Martin Compart


EINEN NEUEN HÖHEPUNKT IN DER KORRUPTION… by Martin Compart

.. hat die EU unter der Kommissionspräsidentin Ursula Gertrud von der Leyen (geborene Albrecht) erreicht und spielt nun den Rechten und Putin in die Hände.
Den Job bekam von der Leyen wegen ihrer außergewöhnlichen Inkompetenz, die sie bereits als deutsche Verteidigungsministerin eindrucksvoll bewiesen hatte.

Korrupte EU-Kommissare und -Parlamentarier (von inkompetenten Beamten und Mitarbeitern gar nicht erst zu reden) sind auf einem guten Weg, die ohnehin schwindende Akzeptanz bei der Bevölkerung restlos zu vernichten. Die Europawahl wird zeigen, was der Wähler von ihrer „Aussitzstrategie“ hält.

Rechtzeitig zum Korruptionshöhepunkt hat sich ein neues Journalistennetzwerk gebildet, das über sie Aktivitäten der EU-Korrumpel berichtet. Eine Namensliste mit erhaltenen Zuwendungen ist in Vorbereitung. Sie wird illustrieren, wie billig diese kleinem, gierigen Männchen und Weibchen zu haben sind.

https://www.ftm.eu/



WEISE WORTE by Martin Compart

Ich hasse den zumindest faschistoiden Netanjahu, dem die Hamas politisch vor der Bevölkerung den Arsch gerettet hat. Dank sei dem Kriegsrecht, das er gerne bis über seine Rente ausdehnen wird.

Aber:

Die Hamas köpft Babys.
Israel führt Krieg.

Warum wählen oder identifizieren sich Palästinenser mit einem selbstsüchtigen Autokratenhaufen, der ein Allah nicht gefälliges Leben in Emiraten oder anderen Schundprovinzen führt?

Mit dem israelischen Volk gibt/gäbe es eine brüderliche Zweistaatenlösung.
Mit israelischen Faschisten nicht.
Selbst wenn man ihnen denselben Lebenskomfort anbieten würde wie der Hamas-Führung (obwohl ihre Interessen identisch sind: dauerhafte Qualen für die eigenen Völker, die einen selbst nicht betreffen dürfen).

P.S.: Hat es jemals eine kriegerische Auseinandersetzung gegeben, über die ein Volk in freier Wahl abgestimmt hat?



DR.HORROR ERKLÄRT DIE WELT: Die Neuformatierung der Sprache und damit auch des Denkens by Martin Compart

In der deutschen Sprache wird gehörig aufgeräumt.

Heute sagt und schreibt man nicht mehr Knallchargen,

sondern:

Knallcharg:innen, Knallcharg_innen, Knallcharg*innen
Mörder:innen, Mörder_innen, Mörder*innen
Säufer:innen, Säufer_innen, Säufer*innenIdiot:innen, Idiot_innen, Idiot*innen

Und neben der Vergeschlechtlichung, die hoffentlich auch bald eine Korrektur der großen Werke der Weltliteratur, einschließlich, bitteschön, der Bibel, nach sich ziehen möge, gibt es jede Menge Unworte.

Darunter fällt zum Beispiel Eine Negergeschichte von Oskar Panizza: Der Neger, der hier vor mir stand und sich um keinen Preis setzen wollte, war schwarz.
Bundespräsident Blanco: Warum nicht mal ein Neger? – Titanic-Ausgabe vom 10. März 2007.

Der von den Grünen regierte Berliner Bezirk Mitte will die Mohrenstraße nahe dem Regierungsviertel umbenennen, weil er den Namen wegen des Begriffs „Mohr“ für problematisch oder rassistisch hält.

Und wo bleibt dann der Sarotti-Mohr?
Der Mohrenkopf?
Der Negerkuss?

Wo bleiben das Zigeunerschnitzel und die Zigeunersoße? In den Müll damit!
Und natürlich nennt man Indianerfilme nicht mehr Indianerfilme, sondern Native American Movies.

Alles paletti wegen Kolonialismus, Rassismus, Frauendiskriminierung und so fort.

Nur wenn es um China geht, dürfen noch Bücher mit Titeln wie Die gelbe Gefahr. Wie Chinas Gier nach Rohstoffen unseren Lebensstil gefährdet erscheinen, Schlitzaugen, Miserablige.

Denke dir jemand: groß, schlank, tigerhaft, hochschultrig, mit einer Stirn wie Shakespeare und dem Gesicht des Satans mit einem fast glattrasierten Schädel und mandelförmigen, hypnotischen Augen von der Farbe des Katzengrüns. Gib ihm alle grausame Verschlagenheit der morgenländischen Rassen, aufgehäuft mit einem gigantischen Intellekt, gib ihm die ganzen Hilfsquellen früherer und heutiger Wissenschaft – denke dir dieses entsetzliche Wesen, und du hast ein geistiges Bild Dr. Fu-Mandschus – der gelben Gefahr, verkörpert in einem Menschen! (Sax Rohmer: Der Höllendoktor. Berlin 1928, S. 11f.)

Nur ein Wort ist längst nicht geächtet, sondern im Sprachgebrauch „beliebter“ denn je:
KRIEG!

In en 20-Uhr-Nachrichten wird das Unwort oft ein Dutzend Mal und mehr strapaziert – und nicht, wie es Tolstoi tat, durch das freundlichere Wort Frieden relativiert.
Verteidigungsminister Boris (ein Name, der besser zu Karloff passt als zu einem deutschen Sozialdemokraten) verlangt, wir (auch du und ich!) müssen kriegstüchtig werden, nachdem irgendeine Quassel-Sendung im Öffentlich-Rechtlichen bereits gefragt hatte, ob wir Deutschen überhaupt noch Krieg können.

Wir gegen Ihn, der die Verkörperung alles Bösen ist: Fu-Mandschu mit seinen Schlitzaugen, Big Brother, Imperator Palpatine aus dem Krieg der Sterne, Osama bin Laden mit dem langen Bart, Bill Gates, Putins KGB-Visage (und ihre „Versteher“).
Endlich – endlich haben wir ihn uns herbeizaubern lassen von denen, denen er nützt: den totalen Krieg – in der Ukraine (später bis zum Ural), im Nahen Osten, demnächst im Pazifik.

Das Wesen des totalen Krieges bedingt es, dass er nur dann geführt werden kann, wenn wirklich das ganze Volk in seiner Lebenserhaltung bedroht und entschlossen ist, ihn auf sich zu nehmen. Eine Erfindung von Ludendorff, die Goebbels in der Endphase des Zweiten Weltkriegs aufgegriffen hat. Da heißt es: den Gürtel enger schnallen auch im Kriegswinter 2023/24.

Es gibt auch brave Chinesen.


Wir brauchen sie wieder, die formierte, die Volksgemeinschaft. Der CDU-Abgeordnete Philip Amthor verlangt vorsorglich schon mal ein „Bundesprogramm Patriotismus“. Vielleicht kann er die Kirche, der er vor wenigen Jahren beigetreten ist, dazu veranlassen, Zukunftswaffen und Munitionierung zu segnen. Wikipedia: Als Waffensegnung wird eine in der lateinischen Kirche des Westens seit dem 10. Jahrhundert belegte Praxis bezeichnet, Waffen vor der Übergabe an einen Kandidaten für den Ritterstand durch einen Priester oder Bischof segnen zu lassen. Denn in der Deutschen Bundeswehr finden derzeit, leider, keine Waffensegnungen oder dergleichen durch katholische Militärgeistliche oder Geistliche der Diözesen statt.
Seit den Nationalsozialisten hat dieses Unwort aus drei Silben kriegstüchtig kein vernünftiger Mensch mehr ins Maul genommen.

Einige schaudern, aber der Popularität des SPD-Aufsteigers und nunmehrigen Kriegsministers gebürtig aus Packebusch im Altmarkkreis Salzwedel (der Name Pistorius leitet sich von lateinisch pistor=Bäcker ab, einem Beruf, der im wieder kriegstüchtig werdenden Deutschland im Aussterben begriffen ist) tut es keinen Abbruch.

Der Aufmarsch zur Apokalypse hat schon vor vielen Jahren begonnen. Geschichtsschreiber werden sich später über den genauen Zeitpunkt streiten: der Sturz des Schahs – Fall der Sowjetunion – die Jugoslawienkriege – Twin Towers – Afghanistan – Putins Regierungsantritt – der Boxeraufstand des Maidan – Taiwan.

Strack-Zimmermann: „Wir müssen feststellen, dass sich China immer aggressiver verhält.“ Anyway, da dürfen, nach zwei verlustreich überstandenen Weltkriegen, die Deutschen nicht fehlen. Dabeisein ist alles! Überall im All!

Denn alles und jedes ist heute ja nur eine Herausforderung – eine challenge.
Die einzige Herausforderung für den Planeten, auf dem wir neben vielen anderen Lebensformen existieren (nicht wenige haben wir bereits ausgelöscht), ist vermutlich der Mensch! Ohne ihn, den die monotheistischen Religionen dazu bestimmten, zu wachsen und sich zu mehren und die Erde (und das Weltall drumherum ums „Janze“ sowieso) in Besitz zu nehmen, wäre Ruhe und Friede auf Erden, aber den Menschen bei diesem Gedanken kein Wohlgefallen!



MAIL AN DIE ISRAELISCHE BOTSCHAFT by Martin Compart
12. Oktober 2023, 11:08 am
Filed under: Politik & Geschichte | Schlagwörter: ,

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe häufig die Politik des Staates Israel aus Linker Position (also rational) kritisiert und werde dies auch künftig. Das hat mir gelegentlich den instrumentalisierten Vorwurf des Antisemitismus eingebracht. Da ich früher häufig für die „Jüdische allgemeine Zeitung“ geschrieben habe, kein besonders belastender Vorwurf, denn meine ethischen und politischen Überzeugungen haben sich nicht geändert.

Durch die aktuellen Ereignisse schockiert, möchte ich klar machen: Wenn jüdisches- und/oder israelisches Leben durch Barbaren, ob Neo-Nazis, in Deutschland agierende arabische Hamas-Sympathisanten, stammelnde Stammtischidioten oder islamische Terror-Organisationen (zu denen auch Staaten zählen können), bedroht ist, bin ich Jude.

Schalom,

Martin Compart

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/antisemitismus-unter-migranten-neuer-deutscher-hass-kolumne-a-8acabd90-9f3f-41fa-8bfb-ee260082d32a?giftToken=d6cca714-f63b-456d-a39b-07142146b8d2

P.S.:
https://www.spiegel.de/kultur/richard-david-precht-mehr-precht-als-recht-podcast-mit-markus-lanz-a-e6c30a5b-eacb-4973-adfb-cc689f8fda6b?giftToken=4e4f8547-ae24-4410-b978-b1a0ae0e1cb5



Dr. Horror erzählt Eine Zukumpftsgeschichte by Martin Compart

Gegenwärtig tobt im Osten die Schlacht zweier gebeutelter Oligarchien oder, um im Jargon des Sternenkriegers George Lucas zu reden: der Freiheitskampf einer kleinen, aber aufrechten Rebellen-Allianz gegen einen mächtig demokratiefeindlichen Imperator.

Ein Krieg der Geheimdienste, Verschwörungs“theoretiker“, Pipeline-Saboteure, Söldner im Geiste Richard Wagners, Kriegsberichter, mediengeil-dummer „Influencer“, Empfänger milder Korruptionsgaben, der Rüstungsindustrie, der Supermächte, der Geopolitiker und solcher, die sich dafür halten… Arturo Ui und seine wirtschaftskriminellen Nachfolger sahnen kräftig ab. Schließlich helfen ihre Waffen, wie uns eine respektable Dame aus Düsseldorf ständig versichert, Menschenleben retten. Wie schon Tolstoi in Krieg und Frieden sagte, gab es in der Geschichte immer schon eine Bewegung von West nach Ost, der dann eine von Ost nach West folgte und umgekehrt: ein waffenklirrendes Hin & Her mit dubiosen Akteuren vom „Mongolensturm“ des Dschingis Khan (Hu, ha, hu, ha: Dsching-, Dsching-, Dschinghis Khan) über den kleinen Bonaparte (Vive l’empereur) bis hin zum Mobilisierer des Kleinbürgertums Adolf Hitler (Heil H.).

„So lange sich meine Partei und der Rest des Landes nicht um 360 Grad dreht – wie ich es bei Putin hoffe – ist alles möglich. Auch ein fairer Kobold-Handel in Afrika, wo ich schon für war bevor ich die Grünen benutzte.“

Aber was ist das gegen die Zeitenwende, die die deutsche Außenministerin nicht Zukunft nennt, denn die ist klammheimlich abgeschafft, sondern – man höre genau hin – Zukumpft! Das klingt nach einem Wort, wie durch den Fleischwolf gedreht und als wässriges Lidl-Steak auf dem Herd angebraten und gewendet: „Ich rieche, ich rieche Menschenfleisch, da muss ich einmal nachsehen.“

So wagen wir denn einen verschämten Blick in die Gegenwart der Zukumpft des mit Bürgergeld haltbar eingepackten Menschenfleisches, denn die Weichen werden nicht morgen, sondern bekanntlich heute gestellt.

Jede dieser Weichen ist, um ein aus dem Amerikanischen übernommenes, wie Kaugummi strapaziertes Modewort zu benutzen, eine neue „Herausforderung“ (challenge): eine Aufforderung zum Kampf! Kampf und Zukumpft gehören schließlich zusammen – denn: Soll die gute Rebellen-Allianz sich unterwerfen? Wollt ihr das, ihr Putin-Versteher und Russenfreunde! Am Ende in einem Boot mit der AfD sitzen?

Ja, wer stellt denn überhaupt die Weichen der maroden, wie alles hier kaputtgesparten Deutschen Bahn? Fährt der Zug am Ende ohne Casey Jones, jenen high tight-wheeler of mighty fame, den wir älteren alle noch aus dem Vorabendprogramm kennen?

Ewig ist der Kampf Gut (wir!) gegen Böse (die anderen!). Und die Demokratiefreunde in der Ukraine kämpfen schließlich auch für unsere Freiheit, mithin für das Gute. Sie kämpfen gegen einen Ex-Geheimdienstler, einen KGB-Mann, eine Schattenfigur, wie wir sie aus James-Bond-Filmen kennen.

Ein gepflegter Putin-Versteher.

Anton Hofreiter wird hysterisch, wenn er den Namen des allein schuldigen Rumpelstilzchens am Unglück der Welt nennt: „Putin! Putin!! Putin!!!“ (Wir erinnern uns da auch des Dämons der Frauen, so suggerierte es 1932 ein deutscher Filmtitel, des Dämons am Zarenhof von St. Petersburg: Rasputin – na, geschnallt: Ras-PUTIN!). Und wie Rumpelstilzchen soll er in die Hölle fahren, mit Dampf und Feuerfunken. Rumpelstilzchen, als man ihn beim Namen nennt, heißt es im Märchen der Brüder Grimm, stieß mit dem rechten Fuß vor Zorn so tief in die Erde, daß es bis an den Leib hineinfuhr, dann packte es in seiner Wut den linken Fuß mit beiden Händen und riß sich selbst mitten entzwei. Genau so, wenn man ihn schon nicht verhaften kann, dann wenigstens soll er selber sich entzweireißen.

Wenn das geschehen ist, irgendwann, wenn die Rüstungskonzerne genügend verdient und kriegsbedingt die größte Umweltkatastrophe der jüngeren Geschichte im östlichen Europa verwirklicht ist, haben wir den Salat.

Was zerstört ist – und im Grunde schon nach Klitschkos medienwirksamem „Boxer-Aufstand“ vor dem Krieg bankrott war (Til Schweiger singt auf YouTube ein Ständchen für Wladimir Klitschko), muss doch wiederaufgebaut werden!
Mehr als eine Billion Dollar denkbar – titelte am Jahrestag des russischen Überfalls das Handelsblatt mit Blick auf den Wiederaufbau in der Ukraine, vorausgesetzt, das größte AKW Europas bleibt unbeschädigt, sonst könnte es noch ein klein wenig teurer werden. Und bekanntlich bitten die Ukrainer (einige von ihnen haben „uns“ ja schon ein wenig im Zweiten Weltkrieg unterstützt) nicht, nein, sie FORDERN!

Seien wir mal ehrlich, so eine Billion – das wäre schon was! Und die Amerikaner haben bereits verlauten lassen, dass sie ohnehin genug Waffen geliefert hätten, den Wiederaufbau sollten gefälligst andere aus der Portokasse bezahlen. Zu den bedingungslosen Unterstützern des Krieges gehört das Land, dessen Sprache wir mehr oder weniger sprechen, die meisten nur noch weniger.

Erinnern wir uns an den Untergang des römischen Reiches. Das ist zwar schon lange her, aber war doch zwei Monumentalfilme wert (einer von Samuel Bronston, der andere von Ridley Scott). Die Idioten der ausgehenden Antike haben sogar noch Germanen bewaffnet, die selbst in Rüstung schwimmen konnten. Was nun, rein theoretisch: wenn sich bis an die Zähne bewaffnete ukrainische Warlords und russische Söldner (P… schlägt sich, P… verträgt sich) eines Tages verbünden und mit der Rechnung auf unserer Matte stehen, mit einem Zahlungsziel von sagen wir großzügig: 14 Tagen. Und längst steht ihre „fünfte Kolonne“ ja mitten in Deutschland.

Unvorstellbar?

Ein Fiebertraum?

Wer das behauptet, kennt die Wendungen und Windungen der Geschichte nicht. Mittlerweile verfügt die Ukraine dank „unserer“ tatkräftigen Hilfe über die bestausgerüstete und kampferprobteste Armee in Europa – Russland bis zum Ural mal außen vor!

Glaubt denn irgendjemand, dass die ganze Geschichte ausgehen wird wie das Hornberger Schießen? Dafür ist, leider schon, zu viel Blut vergossen…



STEUERPARADIESE by Martin Compart
11. August 2023, 11:44 am
Filed under: Dutroux, Ekelige Politiker, Politik & Geschichte | Schlagwörter: , , ,

Wie sehr kapitalistische Gier und Pädophilie miteinander verknüpft sind, zeigt einmal mehr diese Doku über das Steuerparadies Jersey. Da muss man sich wohl kaum wundern, was Johan König im GIPFELTREFFEN feststellte: „Die Pädophilieverdrossenheit nimmt zu.“

Wäre Marcinelle ein Steuerparadies, wäre Marc Dutroux noch heute dort Bürgermeister.

Verblüffend, dass die Religion des „ewigen quantitativen Wirtschaftswachstums und des leistungslosen Vermögens-Einkommen“ nicht nur den Planeten zerstört, sondern auch Kinderopfer verlangt.



KAPITALISMUS = KORRUPTION=ZERSTÖRUNG DER UMWELT by Martin Compart


Eine der besten Dokus seit langem.



„DIE GROSSE UHR“ von Kenneth Fearing – AUS DEM NACHWORT by Martin Compart

DIE GROSSE UHR war Kenneth Fearings vierter Roman und mit Abstand sein erfolgreichster – künstlerisch wie kommerziell. Er schuf damit einen Klassiker, der seit der Erstveröffentlichung von 1946 fast durchgehend lieferbar war und ist. Und das nicht nur im englischsprachigen Raum; auch im romanischen.

THE BIG CLOCK hat eine mörderische Prämisse:
Ein Unschuldiger muss sich selbst als Mörder jagen.


Kenneth Fearing

Die große Uhr

Ein Klassiker des Noir-Thrillers
Deutsch von Jakob Vandenberg

Mit einem Nachwort herausgegeben von Martin Compart

Deutsche Erstausgabe

Elsinor Verlag, Coesfeld 2022 (200 Seiten, Klappenbroschur, 14 x 22 cm, ISBN 978-3-942788-71-7; 20,00 Euro [D])

Der Protagonist, der gegen sich selbst ermitteln soll, ist einer der ganz großen Plots der Kriminalliteratur. Vergleichbar nur mit den besten von Agatha Christie (MURDER OF ROGER ACKROYD, MURDER AT THE ORIENT EXPRESS), Nicholas Blake (THE BEAST MUST DIE) oder Anthony Berkeley Cox (BEFORE THE FACTS, TRIAL AND ERROR). Im Unterschied zu den genialen Plots der genannten britischen Großmeister des „Golden Age“ ist Fearings Werk ein Noir-Roman, in dem der Plot in düsterer Zivilisationskritik eingebettet ist.
Und da diese Literatur eine Welt ohne moralisches Zentrum portraitiert, stellt es eine der klassische Noir-Frage: Wer wird mit was davonkommen?

Der Schriftsteller Michael Gilbert nahm THE BIG CLOCK in seine Liste der zehn besten Kriminalromane aller Zeiten auf. Der Roman erscheint fast auf jeder der Listen mit den besten Kriminalromanen/Thriller, die je geschrieben wurden. Die meisten Theoretiker des Genres priesen das Werk, und sogar Großmeister Raymond Chandler, bekannt und berüchtigt für seine oft bösartige Kritik, nannte es eine tour-de-force.

Ins Französische wurde das Buch bereits 1947 von Boris Vian übersetzt.

Nie wieder sollte Fearing ein ähnlicher wirtschaftlicher Erfolg gelingen. Zwar gingen im Laufe der 1950er auch weiterhin Einnahmen aus Lizenzgeschäften bei ihm ein, aber die Beträge etwa aus Auslandsgeschäften waren vergleichsweise gering.

Der Roman wurde weltweit zum Klassiker und zweimal verfilmt. Im Oktober 1973 gab es eine neue Adaption für den Hörfunk: Rod Serling (unvergessenes Mastermind der TWILIGHT ZONE) stellte sie unter dem Titel DESPERATE WITNESS in der Reihe THE ZERO HOUR vor 1). 1976 legten die renommierten Kritiker Jacques Barzun and Wendell Hertig Taylor den Roman mit einem ausführlichen Nachwort neu auf in ihrer Hardcover- Reihe „Fifty Classics of Crime Fiction 1900–1950“ bei Garland. Robert Polto nahm den Roman 1997 in seinen klassischen Sammelband CRIME NOVELS: AMERICAN NOIR OF THE 1930s & 40s auf. 2012 dann auch in die zweibändige “Liberary of America“-Edition der Noir-Klassiker.

Fearing gelang diese seltene und beneidenswerte Leistung: ein Page-Turner, der gekonnt geplottet und so eng wie eine Uhrfeder gewickelt ist, und dessen erzählerische Zahnräder auch als existenzielle Metapher dienen.

Der einzige Noir-Autor dieser Zeit, den man mit Fearing vergleiche könnte – jedenfalls als Autor von THE BIG CLOCK – ist m.E. Cornell Woolrich (1903-68). Seine paranoiden Plots gingen häufig in eine ähnliche Richtung (scheinbar aussichtslose Situationen der isolierten Protagonisten), aber seine zahlreichen Kurzgeschichten und Romane haben nicht die subtextliche Tiefe wie Fearings Buch.

Der Roman erschien zu einem Zeitpunkt, als die USA in einen großen paranoiden Abgrund glitten: Der zweite Weltkrieg war beendet, der Kalte Krieg hatte begonnen und der McCarthyismus startete seinen zerstörerischen Siegeszug. Diese Atmosphäre der Verunsicherung fängt THE BIG CLOCK ein. Das Buch spiegelt neben der existenzialistischen Dimension den bewusster werdenden Kontrollverlust des Individuums durch wirtschaftliche Systeme – symbolisiert durch „die große Uhr“. Den Amerikanern, stellvertretend für alle kapitalistischen Volkswirtschaften, wurde zunehmend deutlich, dass die Verfügungsgewalt über ihr Leben nicht in ihrer vermeintlichen Selbstbestimmung angesiedelt ist.
Paranoia ist eine der stärksten Triebfedern der Noir-Kultur.
BIG CLOCK stützt besonders intensiv die Erkenntnisse von Gilles Deleuze und Felix Guattari: Ursachen für Paranoia sind nicht psychologische oder gar psychopathologische Fehlentwicklungen, sondern eine psychopathologische Kultur auf die sich das Individuum bezieht. 2)

In seinem Buch AMERICAN NIGHT: THE LITERARY LEFT IN THE ERA OF THE COLD WAR (dessen Cover ein Portrait von Fearing ziert), schreibt der Literaturwissenschaftler Alan M. Wald, ein Historiker der amerikanischen Linken, über den Roman: er fasse die „beängstigende und fragmentierte Hohlheit“ zusammen, die Fearing in der Nachkriegsgesellschaft der USA sah.

„Das bedrohliche Ambiente der Verwerfung, das THE BIG COCK durchdringt, wird strukturell und symbolisch als Industriekapitalismus dargestellt, eine sozioökonomische Ordnung, in der sich die Kommunikationswege, insbesondere Printprodukte und Rundfunk, zu einer Wissenschaft der geplanten Manipulation entwickeln, die darauf abzielt, die Rentabilität sicherzustellen. Gut bezahlte Betrüger werden zusammen mit den Naiven und Getäuschten als Rädchen im Apparat der modernen Institutionen des Privatunternehmens gesperrt… Das Geniale an THE BIG CLOCK ist die Vorwegnahme der vielfältigen mythologischen Dimensionen einer Konsumrepublik, die die anbrechende Ära prägen würde.“ 3)
Er nannte ihn weiterhin „einen psychosexuellen Roman Noir, der die unheimliche Wirkung der Marktsegmentierung in der Verlagsbranche betont“
.

Die im Roman geäußerte Medienkritik erscheint noch immer aktuell. Fearing orientierte sich an gewissen Zuständen der Time Incorporated, für die er zeitweilig arbeitete.

Fearing war ein modernistischer Romancier und proletarischer Lyriker. Im Modernismus stand er besonders dem Symbolismus nahe und Motive wie apokalyptische Endzeitstimmung, individuelle Wahrnehmungen, das Unterbewusste, Dekadenz, Verfall und Tod und zivilisatorischer Pessimismus finden sich auch mehr oder weniger ausgeprägt in THE BIG CLOCK.

Die innovative Struktur des Romans wird aus der Sicht von sieben verschiedenen Charakteren dargestellt. Die ersten fünf Kapitel werden von George Stroud erzählt, der für einen New Yorker Zeitschriftenverlag arbeitet. Er scheint den Umständen kaum gewachsen, bewegt sich aber intelligent durch ein Labyrinth von Möglichkeiten.

Die Erzähler sind Stroud, Janoth, Hagen, Strouds Frau, zwei Crimeways-Reporter und die exzentrische Künstlerin Louise Patterson. Fearing leistet hervorragende Arbeit, um die Stimme jedes einzelnen Erzählers einzufangen.

Trotz der unterschiedlichen Erzählperspektiven entwickelt Fearing den Plot chronologisch. Jeder Erzählerwechsel treibt die Handlung weiter voran.



TÖTET DIE AUSBEUTER – „CRIPPLED JACK“ WEHRT SICH by Martin Compart

In der amerikanischen Presse wird CRIPPLED JACK als „revisionistischer Western“ gefeiert.
Das stimmt insofern, dass Boston Teran in seinen zeitgeschichtlichen- und historischen Thrillern immer mit der verlogenen Geschichtsklitterung der USA aufräumt und die Wahrheiten hinter den Lügen aufdeckt. Das moralische Territorium von Amerikas verderbter Seele ist eines seiner Hauptthemen.
Nach der Lektüre wird man erbost 90% aller Hollywood-Western in die Tonne kloppen.

Dieses Buch könnte man auch als eine Art Fortsetzung seiner DEFIANT AMERICANS-SERIE lesen. Nicht nur, was das historische Umfeld betrifft, sondern auch die „coming of age“-Nebenhandlung würde dazu passen.
Aber der amerikanische Horror, den junge Menschen erleiden müssen, durchzieht Boston Terans gesamtes Werk. Seit seinem ersten Roman, GOD IS A BULLET, erzählt er von den Grauen, die eine kapitalistische Gesellschaft ihren Kindern antut.

Wie fast immer serviert Boston Teran einen Knaller als Opener um sich dann weiter zu steigern:

Am Chihuahua-Trail kriecht ein achtjähriger Junge durch die Wildnis von Texas. Er ist gefesselt, teilweise gelähmt und kann sich nur mühsam fortbewegen. Seit zwei Tagen hat er weder gegessen noch getrunken, sich nur langsam vorwärtsgeschleppt. Seine Haut wirft bereits Hitzeblasen. Jedenfalls wird er es nicht mehr lange machen. Er liegt allein da und wartete auf den Tod, in all dieser unbarmherzigen Leere mit nur einem Gedanken: Warum hasst Gott mich so sehr?

An seinem zerrissenen Hemd ist eine Seite aus der Bibel geheftet, auf der mit schöner Handschrift die Bemerkung geschrieben steht: Alles weitere ist Gottes Angelegenheit. Diese schöne Widmung stammt vom Vater des Jungen, der ihn gefesselt und zum Sterben zurückließ, als er mit Frau und Tochter weitergezogen ist. Für den verkrüppelten Sohn hätte Wasser und Nahrung nicht mehr gereicht. Ein klarer Fall für Gott.

Zum Glück für den Knaben kommt Ledru Drum des Weges, genannt „The Coffin Maker“. Er ist auf der Flucht vor einer Bande, die er als „Wolves of the empire“ bezeichnet und die Agenten der Pinkerton Detective Agency sind. „They are an army of paid trash. A posse, militia, a gang that works for the wealthy mine owner, the oil company lord, the industrial robber baron. Their job is to keep the poor and disenfranchised in place. Even though they themselves are of that class.

Das Kind erzählt Drum, dass seine Familie ihn hasste und ihn verstieß, nachdem er sich geweigert hatte, weiterhin als Krüppel betteln zu gehen, müde von den ständigen Schlägen anderer Bettellknaben. Trotz seiner Behinderungen durch eine gelähmte, knorrige rechte Hand und eine Sprachbehinderung ist der Junge intelligent und den Umständen entsprechend gebildet.

Ledru gibt dem Jungen den Namen Matthew und nimmt ihn unter seine Fittiche. Er zeigt ihm, wie man trotz verkrüppelter rechter Hand als Linkshänder überleben kann. Aber er setzt auch seine terroristischen Aktionen gegen die Eisenbahnbarone fort.

Ledru ist eine individualterroristische Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise von 1873, die besonders den Aufbau der Union veränderte:
Sie setzte der Post-Bürgerkriegsgesellschaft der 1870er Jahre mit ihrem optimistischen Bestreben, das Land durch die Eisenbahn zu verbinden und zu einen ein abruptes Ende. Die Banken vergaben massiv Kredite, von denen sie wussten, dass sie Farmer und Kleinunternehmer ruinieren würden, Spekulanten und Aktienhändler ernteten Gewinne mit Versprechen, von denen sie wussten, dass sie sie nicht halten konnten, und es gab keine Ausstiegsstrategie. Eben eine der üblichen zyklisch auftretenden kapitalistischen Krisen zur Manifestation von Oligarchien und Knechtung der Besitzlosen.

Ich will nicht zuviel verraten: Aber es läuft auf die blutigen Konfrontationen zwischen den Räuber-Baronen und den sich formierenden Gewerkschaften hinaus; dabei setzt Teran auch der realen „Mother“ Mary Jones ein literarisches Denkmal.

Boston Teran schildert überzeugend und gleichermaßen die Erfahrungswelten von Männern und Frauen und kontrastiert die psychologischen Selbstinspektionen mit sozialen Reflexionen. Der Roman gibt einmal mehr Anlass zu den Spekulationen, ob sich hinter dem Pseudonym doch eine Frau verbirgt oder ob Boston Teran das Pseudonym mehrerer Autoren – darunter eine Frau – ist.

Die befriedigende Mischung aus historischen Fakten und revolutionären Konzepten wird unter Terans Hand lebendig. Eine Westerngeschichte, aber auch große Literatur, die alle Insignien des Westerns verwendet und die Handlung auf eine höhere Ebene hebt. Höchst attraktiv für literarische Leser, die nach etwas anderem suchen. Boston Teran hat mit CRIPPLED JACK ein weiteres wunderschön geschriebenes und brutal kompromissloses Meisterwerk vorgelegt. Trotz der zeitlichen Distanz liest sich das Buch erschreckend aktuell.

Der 15. Roman von einem den größten lebenden amerikanischen Schriftstellern.

Es gibt wenige zeitgenössische Schriftsteller, die über einen vergleichbar reichen Wortschatz verfügen. Meist drängt sich der Vergleich mit Cormac McCarthy auf (auch wegen ähnlich harter Sujets), aber Teran ist anders und mindestens genauso überzeugend.

Pflichtlektüre für den Schwarzen Block (die im Gegensatz zu dümmlichen Nazis auch „verjudete“ Fremdsprachen beherrschen. „Beherrschen“ – mehr Idiotie geht kaum.



VORLÄUFER DES POLIT-THRILLERS BIS JOHN BUCHAN by Martin Compart

Unten stehender Text ist ein gekürzter Auszug aus meinem Nachwort zu JOHN BUCHAN: DER ÜBERMENSCH (Elsinor Verlag, 2022).

Literaturhistorisch steht am Anfang des Spionageromans keine Schlüsselfigur wie etwa Edgar Allan Poe für den Detektivroman. Beide Genres werden gerne unter dem Überbegriff „Kriminalroman“ oder „Crime Story“ eingeordnet. Dabei beschäftigt sich der Detektivroman mit temporär internen Störungen des Systems, während der Spionageroman extern gesteuerte Versuche zur mehr oder weniger vollständigen Zerstörung eines Systems thematisiert.

Obwohl man von der Spionage als vom „zweitältesten Gewerbe der Welt“ spricht, muss man das multimediale Genre „spy story“ als ein Kind des ausgehenden 19.Jahrhunderts ansehen, dass im 20.Jahrhundert zu voller Blüte heranreifte und immens erfolgreich wurde.

In der Literatur taucht die Spionage erstmals in dem chinesischen Klassiker über DIE KUNST DES KRIEGES (PING FA) von Sunzi ca. 510 v. Chr. auf – wenn man die Bibel außen vorlässt. Denn im Alten Testament steht, dass Moses Spione ins Land Kanaan schickte.

Die erste Fiktion, in der Spionage eine Rolle spielt, verdanken wir ebenfalls der chinesischen Kultur: im historischen Roman SAN KUO von Lo Kuan-Chung aus dem13.Jahrhundert.

Die erste durchstrukturierte Spionageorganisation der westlichen Welt verdanken wir – wie so vieles – der katholischen Kirche: Nachdem Papst Gregor IX die Inquisition etabliert hatte, führte der Nachfolger Innocent III. mit der „Hermandad“ 1233 den ersten verdeckt organisierte Spionagedienst ein.

Erstmals in der Literaturgeschichte der Neuzeit wurde in England auf organisierte Geheimdiensttätigkeit hingewiesen. In MEMOIRS OF SECRET SERVICE (1699) von Matthew Smith beschrieb der Autor, wie er ein Attentat auf King William durch die Jakobiner verhinderte, indem er deren Organisation infiltrierte. Das Parlament war über das Buch dermaßen aufgebracht, dass es die Verbrennung durch den Scharfrichter anordnete.

Als erster „richtiger“ Spionageroman gilt allgemein James Fenimore Coopers THE SPY (1821). Allerdings nur, weil der Roman einen Spion in den Mittelpunkt der Handlung stellt; der Spionagetätigkeit wird von Cooper wenig Raum gewidmet.

Topoi des späteren Spionageromans findet man auch schon bei zwei französischen Schriftstellern. André Dumas Pères LES TROIS MOUSQUETAIRES (1844) etwa agieren wie Spezialagenten, die Unheil von der königlichen Familie und damit von ihrem Heimatland abwenden. Außerdem sind sie schon internen Machtintrigen ausgesetzt, die ein wichtiger Bestandteil des Genres sind. Und Jules Vernes thematisierte häufig die Bedrohung der menschlichen Zivilisation durch technische Erfindungen. Man könnte MICHAEL STROGOFF (1875), den Kurier des Zaren Alexander II., als eine Art Spezialagent ansehen.

Elemente des Spionageromans und des Polit-Thrillers tauchten im Kontext vieler Romane des 19.Jahrhunderts auf, aber erst zu Beginn des 20.Jahrhunderts formt sich das Genre zu einer eigenen, unverwechselbaren Gestalt.

Elemente des Spionageromans finden sich in Charles Dickens A TALE OF TWO CITIES (1859) und natürlich in den Kolportageromanen, die der Deutsche Herrmann Goedsche unter dem Pseudonym „Sir John Retcliffe“ schrieb. Und schon 1888 hatten asiatische Superschurken, die als trivialer Topos lange und häufig im Genre vertreten waren, wie Dr. No und Dr. Fu-Manchu, einen direkten Vorfahren: CHING CHING von E. Harcourt Burrage (1839-1916) in dem Pennymagazin „Ching Ching‘ s Own“ (1888).

Auch der große Sherlock Holmes arbeitete gelegentlich als Geheimagent: In der ersten Kurzgeschichte, A SCANDAL IN BOHEMIA (1891), agierte Sherlock Holmes wie ein Agent des Königshauses. Ebenfalls für die Krone handelte Holmes in THE ADVENTURE OF THE NAVAL TREATY (1894), indem er eine gestohlene Geheimvereinbarung zwischen England und Italien zurückholte. In THE BRUCE PARTINGTON PLANS (1908) musste Holmes für einen offensichtlich hilflosen Secret Service verschwundene Geheimpläne wiederbeschaffen. In HIS LAST BOW (1917) verhinderte Sherlock Holmes, dass der deutsche Spion von Borck mit gestohlenen Geheimplänen bei Kriegsbeginn nach Deutschland entkommt.

1871 begann mit George Tomkyns Chesneys THE BATTLE OF DORKING das Genre der „war prophecy novel“ – Romane, die künftige Kriege voraussagen wollen und durchspielen. In Tomkyns Werk findet man bereits alle Elemente dieses abstrusen Genres. Das Buch plädiert für die militärische Hochrüstung Britanniens und warnt vor künftigen Aggressionen der anderen Großmächte.

In den folgenden Jahrzehnten spielten die Autoren dann alle möglichen Feindkombinationen durch, von den Russen über die Franzosen bis (natürlich) zu den Deutschen.

In den 1880er und 1890er Jahre herrschte besonders ausgeprägte Paranoia im Empire. Franzosen und Deutsche verstärkten damals ihre Aktivitäten in Afrika und Asien, die Buren wurden unruhig und rebellisch, und die Russen trieben sich verstärkt an der afghanischen Grenze herum, wo sie das „Juwel in der Krone“ im „great game“ ernsthaft bedrohten. Jeder schien am Kolonialreich der Briten zu rütteln – und in der Regierung kümmerte das offensichtlich nur wenige.

Die „war prophecy novels“ entstanden in dieser angsterfüllten Atmosphäre und forderten militärische Reformen, die neue Technologien und Strategien propagierten. Geheimwaffen und Geheimagenten wurden zu Figuren dieser Literatur, die bis heute im modernen Spionageroman nachwirkt.

Um die Jahrhundertwende entstanden auch ernsthaftere Romane, die die Angst des Empires um seine Kolonien und ihre Bedrohung durch andere Mächte widerspiegelten. John Buchans THE HALF HEARTED (1901) und Kiplings KIM (1901) verwendeten dezent Elemente des Spionageromans. Beide beschäftigen sich mit einer möglichen Invasion Indiens durch die Russen, die sich deshalb in Afghanistan festsetzen wollen. Als reine Spionageromane oder gar pure „war prophecy novels“ kann man diese Bücher jedoch nicht ansehen.

An Kuriosem ist in dieser Literatur kein Mangel:

Ein Höhepunkt der propagandistischen Hetze gegen Asiaten ist der namensgebende Roman THE YELLOW DANGER (1898) von M. P. Shiel, in dem vor einer Invasion Europas durch einen chinesischen Kriegsherrn gewarnt wird.
In Max Pembertons Roman PRO PATRIA (1901) planen die Franzosen einen Tunnel unter dem Kanal zur Invasion Englands!

Ein Mann steht als Synonym für die „war prophecy novel“ schlechthin: William Le Queux. Nach seinem ersten Roman über politische Intrigen, GUILTY BONDS, erschienen 1891, wandte sich Le Queux drei Jahre später mit THE GREAT WAR IN ENGLAND IN 1897 konsequent der Propagandaliteratur zu. Das Buch, dessen Vorwort Feldmarschall Lord Roberts verfasste, enthält bereits zwei Elemente, die auch für die Entwicklung des Spionageromans bedeutend waren: die Geheimwaffe und die Einführung eines naiven jungen Engländers als Verräter. Gleich zu Beginn des Genres wird also das zentrale Thema des Verrats angesprochen. Später sollten sich Autoren wie le Carré diesem Motiv geradezu exzessiv widmen.

Im Roman bombardieren die Russen Edinburgh aus einem Gasballon heraus. Gestoppt werden sie durch eine neue Geheimwaffe – eine pneumatische Dynamitkanone, die von einem schottischen Ingenieur entwickelt wurde.

Le Queux hatte dabei auch eine neue, seit Mitte des 19. Jahrhunderts immer größer werdende Leserklasse im Hinterkopf: Die Einführung der allgemeinen Schulpflicht durch den „Education Act“ von 1870, die Entwicklung neuer Druck- und Vertriebstechniken, die die billigen Penny-Magazine ermöglichten und das Aufkommen von Leihbüchereien bedingten einen Lese-Boom, der nicht auf die oberen Schichten beschränkt blieb und sensationelle Themen bediente.

THE INVASION OF 1910 aus dem Jahre 1906 war sein erster antideutscher Roman, dem schnell weitere folgten. Einflussreiche Briten teilten seine Meinung und waren froh über Le Queuxs Bestseller, die die Stimmung im Lande in ihrem Sinne beeinflussten. Unter ihnen fand sich auch Feldmarschall Lord Roberts, der mit ihm 1908 an dem Buch THE GREAT WAR arbeitete, in dem der Autor den Krieg von 1914 bis 1918 vorhersah.

Le Queux verstand es vorzüglich, sich selbst zu stilisieren und durch persönliche Statements die Glaubwürdigkeit seiner Bücher zu erhöhen. Als der Krieg ausbrach, verkündete er großspurig, dass er – wohin er auch gehe – immer einen geladenen Revolver bei sich trüge, da die Feinde Englands ihn ganz oben auf ihre Abschussliste gesetzt hätten.
A. J. Balfour, der damalige Führer der Konservativen Partei, brachte Le Queuxs Einfluss auf den Punkt, als er sagte: „Seine Romane bedeuten mehrere tausend Stimmen für die Konservativen.“

1898, nachdem ihn schon jahrelang die Welt der Geheimdiplomatie fasziniert hatte, veröffentlichte Edward Phillips Oppenheim (1866-1946) den Roman THE MYSTERIOUS MR.SABIN, „das erste meiner langen Reihe von Geschichten über die schattenhafte und mysteriöse Welt der Diplomatie“…

Ein durchgehendes Thema war seine Verteufelung der parlamentarischen britischen Regierung als unfähig und unbekümmert. Volksvertreter galten ihm als ein Haufen inkompetenter Idioten. Nach dem 1.Weltkrieg zeigte er diese Überzeugung immer deutlicher. Mit Blick auf den Aufstieg des Faschismus in Italien und Deutschland wuchs in ihm die verquaste Überzeugung, dass starke Individuen (am besten aus dem Adel oder zumindest Raubtierkapitalisten) eine Nation besser repräsentieren und regieren können als jedes Kabinett oder Parlament…

Er adaptierte den „Kriegswarnungsroman“ auf seine Weise und entwickelte eine eigene Romanform, in deren Mittelpunkt die Geheimdiplomatie stand. Seine literarischen Wurzeln waren Sensationsroman und Liebesromanze der viktorianischen Epoche, und in diesem Geiste schrieb er auch seine Spionageschichten.

In THE SPYMASTER (1938) liegt der naive Oppenheim ganz auf Linie der Appeasement-Politik: In diesem Roman rettet ein britischer Admiral während des Münchener Abkommens „den Frieden, weil er einem deutschen Spion Informationen über den hohen Stand der britischen Rüstung zukommen lässt, was das nationalsozialistische Deutschland dazu veranlasst, keinen Krieg zu beginnen“. 13)

1903 erschien das innovative Werk, das für viele Kritiker der erste wirkliche moderne Spionageroman ist: Erskine Childers THE RIDDLE OF THE SANDS. In dem Buch – der einzige Roman des späteren Majors des Marine-Geheimdienstes – geht es darum, dass zwei Engländer in einem Segelboot vor der friesischen Küste das geheime Treiben der deutschen Marine beobachten und den möglichen Vorbereitungen einer Invasion Englands auf die Spur kommen.

Childers fusionierte verschiedene literarische Formen: Die „war prophecy novel“ erzählt die Geschichte eines künftigen Krieges vom ersten bis zum letzten Schuss. Egal, wie wahrscheinlich der geschilderte Krieg ist – es handelt sich immer um eine Fiktion. Der Natur nach ist sie also eher mit der Science Fiction (und hier der „alternative history“) verwandt als mit der auf Fakten erpichten Kriminalliteratur, zu der man auch den Spionageroman zählt.

Childers stutzte die „war prophecy novel“ auf einen realistischen Aspekt zurecht, nämlich auf die mögliche Planung einer Aktion, die auf einen Krieg hindeutet. Die abenteuerliche Segelgeschichte, in der die Handlung eingebettet ist, entlieh Childers den sogenannten „schoolboy stories“ – also meist in den Kolonien handelnden Abenteuergeschichten, die von der Bewährung junger Briten angesichts einer Konfliktsituation erzählen. Auch John Buchan verwendete Elemente dieser Spielart des exotischen Abenteuerromans bereits in PRESTER JOHN (1910).
Als drittes Element verwendete Erskine Childers Motive der Detektivgeschichte, um einen Spannungsbogen aufzubauen. Das detektivische Rätselelement ist die Untersuchung der beiden Protagonisten: Was treiben die Deutschen vor der ostfriesischen Küste? Indem er also „war prophecy story“, Abenteuergeschichte und Detektivgeschichte miteinander verknüpfte, schuf er eine neue Formel für den modernen Spionageroman. 14)

Dem damals noch glühenden Verehrer des Empires ging es um „eine Warnung an die Engländer, eine Warnung vor der erstarkenden Seemacht Deutschland“. 15)

Unbedingt zu erwähnen sind auch Joseph Conrads Roman THE SECRET AGENT (1907), der aber schon auf den realistischen Spionageroman hinweist, und G.K.Chestertons THE MAN WHO WAS THURSDAY (1908), einem einzigartigen Polit-Thriller, der surrealistische Wege geht. Auf die direkte Entwicklung des Genres hin zu Buchan hatten sie wenig oder keinen Einfluss.
Im Gegensatz zu Sax Rohmers THE MYSTERY OF DR. FU-MANCHU (1913), das den asiatischen Superschurken endgültig zum populärkulturellen Topos gestaltete.
In seiner langjährigen Serie verwendete Rohmer auch zunehmend SF- und Fantasy-Elemente beim andauernden Bestreben Fu-Manchus (der „Erzengel des Bösen“) die Weltherrschaft zu erringen. In Deutschland wurden Rohmers Bücher von den Nazis 1936 verboten; der Name (ein Pseudonym des irischstämmigen Engländers Arthur Henry Ward, 1883 – 1959) erschien ihnen „jüdisch“. Rohmer protestierte gegen das Verbot mit der Erkenntnis: „Ich bin ein guter Ire und meine Geschichten sind in keinster Weise feindlich gegenüber den Nazi-Idealen.

Laut einer jüngeren Untersuchung über das „kulturelle Phänomen britischer Spionageroman“ sind zwischen 1901 und 1914 mindestens 300 Bücher veröffentlicht worden! 16)

Von Anfang an entwickelte sich das Genre aus realen und fiktiven Ängsten, die von einem Großteil der Bevölkerung mitgetragen werden konnten. Erst ab den 1930er Jahren – Ausnahmen bestätigen die Regel – wurde das Genre zunehmend für progressive Inhalte genutzt.

Das Ende des ersten Weltkriegs war für den Polit-Thriller eine Zäsur. Die alten Feinde der Briten existierten (weitgehend) nicht mehr, neue drängten sich auf..

unknown artist; John Buchan (1875-1940); National Library of Scotland Art Collections; http://www.artuk.org/artworks/john-buchan-18751940-266271