Martin Compart


THRILLER, DIE MAN GELESEN HABEN SOLLTE: DIE LOVEJOY-SERIE VON JONATHAN GASH by Martin Compart

Als 1977 mit THE JUDAS PAIR (LOVEJOYS DUELL) der erste Lovejoy-Roman von Jonathan Gash in England veröffentlicht wurde, ahnten sicherlich die wenigsten Kritiker und Leser, daß hier eine der erfolgreichsten Serienfiguren der britischen Pop-Kultur ihr Debut gab.

41msDJA-RPL._SL500_SS500_Zwar konnte man sofort erkennen, welche Potenz der liebenswerte Mistkerl hat, aber würde der bisher unbekannte Autor Jonathan Gash auch das Stehvermögen haben, auf diesem hohen Niveau regelmäßig weitere Abenteuer vorzulegen?

Zu unser aller Glück gelang das Mr.Gash bis 2008 mit 23 Fortsetzungen (wobei nicht verschwiegen werden soll, dass auch die Lovejoy-Serie Höhen und Tiefen mit besseren und schlechteren Romanen durchläuft).

Das Lovejoys erstes Auftreten gleich den John Creasey Award der Crime Writers Association als bester Erstling des Jahres erhielt, war nur noch eine Formsache. In den nächsten Jahren erschienen in immer höheren Auflagen weitere Romane und machten aus dem Antiquitätenhändler einen der populärsten fiktionalen Helden der angelsächsischen Literatur. Vielleicht nicht in derselben Liga wie Sherlock Holmes, James Bond, Phil Marlowe, Tarzan oder Flashman – aber sein Ruhm wächst ja noch. Nachdem er die Länder des Commonwealth erobert hat, ist sein Erfolg in den die USA, wo die TV-Serie äußerst erfolgreich im Kabel ausgestrahlt wurde und die Romane im renommierten Verlag Mysterious Press erscheinen, eher begrenzt.

Die bisherigen Versuche, die Serie auch bei uns zu etablieren, sind leider gescheitert: Scherz veröffentlichte den ersten Lovejoy in der damaligen Krimi-Reihe (ohne weitere folgen zu lassen), und ich die ersten drei Romane in der DuMont-Noir-Reihe. Vielleicht ist die Mischung aus hartem Thriller, höherem Bildungsniveau und Zynismus nichts für das deutsche Publikum, das sich eher mit flachen Regionalkrimis oder tumben Serienkiller-Blutorgien erfreut. Gash ist eher etwas für Leser mit einem gewissen Anspruch (und die lesen wahrscheinlich sowieso nur die Originale).

Gash

Lovejoy war eine neue Form des Antihelden, der einiges den angry young men der 50er Jahre verdankt. Ein Frauenheld, immer etwas schmuddlig, skrupellos und tierlieb. Ein Ich-Erzähler, der den Leser von der ersten Zeile an in den Bann schlägt und nicht mehr los lässt.

Auch wenn die Plots des Autors Gash manchmal ziemlich schräg sind und gelegentlich auch schon mal weniger originell, legt man die Romane befriedigt aus der Hand. Denn letztlich liest man Lovejoys haarsträubende Abenteuer vor allem wegen des Tons und der Stimme des Ich-Erzählers, der einen mit Witz und Sarkasmus durch die Seiten jagt und dem es trotzdem gelingt atemlose Thrillerspannung aufzubauen. Es gibt zwar immer deduktive Elemente in den Romanen, aber sie sind doch eher dem Thriller als dem Detektivroman zuzuordnen. Gash ist großartig, wenn er Lovejoy durch physische Ausnahmesituationen hetzt.

Jonathan Gash ist ein Pseudonym des britischen Autors John Grant (ein weiteres ist „Graham Gaunt“, unter dem er 1981 den Thriller THE INCOMER veröffentlichte).

Er wurde am 30.September 1933 in Bolton, Lancashire geboren. Er studierte Medizin in London und absolvierte seinen Wehrdienst im Sanitätscorps, das er im Rang eines Majors verließ. Als Pathologe arbeitete er u.a. von 1962 bis 1965 in Hannover und Berlin. Anschließend führte ihn ein Lehrauftrag an die Universität von Hongkong. Er war von 1970 bis 1988 Mitglied der Royal Society of Medicine und war abt 1988 privater Spezialist für Infektions- und Tropenkrankheiten. 1955 heiratete er Pamela Richard, mit der er drei Töchter hat, die ihn bisher zum vierfachen Großvater machten.

Seinen ersten schriftstellerischen Erfolg feierte er am Theater: 1976 wurde in Chester, Cheshire sein Stück TERMINUS aufgeführt. Ein Jahr später betrat sein Held Lovejoy die Bühne im ersten Roman: LOVEJOYS DUELL (THE JUDAS PAIR).
205 Nach seiner Rückkehr aus Hongkong hatte Gash mit dem ersten Lovejoy-Roman begonnen. „Ich dachte an eines dieser Phantome, die durch die Literatur und Kunstwelt geistern: Shakespeares verloren gegangenes Stück oder die verschwundenen Tagebücher von Dr.Johnson. Und ich dachte an diese Antiquitätenjägerlegenden wie der zufällig auf einem Dachboden entdeckte Rembrandt. Das Judas-Paar ist so ein Mythos. Man weiß, dass Durs zwölf Paare Duellpistolen angefertigt hat, aber kein dreizehntes.“

Gash wählte bewusst ein Pseudonym, da Ärzte damals keine Werbung für sich machen durften und auch die Veröffentlichung eines Buches als unerlaubter Wettbewerbsvorteil zu seinem Ausschluss aus der Ärztekammer hätte führen können. Der Slangausdruck „gash“, der unter den Antiquitätenhändlern des Eastends viel benutzt wurde, entsprang ursprünglich der Roma-Sprache des 18.Jahrhunderts und bedeutet soviel wie „absolut wertlos“.

Gashs Interesse für Antiquitäten entwickelte sich in jungen Jahren. Als Medizinstudent arbeitete er für einen Antiquitätenhändler in der Cutler Street, um sein Studium zu finanzieren. Hier traf er viele der merkwürdigen Typen, die später verschlüsselt als Charaktere in den Romanen wieder auftauchten.

„In den 5oer Jahren war das Business in den Händen einiger wirklich harter Jungs. Ich nenne keine Namen, aber einige sind heute noch bekannt und berüchtigt. Wenn man für die arbeitete, musste man schnell lernen und durfte keinen Fehler machen. Sonst bekam man Ärger, schlimmen, lebensgefährlichen Ärger.“ Einige der brutalsten Szenen in den Büchern sind nicht der Phantasie des Autors entsprungen, sondern der Realität entlehnt.

Er begann sich auch dafür zu interessieren, wie Kunstwerke hergestellt werden, welche handwerklichen Voraussetzungen nötig sind. Er nahm Malunterricht bei Tom Keating, und er entwickelte ein Talent zum Aufspüren von Antiquitäten. Sein Doppelleben faszinierte ihn: „In der Medizin muss man einfach stur gewisse Dinge lernen. Weiß ist weiß und schwarz ist schwarz. Es gibt Gesetze, auf die man sich verlassen kann. Im Antiquitätengeschäft gilt das nur teilweise. Vieles hat mit Instinkt zu tun. Es gibt Leute, die brauchen einen Gegenstand nur anzusehen und wissen, ob er echt ist. Die machen keine Untersuchungen oder Spektralanalysen. Die wahren Könige der Szene. Ich wurde oft mit einem Stück zu so einem Kerl, Divvie genannt, geschickt. Manchmal sah er nur kurz aus den Augenwinkeln hin und schüttelte den Kopf. Das war’s dann. Er fasste es nichtmal an. Bis zu einem gewissen Grad verfüge ich ebenfalls über diese Fähigkeit. Aber sie läßt mit dem Alter nach.gashrag

Jonathan Gash nimmt seine Lovejoy-Romane nicht besonders ernst. Das heißt nicht, dass er sich nicht sehr viel Mühe mit ihnen gibt. Aber das zunehmende Interesse durch Akademiker an der Figur verwundert ihn. „Es ist reine Unterhaltung. Aber heutzutage kann man ja schon eine Doktorarbeit schreiben, wenn man herausfindet, wo G.K.Chesterton seinen Tabak gekauft hat.“ Da fröhnt ein großartiger englischer Autor dem typisch britischen understatement. Schließlich verlangt es einem Schriftsteller ein hohes Maß an Können ab, sich in eine Figur wie Lovejoy konsequent über hunderte von Seiten zu versetzen und die Welt durch seine Augen zu betrachten, den oft kunstvollen Handlungsaufbau gar nicht berücksichtigt. Gash erreicht, was nur den wirklich großen Autoren des Genres gelingt: eine völlig individuelle, unverwechselbare Figur erzählen zu lassen, die in ihrem Kosmos absolut glaubwürdig ist. Ohne Titel und Autor zu kennen, wüsste der Gash-Leser nach wenigen Sätzen, dass er einen Lovejoy-Roman vor sich hat.

Gash ist ein instinktiver Schriftsteller: „Ich plane nichts, mache keine Outline. Ich setze mich vor ein leeres Blatt Papier und weiß nicht, was dabei rauskommt“, sagt er. „Erst beim Schreiben überlege ich, was als nächstes passieren wird.“ Er schreibt seine Bücher mit dem Füllfederhalter. Dann korrigiert er das Manuskript zuerst mit roter Tinte und bei einem zweiten Durchgang mit grüner. „Am Ende sieht es aus wie der Plan der Londoner U-Bahn.“ Anschließend geht das Manuskript zum Abtippen. „Für meine medizinische Arbeit benutze ich einen Computer, aber einen Roman könnte ich nie darauf schreiben.

In seiner spärlichen Freizeit ist er ein leidenschaftlicher Leser, der sich für alles interessiert. Auch Kriminalliteratur liest er gerne, nur keine police procedural mehr. „Wahrscheinlich habe ich zulange als Pathologe gearbeitet. Ich kann diese harten Sachen von Wambaugh und seinen Epigonen nicht mehr lesen. Ich liebe William Goldman und Elmore Leonard, und ich mag Colin Dexter und Ruth Rendell. Ich mag Trevanian sehr und Adam Halls Quiller-Romane. Und ich bewundere Mario Puzo, Morris West und James Hadley Chase. Mein absoluter Favorit, auch in literarischer Hinsicht, ist der leider völlig in Vergessenheit geratene P.M.Hubbard. Er schrieb nur sechzehn Thriller. Aber die gehören zum Allerbesten. In keinem ein überflüssiges Wort. Wer lernen will, wie man einen erstklassigen Thriller schreibt, sollte Hubbard studieren.“ Der Schotte Philip Maitland Hubbard (1910-1980) konnte ähnlich schweißtreibende Menschenjagden erzählen wie Gash.

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Der Bestsellererfolg in der englischsprachigen Welt führte 1987 zu einer langlebigen Fernsehserie der BBC, in der Ian McShane bis 1994 in 90 Folgen einen gesofteten Lovejoy spielte. Selbst bei den Wiederholungen lockt die Serie in Großbritannien bis zu vierzehn Millionen Zuschauer an und ist damit eine der erfolgreichsten englischen TV-Serien. Es sagt einmal mehr negatives  über die deutsche Fernsehlandschaft mit ihren andauernden Wiederholungen der immer selben Serien aus, dass kein Sender diesen potentiellen Hit auf deutsche Bildschirme gebracht hat.

„Anfangs hat mir das nicht gefallen. Sie haben einiges verändert, aber das Fernsehen gehorcht anderen dramaturgischen Prinzipien. Außerdem sind sie erfolgreich. Man muss sich damit abfinden, dass eine TV-Adaption eben eine Interpretation der Bücher ist. McShane ist nicht schlecht. Der Charakter von Lovejoy ist da, auch wenn es eine harmlosere TV-Version ist.“

Gerade der Erfolg in den USA führte dazu, dass Lovejoys Charakter in der TV-Serie immer mehr verwässert wurde. Während er in den Büchern immer am Rande des völligen Bankrotts agiert, war der Volvo-Fahrer der Fernsehserie nie ohne Strom und Gas und nahm als anerkannter Weinkenner an den Polospielen der Windsor Castle-Elite teil. „Ich mag die Serie, weil sie das wunderschöne ländliche England zeigt. Ich mochte sie aus mehreren Gründen, aber keiner davon hat etwas mit den Originalgeschichten zu tun. Die Produzenten haben mich x-mal gebeten Drehbücher zu schreiben. Aber das ist eine Horrorvorstellung. Damit will ich nichts zu tun haben.“

Trotz aller berechtigter Kritik: Für mich wird Lovejoy immer das Gesicht von Ian McShane haben.

Merkwürdigerweise sind die meisten Fans des nicht gerade angenehmen Weiberhelden Lovejoy Frauen. Gashs Verlag hatte vor einigen Jahren eine Untersuchung gemacht. Demnach werden seine Bücher zu 63% von Frauen und zu 37% von Männern gekauft. „Ich dachte schon, ich bin ein Autor für Frauen. In der Woche nach der Veröffentlichung eines neuen Romans bekomme ich ungefähr fünfzig Briefe; sie sind immer von Frauen. Ich glaube, Frauen kriegen genau mit, dass Lovejoy kein dumpfer Macho ist, sondern ein großer Junge. Wie die meisten Kerle tief in ihrem Inneren. Frauen durchschauen uns: Sie wissen, wann wir bluffen und den starken Mann markieren. Immer wieder fragt man mich in Interviews nach Lovejoys Chauvinismus. Es ist ein beharrliches Missverständnis, das offensichtlich nicht auszurotten ist. Er ist kein Chauvi, er ist das ganze Gegenteil davon. Und es sind immer Männer, die damit anfangen.“
Seit einigen Jahren schreibt Gash auch noch historische Romane und eine weitere Thriller-Serie um die Protagonistin Dr.Clare Burtonall,

DIE LOVEJOY-ROMANE:

1. LOVEJOYS DUELL (THE JUDAS PAIR), 1977
2. LOVEJOYS GOLD (GOLD FROM GEMINI), 1978.
3. LOVEJOYS GRAL (THE GRAIL TREE), 1979.
4. SPEND GAME, 1980.
5. THE VATICAN RIP, 1981.
6. FIREFLY GADROON, 1982.
7. THE SLEEPERS OF EDEN, 1983.
8. THE GONDOLA SCAM, 1983.
9. PEARLHANGER, 1985.
10. THE TARTAN RINGERS, 1986.
11. MOONSPENDER, 1986.
12. JADE WOMAN, 1988.
13. THE VERY LAST GAMBADO, 1989.
14. THE GREAT CALIFORNIA GAME, 1990.
15. THE LIES OF FAIR LADIES, 1992.
16. PAID AND LOVIN EYES, 1993.
17. THE SIN WITHIN HER SMILE, 1993.
18. THE GRACE IN OLDER WOMEN, 1995.
19 .POSSESSIONS OF A LADY, 1996.
20. THE RICH AND THE PROFANE, 1999.
21. A RAG, A BONE AND HANK OF HAIR, 1999
22. EVERY LAST CENT, 2001.
23. TEN WORD GAME, 2003.
24, FACES IN THE POOL, 2008.


 



KONZERNE WOLLEN UNS DAS WASSER STEHLEN UM ES DANN AN UNS ZU VERKAUFEN! by Martin Compart

Unsere Realität gleicht nicht nur immer mehr den Scince Fiction-Dystopien, sie übertrifft sie auch gelegentlich.
Von mir unbemerkt landete die EU einen neuen Coup:Sie will das Wasser „privatisieren“. Sowas fällt nicht mal den Taliban ein.
Zuerst wurde ich durch die Januar-Sendung von NEUES AUS DER ANSTALT darauf aufmerksam, dann schrieb mir eine Freundin:

„Hallo, Martin!
Ein Nachschlag zum Telefonat: googel mal ein bißchen unter
„Wasserprivatisierung“ in Bolivien, Kolumbien etc., d.h. auf der ganzen Welt.
Ungeheuerlich! Wußtest Du, daß in Deutschland bereits 40% der Wassers privatisiert
worden ist – nach dem liberalen Kriegsgeschrei „Weniger Staat!“? Und alle
finden’s gut vgl. Gauck und sein O mane padme hum „Freiheit, Freiheit“: sprich
freie Fahrt den Konzernen. Die Stadt Berlin versucht bereits, sich wieder zu
befreien und das inzwischen vergammelte Wassernetz zurückzukriegen….
Erschreckend ist, wie sich das entwickelt hat, ohne daß wir gebrüllt haben!
In Lateinamerika hat es ja inzwischen mächtig gebumst und dadurch den Rest
der Welt etwas wachgerüttelt.
Hoffentlich schaffst Du es trotzdem, heute nacht einzuschlafen!“

Was kommt als nächstes?
Wird die EU den Sauerstoff privatisieren?
Wie lange lassen wir uns das noch bieten?
Das Schöne an diesen dreckigen Profit-Schergen ist, dass sie sich den Ast absägen, auf dem sie sitzen.
Das Unangenehme daran ist, sie reissen uns alle mit in den Abgrund.
Mit unseren Politikern ist nur Staat für Privilegierte zu machen, kein Gemeinwesen.

Hier ein Vorschlag, wie wir Wasser für Banker, Politiker, Wirtschaftsbosse und ihre Steigbügelhalter verwenden sollten:

Und hier kann man versuchen, durch seine Unterschrift diesen menschenfeindlichen Mist zu verhindern:

http://www.right2water.eu/de/node/37

Nur gut, dass die Nazis so blöde sind und Exilanten und Obdachlose ermorden. Wenn sie Politiker, Mafiosi oder Wirtschaftsverbrecher töten würden, könnten sie aufs Fatalste mit einer großen Sympathiewelle der Bevölkerung rechnen. Aber sie sind eben auch nur Instrumente.

P.S.: Und da dies der Blog eines armen Worteschmiedes ist, muss ich auch etwas für mich trommeln und empfehle zur Entspannung meinen Anti-EU-Thriller:

Den schrieb ich nämlich, weil ich mich schon früher über die Machenschaften der sogen. Europäischen Union aufgeregt habe.



WORK IN PROGRESS: DIE GOMORRHA DEPESCHE by Martin Compart

Der nächste Gill-Roman, DIE GOMORRHA DEPESCHE, schließt direkt an DIE LUCIFER CONNECTION an. Er spielt zum Teil auf dem Balkan (im früheren Jugoslawien) und ich will u.a. versuchen, den Serben mehr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Unsere einseitige Berichterstattung hat dieses Volk zu Bad Guys gemacht und nie in derselben Form die Grausamkeiten der anderen Kriegsparteien dargestellt (mal ganz abgesehen von den Unwahrheiten von Scharping, Proll-Gert, Fischer & Co, die fatal an die Irak-Kriegs-Lügen erinnern).

Ich war nun einige Male in unterschiedlichen Regionen Ex-Jugoslawiens und habe fast ausschließlich positive Eindrücke abgespeichert. Ich habe nie einen Serben getroffen, der mir und meiner Generation die Verbrechen der deutschen Nazis vorgeworfen hatte. Jetzt könnten sie es: Wie Hitler die kroatischen Faschisten der Ustascha beim Völkermord an den Serben unterstützte, sorgte fataler Weise ein widerwärtiger deutscher Außenminister, Hans- Dietrich Genscher, für die Eskalation des zerfallenden Jugoslawien indem er Kroatien staatlich anerkannte (damit sie legitim Waffen einkaufen konnten – vorzugsweise bei deutschen Händlern des Todes).

Es geht nicht darum, die Serben rein zu waschen. Zarkan1[1]u viele serbische Mordbrenner (wie der von Oberganoven Milosevic eingesetzte Arkan) haben ihr Unwesen getrieben und auch das eigene Volk ausgebeutet und zerfleischt. Aber das es heute Mafia-Staaten wie Montenegro, Albanien oder den Kosovo gibt, kann man ihnen nicht in die Schuhe schieben. Diese Leistung dürfen EU-Europäer und Amerikaner für sich verbuchen. Der gesamte Balkan versinkt inzwischen in übelster organisierter Kriminalität, die dank der Banken ihr kriminell erwirtschaftetes Geld waschen kann um es dann in den „legalen“ Finanzmarkt einzuspeisen. Mit dem ganzen schmutzigen Geld, das unsere immer rettungswürdigen Banken seit Jahren anlegen, könnte man Griechenland, Spanien und Portugal locker entschulden und aus Schwarzafrika einen Sozialstaat machen. Aber es ist politisch ja gar nicht erwünscht, Drogenhandel, erzwungene Prostitution oder Kindersklaverei auszurotten. Denn indirekt profitieren davon auch die unfähigen oder bösartigen Kreaturen in den Parlamenten und Parteien. Unser neues Prostitutionsgesetz, für das alle Menschenhändler die Deutschen lieben, hat aus der Bundesrepublik den größten Puff der Welt gemacht (und dafür gesorgt, dass immer mehr Mädchen zum Anschaffen in „dieses, unsere Land“(Altkanzler Kohl) verbracht werden.

Genug ausgekotzt. In der unregelmäßigen Reihe „work in progress“ werde ich gelegentlich Szenen oder Impressionen vorstellen um sie auszuprobieren und vielleicht Diskussionen anzuregen.

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BELGRAD 16:00 UHR

Der junge Serbe starrte mit brennenden Augen durch das schmutzige Fenster des Cafés auf die in grauer Trostlosigkeit dahin fließende Save. Das Café befand sich auf einem angetauten Schiff mit dem Namen 20/44. 20 Grad Ost, 44 Grad Nord, die Koordinaten von Belgrad, und diente nachts als Disco. Dann spielte man übelsten Balkan Pop, Gypsy Groove und Bukowina Dub. Diese Daten waren auch die Zielkoordinaten der Natojets, die ihre Bomben auf Belgrad warfen.

Belgrad ist eine unglückliche Stadt. Hunderte von Jahren wurde sie unregelmäßig von den Türken geplündert, geschleift und zu Klump gehauen.
Im 20.Jahrhundert ist außer Warschau keine andere europäische Stadt so oft bombardiert, gesprengt oder zusammen geschossen worden. Zuerst von den Österreichern, dann von den Nazis, dann von den Alliierten und schließlich von der NATO. Die Nazis zerstörten am Palmsonntag 1941 mit 234 Fliegerangriffen über 700 Gebäude. In ihrer langen tragischen Geschichte haben die Serben nie einen Angriffskrieg geführt. Nur verteidigt gegen Ottomanen, Habsburger, deutsche und kroatische Faschisten, Nato, Kosovo-Separatisten, EU-Bürokraten, die eigene korrupte Regierung und die Gangs.
In den 1990ern wurde Beograd,die „weiße Stadt“ am Rande der Pannonischen Tiefebene, blutig rot, vom Bürgerkrieg und Mafia-Kriegen verwüstet. Beherrscht von korrupten Politikern und verrückten Warlords, die den Schwarzmarkt kontrollierten und Vermögen verdienten, während der Großteil der Bevölkerung am Existenzminimum vegetierte oder vom Hungertod bedroht war. Manche nennen die Stadt „Mordor“.

Heute hat sie 1,6 Millionen Einwohner. Eine verzweifelte Party-Metropole, die auf dem Vulkan tanzt. Ein Paradies der organisierten Kriminalität. Grau und trostlos hockt sie am Zusammenfluss von Donau und Sava. Die hässlichen Betonbauten zwischen noch hässlicheren Hochhäusern und zerbombten Gebäuden geben nur selten einen architektonischen Einblick in die lange Geschichte. Verrostende Ladas und qualmende Busse quälen sich durch die auf und absteigenden Strassen an den Luxuslimousinen mit kugelsicheren Scheiben der Mächtigen vorbei.

Unter der Branko-Brücke, die das alte und das neue Belgrad trennt, vegetieren in aschigen Shanty Towns die Zigeuner. Spärlich gewärmt von brennenden Ölfässern haben sie nur das fettige Flusswasser zum waschen und kochen. Daneben existieren glitzernde Nachtklubs und teure Luxusrestaurants, besucht von Gangsterbossen, die in Festung ähnlichen Villen leben und ohne Rücksicht auf den Verkehr in düsteren Konvois durch die Stadt rasen zu ihren zwielichtigen Geschäftsgesprächen. Oder sich in Luxusdiscos und Edelbordellen vergnügen, in denen die Wohlhabenden herum hängen und ihre sinnlose Existenz betäuben: Gangster, Kriegsgewinnler neben über Reformen plappernden Politikern, Popstars und den schönen Menschenschrott der Armen, die ihnen mit allem dienen um zu überleben. Die Gangster selber waren Pop-Stars. Schwermütiger Nihilismus wechselt sich mit geisteskrankem Frohsinn ab, der nicht über die Nacht hinaus geht.

Darko, so hieß der junge Serbe, zündete sich eine weitere Zigarette an. Rauchverbote gab es in Serbien nominell an Arbeitsplätzen, aber nicht in der Gastronomie. Es war keine Grundvoraussetzung für den von vielen sehnlich angestrebten EU-Beitritt. Außerdem hätte sich keiner mit dem jungen Mann deswegen angelegt. Er war Anfang zwanzig, hatte aber ein viel älteres Gesicht, geprägt von Zorn- und Schmerzfalten. Auf seiner rechten Wange glühten Narben, die unschwer als Folgen von Folter zu erkennen waren. Er verströmte die Energie und Bedrohlichkeit einer tickenden Zeitbombe. Für die anderen hat der Krieg aufgehört als er ein Junge war. Für ihn hat er da erst begonnen. Nach dem Selbstmord seiner Mutter fraß ihn die Düsternis und sein Lebensmotto wurde: „Ich bin alles, was von mir übrig geblieben ist“. Zum Glück gab es genügend Menschen, die er hasste. Sonst hätte ihn sein Selbsthass aufgefressen.

Er sah zu den beiden Männern am Eingang, die ihn durchsucht hatten. Sie gehörten zu Stojan, einem der ganz großen Scheichs der Balkan-Emirate. Er war schon in Mailand dabei gewesen als die Nasa Stvar, die serbische Mafia, zu erster Größe erblühte. Damals musste man noch sklavisch mit Titos Geheimdienst zusammen arbeiten und Exil-Oppositionelle liquidieren. Erst mit dem Bürgerkrieg wurden aus den Bandenchefs Könige. Ob Kroaten, Serben, Bosnier oder Mazedonier – alle arbeiteten über die Konflikte hinaus zusammen um ihre Vermögen zu machen. Die idiotische Politik des Westens gegenüber Serbien hatte die Gangster und korrupten Politiker reich gemacht und alle anderen arm. Stojan hatte das Treffen mit dem Albaner organisiert und für ihre Sicherheit garantiert. Er verließ nur noch selten seine festungsartig gesicherte Villa im Stadtteil Dedinje. Wahrscheinlich gehörte ihm das Disco-Schiff. Ein weiterer Wächter ließ den Kaffee-Automaten zischen um Darkos Espresso aufzubrühen. Er stellte ihn schweigend vor ihn hin. originalslika-10593488[1]

Darko zog ein zerlesenes Taschenbuch aus seiner Lederjacke. GORILA von Dusan Savkovic, geschrieben 1974, war das einzige Buch, das er immer wieder las. Es war das einzige Buch, das er besaß und je gelesen hatte. Es basiert auf dem Leben von Alain Delons ermordeten serbischen Leibwächter Markocvic und ist ein böser, rabenschwarzer Roman, in dem alle Frauen Huren und alle Männer Verbrecher sind. Der Gangster Milutin Dacovic, der Marcovic kannte, sagte, dass die meisten Anekdoten im Roman wahr seien. In ihm gibt es nicht eine positive Figur. Der Roman zeigte die Reichtümer Frankreichs, zu denen man nur durch brutale Gewalt Zugang erhielt – wenn man Serbe und Außenseiter war. Das Buch war wieder in Mode gekommen, weil er das düstere Weltbild der jungen Generation widerspiegelte. Sie war in einem von Dieben und Mördern kontrollierten Land aufgewachsen. Auch Darko gehörte zu diesen jungen Serben, denen alles egal war und denen legale Arbeit kaum Chancen bot. Aber die Flamme seines Hasses brannte heißer. Man hatte nicht wirklich etwas zu verlieren als stolzer Serbe. Die Serben sind das einzige Volk, das aus einer militärischen Niederlage seinen Nationalmythos destilliert hat: Die verlorene Schlacht am Amselfeld gegen die Türken am 28. Juni 1389. Als Vidovan, „heiligerTag“ ist er im Bewusstsein tief verankert. Damals wurde am Kosovo polje Europa verteidigt. Und wie so oft danach, wurden die Serben von Europa im Stich gelassen. Europa hatte sie erniedrigt, zerbombt und gequält. Es war nichts unmoralisches dabei, sich durch organisierte oder andere Kriminalität an Europa zu rächen.

Der abgegriffene Abschiedsbrief seiner Mutter fiel aus dem Buch. Mit zitternden Händen faltete er ihn wohl zum hunderttausendsten Mal auseinander, bedacht darauf, das abgenutzte Papier nicht mit den scharfen Fingernägeln zu beschädigen. „Verzeih mir meine Schwäche, mein Sohn. Egal, wo ich jetzt hingehe, ich werde von dort versuchen, Dich zu beschützen.“
Mein Herz ist tot, dachte er. Daran ist nichts zu ändern. Dafür würde der Mann, der sein Vater war, büßen.

Seine mächtigen Muskeln spannten sich. Er atmete tief durch um das Zittern seines zur Waffe trainierten Körpers zu unterdrücken. Seit seiner Kindheit stemmte er Gewichte und trat Sandsäcke aus den Halterungen. Er war einer der besten Kickboxer des Landes und übte sich auch in anderen Kampfsportarten. Im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Gang rauchte er nicht, trank keinen Alkohol und ließ die Finger von Drogen oder Psychopharmaka. Auch mit Frauen ließ er sich selten ein. Eine hatte ihm mal gesagt, er vögle, als sei er nicht wirklich interessiert. Darkos Laster war der Adrenalinkick.

Heute rauchte er. Es war ein besonderer Tag, den er sich einprägen wollte.

Der Albaner ließ ihn bewusst warten um zu demonstrieren, wo er in der Hierarchie stand. Betim, der Albaner, hatte viel Geld verdient an dem Handelsembargo gegen Serbien. Die NATO und die Europäer wussten, dass sie mit ihrem Embargo nur Milosevic und den Gangstern halfen und das Land weiter in den Untergang trieben. Entweder war es ihnen egal oder es war gewollt. Über Albanien wurde vor allem das knappe Benzin eingeschmuggelt. Aber vor allem hatte der Albaner mit Milosevic und dessen korrupter Staatsgang ein Vermögen mit Zigaretten gemacht: 1993 waren die Zigaretten so hoch besteuert, dass sie sich kein Serbe mehr leisten konnte. Betim kaufte im Westen en gros für ein paar Cents die Packung beim Hersteller ein und brachte sie nach Rotterdam. Dort wurden sie in ukrainische Flugzeuge verladen und nach Albanien und Montenegro geflogen. Dann wurden die einzelnen Packungen mit gefälschten Steuermarken beklebt, in den Markt geschleust und für zwei bis drei Dollar verkauft. Den Gewinn teilte sich Betim mit der serbischen Regierung.

Geräusche an der Tür sagten Darko, dass der Albaner endlich eingetroffen war. Wie er zuvor, wurde auch Bekim von Strojans Männern akribisch abgetastet und nach Waffen durchsucht. Darkos Waffe hatten sie nicht entdeckt, obwohl er sie ihnen vor die Augen gehalten hatte.
Mit bester Laune und ausgebreiteten Armen ging er auf Darko zu. Er trug eine weiße Seidenkrawatte, sein Wahrzeichen. Wie das ironische Grinsen, das in sein Gesicht gemeißelt war.
„Wo hat uns Strojan nur hinbestellt? Was ist das hier für eine billige Absteige? Ein Ort, wo die Wölfe ficken.“
(FORTSETZUNG FOLGT)

lucifer-connection-compart[1] http://www.evolverbooks.com/evolver-books-verlagsprogramm/martin-compart-die-lucifer-connection/



SPYTHRILLER/TV: GEHEIMAUFTRAG FÜR JOHN DRAKE by Martin Compart

Zwar gab es bereits in den 1950er Jahren ein paar US-Serien, die Geheimagenten und die Welt der Spionage (etwa FORREIGN AFFAIRS) thematisierten, aber erst in den 1960ern, im Windschatten von 007, wurde der Geheimagent auch zur TV-Ikone.

Und wie es sich für Spythriller gehört, machten die Briten den Anfang.

Ausgedacht hatte sich die Serie DANGER MAN der Australier Ralph Smart. Als Regisseur und Drehbuchautor hatte er in den 50er Jahren für die Produktionsgesellschaft von Lew Grade (der später auch für Hits wie THE SAINT, MAN IN A SUITCASE, PRISONER oder FRIENDLY PERSUADERS verantwortlich zeichnete) bei Serien wie ADVENTURES OF WILLIAM TELL, ROBIN HOOD oder THE INVISIBLE MAN mitgearbeitet.

Ende der 1950er Jahre entwickelten sich Agentenromane zu einem der erfolgreichsten literarischen Genres. Ian Flemings beginnender Welterfolg sorgte für ein starkes Interesse am Spythriller. Die Geheimagenten lösten die harten Privatdetektive in der Gunst der Krimileser ab.

Smart und andere Produzenten erkannten dies. A

ber noch bevor etwa MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE das Fernsehen eroberte oder JAMES BOND weltweit über die Leinwände raste, entwickelte Smart das Konzept für die erste Agentenserie modernen Stils für das Fernsehen. Ganz klar war er von Ian Flemings Bond-Romanen beeinflusst, als er Drake konzipierte.

Auch Drake reiste zu den exotischsten Orten, um im Auftrag des Westens für Ordnung zu sorgen. Lew Grade war sofort von der Serie angetan, mit der er den Sprung in den amerikanischen Prime Time-Markt schaffen wollte.

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McGoohan sollte für den Erfolg von DANGER MAN ähnlich wichtig werden wie Sean Connery für Bond (die deutsche Stimme ist die von Heinz Drache).

Als Smart die Serie vorbereitete, hatte er keinen bestimmten Schauspieler im Auge. Erst als er McGoohan, der 1959 als bester Fernsehschauspieler und bester Bühnenschauspieler ausgezeichnet worden war, in dem TV-Film THE BIG KNIFE gesehen hatte, wusste er, wen er als John Drake haben wollte.

McGoohan akzeptiert Grades und Smarts Angebot nur mit Vorbehalt: Die Drehbücher, die Drake im Stile Bonds als schießfreudigen Frauenhelden zeigten, mussten geändert werden. Er wollte keine unnötige Gewalt und vor allem keine „unmoralischen“ Frauengeschichten für Drake. „Ich versuchte Drake so geheimnisvoll wie möglich zu machen. In der Hoffnung, daß kein Zuschauer sicher war, was Drake in der nächsten Sequenz anstellen würde. Seine gefährlichste Waffe sollte keine Pistole sondern seine Intelligenz sein“, erinnerte sich der Schauspieler. Aber natürlich konnte keine Action-Serie ohne physische Aktion auskommen. Aber statt unentwegt in Schießereien, ließ man Drake so oft wie möglich in Prügeleien geraten. Heraus kamen dabei einige der wildesten Schlägereien der damaligen Fernsehgeschichte. Nicht selten flog der Gegner meterweit durch den Raum, wenn er Drakes Dampfhammer auf die Nase geknallt bekam. Trotz aller Unwahrscheinlichkeiten achtete man darauf, dass Drake nicht zum Superhelden wurde.

Auch die Geschichten waren relativ nahe an den politischen Gegebenheiten der Zeit: Drake infiltrierte ein IRA-Kommando, sicherte Öl-Interessen am Golf, beschützte Überläufer, ging gegen indische Giftgasfabriken vor oder destabilisierte Diktaturen, die dem Westen unfreundlich gesonnen waren. Seine Aufträge führten ihn um die ganze Welt: Ferner Osten, Paris, Afrika, Kashmir – nur exotisch mußte es sein. Gedreht wurde aber, abgesehen von Außenaufnahmen in Schottland oder englischen Grafschaften, in den Elstree-Studios. Vier Tage dauerte es, um eine Folge abzudrehen. Ein Second Unit-Team unter Regisseur John Schlesinger sorgte für die Außenaufnahmen und für Stock Shots von den exotischen Handlungsorten. Für die zweite Folge, VIEW FROM THE VILLA, wurden die Außenaufnahmen in Portmeirion gedreht, das hier als italienischer Handlungsort diente und als Village in NUMMER.6 (PRISONER) unsterblich wurde!

Am 11.September 1960 strahlte der kommerzielle Sender ITV die erste Folge aus.

DANGER MAN wurde schnell ein Riesenerfolg im britischen Fernsehen, und Lew Grade konnte die Serie an das US-Network CBS verkaufen. Im Sommer 1961 ersetzte DANGER MAN auf CBS Steve McQueens Westernserie WANTED: DEAD OR ALIVE. Aber dieser Sommerersatz wurde von den amerikanischen Zuschauern kaum wahr genommen. Gerade war in England die 2.Season produziert worden, und Lew Grade, enttäuscht über die schlechte Resonanz in den USA, ließ DANGER MAN stoppen. Inzwischen waren aber die Auslandsverkäufe in Europa so gut angelaufen, daß man über eine Fortsetzung der Serie nochmals nachdachte.

Bevor die Dreharbeiten aber wieder aufgenommen wurden, sollte einiges verändert werden: Künftig sollten die einzelnen Folgen doppelte Länge haben. Außerdem arbeitete Drake nicht mehr für die NATO, sondern für MI9, eine fiktive Abteilung des britischen Geheimdienstes.

Die längeren Folgen erlaubten komplexere Geschichten und tiefere Charakterisierungen. Zwei Seasons wurden in dem neuen Format produziert, und noch heute geraten die Fans ins Schwärmen, wenn sie an diese Episoden denken. Leider hat man sie bei uns nie komplett ausgestrahlt.

Die neue Serie begann am 13.Oktober 1964 und brachte es auf 45 Folgen. Es folgte noch der legendäre Zweiteiler KOROSHI, der in Farbe gedreht wurde und verschiedentlich als 90-Minüter gezeigt wurde. Aber McGoohan hatte, trotz des relativen Erfolges der neuen Serie in den USA, genug von DRAKE und besuchte Lew Grade mit dem Konzept zur späteren Kultserie PRISONER, die auf der Grundidee des Spionaromanautors und Drake-Storyeditors George Markstein basierte.

Der von der Serie inspirierte Song SECRET AGENT MAN von Phil Sloan und Steve Bass, gesungen von Johnny Rivers, schaffte es hoch in die Hit-Paraden zu kommen.

Consul-0802 Leslie Danger Man Hell for Tomorrow[1]Unter dem Namen Ralph Smart veröffentlichte der deutsche Signum Verlag einen John Drake-Roman, in dem Drake dem weiblichen Geschlecht sehr zugetan ist und nichts mit der Serie zu tun hat: Ralph Smart: Mord auf Bestellung, Signum Krimi 105, 1962.

Weitere Romane:

W.Howard Baker: Departure Deferred, Consul Books 1965. Storm Over Rockall, Consul Books 1965.
Peter Leslie: Hell for Tomorrow, Consul Books 1965.
W.A.Ballinger: Exterminator, Consul Books 1966.
Wilfred McNeilly: No Way Out, Consul Books 1966.

Heftromane:
GEHEIMAUFTRAG FÜR JOHN DRAKE: Marken Verlag, Köln. Nr.1, 1963 – Nr.390, 1976.

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Comics:
JOHN DRAKE: Bildschirm Vlg. Nr.1-2,1967.
DANGER MAN: Four Color Comic 1231, 1961.
SECRET AGENT: Gold Key, Nr.1-2, 1966, 1968.

Literatur:
Alain Carrazé & Héléne Oswald: The Prisoner, W.H.Allen 1990.
Dave Rogers: The Prisoner & Danger Man, Boxtree 1989.
Matthew White & Jaffer Ali: The Official Prisoner Companion, Warner Books 1988.

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Grausame Tierversuche bei LÓreal by Martin Compart
3. Januar 2013, 4:10 pm
Filed under: Ekelige Politiker, NEWS, Parasiten, Tierschutz | Schlagwörter: , ,

loreal-dermo-expertise-paris-youth-code-tagescreme[1]

HAUTCREME FÜR ALTE SCHABRACKEN; BEI DENEN ES EH NICHTS MEHR NÜTZT. UND FÜR JUNGE SCHABRACKEN, DIE SIE FÜR HOHLRAUMVERSIEGELUNG IM SCHÄDEL NUTZEN.

Mi, 2 Jan 2013 3:30 pm
Betreff: Grausame Tierversuche bei LÓreal

Akt.-Nr.: 530569

Sehr geehrte Frau Emanulidu,wie soeben telefonisch mit Ihnen besprochen sende ich Ihnen die Mail.

Mit Entsetzen sind wir über die grausamen Tierversuche der Firma LÒreal informiert worden.
Wie kann ein so großes Unternehmen sich mit so grausamen Tierversuchen profilieren wollen???
Auch die verantwortlichen Leiter der Forschung müssten es wissen, das dieses Leiden und unendliche Qual dieser armen wehrlosen Tiere keine Zukunft hat und sie auf Alternativforschung umsteigen können. An ihren Kosmetikartikel klebt das Blut dieser geschundenen Wesen.
Was bewegt einen Menschen in solchen Laboren zu arbeiten??? Sie sind abgestumpft ,leer emotionslos und brutal gegenüber unseren Mitgeschöpfen!!! Wir werden alles daransetzen, das LÓreal in Verbindung mit den grausamen Tierversuchen an die Öffentlichkeit dringt, dass Menschen davon Kenntnis erhalten, daß an jeder Kosmetikcreme etc. das Blut der gequälten Tiere klebt.

Unten angefügt das Beweisvideo:

http://www.change.org/de/Petitionen/l-oreal-stop-testing-on-animals-or-using-any-animal-products-go-cruelty-free

Gezeichnet
Alexandra Bräutigam
tierdiebstahlbayern
tierdiebstahlby@aol.com

ZWEI, DIE IN DER HÖLLE SCHMOREN SOLLEN:

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Hat Nicolas Sarkozy illegale Wahlkampf-Spenden von der reichsten Frau Europas, Liliane Bettencourt (87), angenommen?
Jede Kakerlake ist angenehmer als dieser Gift-Zwerg und die Zombie-Oma.

„Sehr geehrte Frau Bräutigam,

vielen Dank für Ihre E-Mail zum Thema Tierversuche. Wir wissen, wie wichtig Ihnen als unseren Kundinnen und Kunden dieses Thema ist und haben hier deshalb einige Informationen für Sie zusammengefasst.

Seit 1989 wird kein Produkt der L’Oréal-Gruppe an Tieren getestet. Wir haben mit unseren Forschern die Entwicklung alternativer Testmethoden in den letzten 20 Jahren maßgeblich vorangetrieben und sind durch die von L’Oréal entwickelte künstliche Haut, Episkin genannt, auch schon einen großen Schritt weiter: Sie ist mittlerweile vom Gesetzgeber als Alternativmethode anerkannt.

Nur beim Einsatz neuer Rohstoffe fordert der Gesetzgeber zur Sicherheit der Verbraucher, dass bestimmte Tests an Tieren durgeführt werden. Jedoch sind wir auch da fast am Ziel: Für weniger als 1 Prozent der vorgeschriebenen Sicherheitsbewertungen gibt es noch keine gesetzlich anerkannte Alternative.

Unter folgendem Link finden Sie Informationen dazu, was wir bereits getan haben und wo momentan noch Forschungsbedarfbesteht. http://www.loreal-alternative-testmethoden.de/

Wir können Ihnen versichern, dass die Sicherheit unserer Verbraucher für uns oberste Priorität hat und wir nur Produkte auf den Markt bringen, deren Sicherheit nachgewiesen und belegt ist.

Mit freundlichen Grüßen

L’Oréal Deutschland GmbH“

„Was sagst man dazu, erst teilen Sie mit, das seit 1989 keine Versuche an Tieren für ihre Produkte getestet werden, dann widersprechen sie sich mit der Aussage:Für den Einsatz neuer Rohstoffe fordert der Gesetzgeber zur Sicherheit der Verbraucher, dass bestimmte Tests an Tieren durchgeführt werden.Alles Augenwischerei.“



THRILLER, die man gelesen haben sollte: EVIL von JACK KETCHUM by Martin Compart

EVIL, oder wie der Originaltitel lautet: THE GIRL NEXT DOOR, ist einer der furchtbarsten und erschreckendsten Thriller, die je geschrieben wurden. Dabei entwickelt Jack Ketchum einen erzählerischen Sog, den man nur als Malstrom bezeichnen kann.

evil

Der Ich-Erzähler David, inzwischen vierzig Jahre alt und erfolgreich, erzählt rückblickend eine entsetzliche Geschichte aus seiner Kindheit, die sich 1958 abgespielt hat.

Alles beginnt in einer scheinbar idyllischen Kleinstadt, wie sie Stephen King so vortrefflich zu entzaubern weiß. David ist der Nachbar der geschiedenen und allein erziehenden Ruth und deren drei Söhne. Ruth ist unter den Heranwachsenden äußerst beliebt, da man bei ihr rauchen und Bier trinken darf. Ihre Scheidung hat sie verbittert und sie hasst Männer, da diese nur auf Sex aus seien und Frauen ausnutzen. Nach dem tödlichen Autounfall der Eltern, muss Ruth auch noch ihre Nichten Meg und deren jüngere Schwester Susan aufnehmen. Susan, die schwer verletzt wurde, muss Beinschienen tragen und wird von der älteren Schwester, die sich für sie verantwortlich fühlt, behütet und geliebt.

David verliebt sich in Meg und beobachtet, wie sich die Situation in der Nachbarsfamilie zuspitzt. Zuerst demütigt Tante Ruth nur die ältere Nichte, die sie als Schlampe betrachtet, die hinter den Männern her sei.

Als Druckmittel gegen Meg setzt sie Susan ein, die an ihrer statt bestraft wird wenn sie Ruth sadistische Rituale nicht befolgt. Eine Spirale aus Vergewaltigung, Folter und Vernichtung wird in Gang gesetzt, die der Leser kaum aushält.

Ruth sozialisiert kleine- zu großen Barbaren. Und alle sehen weg – bis hin zur Polizei, die nur mal kurz an Ruth Fassade kratzt. Meg ist inzwischen im Atombomben sicheren Keller, den Megs Mann anlegen ließ, den Quälereien der Kinder ausgesetzt, die dem voller Freude nachgehen. Der Schutzraum wird zum Folterkeller.

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Könnte das nicht auch bei uns jederzeit im Nachbarhaus passieren?
Kaum ein Monat vergeht, ohne dass ein Fall von Kindesmißbrauch oder Mord durch die Medien gejagt wird. Und nie haben die Nachbarn etwas bemerkt. Unsere Gesellschaft hat die Kunst des Wegsehens perfektioniert. Jeder ist seines Glückes Schmied – da bleibt keine Zeit für Anteilnahme.
Ketchum enttarnt Passivität als Illusion, die in den Abgrund führt – auch die Wegseher.

Am erschreckendsten für den Leser ist vielleicht die Figur des Ich-Erzählers.
Man wünscht sich, dass sie endlich handelt und dem Grauen ein Ende setzt. Aber David bleibt lange untätig, hin und her gerissen zwischen seiner Sympathie für Meg und der Faszination an den Quälereien. Damit vermittelt der dem Leser ein höchst ungutes Gefühl, macht ihn mit seiner Passivität fast zum Komplizen. Bei der grausamsten Szene blendet David aus, weil er sich selbst nicht mehr erinnern will. Der Leser dankt es ihm, dürfte sich aber inzwischen selbst im Schock-Zustand befinden.

jack-ketchum_bw Ketchum erzählt zwar distanziert, aber Schmerzen und Qualen der gepeinigten Meg vermitteln sich dadurch so intensiv, als würde man daneben stehen.

Ein großer Autor kann mit einem Roman einen Leser tatsächlich immer noch stärker aufwühlen als in jedem anderen Medium. Das macht das Buch auch so außergewöhnlich.

David zögert zu lange, um etwas gegen Megs Martyrium zu unternehmen. Dann macht er das falsche und es ist sowieso schon zu spät. Ketchum zeigt die ebenso triviale wie wahre Grundwahrheit, dass nicht rechtzeitiges Handeln in den Untergang führen kann, dass Entsolidarisierung am Ende jeden zum Opfer macht. Der Kritiker Thomas Harbach nannte den Roman „ein Plädoyer für Zivilcourage“.

410bxfXr2bL._SL500_AA300_ Der Roman basiert auf dem wahren Fall der sechzehnjährigen Sylvia Likens, deren abgezehrte Leiche 1965 in Indianapolis in einem Zimmer der Gertrude Baniszewski aufgefunden wurde.
Gertrude, drei ihrer Kinder und zwei Jungen aus der Nachbarschaft wurden anschließend abgeurteilt.

1979 hatte Kate Millet ein Sachbuch darüber geschrieben: IM BASEMENT – MEDITATIONEN ÜBER EIN MENSCHENOPFER. Millett enttarnt die puritanische Ideologie als eine Ursache hinter Ruth/Gertrudes Zerstörung der Weiblichkeit ihrer Opfer. Es ist dieselbe Ideologie, die hinter der Tea-Party-Bewegung steckt.
Dieses Sachbuch mit seiner intellektuellen Betrachtung des Themas ist vielleicht das einzige wirksame Gegenmittel für das Nervengift, das Ketchum dem Leser in den Körper pumpte.

Der eventuelle Leser sei gewarnt: Dies ist eines der Bücher, die sich gnadenlos ins Gedächtnis einbrennen und die man nie wieder los wird. Jeder sollte sich genau überlegen, ob er sich dieser Erfahrung aussetzen will.

f-101154-1EVIL von Jack Ketchum

Die Originalausgabe erschienen 1989 unter dem Titel The Girl Next Door, die deutsche Ausgabe erstmals 2006 bei Heyne Hardcore; inzwischen in der 5.Auflage, 334 Seiten. Es gibt sowohl ein eBook, wie auch ein Hörbuch der deutschen Ausgabe.

Das Buch wurde 2007 unter der Regie von Gregory M. Wilson unter dem Titel Jack Ketchum’s Evil verfilmt. Bei allen Kompromissen ist die Adaption gut gelungen (im Gegensatz zu BEUTEGIER). Zuvor wurde das Sujet schon mal verfilmt als AMERICAN CRIME.