Martin Compart


Unter Den Teppich Gekehrt by Martin Compart

Seit SODOM KONTRAKT lässt mich die Dutroux-Nihoul-Affäre und das, wofür sie nur die Spitze des Eisberges ist, nicht mehr los. Für meinen nächsten Roman recherchiere ich einmal mehr über Snuff-Filme und Kinderschlächter-Ringe. Auffallend ist, dass sich trotz oder gerade wegen des Dutroux-Prozesses nichts geändert hat. Diese Ringe scheinen aktiver und gedeckter denn je. Es ist auch erstaunlich, wieviele Links nicht mehr funktioniere oder existieren (Wikileaks hat zum Glück einiges gerettet : N24 berichtete:“Die Internet-Veröffentlichung von sensiblen Ermittlungsakten aus dem Fall des verurteilten Kinderschänders Marc Dutroux sorgt in Belgien für Ärger. Der Generalstaatsanwalt von Lüttich, Cédric Visart de Bocarmé, sagte dem belgischen Rundfunksender RTBF, er sei „unglücklich, weil die Dokumente aus Verhandlungsakten stammen, die immer noch der Geheimhaltung unterliegen“.).

Und damit das Verhalten des Mafia-Staates Belgien nicht ganz vergessen wird, hier ein Ausschnitt aus der Prozessberichterstattung im SPIEGEL ONLINE vom 23.6.2004, auf den ich gestoßen bin:

„Offenbar war es während der Verhandlungen unter den Geschworenen zu Spannungen gekommen. Schon Wochen vor dem Urteil hatte sich die Jury über die Schuldfrage des Mitangeklagten Michel Nihoul entzweit. Sieben der Geschworenen sahen den vorbestraften Betrüger als Täter oder Mittäter bei den Entführungen, die anderen stimmten letztlich dagegen. Als sich die drei Berufsrichter schließlich auf die Seite der Minderheit schlugen und Nihoul damit von diesem Vorwurf freisprachen, sei dies für viele Geschworene „ein Schock“ gewesen, berichtete ein Jury-Mitglied. Nihoul, der lange als möglicher Verbindungsmann Dutroux‘ zu Kinderschänderringen galt, erhielt wegen Menschen- und Drogenhandels eine fünfjährige Freiheitsstrafe.“

Langlois im Fadenkreuz: Intervenierte er zu Gunsten von Michel Nihoul ?
Grenz-Echo 20/11/2002
„Dirigierte Untersuchungsrichter Medienoffensive im Fall Dutroux ? Untersuchungsrichter Jacques Langlois, der die Ermittlungen im Fall Dutroux leitet, soll 1997 eigenhändig eine Medienoffensive zu Gunsten von Michel Nihoul dirigiert haben. Dies berichtet das Wochenblatt „Journal du Midi“ unter Hinweis auf einen Bericht des Prokurators des Königs von Neufchâteau, Michel Bourlet. Demnach erfuhr Bourlet, dass am 12.September 1997 im Keller des Gerichtsgebäudes von Neufchâteau eine geheime Versammlung mit Langlois und drei Journalisten stattfand, die an einer Reportage für das RTBF-Magazin „Au nom de la Loi“ arbeiteten. In diesem Beitrag, der fünf Tage später ausgestrahlt wurde, wurden die Hinweise auf die Schuld Nihouls, die Langlois-Vorgänger Connerotte zusammengetragen hatte, ins Lächerliche gezogen.
Laut „Journal du Midi“ war dies nicht das einzige Mal, dass Langlois die Presse einschaltete. Am 5. Oktober 1997 faxte das flämische Wochenblatt „Knack“ dem Untersuchungsrichter den „Entwurf eines Artikels“. Aus einem vertraulichen Bericht der Gendarmerie aus dem Jahre 1999 ist zu entnehmen, dass Langlois einige Korrekturen suggerierte und den Artikel als ausgezeichnet wertete. In dem »Knack«-Bericht, der drei Tage später erschien, wurde Brandholz gemacht aus den Untersuchungen des Brüsseler Gendarmerie-Adjutanten De Baets in der Affäre um Zeugin X1 (Regina Louf). Später stellte sich heraus, dass die Behauptungen in dem Artikel auf gefälschten Beweisstücken basierten.
Justizminister Marc Verwilghen (VLD) war gestern nicht bereit, zu den Veröffentlichungen im „Journal du Midi“ Stellung zu beziehen. „Der Minister will mit seinen Beratern diese Affäre zunächst prüfen“, sagte sein Sprecher.
Auch werde Verwilghen nähere Informationen bei der Lütticher Generalprokuratorin Anne Thily einholen, bevor er eine Entscheidung trifft, hieß es.“

BRF.online:
„Michel Nihoul wird vorzeitig aus der Haft entlassen
19. April 2006, 07:20
Michel Nihoul kommt noch in dieser Woche frei. Das hat sein Anwalt erklärt. Der zuständige Justizausschuss habe dem Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stattgegeben. Nihoul war vor zwei Jahren im Rahmen des Dutroux-Prozesses als Kopf einer Menschen- und Drogenhändlerbande zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Eine Beteiligung an der Entführung des Dutroux-Opfers Laetitia Delhez konnte ihm nicht nachgewiesen werden.
Nihoul hat etwa die Hälfte seiner Strafe abgesessen. Eine vorzeitige Freilassung ist an Auflagen gebunden. So darf er sich nicht im kriminellen Milieu aufhalten und muss im ständigen Kontakt mit den Justizbehörden stehen.“

2011 gelang es Nihoul durch einen Prozess Passagen aus einem Buch streichen zu lassen, die ihn als Mittäter und Strippenzieher darstellten. Die 250 000 Euro Schadenersatz bekam er nicht zugesprochen.

Es ist schon erstaunlich, wie wenig – wenn überhaupt – sich unsere „freie Presse“ um diese Dinge kümmert. Aber sie folgt wohl politischen Vorgaben, die ich in LUCIFER CONNECTION so interpretiere:

Alexa erzählte Karin die Hintergründe ihres Falls.
„Das könnte mit Snuff und Ritualmorden zu tun haben.“
„Sie meinen satanische Messen? Ist das nicht übertrieben? Das Thema wird doch alle paar Jahre von der Boulevardpresse hochgespielt.“
„Ich muss Sie doch nicht an den ganzen Mist erinnern, der in unserem kurzen Leben von Politikern und Medien erzählt wurde? Erst hieß es, es gibt keinen weltweit organisierten Drogenhandel. Dann: Es gibt keine organisierte Kriminalität in Deutschland. Später: Deutschland sei nur Rückzugsgebiet für die Mafia. Dann brabbelten sie: Es gibt keine Kinderpornographie. Noch später: Es gibt keinen organisierten Kindesmissbrauch. Dann musste man Dutroux unter den Tisch fegen. Und dann: Es gibt in Deutschland und der EU keine Korruption. Und auch keine Snuff-Filme. Und natürlich: Es gibt keine Ritualtötungen durch Kulte. Dann wieder: Es gibt keine Satanisten. Und nachdem inzwischen auch da einiges ans Licht gekommen ist, heißt es heute: Es gibt keinen organisierten und weltweit verknüpften Satanismus. Ich finde für diese systematische Desinformation keine Erklärung. Für mich gibt es nur zwei Antworten: Erzählen sie das, weil sie so unglaublich dumm sind – oder aus Bösartigkeit und Kalkül, weil sie selber drinstecken? Als jemand, der den Glauben an das Gute im Menschen noch nicht ganz verloren hat, tendiere ich meistens zur ersten Version.“
„Das hätte von mir sein können. Vergessen Sie nicht: Russland ist auf einem guten Weg zur Demokratie – und Putin ein Liberaler. Wie Gerhard Schröder sagte: Ein lupenreiner Demokrat.“

Wie untröstlich: LUCIFER CONNECTION basiert leider nicht auf meiner „kranken Phantasie“. Ohne Internet und YOUTUBE wäre wohl auch diese Reportage „versendet“ und vergessen.
http://www.american-buddha.com/cult.beyonddutroux.3.htm#Julie

DER SODOM KONTRAKT als eBook bei: http://www.amazon.de/DER-SODOM-KONTRAKT-ebook/dp/B006UJXY76/ref=sr_1_6?ie=UTF8&qid=1325937554&sr=8-6



DIE RUMÄNEN WOLLEN WIEDER METZELN by Martin Compart
25. November 2011, 9:22 am
Filed under: Tierschutz

Von TASSO e.V. kommt folgende Pressemitteilung:

24.11.2011 – Neues Gesetz in Rumänien erlaubt Hundemord

VIER PFOTEN, TASSO und bmt wollen internationalen Druck für eine Rücknahme

Hamburg, 24. November 2011 – Lange Zeit hatten die Tierschützer in Rumänien und ganz Europa dagegen angekämpft, nun wurde es am Dienstag trotzdem beschlossen: das unsinnige und tierfeindliche Gesetz, welches die Massentötung von Streunerhunden in Rumänien wieder legalisiert. Die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN, TASSO e. V. und der Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) werden aber weiter kämpfen. Einsprüche beim nationalen Verfassungsgerichtshof wie auch Proteste in westeuropäischen Ländern sollen den rumänischen Präsidenten Traian Bâsescu dazu bewegen, das Gesetz nicht zu verabschieden.

„Es ist wirklich unglaublich, dass ein Land der EU ein so barbarisches Gesetz beschließt, obwohl es ein ähnliches vor wenigen Jahres erst abgeschafft hat“, zeigt sich Helmut Dungler, Geschäftsführer von VIER PFOTEN, schockiert. „Die Entscheidung ist ein wirklich trauriges Ergebnis für einen Mitgliedsstaat der Europäischen Union. Dieses Gesetz wird nicht einmal ansatzweise dazu beitragen, das Streunerhundeproblem tierschutzgerecht und nachhaltig zu lösen“, so Philip McCreight, Leiter der TASSO-Zentrale. Seit 1995 hat die Tierschutzstiftung in Rumänien mit der einzigen Methode, die nach verschiedenen Studien eine nachhaltige Verringerung der Hundepopulation bewirkt. Dabei werden die streunenden Hunde eingefangen, kastriert und nach einem medizinischen Check wieder in ihr ursprüngliches Revier zurückgebracht. Dadurch besetzen sie dieses Gebiet weiterhin und senken damit auf Dauer die gesamte Population. Mehr als 150.000 Hunde wurden behandelt, und in den entsprechenden Regionen konnte eine signifikante Senkung der Tierzahlen festgestellt werden. „Die Kastration auch der Besitzerhunde, wie in Brasov jetzt vorgeschrieben, wird die Zahl der Straßenhunde ebenfalls nachhaltig reduzieren, nicht das wahllose Einsammeln und Töten“, sagt Petra Zipp, Vorsitzende des bmt.

Trotz dieser nachweislichen Erfolge kam es nun zum Beschluss eines neuen Gesetzes, das es den Kommunen erlaubt, selbständig über das Schicksal der Streuner zu entscheiden. So können Streunerhunde in ein Tierheim gesteckt werden, wo sie 30 Tage bleiben. Sind sie während dieser Zeit nicht adoptiert worden, werden sie getötet. Abgesehen davon, dass viele Menschen in Rumänien sich keine Hunde leisten können, werden die Adoptionswilligen aber noch zusätzlich schikaniert: Sie müssen nicht nur Angaben zum „verfügbaren Raum“ und zu ihrem Einkommen machen, sogar ihre Nachbarn müssen einer solchen Adoption zustimmen! Wenn aber jemand einen Hund im Tiergeschäft kauft, benötigt der Käufer – nichts.

„Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, rechtlich und aktionsmäßig, um diesen Wahnsinn nicht Realität werden zu lassen“, so VIER PFOTEN-Geschäftsführer Helmut Dungler. Dazu gehören Klagen in Rumänien genauso wie Protestmärsche zu den rumänischen Botschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Auch europapolitisch ist das Gesetz ein Skandal, es widerspricht klar dem im Lissabonvertrag verankerten Tierschutzprinzip (Art. 13 VAEU), das nicht nur die EU Institutionen, sondern ausdrücklich ebenso die Mitgliedstaaten zu beachten haben. Demnach sind Tiere ‚fühlende Lebewesen‘. Gemeinsam mit VIER PFOTEN haben bereits im März 2011 zahlreiche Europaabgeordnete gegen diesen Gesetzentwurf an die Parlamentspräsidentin appelliert.

Hier geht es zur Protestaktion Rumänien.
http://www.tasso.net/Tierschutz/Aktionen/Strassenhunde



DAS WORT ZUM BIER HOLEN by Martin Compart
22. November 2011, 1:30 pm
Filed under: Weise Worte | Schlagwörter:

„Die Deutschen nehmen den Mund voll mit ihrem Geist, was zwar im doppelten Sinne spiritus heißt, aber den Geist des Bieres meint, der sie von Jugend auf verblödet, was erklärt, warum jenseits des Rheins nie etwas Interessantes in der Kunst produziert worden ist, außer ein paar Gemälden mit abstoßenden Fratzen und Gedichte bon tödlicher Langeweile… Ihr maßloser Bierkonsum macht sie unfähig, sich auch nur die geringste Vorstellung von ihrer Vulgarität zu machen, aber der Gipfel dieser Vulgarität ist, dass sie sich gar nicht schämen, Deutsche zu sein. Sie haben einen verfressenen und lüsternen Mönch wie Luther ernst genommen… Wer war es noch gleich, der gesagt hat, die Deutschen hätten die beiden großen europäischen Drogen missbraucht, den Alkohol und das Christentum?“

Der Erzähler Simonini in Umberto Ecos DER FRIEDHOF IN PRAG (Hanser, 2011). Sicherlich der beste Polit-Thriller der Saison und ein großartiges Zeitbild, wie es nur Umberto Eco komponieren kann.



KLASSIKER DES POLIT-THRILLERS – SPYTHRILLER: JOHN BUCHAN 2/ by Martin Compart


1916 diente Buchan als Stabsoffizier im französischen Hauptquartier der englischen Armee. Während des Krieges lernte er den späteren Feldmarshall Edmund Ironside, Lord of Archangel, kennen, der im Krieg mit nachrichtendienstlichen Aufgaben in Rußland betreut war.Ironside war angeblich das Vorbild für Richard Hannay (seine Figur Sandy Arbuthnot, Kenner und Freund der arabischen Welt, basiert zweifellos auf dem begeisterten Buchan-Leser T.E.Lawrence und dessen arabische Abenteuer).

Nachdem Lloyd George Premierminister geworden war, holte man Buchan als Direktor ins Informationsministerium unter Lord Beavenbrook. Kurze Zeit später wurde er Chef des Nachrichtendienstes. Ereignisse dieser Zeit hat Buchan geheim gehalten und kein Biograph weiß nähere Einzelheiten über Buchans Treiben als Geheimdienstler.

Nach dem Krieg verlief seine Karriere weiterhin erfolgreich. Es würde den Rahmen sprengen, wollte man alle gesellschaftlichen Stellungen und Auszeichnungen und seine vielfältigen literarischen Aktivitäten hier gebührend würdigen. 1924 bis 1930 war er Präsident der schottischen historischen Gesellschaft. Von 1927 bis 1935 war er konservativer Abgeordneter des Parlaments; 1933 wurde er für zwei Jahre Hochkommissar für die schottische Kirche. 1935 wurde er als Baron Tweedsmuir in den Adelsstand erhoben und bis zu seinem Tod am 11.Februar (einige Quellen nennen den 6.) 1940 war er Generalgouverneur von Kanada. In dieser Funktion unterschrieb er am 9. September 1939 die kanadische Kriegserklärung an Deutschland.

Obwohl er ein überzeugter Tory war, setzte er sich für progressive Ideen ein: Er unterstützte die Suffragetten, stimmte für die Anerkennung der Sowjetunion und setzte sich nach dem Krieg für eine Amnestie der Kriegsdienstverweigerer ein.

1915 erschien mit THE 39 STEPS der Roman, der bis heute die entscheidenden Impulse für die romantische Richtung (im Gegensatz zur realistischen, von Maugham und Ambler ausgehend) des Spionageromans setzte: Der Gentleman-Agent, der im Dienste seines Landes gegen eine feindliche Umgebung das bedrohliche Ungeheuer besiegt.

Im ersten Roman ist Buchans Held Richard Hannay noch ein Zivilist, der zufällig in einen Komplott verwickelt wird. Wir wissen, dass Buchan großen Eindruck auf Hitchcock machte, der die 39 STUFEN 1935 verfilmte und immer davon träumte, eines Tages GREENMANTLE zu adaptieren. Angesichts der geradezu schwachsinnigen Umsetzung der 39 STUFEN, , muss man wohl dankbar dafür sein, dass es nie dazu kam.

Buchan war der erste Spionageromanautor, der überzeugende Serienfiguren erfand und mit Richard Hannay und seinen immer wieder kehrenden Freunden einen eigenen Kosmos von Agenten schuf.

Der Anfang der 39 STEPS erinnert an den Anfang eines anderen großen Abenteuerbuches eines ebenfalls großen schottischen Abenteuerromanciers, in dessen Tradition sich Buchan immer gesehen hat: an Robert Louis Stevenson „Schatzinsel“. Beide Bücher beginnen damit, dass ein Sterbender die Szene betritt um dem Protagonisten eine geheimnisvolle Nachricht mitzuteilen, deren Entschlüsselung für den Handlungsverlauf von immenser Bedeutung ist. Die spätere Hetzjagd durch die Highlands wiederum verdankt Stevensons Roman „Entführt“ einiges.

Viele halten den zweiten Hannay-Roman GREENMANTLE, in dem sich Buchans Held als Spion durchs deutsche Reich und die Türkei schlägt um zu verhindern, daß die Deutschen durch das Anfachen eines Jihad den Kriegsschauplatz vergrößern, für einen noch besseren Roman.

So gut und spannend dieser Roman auch ist, er hat nicht die Geschlossenheit der 39 STEPS. Erstaunlich ist jedenfalls, das Buchan als Ich-Erzähler Hannay die Deutschen nicht einfach verteufelt und dem Kaiser sogar so etwas wie Sympathie entgegen bringt. Trotz der Anerkennung „deutscher Tüchtigkeit“ bleiben die Teutonen natürlich die Feinde die ein Lebensprinzip verkörpern, das einem Angelsachsen wenig lebenswert erscheint. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern, wie LeQueux, oder den trivialen Nachfolgern à la Sapper und Horler, bemüht er sich aber um ein differenzierteres Bild.

Reale Ereignisse und Personen spielen in seinen Romanen eine wichtige Rolle, denn sie sind Auslöser für seine Plots, die damals als zu Recht als realistisch empfunden wurden: In den 39 STUFEN geht es darum, dass die Deutschen versuchen, die britischen Marinepläne zu stehlen.

GREENMANTLE gipfelt in der Darstellung einer realen Schlacht, der Kampf um Erzerum und erinnert auch an Gordons Verteidigungsschlacht um Khartoum.

PRESTER JOHN basiert auf Bambatas Revolte in Natal und MR.STANDFAST reflektiert die britische Friedensbewegung und die Arbeiterkämpfe während des Krieges.

 

Wie aktuell und zeitbezogen Buchan gearbeitet hat, lässt sich an GREENMANTLE besonders gut ablesen:
„Die Eroberung Erzerums war eine der brillantesten Leistungen des gesamten Krieges“, meinte John Buchan. Die Berichte von diesem Ereignis, die London (im Februar 1916) erreichten, waren so aufregend, dass Buchan, als er den Fall von Erzerum zum Höhepunkt seines Romans GRÜNMANTEL machte, kaum etwas dazu erfinden musste… Buchan verfügte damals über sehr gute Beziehungen sowohl zum britischen Kabinett als auch zum Kriegsministerium… Wilson erinnert auch daran, dass Buchan zur Zeit des Falls von Erzerum gerade eine wichtige russische Delegation in Großbritannien zu betreuen hatte… Als bittere Fußnote zum russischen Sieg lässt sich anfügen, dass Zar Nikolaus und seine Familie kurz vor ihrer Ermordung durch die Bolschewiken GRÜNMANTEL in der Gefangenschaft gelesen hatten und – einem herausgeschmuggelten Brief zufolge – „ungemein aufgemuntert und getröstet“ von Buchans erregendem Bericht über den Sieg des Großfürsten gewesen waren… Einem Freund gegenüber äußerte T.E.Lawrence, GRÜNMANTEL enthalte „mehr als nur ein Körnchen Wahrheit“ (Peter Hopkirk: ÖSTLICH VON KONSTANTINOPEL, Europa Verlag, 1996).
Buchan hat bereits ähnlich gearbeitet wie spätere Polit-Thriller-Autoren, die ihre Themen genau recherchieren und über „besondere“ Quellen verfügen.

Auch was die Zeitnähe von Thema und Roman angeht ist GREENMANTLE ein beeindruckendes erstes Beispiel: Die Schlacht um Erzerum war am 16.Februar 1916 beendet; im Januar hatte Buchan für einer Vorschuss in Höhe von 750 Pfund einen Vertrag für GEENMANTLE unterschrieben. Er schrieb den Roman zwischen Februar und Juni; anschließend wurde er im Magazin „Land and Water“ als Serie vorabgedruckt, bevor im Oktober 1916 der Roman als Buch erschien. Es war sogar noch erfolgreicher als THE 39 STEPS und lange Zeit Buchans bestverkauftes Buch.

Robert Powell verkörperte Hannay auch in einer kurzlebigen TV-Serie.

Den ersten expliziert antisowjetischen Thriller der Spionageliteratur schrieb John Buchan mit seinem ersten Dickson Mc’Cunn-Roman, HUNTINGTOWER, 1922, in dem der Held eine ruritanische Prinzessin vor Bolschewisten rettet.

Ganz unverhohlen  drückte sich Buchans Liebe zur Monarchie im dritten und letzten Mc’Cunn-Roman, THE HOUSE OF THE FOUR WINDS, 1935, aus:  In dem ruritanischen Land Evallonia kämpfen die Helden gegen Kommunisten um einen Prinzen wieder auf den Thron seiner Vorfahren zu setzen.

In seinem leider weniger bekannten Roman THE COURTS OF MORNING, 1929, der in dem auf Chile basierenden fiktiven Land Olifa spielt, setzt er sich ernsthaft mit den faschistischen und korrupten südamerikanischen Diktaturen auseinander.

Im Thriller A PRINCE OF CAPTIVITY (1933) untersucht er die europäische Politik und den aufsteigenden Faschismus; bemerkenswert auch, dass dieser Roman im Jahr von Hitlers Machtübernahme erschien.

Unübertroffen ist Buchan in seiner romantischen Darstellung – wenn man will: Verklärung – von allem, was britisch ist. Kaum ein anderer Autor kann Schönheit und Traditionen der Insel so schwärmerisch und mitreissend beschreiben. Dabei zeichnet ihn über seine klar umrissenen Feindvorstellungen auch eine typisch britische Toleranz aus, die man bei vielen seiner Zeitgenossen vergeblich sucht.

SPOOKS großartiger Adam Carter, alias Rupert Penny-Jones, in der bisher letzten Verfilmung:



neuer roman von guido rohm by Martin Compart
15. November 2011, 6:54 am
Filed under: Bücher, Krimis, NEWS | Schlagwörter:

Guido Rohm: Blutschneise

Max Vonderscheid ist ein Profi. Skrupellos, eiskalt und berechnend. Doch er ist mehr als ein Killer: »Er ist ein Trick«.

Und mit seiner Lust am Töten ist er nicht alleine … Seinen Weg kreuzen drei perverse Millionäre, ein blinder Gangsterboss und dessen Handlanger.

Und alle zusammen schlagen sie eine Blutschneise durch das Land.

Und dann sind da noch die Opfer …

Der Autor
Guido Rohm wurde 1970 in Fulda geboren, wo er heute auch lebt und arbeitet. Er schreibt u.a. Buchrezensionen für verschiedene Onlinemagazine. Dabei entdeckte er auch den amerikanischen Kultautor Tom Torn für den deutschsprachigen Raum. Nach »Blut ist ein Fluss« legt er mit »Blutschneise« den zweiten Band der Blut-Trilogie vor.

Guido Rohm
Blutschneise

Seeling Verlag
ISBN: 978-3-938973-14-1
168 Seiten, 13 x 20 cm
Broschur
Preis: 10.- Euro (D)

http://www.verlag-seeling.de



GEWONNEN! SIEG FÜR TIERSCHÜTZER! by Martin Compart
8. November 2011, 12:43 pm
Filed under: NEWS, Tierschutz | Schlagwörter: ,

Es ist schön, dass Gerichte gelegentlich auch Gerechtigkeit sprechen. Natürlich reicht das alles nicht und man möchte gegen Züchter und Abnehmer und Tierquäler so vorgehen, wie es Gill in LUCIFER CONNECTION tut. Aber das ist ja Fiktion und nicht immer strafrechtlich unbedenklich. Also freuen wir uns, dass Jan Peifer seinen wichtigen Prozess gewonnen hat und die Justiz damit Vertrauen ins System bewirbt.

Pressemitteilung:

Skurriler Prozess vor dem Landgericht Bonn ist zu Ende
Einschüchterungsversuch eines Nerzfarmers gegen den Journalisten Jan Peifer gescheitert

Bonn/Sankt Augustin, 08.11.2011. Das Landgericht Bonn hat heute die Schadensersatzforderung eines Nerzfarmers gegen einen Journalisten abgewiesen. Damit ist die wohl skurrilste Schadensersatzklage des Jahres gescheitert. Der Pelztierfarmer hatte dem Journalisten vorgeworfen, dass durch seine bloße Anwesenheit über 1.300 Nerze gestorben seien und damit ein Schaden von 22.000 Euro entstanden sei.
Glückliche Hühner auf grüner Wiese, zufrieden weidende Kühe mit ihren Kälbern, ein Nerz in einem Bett aus Stroh. Mit solchen Bildern wirbt die Lobby der Tierhalter, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Der freie Journalist Jan Peifer recherchiert seit über 10 Jahren die tatsächlichen Haltungsbedingungen der Nutztiere in Deutschland und bringt die ungeschönten Bilder an die Öffentlichkeit. Er zeigt die nackte Wahrheit: kahlgerupfte Hühner in winzigen Gitterkäfigen, angekettete Kühe, blutig angefressene Nerze. Sehr zum Missfallen der milliardenschweren Industrie, die von der Nutztierhaltung lebt. Immer wieder erhält der kritische Journalist Androhungen von Unterlassungs- oder sogar Schadensersatzklagen.
Im aktuellen Fall hatte ein Nerzfarmer behauptet, die Anwesenheit des Journalisten auf seiner Pelzfarm habe den Tod von über 1.300 Nerzen und damit einen wirtschaftlichen Schaden von 22.000 Euro verursacht. Die Klage wurde jetzt vom Landgericht Bonn abgewiesen. Das Gericht konnte der Argumentation des Pelztierhalters nicht folgen. Dieser legte noch nicht einmal einen schlüssigen Beweis für den Tod der Tiere vor. Für Jan Peifer ist das heutige Urteil ein großer Gewinn: „Die Tierhalterlobby ist mit ihrem Versuch, mich mit einer möglichst hohen Schadensersatzforderung und den damit verbundenen Gerichts- und Anwaltskosten einzuschüchtern, gescheitert. Ich lasse mich nicht mundtot machen und werde auch weiterhin hinter die Kulissen schauen und das dokumentieren, was die Landwirtschaftslobby gerne geheim halten würde“.

Der Prozess könnte für den Nerzfarmer und dessen Frau ein Nachspiel haben, derzeit wird juristisch geprüft, inwieweit eine Anzeige wegen Betruges bzw. wegen Falschaussage vor Gericht Aussicht auf Erfolg hat.

Weitere Informationen zum Prozess unter http://www.nackte-wahrheit.com, dort findet sich auch ein ausführlicher Film mit allen Hintergründen.

Facebook: http://www.facebook.com/home.php?#!/pages/NackteWahrheit/143727072325531?ref=ts
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SPYTHRILLER: JOHN BUCHAN 1/ by Martin Compart
3. November 2011, 4:53 pm
Filed under: James Bond, John Buchan, Klassiker des Polit-Thrillers, Spythriller, thriller | Schlagwörter: , , ,

                           Buchans Büste von Thomas Clapperton, ca.1930.

John Buchans Held Hannay wird gerne als ein Vorfahre von Flemings James Bond bezeichnet. Was den Bekanntheitsgrad in seiner Zeit (sein wichtigster Roman, THE 39 STEPS, ist seit seinem Erscheinen 1915 bis heute nie vergriffen gewesen und wurde viermal verfilmt)angeht, stimmt der Vergleich auf England beschränkt. Auch war es Buchan, der den Action betonten Spionageroman kreierte. Darüber hinaus war er aber ein ungleich unfangreicher interessierter Mann als Ian Fleming, der viel stärker Zeitbezüge in seine Romane einarbeitete. Wären nicht seine oft aus heutiger Sicht phantastisch anmutenden Plots, seine grandiosen Schilderungen physischer Aktion (die viel seinem Landsmann Robert Louis Stevenson verdanken) und die romantischen Helden, allen voran Richard Hannay, wäre der Blick nicht verstellt auf seine Qualitäten, zeitgenössische Politik zu interpretieren und zu reflektieren.

Buchan schuf mit 39 STEPS nicht nur den Klassiker der romantischen Agenten-Thriller.  Thematisch gewann er fast mit jedem seiner Thriller  neue Themen und Topoi des Genres hinzu: In MR.STANDFAST(1919) etwa, setzt er sich mit der psychologischen Kriegsführung und Unterwanderungstaktiken auseinander, die ein Land von innen bedrohen können. Viel gefährlicher als der Kampf an der Front oder die Jagd auf Saboteure erscheinen ihm feindlichen Demagogen, die durch Zerrüttung des inneren Friedens im eigenen Land für Unruhe sorgen. Für Buchan, der sich in diesem Buch von einem Milnerschen hardliner zum liberalen Konservativen wandelte, geschieht das durch ein geschicktes Manipulieren der sozialen Gegensätze, die im Bürgerkrieg enden könnten.

John Buchan, erster Baron Tweedsmuir von Elsfield wurde am 26. August 1875 in Perth, Peebles-shire in Schottland als ältester Sohn eines presbyterianischen Pfarrers geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Kirkcaldy, Fife (wo auch der Anfang von PRESTER JOHN spielt) und im Tweed Tal an der schottischen Grenze. Es blieben seine Lieblingslandschaften, die auch immer wieder in seinen Büchern geschildert wurden. 1888 ging die Familie nach Glasgow. Er besuchte die Glasgower Universität und anschließend das Bresnose College in Oxford, wo er klassische Philologie und Jura studierte. Schon während des Studiums kündete sich eine glanzvolle Karriere des Hochbegabten an: gerade zwanzig Jahre alt erschien sein erstes Buch und 1897 und 1898 gewann er zwei wichtigeUniversitätspreise, den Stanhope Essay Prize und den Newdigate Prize. Noch während des  Studiums veröffentlichte er zwei Romane, eine Sammlung Gedichte und Kurzgeschichten und eineEssaysammlung. Das führte zu einer Eintragung im „Who’s Who“ noch bevor er einen akademischen Grad errungen hatte.  1899 schloss er sein Studium ab. 1901 wurde er als Anwalt zugelassen, ging aber noch im selben Jahr als Sekretär zu Lord Milner, dem Hochkommissar für Südafrika. Er wurde nach Kapstadt geschickt und kümmerte sich um die Kriegsgefangenenlager in denen furchtbare Zustände für eine ungewöhnlich hohe Sterberate sorgten. Dem kämpferischen Humanisten Buchan gelang es durch Reformen und bessere Behandlung diese Verhältnisse zu ändern. Um dieser Zeit, in der er zum inneren Kreis der „bright young men“ im Londoner Polit-Establishment zählte, wurde sein politisches Bewusstsein nachhaltig geprägt und seine Liebe zu Südafrika vertieft (reaktionäre Bemerkungen über Schwarze, die sich in seinen Thrillern finden, lassen ihn als überzeugten Imperialisten seiner Zeit und als Anhänger der Apartheid erscheinen).

1903 trat er in den Verlag Nelson ein, wo er es bis zum Direktor brachte. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs entstanden fast zwanzig Bücher, darunter Gedichte, Geschichtswerke und erste Biographien.

Sein erster Thriller, THE HALF-HEARTED, war bereits 1900 erschienen. In diesem Buch verhindert sein Held Lewis eine Invasion Indiens durch die Russen. 1910 veröffentlichte er mit PRESTER JOHN einen Roman, der schon auf die späteren Hannay-Romane vorausweist und Buchans Ansichten über Afrika illustriert: Ein junger Engländer verhindert einen Aufstand der Schwarzen, der durch einen diabolischen, „ungewöhnlich intelligenten Neger“ angezettelt wurde. Trotz seiner imperialistischen Ideale, zeichnet den Roman ein gewisses Verständnis der südafrikanischen Situation aus. Erstmals in einem Polit-Thriller (der hier ganz klar in der Tradition der school boy adventure novel steht) taucht auch die Parole „Afrika den Afrikanern“ auf. Noch  heute ist das Buch ein überzeugendes Zeitdokument.

1907 heiratete er Susan Charlotte Grosvenor, mit der er drei Söhne und eine Tochter hatte.

Anfang des Krieges war er Direktor des Reuter-Pressedienstes in London. Unter dem Eindruck des beginnenden Weltkrieges entstand Buchans bekanntestes und in der Geschichte des Spionageromans eine Schlüsselposition einnehmendes Werk: THE 39 STEPS.