigen Schwierigkeiten und durch Verrat gelang es den Russen ihn zu überwältigen und gefangen nach Russland zu schaffen. Hierzu taucht in der Legende eine Variante der oben erzählten Geschichte auf: Eine Abteilung soll er mit seinen hypnotischen Kräften irre gemacht haben. Die Kosaken fielen plötzlich in großer Wut über ihren Rittmeister her und schlugen ihn tot, weil sie glaubten, er sei der Dscham Lama. Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges blieb Ja Lama in Russland im Gefängnis.

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Die mongolische Unabhängigkeit hatte gerade mal zwei Jahre gedauert. Russen und Chinesen arbeiteten zusammen, um das Land unter sich aufzuteilen. Bogdo Khan erntete die Frucht seiner Ausschweifungen und wurde zu einem syphilitischen, fast erblindeten Mann. Die Mongolei war einer der unangenehmsten und gefährlichsten Orte der Welt Anfang der 1920er Jahre. Das Gefängnis von Urga – die Zellen waren wie hochkant gestellte Särge – galt als das Schlimmste der Welt.

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Nach der Revolution ließen ihn die Bolschewisten, die Ja-Lamas Fähigkeiten kannten, gegen das Versprechen frei, in der Mongolei für die bolschewistische Idee Propaganda zu machen.

Rastlos durchstreifte er die Mongolei. Die Stämme fürchteten oder feierten ihn als Wiedergeburt des legendären Freiheitshelden Amursana, der im 18.Jahrhundert gegen die Manchus focht. Angeblich hatte dieser Amursana den Schwarzen Stein des Königs der Welt nach Urga zum Bogdo Gigen gesandt. 1918 gründete er einen unabhängigen Staat „in der Gegend von Kobdo, indem er sich selbst zum König ernannte und die Anerkennung jeder anderen Autorität neben sich verweigerte. Zuweilen fiel es ihm auch ein, die Befehle des Bogdo Gigen zu übersehen. Und wenn es sich um Durchführung seiner Pläne handelte, war er in seinem Vorhaben bekanntlich nicht gerade sanft. Wer es wagte, sich ihm entgegenzustellen, wurde rücksichtslos entfernt. Die Anhänger des geheimnisvollen Kalmücken wurden blinde Werkzeuge in seinen Händen, die in abergläubischer Furcht vor ihm zitterten.

Ja Lama hatte keine Schwierigkeit, seine Macht in der Provinz Kobdo zu festigen und zu vergrößern. Er hielt sich nun für größer als den Bogdo Gigen und gehorchte ihm nur noch, wenn es ihm gefiel. Mit Beharrlichkeit bereitete er sich auf die große Abrechnung mit den Fremden vor, die sich in der Mongolei niedergelassen hatten. Er tauchte an den verschiedensten Stellen des Landes überraschend auf, und wo das geschah, fand man überall seine Spur – Russen und Chinesen mit durchschnittenen Kehlen. Es war unmöglich, schien es, ihm Widerstand zu leisten; seine hypnotische Macht schlug seinen Opfern die Verteidigungswaffe aus der Hand. Es war auch unmöglich, ihn festzunehmen oder gar zu töten, denn das Volk schützte ihn und betete ihn an“ (Forbath, S.222f.). Seinen Gegner stach er die Augen aus und bewahrte sie in einem Säckchen auf und führte die gefolterten Kreaturen, die er mit einer bestialischen Methode lebend verwesen ließ, mit sich. Wenn der Fäulnisgestank der armen Geschöpfe unerträglich geworden war, tötete er sie und ließ Überzüge aus ihrer Haut machen.

1919 schloss er sich angeblich der Soldateska von Ungern-Sternberg an, der 1920 mit seiner etwa 1000 bis 2500 Mann starken Armee aus Weißrussen, Mongolen, Burjaten, Chinesen und Tibetern in die Mongolei einfiel. Angeblich stellte er dem blutigen Baron eine Leibgarde aus besonders grausamen Tibetern zur Seite. „Später, nicht gar solange nach meinem Besuch, als die Mongolen sich gegen die blutsaugerischen Fremden erhoben, erging es den Russen nicht anders wie den Chinesen. Vergeblich erwarteten sie damals Baron Ungern-Sternberg als Erlöser, der mordend und plündernd die Mongolei durchzog.“ (Forbath, S.130)

Palmer bestreitet die Kumpanei der beiden Irren: „Falls Ungern sich je mit dem Ja Lama getroffen hat, war er wohl von ihm enttäuscht – er hatte vor seiner Ankunft in der Mongolei (1913) sein Lob gesungen, sich später aber nur noch herabsetzend über ihn geäußert – obwohl er von uhm einiges gelernt haben dürfte.“ (Palmer, S.90)

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Im Westen hatte Dscham Lama die Provinz Kobdo von der restlichen Mongolei inzwischen vollständig abgespaltet. Der nur pro forma mächtige Bogdo Khan hatte die Raserei Ungern-Sternbergs und Dscham Lamas bald satt. Wahrscheinlich fürchtete er inzwischen selbst um sein Leben.

Er verbündete sich heimlich mit Sukke Bator und der Volkspartei. Er verfasste einen Hilferuf, den Sukke Bator versteckt im Griff einer Bullenpeitsche aus der Mongolei schmuggelte. Dschamsaramo, Sukke-Bator, der wahnsinnige Koibalsan und andere Kommunisten und Unabhängigkeitskämpfer reisten nach Moskau, um die Bolschewisten gegen Ungern und Ja Lama zu Hilfe zu holen. Ein guter Grund für Trotzki, die Rote Armee in die Mongolei zu schicken und die Bindung des künftigen Regimes an Moskau zu festigen. An der Spitze der Roten Armee kam Sukke Bator zurück.

Ungern hatte inzwischen das ruinierte Urga verlassen um gegen Russland zu ziehen und im Norden die Schlacht zu suchen. Die Einnahme Urgas war unproblematisch und Sukke benannte die Stadt zu seinen Ehren in Ulan Bator um.
Nach der Niederlage Ungern-Sternbergs zog sich Ja Lama mit seinen Gefolgsleuten zur Oase von Bayanbulag in der Gobi zurück. Dort gründete er die Festung Tempei Gyaltsen, die auch Nicholas Roerich auf einer Reise besuchte. Er musste vor den Kommunisten fliehen, die inzwischen mit Hilfe der Sowjets die ganze Mongolei unter ihren Machteinfluss brachten. Dagegen sammelte Dscham die „reinrassigen“, die so genannten Chalcha-Mongolen. Mit ihnen bildete er Kriegertrupps, die gegen alle Fremdlinge kämpften und die Errichtung eines Nationalstaates anstrebten, in dem nur Mongolen leben sollten. Hass gegen alles Fremde, raste nun, angeführt von Ja Lama, durch die Mongolei.

Die neue nationale mongolische Regierung musste mit den Kriegsherren und konterrevolutionären Kräften aufräumen, wenn sie überleben wollte. Sie schickten eine Abordnung zu Dscham, der sich nun wieder in Kobdo festgesetzt hatte, um ihn zur Unterwerfung aufzufordern. Mit wilder Volksverhetzung hatte er sich die Provinz zurückerobert. „Dscham Lama war beim Anhören der Regierungsbotschaft in lautes Lachen ausgebrochen. Dann starrte er die Gesandten so langte wütend an, bis sie im Banne seiner Hypnose steif dastanden und sich nicht mehr bewegen konnten. Hierauf zog er ein langes Messer hervor und schnitt jedem mit einem wilden Stoss das Herz heraus. Das ist die Art, wie man in der Mongolei Schafe tötet, und so verfuhr der hohnlachende Dscham mit der Abordnung der neuen Regierung“ (Forbath, S.224). Dies wurde der Regierung durch einen geflüchteten Urton-Reiter berichtet. Vorläufig traute sich niemand mehr, dem Ja Lama nahe zu kommen. Aber auch beunruhigende Nachrichten erreichten die neuen Machthaber: Dscham rüste zum Kriege gegen die nationale Regierung, die er nicht anerkenne.

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Ende 1922 ereilte ihn endlich sein Schicksal: „Da meldete sich eines Tages Baldan Dorsche, der Kommandeur der mongolischen Staatspolizei beim Ministerpräsidenten Sukkebator und erbot sich persönlich Dscham Lama unschädlich zu machen. Natürlich wurde sein Angebot freudig angenommen, und Baldan Dorsche brach nach Kobde auf. Er kannte Dscham Lamas gefährliche hypnotische Macht und reiste daher ganz geheim und sorgfältig verkleidet. In Kobdo angekommen, hatte Baldan Dorsche keine Schwierigkeit, festzustellen, wo Dscham wohnte. Eines Nachts brachte er es fertig, an den Eingang seines Zeltes heran zu kriechen, und sich auf den Knien emporrichtend, feuerte er seinen Revolver auf ihn ab. Er wusste genau, wenn er einen Augenblick zögerte, würde er dem hypnotischen Zauber des Ungeheuers verfallen. Aber das Glück war auf seiner Seite. Sein erster Schuss genügte, um das Leben des grossen Empörers auszulöschen. Noch in derselben Nacht jagte ein Urton-Reiter mit einem an den Sattel gebundenen Sack nach Urga. Der Sack enthielt Dscham Lamas Kopf, den Baldan Dorsche der nationalen Regierung mit Respekt übersandte.“ (Forbath,S.224f.)

Eine etwas andere Version seines grausamen, aber verdienten, Endes findet sich bei Trimondi: „Die Russen schickten einen mongolischen Fürsten vor, der sich als ein Gesandter des lebenden Buddha ausgab und deswegen das Lager unbeschadet betreten konnte. In Front des ahnungslosen Rächerlamas schoss er sechs Revolverkugeln auf diesen ab. Dann riß er dem Ermordeten das Herz aus dem Leibe und verschlang es vor allen Augen, um – wie er nachträglich sagte – dessen Anhänger in Angst und Schrecken zu versetzen. So gelang ihm die Flucht. Später kehrte er mit den Russen an den Ort zurück und holte den Kopf von Dambijantsan als Beweisstück ab. Aber das Herausreißen und Essen des Herzens war in diesem Fall nicht nur ein grausames Mittel, um Furcht zu verbreiten, sondern ein traditioneller Kult der mongolischen Kriegerkaste, der schon unter Dschinghis Khan praktiziert wurde und die Jahrhunderte überlebt hatte.“ (Trimondi, S.609)

Die Kommunisten schafften die barbarischen Kulte genauso ab, wie die frühere Gesetzgebung gegenüber Dieben: Die Hand des Verurteilten wurde in einen Sack mit wilden Zwiebeln gebunden. Dann schnürte man den Sack so fest ab, dass die Hand abstarb und mit den Zwiebeln verfaulte. Dies bedeutete wochenlange Qualen, die meistens mit dem Tod endeten.

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Der mumifizierte Kopf des Rächerlamas wird als Nr. 3395 unter der Bezeichnung „Kopf des Mongolen“ im Völkerkundemuseum von St.Petersburg aufbewahrt. Mumifiziert nach alter Tradition: geräuchert und eingesalzt. Den Schädel hatte der Orientalist Vladimir Kazakievitch im Auftrag des NKWD nach der Ermordung in einem Koffer aus der Mongolei geholt. Kazakievitch, der sich intensiv mit diesem mysteriösen Mann beschäftigt hatte, hinterließ wichtige Aufzeichnungen, die heute in den wieder geschlossenen KGB-Archiven vergammeln.

Forbath, Ladislaus: Die neue Mongolei. Nach Joseph Geleta’s Tagebuch. Schützen Verlag, 1936.

Trimondi, Victor u. Victoria: Der Schatten des Dalai Lama. Patmos Verlag, 1999.

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NEWS: INTERVIEW MIT FRANK WESTENFELDER by Martin Compart
5. Februar 2013, 3:49 pm
Filed under: Bücher, Interview, NEWS, Söldner | Schlagwörter: ,

FW[1]

Im Netzmagazin TELEPOLIS hat Dominik Irtenkauf ein interessantes Interview mit dem besten deutschen Kenner der Söldner-Thematik geführt.
http://www.heise.de/tp/artikel/38/38425/1.html

Dr.Frank Westenfelder ist seit Jahren auch international bekannt und anerkannt für seine Page http://kriegsreisende.de/
die wohl umfangreichste und beste Informationsquelle zum Thema Söldner in allen Aspekten. Außerdem hat der studierte Historiker 2011 im Adatia Verlag eines der besten Bücher über das Södnerwesen veröffentlicht.

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