Martin Compart


MONEYSHOT – ZU SCHARF für Book on Demand (BoD) by Martin Compart
12. Juli 2019, 8:27 am
Filed under: Moneyshot, Noir, Porno, Rauschgift, ROMAN | Schlagwörter: , , , ,


http://zerberus-book.de/

Eddie war eine große Nummer im Pornobiz. Inzwischen drücken den Pornostar Schulden. Zu viel Koks hat sein Hirn verbrannt, Viagra bringt sein Talent auch nicht mehr in Arbeitslaune. Eddie befindet sich im freien Fall. Er braucht einen Neustart, vor allem aber Geld. Er weiß auch, wie er daran kommt: einfach Unterweltkönig Schark gegen seine größten Rivalen, die psychopathischen Kremp-Brüder ausspielen. Das Pack massakriert sich gegenseitig und Eddie sammelt die Scheine ein. Superidee. Das Problem? Scharks Killer Samba hat ihn mächtig auf dem Kieker und die Kremps würden ihm am liebsten die Eier abreißen. Zwischen Eddie und der großen Freiheit steht der Moneyshot seines Lebens . . .

Es begann als Hörspiel für den WDR (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=E6_VUS4X0w4). Dann wuchs es sich zu einem Roman aus, der jetzt in der zweiten überarbeiteten Auflage erstmals in gedruckter Ausgabe vorliegt.
Wie vorherige ZERBERUS-Titel sollte auch MONEYSHOT bei BoD produziert werden. Doch die lehnten es nach zweiwöchiger Prüfung ab. Kaum vorstellbar, was passieren würde, wenn man bei BoD ein antifaschistisches Werk einreichen würde…
Doch vorstellbar: Wie mir bestätigt wurde, geschah genau dies bei einer geplanten Neuauflage von R.Evolvers NAZI ISLAND.

Hier der kurze mail-Wechsel mit BoD

Sehr geehrter Herr,

vielen Dank für Ihr Interesse, Ihr Buch „Moneyshot“ bei Books on Demand zu veröffentlichen.
Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr eingereichtes Manuskript aufgrund seines Inhaltes den Grundsätzen unseres Unternehmens bzw. unserer Vertriebspartner widerspricht und wir es deshalb nicht in den Handel bringen möchten.
Daher lehnen wir eine Veröffentlichung Ihres Titels in unserem Hause ab.
Wir bitten um Ihr Verständnis

Mit freundlichen Grüßen
Ute Olsson Wollner
Books on Demand GmbH

Ich reagierte natürlich umgehend mit der Präzision einer streuenden Schrotflinte:

Sehr geehrte Frau Olsson Wollner,
Sie hatten meinem Verleger mitgeteilt, dass mein Roman MONEYSHOT den „Grundsätzen ihres Hauses widerspricht“.

Eine interessante Äußerung. Der Roman ist bereits vor Jahren als e-Book erschienen und der WDR hat sogar ein Hörspiel danach produziert (siehe https://www.youtube.com/watch?v=E6_VUS4X0w4 ).

Ich werde nun reumütig zu AMAZON zurückkehren. Immerhin ermöglicht mir Ihre wohlformulierte Absage die Möglichkeit, damit ein wenig für den Titel zu werben und über meinen Blog eine Zensurdiskussion anzuregen.

Gewisse moralische oder ästhetische Maßstäbe erstaunen mich im Jahre 2019 schon sehr. Als hätte es nie Bataille, Henry Miller oder William Burroughs und viele andere gegeben. Was mag da erst auf brave Sittenwächter zukommen, falls das Internet erfunden wird. Da kommt wohl noch einiges an sozial-ethischer Desorientierung auf uns zu.
Aber ich verstehe natürlich, dass in manchen Schrebergärten noch das Bewusstsein des Biedermeier mit einer neuen prüden Geschmackspolizei vorherrscht.
Mit freundlichen Grüßen,
Martin Compart

Und wenn es zum Hanser-Lektor nicht reicht, zum BoD-Zensor dann doch.

Und: Selfpublisher hergehört:

Im Vergleich zu BoD-Produktionen liefert KPD ein 10 cent teureres Soft Touch Cover ohne Aufpreis wie auch eine Vierfachfalz!!
Und man muss auch nicht extra für Zensoren zahlen, da – bei allen Verwerfungen – AMAZON offensichtlich über ein ausgeprägteres Demokratieverständnis verfügt als dieser typisch deutsche angstbeherrschte BoD-Laden, der mit seinen Ängsten Tendenzen unterstützt, die ich nur erahne.

Sie wollen Aufmerksamkeit vermeiden für ihre antidemokratischen Zensurmaßnahmen?

Nicht mit mir.

Über den Kopp-Verlag wird gelästert und hergefallen, während BoD im Heimlichen zensiert.

Wollt ihr wirklich in einem Unternehmen publizieren, dass den wilhelminischen Zensurbegriff ins 21. Jahrhundert befördert?

Ich nicht. Und ich brauche auch keine Ideologiekontrolle à la Josef Goebbels.

Wem gehört den BoD? Einem „internarionalem Konsortium“, also dreckigen Heuschrecken, und der Familie Tchibo! Die haben ja schon in den 1960ern ihren Kaffee-Experten zur Ausbeutungserkundung in die dritte Welt geschickt.

INTERVIEW MIT NORMAN MAILER 1955:
Frage: Worin liegt die Aufgabe eines Zensors?
Mailer: Alles zu verzögern, was in der Luft liegt.

Während also die BoD-Zensoren von ihrer eigenen Wichtigkeit schwärmen, erledigte KINDLE innerhalb von 24 Stunden die Produktionsvoraussetzungen für ein ziemlich hartes und zynisches Buch bei dem am Ende des Tunnels kein Lichtlein brennt (nicht mal das, des entgegenkommenden ICEs). MONEYSHOT gehört sicherlich zum zynischsten, das ich geschrieben habe.

ZUSATZMATERIALIEN UNTER:

MONEYSHOT – Zusatzmaterial

CONTRE FRAGT COMPART zu MONEYSHOT

REZENSIONSEXEMPLARE
durch: http://zerberus-book.de/kontakt/

E-Book unter:

MONEYSHOT – Zusatzmaterial



Weise Worte by Martin Compart

„Wie Camus sagte: Wir können uns nicht den Zeitpunkt unserer Geburt aussuchen, aber den unseres Todes. Das ist die einzige Freiheit, die wir haben. Jedes System, dass diese Freiheit verbietet, behindert oder gar dafür sorgt, dass wir andere in den Tod reißen müssen, um diese Freiheit durchzusetzen… Ich denke an Geisterfahrer oder provozierte Todesschüsse… Wenige haben Zugang zu den Waffen, die ich benutze. Und wenn sie es haben, machen sie sich strafbar. Jedes System, das dafür sorgt, dass dieses Recht des Einzelnen durch den Tod von Unschuldigen durchgesetzt werden kann oder muss, ist zutiefst inhuman und faschistisch. Es hat kein Recht darauf, mit humanen oder demokratischen Mitteln bekämpft zu werden.“

Gill, Protagonist der Romane:

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Der Klassiker zum 1.Mai:

Gewerkschaft: Hinaus zum 1.Mai!

Fritz Teufel (damals im Knast): Mir ist auch jeder andere Termin recht.

 



LEMMINGE IM PALAST DER GIER by Martin Compart
12. August 2015, 7:21 am
Filed under: Backwood, LEMMINGE IM PALAST DER GIER, Noir, Rezensionen, ROMAN | Schlagwörter: ,

Eine tolle Rezension von Jean van der Vlugt erhielt LEMMINGE auf:
http://www.buechertreff.de/thread/87321-martin-compart-lemminge-im-palast-der-gier/
Danke dafür! Insbesondere deswegen, weil ich keine Rezensionsexemplare verschickt habe.

Cover für Lemminge

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/1505343267/ref=nosim/buecherdasbuc-21



WORK IN PROGRESS: DIE GOMORRHA DEPESCHE by Martin Compart

Der nächste Gill-Roman, DIE GOMORRHA DEPESCHE, schließt direkt an DIE LUCIFER CONNECTION an. Er spielt zum Teil auf dem Balkan (im früheren Jugoslawien) und ich will u.a. versuchen, den Serben mehr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Unsere einseitige Berichterstattung hat dieses Volk zu Bad Guys gemacht und nie in derselben Form die Grausamkeiten der anderen Kriegsparteien dargestellt (mal ganz abgesehen von den Unwahrheiten von Scharping, Proll-Gert, Fischer & Co, die fatal an die Irak-Kriegs-Lügen erinnern).

Ich war nun einige Male in unterschiedlichen Regionen Ex-Jugoslawiens und habe fast ausschließlich positive Eindrücke abgespeichert. Ich habe nie einen Serben getroffen, der mir und meiner Generation die Verbrechen der deutschen Nazis vorgeworfen hatte. Jetzt könnten sie es: Wie Hitler die kroatischen Faschisten der Ustascha beim Völkermord an den Serben unterstützte, sorgte fataler Weise ein widerwärtiger deutscher Außenminister, Hans- Dietrich Genscher, für die Eskalation des zerfallenden Jugoslawien indem er Kroatien staatlich anerkannte (damit sie legitim Waffen einkaufen konnten – vorzugsweise bei deutschen Händlern des Todes).

Es geht nicht darum, die Serben rein zu waschen. Zarkan1[1]u viele serbische Mordbrenner (wie der von Oberganoven Milosevic eingesetzte Arkan) haben ihr Unwesen getrieben und auch das eigene Volk ausgebeutet und zerfleischt. Aber das es heute Mafia-Staaten wie Montenegro, Albanien oder den Kosovo gibt, kann man ihnen nicht in die Schuhe schieben. Diese Leistung dürfen EU-Europäer und Amerikaner für sich verbuchen. Der gesamte Balkan versinkt inzwischen in übelster organisierter Kriminalität, die dank der Banken ihr kriminell erwirtschaftetes Geld waschen kann um es dann in den „legalen“ Finanzmarkt einzuspeisen. Mit dem ganzen schmutzigen Geld, das unsere immer rettungswürdigen Banken seit Jahren anlegen, könnte man Griechenland, Spanien und Portugal locker entschulden und aus Schwarzafrika einen Sozialstaat machen. Aber es ist politisch ja gar nicht erwünscht, Drogenhandel, erzwungene Prostitution oder Kindersklaverei auszurotten. Denn indirekt profitieren davon auch die unfähigen oder bösartigen Kreaturen in den Parlamenten und Parteien. Unser neues Prostitutionsgesetz, für das alle Menschenhändler die Deutschen lieben, hat aus der Bundesrepublik den größten Puff der Welt gemacht (und dafür gesorgt, dass immer mehr Mädchen zum Anschaffen in „dieses, unsere Land“(Altkanzler Kohl) verbracht werden.

Genug ausgekotzt. In der unregelmäßigen Reihe „work in progress“ werde ich gelegentlich Szenen oder Impressionen vorstellen um sie auszuprobieren und vielleicht Diskussionen anzuregen.

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BELGRAD 16:00 UHR

Der junge Serbe starrte mit brennenden Augen durch das schmutzige Fenster des Cafés auf die in grauer Trostlosigkeit dahin fließende Save. Das Café befand sich auf einem angetauten Schiff mit dem Namen 20/44. 20 Grad Ost, 44 Grad Nord, die Koordinaten von Belgrad, und diente nachts als Disco. Dann spielte man übelsten Balkan Pop, Gypsy Groove und Bukowina Dub. Diese Daten waren auch die Zielkoordinaten der Natojets, die ihre Bomben auf Belgrad warfen.

Belgrad ist eine unglückliche Stadt. Hunderte von Jahren wurde sie unregelmäßig von den Türken geplündert, geschleift und zu Klump gehauen.
Im 20.Jahrhundert ist außer Warschau keine andere europäische Stadt so oft bombardiert, gesprengt oder zusammen geschossen worden. Zuerst von den Österreichern, dann von den Nazis, dann von den Alliierten und schließlich von der NATO. Die Nazis zerstörten am Palmsonntag 1941 mit 234 Fliegerangriffen über 700 Gebäude. In ihrer langen tragischen Geschichte haben die Serben nie einen Angriffskrieg geführt. Nur verteidigt gegen Ottomanen, Habsburger, deutsche und kroatische Faschisten, Nato, Kosovo-Separatisten, EU-Bürokraten, die eigene korrupte Regierung und die Gangs.
In den 1990ern wurde Beograd,die „weiße Stadt“ am Rande der Pannonischen Tiefebene, blutig rot, vom Bürgerkrieg und Mafia-Kriegen verwüstet. Beherrscht von korrupten Politikern und verrückten Warlords, die den Schwarzmarkt kontrollierten und Vermögen verdienten, während der Großteil der Bevölkerung am Existenzminimum vegetierte oder vom Hungertod bedroht war. Manche nennen die Stadt „Mordor“.

Heute hat sie 1,6 Millionen Einwohner. Eine verzweifelte Party-Metropole, die auf dem Vulkan tanzt. Ein Paradies der organisierten Kriminalität. Grau und trostlos hockt sie am Zusammenfluss von Donau und Sava. Die hässlichen Betonbauten zwischen noch hässlicheren Hochhäusern und zerbombten Gebäuden geben nur selten einen architektonischen Einblick in die lange Geschichte. Verrostende Ladas und qualmende Busse quälen sich durch die auf und absteigenden Strassen an den Luxuslimousinen mit kugelsicheren Scheiben der Mächtigen vorbei.

Unter der Branko-Brücke, die das alte und das neue Belgrad trennt, vegetieren in aschigen Shanty Towns die Zigeuner. Spärlich gewärmt von brennenden Ölfässern haben sie nur das fettige Flusswasser zum waschen und kochen. Daneben existieren glitzernde Nachtklubs und teure Luxusrestaurants, besucht von Gangsterbossen, die in Festung ähnlichen Villen leben und ohne Rücksicht auf den Verkehr in düsteren Konvois durch die Stadt rasen zu ihren zwielichtigen Geschäftsgesprächen. Oder sich in Luxusdiscos und Edelbordellen vergnügen, in denen die Wohlhabenden herum hängen und ihre sinnlose Existenz betäuben: Gangster, Kriegsgewinnler neben über Reformen plappernden Politikern, Popstars und den schönen Menschenschrott der Armen, die ihnen mit allem dienen um zu überleben. Die Gangster selber waren Pop-Stars. Schwermütiger Nihilismus wechselt sich mit geisteskrankem Frohsinn ab, der nicht über die Nacht hinaus geht.

Darko, so hieß der junge Serbe, zündete sich eine weitere Zigarette an. Rauchverbote gab es in Serbien nominell an Arbeitsplätzen, aber nicht in der Gastronomie. Es war keine Grundvoraussetzung für den von vielen sehnlich angestrebten EU-Beitritt. Außerdem hätte sich keiner mit dem jungen Mann deswegen angelegt. Er war Anfang zwanzig, hatte aber ein viel älteres Gesicht, geprägt von Zorn- und Schmerzfalten. Auf seiner rechten Wange glühten Narben, die unschwer als Folgen von Folter zu erkennen waren. Er verströmte die Energie und Bedrohlichkeit einer tickenden Zeitbombe. Für die anderen hat der Krieg aufgehört als er ein Junge war. Für ihn hat er da erst begonnen. Nach dem Selbstmord seiner Mutter fraß ihn die Düsternis und sein Lebensmotto wurde: „Ich bin alles, was von mir übrig geblieben ist“. Zum Glück gab es genügend Menschen, die er hasste. Sonst hätte ihn sein Selbsthass aufgefressen.

Er sah zu den beiden Männern am Eingang, die ihn durchsucht hatten. Sie gehörten zu Stojan, einem der ganz großen Scheichs der Balkan-Emirate. Er war schon in Mailand dabei gewesen als die Nasa Stvar, die serbische Mafia, zu erster Größe erblühte. Damals musste man noch sklavisch mit Titos Geheimdienst zusammen arbeiten und Exil-Oppositionelle liquidieren. Erst mit dem Bürgerkrieg wurden aus den Bandenchefs Könige. Ob Kroaten, Serben, Bosnier oder Mazedonier – alle arbeiteten über die Konflikte hinaus zusammen um ihre Vermögen zu machen. Die idiotische Politik des Westens gegenüber Serbien hatte die Gangster und korrupten Politiker reich gemacht und alle anderen arm. Stojan hatte das Treffen mit dem Albaner organisiert und für ihre Sicherheit garantiert. Er verließ nur noch selten seine festungsartig gesicherte Villa im Stadtteil Dedinje. Wahrscheinlich gehörte ihm das Disco-Schiff. Ein weiterer Wächter ließ den Kaffee-Automaten zischen um Darkos Espresso aufzubrühen. Er stellte ihn schweigend vor ihn hin. originalslika-10593488[1]

Darko zog ein zerlesenes Taschenbuch aus seiner Lederjacke. GORILA von Dusan Savkovic, geschrieben 1974, war das einzige Buch, das er immer wieder las. Es war das einzige Buch, das er besaß und je gelesen hatte. Es basiert auf dem Leben von Alain Delons ermordeten serbischen Leibwächter Markocvic und ist ein böser, rabenschwarzer Roman, in dem alle Frauen Huren und alle Männer Verbrecher sind. Der Gangster Milutin Dacovic, der Marcovic kannte, sagte, dass die meisten Anekdoten im Roman wahr seien. In ihm gibt es nicht eine positive Figur. Der Roman zeigte die Reichtümer Frankreichs, zu denen man nur durch brutale Gewalt Zugang erhielt – wenn man Serbe und Außenseiter war. Das Buch war wieder in Mode gekommen, weil er das düstere Weltbild der jungen Generation widerspiegelte. Sie war in einem von Dieben und Mördern kontrollierten Land aufgewachsen. Auch Darko gehörte zu diesen jungen Serben, denen alles egal war und denen legale Arbeit kaum Chancen bot. Aber die Flamme seines Hasses brannte heißer. Man hatte nicht wirklich etwas zu verlieren als stolzer Serbe. Die Serben sind das einzige Volk, das aus einer militärischen Niederlage seinen Nationalmythos destilliert hat: Die verlorene Schlacht am Amselfeld gegen die Türken am 28. Juni 1389. Als Vidovan, „heiligerTag“ ist er im Bewusstsein tief verankert. Damals wurde am Kosovo polje Europa verteidigt. Und wie so oft danach, wurden die Serben von Europa im Stich gelassen. Europa hatte sie erniedrigt, zerbombt und gequält. Es war nichts unmoralisches dabei, sich durch organisierte oder andere Kriminalität an Europa zu rächen.

Der abgegriffene Abschiedsbrief seiner Mutter fiel aus dem Buch. Mit zitternden Händen faltete er ihn wohl zum hunderttausendsten Mal auseinander, bedacht darauf, das abgenutzte Papier nicht mit den scharfen Fingernägeln zu beschädigen. „Verzeih mir meine Schwäche, mein Sohn. Egal, wo ich jetzt hingehe, ich werde von dort versuchen, Dich zu beschützen.“
Mein Herz ist tot, dachte er. Daran ist nichts zu ändern. Dafür würde der Mann, der sein Vater war, büßen.

Seine mächtigen Muskeln spannten sich. Er atmete tief durch um das Zittern seines zur Waffe trainierten Körpers zu unterdrücken. Seit seiner Kindheit stemmte er Gewichte und trat Sandsäcke aus den Halterungen. Er war einer der besten Kickboxer des Landes und übte sich auch in anderen Kampfsportarten. Im Gegensatz zu den meisten anderen seiner Gang rauchte er nicht, trank keinen Alkohol und ließ die Finger von Drogen oder Psychopharmaka. Auch mit Frauen ließ er sich selten ein. Eine hatte ihm mal gesagt, er vögle, als sei er nicht wirklich interessiert. Darkos Laster war der Adrenalinkick.

Heute rauchte er. Es war ein besonderer Tag, den er sich einprägen wollte.

Der Albaner ließ ihn bewusst warten um zu demonstrieren, wo er in der Hierarchie stand. Betim, der Albaner, hatte viel Geld verdient an dem Handelsembargo gegen Serbien. Die NATO und die Europäer wussten, dass sie mit ihrem Embargo nur Milosevic und den Gangstern halfen und das Land weiter in den Untergang trieben. Entweder war es ihnen egal oder es war gewollt. Über Albanien wurde vor allem das knappe Benzin eingeschmuggelt. Aber vor allem hatte der Albaner mit Milosevic und dessen korrupter Staatsgang ein Vermögen mit Zigaretten gemacht: 1993 waren die Zigaretten so hoch besteuert, dass sie sich kein Serbe mehr leisten konnte. Betim kaufte im Westen en gros für ein paar Cents die Packung beim Hersteller ein und brachte sie nach Rotterdam. Dort wurden sie in ukrainische Flugzeuge verladen und nach Albanien und Montenegro geflogen. Dann wurden die einzelnen Packungen mit gefälschten Steuermarken beklebt, in den Markt geschleust und für zwei bis drei Dollar verkauft. Den Gewinn teilte sich Betim mit der serbischen Regierung.

Geräusche an der Tür sagten Darko, dass der Albaner endlich eingetroffen war. Wie er zuvor, wurde auch Bekim von Strojans Männern akribisch abgetastet und nach Waffen durchsucht. Darkos Waffe hatten sie nicht entdeckt, obwohl er sie ihnen vor die Augen gehalten hatte.
Mit bester Laune und ausgebreiteten Armen ging er auf Darko zu. Er trug eine weiße Seidenkrawatte, sein Wahrzeichen. Wie das ironische Grinsen, das in sein Gesicht gemeißelt war.
„Wo hat uns Strojan nur hinbestellt? Was ist das hier für eine billige Absteige? Ein Ort, wo die Wölfe ficken.“
(FORTSETZUNG FOLGT)

lucifer-connection-compart[1] http://www.evolverbooks.com/evolver-books-verlagsprogramm/martin-compart-die-lucifer-connection/