Filed under: Buchbranche, Interview, Pendragon Verlag | Schlagwörter: Andreas Kollender, D.B. Blettenberg, Günther Butkus, Hans Herbst, James Lee Burke, Kerstin Ehmer, Max von der Grün, Mechtild Borrmann, Pendragon Verlag
Von PENDRAGON als Kleinverlag zu reden, scheint ähnlich falsch wie bei der EDITION TIAMAT. Schließlich existiert PENDRAGON seit Jahrzehnten und hat über 600 Titel herausgegeben. Und nicht nur Kriminalliteratur. So veröffentlichte der Verlag eine 7-bändige Edition des von Jörg Fauser geschätzten Autors Hans Herbst. Und auch der Pionier der bundesrepublikanischen Arbeiterliteratur Max von der Grün wurde mit einer 10-bändigen Werkausgabe gewürdigt.
Aber hier geht es natürlich um die Kriminalliteratur, die der leidenschaftliche Verleger Günther Butkus seit Anfang des neuen Jahrhunderts intensiv ausgebaut hat. Schwerpunkte bilden deutsche Autoren und amerikanische, darunter moderne Klassiker wie James Lee Burke und Robert B.Parker. Wie viele Crime-Afficionados, begeistert auch er sich für Lyrik, was sich vor allem in Gedichtbänden äußert.
Wer ist Günther Butkus?
Geboren 1958, Kind eines Maurers, selber aber überhaupt kein Handwerker, Hauptschule, Mittlere Reife nachgeholt, Erzieherausbildung, Abi nachgeholt, etwas studiert, viel gejobbt, auch in der Zeit, als ich den Verlag aufgebaut habe, den ich 1981 gegründet habe.
Was war die Initialzündung für die Neigung zur Kriminalliteratur?
Mein Vater hat viel Jerry Cotton und Edgar Wallace gelesen. Die Hefte habe ich mir gekrallt und sie verschlungen. Passend dazu gab es im Fernsehen die aus heutiger Sicht etwas kruden Edgar Wallace-Verfilmungen. Aber so wurde meine Neigung für das Verbrechen, für die Spannungsliteratur, geweckt. Aber auch viele Krimi-TV-Serien haben mein Interesse geweckt und meinen Blick geschärft.
Wie kam es zum Verlag und wie entwickelte er sich?
Angefangen hatte es im Frühjahr 1981 und im Oktober 1981 habe ich den Verlag gründet. Ich hatte weder eine Ausbildung gemacht, noch in einer Buchhandlung, einer Auslieferung oder gar in einem Verlag gearbeitet. Es war der berüchtigte Sprung ins kalte Wasser. Und natürlich habe ich Fehler gemacht, musste oftmals wochenlang Akkord in Fabriken jobben, um Rechnung und Schulden zu begleichen, aber ich habe nie darüber nachgedacht aufzuhören, ich wollte es immer schaffen, wollte es immer noch besser machen und daran hat sich seitdem auch nicht geändert. Mein nächstes großes Ziel ist das 40jährige Bestehen des Verlages in 2021 zu feiern!
Probleme und Erfolge?
Erfolge gab es zum Glück immer wieder, sei es der Kriminalroman “Wer das Schweigen bricht” von Mechtild Borrmann, für den die Autoren mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde. Ebenso übrigens D.B. Blettenberg für “Berlin Fidschitown”. Und besonders auch international war “Kolbe” von Andreas Kollender ein großer Erfolg.
Pendragon verlegt aber nur maximal 12 Titel im Jahr, die eine erkennbare Handschrift tragen sollen. Ein roter Faden also und kein Gemischtwarenladen. Nur garantiert Beschränkung per se keinen Erfolg. Es müssen so viele Faktoren zusammenkommen, bis ein Buch erfolgreich wird. Und jeder, der mal an einem Buch mitgearbeitet hat, weiß, wie viel Arbeit, wie viel Zeit, wie viel Herzblut , wie viel Geld in jedem einzelnen Buch steckt. Überhaupt aus den Miesen heraus zu kommen ist ein großes Problem. So sind viele engagierte Verlage finanziell ständig unversorgt, ein ständiger finanzieller Eiertanz, mit ständiger Selbstausbeutung.
Wie stellt sich für Sie der aktuelle Markt da?
Der Markt ist ein Dschungel, in dem es unten, wo sich die meisten Bücher und Autoren tummeln, sehr dunkel ist. Alle streben zum Licht, alle Bücher wollen entdeckt, wollen in die Hand genommen, wollen gelesen werden, aber nur ganz wenigen Büchern gelingt es. Es genügt nicht wirklich, gute Bücher zu verlegen, es genügt auch nicht, alles dafür zu tun, es gibt so viele Hindernisse, so viele Erschwernisse, wenn es klappt, schmeckt der Erfolg süß, wenn es nicht klappt, spricht keiner darüber… Dabei spreche ich hier nur von dem “regulären” Buchmarkt, von der Alten Welt. In der Neuen Welt gibt es Amazon, gibt es Self Publisher, gibt es unzählige, auch sehr erfolgreiche Titel, die nicht über den normalen Buchhandel verkauft werden. Jeder Euro, der in der Neuen Welt ausgegeben wird, fehlt der Alten Welt. Den Buchmarkt gibt es so nicht mehr…
Wie positioniert sich darin Pendragon?
Wir haben uns auf deutschsprachige und US-amerikanische Autoren festgelegt. Vorrangig Krimis, aber auch Romane, wobei das aber keine Unterscheidung ist, die wirklich sinnvoll ist. Ein roter Faden sind, insbesondere bei den deutschen Autoren, die Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte.
Es ist heikel, einen Verleger nach einem aktuellen Lieblingsbuch aus dem eigenen Verlag zu fragen, denn das heißt ja, alle anderen weniger lieb zu haben. Deshalb alternativ die Frage nach einer aktuellen Buchempfehlung aus einem anderen Verlag. Auf welchen Titel haben Sie sich besonders gefreut oder mit Spannung erwartet?
Die Bücher, mit denen ich mich in den letzten Wochen und Monaten beschäftigt habe, sind es, die mir gerade besonders am Herzen liegen, was kein anderes Buch meiner Autoren schlechter macht und doch sind es die gerade die aktuellen Titel, die im Herbst 2019 erscheinen werden. Von Kerstin Ehmer erscheint mit “Die schwarze Fee” der Nachfolger von “Der weiße Affe”. Marina Heib lädt uns mit “Die Stille vor dem Sturm” zu einem Segeltörn ein, bei dem jeder der Teilnehmer weiß, mich kann es als Nächstes erwischen, aber niemand ahnt, wer der oder die Täter sind. Und dann natürlich der großartige James Lee Burke, von dem als deutsche Erstausgabe “Mein Name ist Robicheaux” erscheinen wird.
Filed under: Golden Age, Sekundärliteratur | Schlagwörter: Golden Age, Klassischer Kriminalroman, Martin Edwards
Als goldenes Zeitalter der Kriminalliteratur bezeichnet man die Zeit zwischen den Weltkriegen, in der der klassische britische Detektivroman seinen Höhepunkt hatte, und sich in den USA die hard-boiled-novel entwickelte. Der Formenreichtum des Genres wird häufig unterschätzt und zumeist wird es lediglich mit dem Rätselkrimi gleichgesetzt.
Martin Edwards ist nicht nur ein glänzender Autor von Kriminalromanen (die häufig Strukturen des klassischen Detektivromans mit der düsteren Weltsicht des Neo-Noirs verknüpfen), sondern auch ein wahrer Afficionado des Genres. Rezensionen, Betrachtungen zur Kriminalliteratur findet man auf seiner amüsanten und informativen Homepage (mit Blog):
http://www.martinedwardsbooks.com/
Er hat sich über die Jahrzehnte einen Namen als einer der führenden Spezialisten für das „Golden Age of Detection“ gemacht, also die Zeit zwischen den Weltkriegen, die man als Hochzeit des klassischen britischen Detektivroman bezeichnet. Als Autor von Fiction und Non-Fiction wurde er häufig ausgezeichnet (das hier besprochene Buch gewann den Edgar der MWA, den Agatha-Award und den Macavity Award). Als einziger Mensch war er sowohl Präsident des Detection Clubs und Chairman des britischen Kriminalschriftstellerverbandes CWA. Seit 2014 ist er Mitherausgeber der Crime Classics-Serie der British Library, die auch alten Hasen neue Blickwinkel auf das Golden Age ermöglicht.
Bei der Dominanz des klassischen Whodunit wird leicht vergessen, wie viele Innovationen in dieser Epoche passierten, wie stilistisch unterschiedlich ihre Autoren arbeiteten und wie originell diese waren.
An Hand des ersten sozialen Netzwerks der Kriminalliteraten, dem Detection Club, erzählt Edwards vieles bisher Unbekanntes über die Epoche und die sie prägenden Figuren. Unbekanntes gilt nicht nur für die Hintergründe wichtiger Werke, sondern auch für ihre Autoren.
Er hat aufwendig und bemerkenswert recherchiert und ist tief in das Privatleben seiner Protagonisten eingedrungen. Er schildert auch die jeweiligen sexuellen und ideologischen Präferenzen und deren Einfluss auf die verschiedenen Werke.
Besonders interessant sind dargestellte wahre Kriminalfälle und welche Geschichten sie inspirierten (Poe war somit der erste Autor, der versuchte, die Hintergründe eines wahren Kriminalfalles aufzuklären: THE MYSTERY OF MARIE ROGET).
Auch feine Beobachtungen zu Sport und Sozialstruktur finden sich in dem Buch. Etwa der Einfluss von Cricket auf die bestimmende Ideologie des „fair play“ mit dem Leser und das daraus resultierende Regelwerk für die Autoren von Detektivromanen (einer der schon früh Regeln aufstellte war A.A.Milne, der geistige Vater von Winnie-the-Pooh und Autor eines einzigen Detektivromans, THE RED HOUSE MYSTERY, 1922, der schon parodistische Elemente über das Genre enthielt).
Wenn heute Serienfiguren ein komplexes Dasein führen und Entwicklungen durchlaufen, ist das ebenfalls einer Innovation des Golden Age zu verdanken: Dorothy L. Sayers war die Erste, die ihren Helden aus der Umklammerung des reinen Funktionsträgers mit der Psychologie einer mathematischen Formel löste und verändernde Erfahrungen durchlaufen ließ.
Selbst die Grundlagen für den Psycho-Thriller wurden damals von Anthony Berkeley Cox (und Marie Bellowc Lowndess und C.S.Forester) gelegt. Ebenso die Perspektiverweiterung vom Ermittler auf den Täter.
Bereits mit seinem überkandidelten (und zu Fehlschlüssen neigenden) „Helden“ Roger Sheringham sabotierte Cox die vom „great Detective“ behauptete Deutungshoheit des Systemrepräsentanten, der sogar noch über den staatlichen Institutionen steht.
Edwards räumt auf mit dem lange Zeit vorherrschenden Urteil, dass die Autoren des Golden Age allesamt mehr oder weniger reaktionär waren. Die Ausführungen über linkes Bewusstsein bei G.K.Chesterton oder das gewerkschaftliche Engagement der Coles ermöglichen andere Perspektiven.
Edwards differenzierte Betrachtung des Golden Age ist eine willkommene Ergänzung zu den bisherigen höchst kritischen Analysen oder apodiktischen Verteidigungen, da sie eine Vielzahl von Aspekten einschließt, die nie gewürdigt wurden.
Leider findet mein zweitliebster Golden-Age-Autor, Philip MacDonald, nur am Rande Erwähnung, da er gebürtiger Amerikaner war.
Das Golden Age mit seiner spielerischen Intelligenz und selbstrefentiellen Formverliebtheit hat nie aufgehört zu existieren – nicht in den 1950ern, wie oft behauptet. Immer wieder bringt der Typus vereinzelte Meisterwerke hervor wie zum Beispiel DIE PYTHAGORAS MORDE, 2003, des argentinischen Mathematikers Guillermo Martinez.
Ein großer Verdienst des Buches ist die Lust, die es weckt, um wieder al zu dieser Lektüre zu greifen. Jahrzehnte habe ich so gut wie keinen Golden Age-Krimi mehr in die Hand genommen. Beim Lesen des Buches entstand nebenbei eine Short-List von Romanen, die ich umgehend wieder- oder erstmals zur Hand nehmen werde.
Zuvor hatte Edwards schon das Kompendium THE STORY OF CLASSIC CRIME IN 100 BOOKS vorgelegt, das mir weniger gefiel. Die Vorgabe von maximal zwei Druckseiten pro besprochenem Buch reduzierte die Analyse häufig ins beliebige. Trotzdem gibt es auch in diesem Buch einiges zu entdecken.
Und falls Ihr das Gegenteil oder die sublimierende Ergänzung zu/von kultivierter Intelligenz sucht, empfehle ich selbstverständlich:
Filed under: Moneyshot, Noir, Porno, Rauschgift, ROMAN | Schlagwörter: Bod, Martin Compart, Moneyshot, Noir-Roman, Selfpublisher
Eddie war eine große Nummer im Pornobiz. Inzwischen drücken den Pornostar Schulden. Zu viel Koks hat sein Hirn verbrannt, Viagra bringt sein Talent auch nicht mehr in Arbeitslaune. Eddie befindet sich im freien Fall. Er braucht einen Neustart, vor allem aber Geld. Er weiß auch, wie er daran kommt: einfach Unterweltkönig Schark gegen seine größten Rivalen, die psychopathischen Kremp-Brüder ausspielen. Das Pack massakriert sich gegenseitig und Eddie sammelt die Scheine ein. Superidee. Das Problem? Scharks Killer Samba hat ihn mächtig auf dem Kieker und die Kremps würden ihm am liebsten die Eier abreißen. Zwischen Eddie und der großen Freiheit steht der Moneyshot seines Lebens . . .
Es begann als Hörspiel für den WDR (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=E6_VUS4X0w4). Dann wuchs es sich zu einem Roman aus, der jetzt in der zweiten überarbeiteten Auflage erstmals in gedruckter Ausgabe vorliegt.
Wie vorherige ZERBERUS-Titel sollte auch MONEYSHOT bei BoD produziert werden. Doch die lehnten es nach zweiwöchiger Prüfung ab. Kaum vorstellbar, was passieren würde, wenn man bei BoD ein antifaschistisches Werk einreichen würde…
Doch vorstellbar: Wie mir bestätigt wurde, geschah genau dies bei einer geplanten Neuauflage von R.Evolvers NAZI ISLAND.
Hier der kurze mail-Wechsel mit BoD
Sehr geehrter Herr,
vielen Dank für Ihr Interesse, Ihr Buch „Moneyshot“ bei Books on Demand zu veröffentlichen.
Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr eingereichtes Manuskript aufgrund seines Inhaltes den Grundsätzen unseres Unternehmens bzw. unserer Vertriebspartner widerspricht und wir es deshalb nicht in den Handel bringen möchten.
Daher lehnen wir eine Veröffentlichung Ihres Titels in unserem Hause ab.
Wir bitten um Ihr Verständnis
Mit freundlichen Grüßen
Ute Olsson Wollner
Books on Demand GmbH
Ich reagierte natürlich umgehend mit der Präzision einer streuenden Schrotflinte:
Sehr geehrte Frau Olsson Wollner,
Sie hatten meinem Verleger mitgeteilt, dass mein Roman MONEYSHOT den „Grundsätzen ihres Hauses widerspricht“.
Eine interessante Äußerung. Der Roman ist bereits vor Jahren als e-Book erschienen und der WDR hat sogar ein Hörspiel danach produziert (siehe https://www.youtube.com/watch?v=E6_VUS4X0w4 ).
Ich werde nun reumütig zu AMAZON zurückkehren. Immerhin ermöglicht mir Ihre wohlformulierte Absage die Möglichkeit, damit ein wenig für den Titel zu werben und über meinen Blog eine Zensurdiskussion anzuregen.
Gewisse moralische oder ästhetische Maßstäbe erstaunen mich im Jahre 2019 schon sehr. Als hätte es nie Bataille, Henry Miller oder William Burroughs und viele andere gegeben. Was mag da erst auf brave Sittenwächter zukommen, falls das Internet erfunden wird. Da kommt wohl noch einiges an sozial-ethischer Desorientierung auf uns zu.
Aber ich verstehe natürlich, dass in manchen Schrebergärten noch das Bewusstsein des Biedermeier mit einer neuen prüden Geschmackspolizei vorherrscht.
Mit freundlichen Grüßen,
Martin Compart
Und wenn es zum Hanser-Lektor nicht reicht, zum BoD-Zensor dann doch.
Und: Selfpublisher hergehört:
Im Vergleich zu BoD-Produktionen liefert KPD ein 10 cent teureres Soft Touch Cover ohne Aufpreis wie auch eine Vierfachfalz!!
Und man muss auch nicht extra für Zensoren zahlen, da – bei allen Verwerfungen – AMAZON offensichtlich über ein ausgeprägteres Demokratieverständnis verfügt als dieser typisch deutsche angstbeherrschte BoD-Laden, der mit seinen Ängsten Tendenzen unterstützt, die ich nur erahne.
Sie wollen Aufmerksamkeit vermeiden für ihre antidemokratischen Zensurmaßnahmen?
Nicht mit mir.
Über den Kopp-Verlag wird gelästert und hergefallen, während BoD im Heimlichen zensiert.
Wollt ihr wirklich in einem Unternehmen publizieren, dass den wilhelminischen Zensurbegriff ins 21. Jahrhundert befördert?
Ich nicht. Und ich brauche auch keine Ideologiekontrolle à la Josef Goebbels.
Wem gehört den BoD? Einem „internarionalem Konsortium“, also dreckigen Heuschrecken, und der Familie Tchibo! Die haben ja schon in den 1960ern ihren Kaffee-Experten zur Ausbeutungserkundung in die dritte Welt geschickt.
INTERVIEW MIT NORMAN MAILER 1955:
Frage: Worin liegt die Aufgabe eines Zensors?
Mailer: Alles zu verzögern, was in der Luft liegt.
Während also die BoD-Zensoren von ihrer eigenen Wichtigkeit schwärmen, erledigte KINDLE innerhalb von 24 Stunden die Produktionsvoraussetzungen für ein ziemlich hartes und zynisches Buch bei dem am Ende des Tunnels kein Lichtlein brennt (nicht mal das, des entgegenkommenden ICEs). MONEYSHOT gehört sicherlich zum zynischsten, das ich geschrieben habe.
ZUSATZMATERIALIEN UNTER:
REZENSIONSEXEMPLARE
durch: http://zerberus-book.de/kontakt/
E-Book unter:
Filed under: Dr. Horror, Politik & Geschichte, Sternstunden der Verblödung | Schlagwörter: Dr.Horror
DAS LETZTE AUFGEBOT DER DEMOKRATIE
Irgendwie, habe ich den Eindruck, schafft sich die Demokratie selbst ab.
Es klinge wie ein schlechter Scherz. In einem Land, in dem ein Mensch im Schnitt 300 Euro im Monat verdiene und Rentner 80 Euro bekämen, in dem seit fünf Jahren Krieg herrsche und zweieinhalb Millionen Menschen ihre Heimat verloren hätten – in so einem Land, lästerte ZEIT-Autorin Alice Bota, setzten viele Wähler auf einen unerfahrenen Komiker.
Aber nicht nur in der Ukraine ist die Politik verrückter als jedes Drehbuch. In den USA greift ein ehemaliger Reality-Star (You’re fired!) nach Mond und Sternen, die er in einer zweiten Amtszeit besetzen will. Wenn es nach Donald Trump geht, dann bleiben die Amis 2024 auf dem Mond oder besser: hinter dem Mond.
Auch in der Bundesrepublik sieht man Andy Scheuer ein Star-Wars-Laserschwert zücken, um den Gordischen Maut-Knoten zu zerschneiden, während seine Kollegin Dorothee Bär weiter auf Flugtaxis wartet, die im Breitband-Entwicklungsland Deutschland so selten sind wie bald die Bienen. Tierwohl-Advokatin Klöckner, Weinkönigin, Mitglied der Mainzer Ranzengarde und Zucker-Queen, kooperiert mit Nestlé. Jens Spahn profiliert sich über unsere Organe.
Die in Brüssel geborene Ursula von der Leyen macht sich vom Acker einer Bundeswehr, die – um einen SPIEGEL-Artikel aus dem Jahr 1962 zu zitieren – wirklich nur noch bedingt abwehrbereit ist – und damit plaudern wir nicht mal ein militärisches Geheimnis aus. „Heute ist der Tag der Trauer“, sagt Frau von der Leyen vor ihrem Abgang. Dr. Franziska Giffey lässt freiwillig ihre Doktorarbeit prüfen. Und die ehemalige Hotelfachfrau Anja Karliczek übt das Wort Bildung zu buchstabieren: B-i-e–l-d-u-n-k.
Inzwischen formiert sich (Ludwig Erhards „formierte Gesellschaft“) das letzte Aufgebot der Demokratie.
Die wenigen Jungen in der SPD setzen ihre letzte Hoffnung auf Kevin Kühnert. Laut Wikipedia klagte er sich 2009 an der FU Berlin in ein Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ein, um es dann abzubrechen und in einem Callcenter zu arbeiten. (Aber immer noch besser als die 20 Semester Germanistik-Studium einer ehemaligen Messdienerin aus der Vulkaneifel, Abschlussarbeit: Funktion von Katastrophen im Serien-Liebesroman!)
Den Vogel aber schießt Jungjurist Philipp Amthor, die „Planierraupe“ aus Ueckermünde, ab, ein unvergessliches Gesicht, „nicht getauft und kein Christ“, aber Talkshow-Pfeiler der CDU, mit dem wahrscheinlich auf dem Pausenhof niemand spielen wollte. So wurde der ewige 26-Jährige, der aussieht wie ein Filialleiter bei Lidl oder ein Anlageberater der Deutschen Bank, schon 2008 Mitglied der Jungen Union und der Christdemokraten und heftete sich an die Fersen von Frau Merkel. Auf Twitter lese ich einen kleinen satirischen Kommentar: Philipp Amthor soll Verteidigungsminister werden. Stelle es mir toll vor, wenn er bei einer Schiffstaufe die Flasche Sekt mit den Worten „Na, du alter Zerstörer“ gegen den Bug schmeißt. Mit dem „Zerstörer“ ist natürlich der YouTuber Rezo gemeint, dem Amthor in einem im Adenauer-Haus von seiner Mentorin Angela Merkel aufgenommenen Antwort-Video gepflegt die Fresse polieren wollte. Aber die Aufnahme hat sich vorsorglich selbst vernichtet, hört man. Selbstbewusstsein und Schneid hat er aber schon, der Jungmann. Die WELT zitiert den Showdown zwischen ihm und Rezo: Das war ein bisschen wie in „Rocky 4“, die Kampfszene, Rocky Balboa gegen Ivan Drago. Sicher sei sich Amthor auch über den Ausgang gewesen: Ich glaube, ich hätte gewonnen.
Bei der AfD will Klimaexpertin Beatrix von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg, die Sonne verklagen, dass sie so heiß auf unsere Sahara scheint. Wahrscheinlich haben irgendwelche Migranten die Sahara-Hitze eingeschleppt wie ein Virus. Und überhaupt: Umweltschutz nur dort, wo es der Heimat dient! Der US-Präsident macht es schließlich vor. Und wenn der Klimawandel doch anthropogen sein sollte so wie der Plastikmüll in den Meeren, findet er, dann seien die Schlitzaugen schuld: Ozeane sind sehr klein. Und es bläst herüber und segelt herüber. Ich meine, wir holen ständig Tausende von Tonnen an Müll von unseren Stränden, der aus Asien kommt Er fließt einfach direkt den Pazifik hinunter.
Er fließt und wir sagen: „Woher kommt das?“
So müssen wir uns um die Demokratie keine Sorgen machen wie damals in der Weimarer Republik. Bei Leuten wie diesen ist sie in besten Händen. Nazis an der Macht, eine braune Diktatur, nein, doch nicht mehr im 21. Jahrhundert. Und wenn schon, dann – bitteschön – grüne Nazis: kackbraun & giftgrün. So was in der Art des seligen Öko-Bauern Baldur Springmann, der Naturverbundenheit, Heimatliebe und Volkstumsbewusstsein postulierte, also ein ganz klein wenig Blut & Boden, aber um den Boden ist es ja eingedenk des Klimawandels und Extrem-Wetters schlecht bestellt.
Filed under: Sternstunden der Verblödung | Schlagwörter: Sternstunden der Verblödung
Filed under: Ekelige Politiker, ORGANISIERTE KRIMINALITÄT, Sternstunden der Verblödung | Schlagwörter: Ursus von der Leyen

Ein zwergenwüchsiges Katastrophenhuhn, das dem Steuerzahler Millionen für geistig behinderte Berater berechnet.
Filed under: Zu Unrecht vergessene Songs | Schlagwörter: Tony Joe White, zu unrecht verggessene songs
Bei diesen Temperaturen verlangt es geradezu nach dem laid-back-swamp-Sound von Tony Joe White (1943-2018).
Zu Tony hat Thomas Klingenmaier einen schönen Nachruf geschrieben: