Martin Compart


DEMNÄCHST IN IHRER BUCHHANDLUNG by Martin Compart

JOHN BUCHAN ÜBERMENSCH

2. Auflage_Cover_Buchan_01

Ein Unternehmen gegen die intellektuelle Verknappung des Polit-Thrillers im deutschsprachigen Raum.



DIE PROVINZ BRENNT: DER NEUE GRANGÉ by Martin Compart

Das Elsass während der Weinernte: In einer Kapelle wird unter den Trümmern eines Freskos die Leiche eines Mannes entdeckt. Das Gebetshaus liegt unweit des Wohnorts einer religiösen Gemeinschaft, deren Bewohner ein Leben wie vor 300 Jahren führen und sich durch den Weinbau finanzieren.
Kommissar Pierre Niémans ahnt schon bald, dass der mysteriöse Todesfall nicht das einzige finstere Geheimnis der Täufergemeinde ist. Um mehr zu erfahren, beschließt er, seine Assistentin Ivana undercover als Erntehelferin einzuschleusen. Als ein weiterer Mord geschieht, gerät auch Ivana in große Gefahr…

Lübbe Belletristik
Hardcover, 22,00 €, 366 Seiten
ISBN: 978-3-7857-2787-4
Ersterscheinung: 29.04.2022

eBook (epub) 16,99 €
Hörbuch (CD) gekürzt 19,99 €
Hörbuch (Download) gekürzt 13, 99€

In Deutschland sind die Zeiten vorbei, in denen der neue Grangé regelmäßig die Bestsellerlisten anführte.
Aber er hat auch hier noch ein großes und treues Stammpublikum, jenseits der  intellektuellen Verknappung der Kriminalliteratur im deutschsprachigen Raum, das nach wie vor vom Lübbe-Verlag bestens bedient wird. So ist auch dieser Band wieder exzellent ediert und produziert. Ersteres durch die Arbeit der langjährigen Grangé-Lektorin Iris Gehrmann und der Übersetzerin Ulrike Werner (die angesichts des vom Autor viel verwendeten Elsässer Dialekts hart gefordert wurde).

Für Grangés Werk ist dies ein kurzer Roman.
Das hat damit zu tun, dass er – wie schon sein Vorgänger, DIE LETZTE JAGD, – auf einem Drehbuch der erfolgreichen TV-Serie DIE PURPURNEN FLÜSSE basiert.
Für die Fernsehserie reanimierte Grangé extra seinen populärsten Helden, Kommissar Pierre Niémans (der dank der Darstellung durch Jean Reno in zwei erfolgreichen Kino-Filmen zum Serienhelden mutierte).

Mit Niémans nutzt Grangé einmal mehr das Klischee – oder charmanter ausgedrückt: den kriminalliterarischen Topos – des bärbeißigen Macho-Bullen. In den Romanen ist er noch mürrischer als in der TV-Serie („ Seine guten Vorsätze hielten nicht lange. Weder Sanftheit noch gute Laune passten zu ihm.“ „Die heutige Zeit, die nur noch aus Vorsorge für alle Eventualitäten zu bestehen schien, fand er zum Kotzen.“). Für ihn gelten natürlich weder Regeln noch Vorschriften, genauso wenig wie Hierarchien. Er neigt dazu, wie eine Abrissbirne ins Geschehen zu schlagen.

Ihm zur Seite steht die junge Kollegin Ivana (wohl auch ein Zugeständnis an die TV-Serie, die dort Camille heiß). Ivana, verletzlich, umtriebig, rücksichtslos und scharfsinnig, ist eine „moderne“ Frau mit turbulenter Vergangenheit. Als Typus inzwischen ebenso ein populärkulturelles Klischee – Verzeihung: Topoi – wie der griesgrämige Macho-Bulle.
Schlechte Autoren langweilen mit solchen Konstellationen, Grangé kommt damit nicht nur durch, er amüsiert und unterhält.

Wieder mal hat er sich die/eine französische Provinz vorgenommen und ihre Widerwärtigkeiten enttarnt. Immer wieder zeigt Grangé ein Frankreich-Bild, das sogenannte Patrioten zum Kotzen bringt. Außerdem variiert er zwei seiner „Lieblingsthemen“: Kinder als Opfer und Sekten.

Auch hier gelingen dem „Archäologen des Bösen“ eindringliche Bilder des Schreckens, die über visualisierte Umsetzungen hinaus reichen und Motive der Gothic Novel aktualisieren. Viele Romane des Autors beeindrucken als moderne Gothic Novels, verdanken einiges dem Marquis de Sade und Dekadenten wie Joris-Karl Huysmans.

Sein filmischer Stil, der die Szenen wie im Kino am Zuschauer vorbei rollen lässt, trügt häufig darüber hinweg, dass Grangé zu den besten Stilisten der aktuellen Noir-Literatur gehört.

Auch im TAG DER ASCHE finden sich wunderbare Apercus wie „Er nahm den Fuß vom Gaspedal wie ein Mörder, der plötzlich den Griff um den Hals seines Opfers lockert.“ Oder „Das Gehirn eines Polizisten ist wie eine Bibliothek. Temperatur und Luftfeuchtigkeit müssen ständig überwacht werden.“.

Die Kapitel sind kurz. Und wie immer wird man sofort mit Beginn des Buches in die Handlung gesogen.
Atmosphäre, Stil, Charaktere, Handlung und Rhythmus sind ganz so, wie man es von einem Grangé-Roman erwarten darf. Aber es dauert ziemlich lang, bis die Geschichte Fahrt aufnimmt und Action generiert. Das Ende erscheint mir ein bisschen schlampig gebaut. Für einen durchschnittlichen Thriller-Autor wäre TAG DER ASCHE ein Quantensprung.

Aber für Grangé gelten andere Maßstäbe.

Dies ist also mit Sicherheit nicht sein bester Roman (allerdings auch mehr als die ambitionslose novelization eines Drehbuchs). Aber das spielt keine wirkliche Rolle, denn es ist ein neuer Grangé!

Und der hat sich seit über zwei Jahrzehnten als eine der faszinierendsten und eigenwilligsten Stimmen in der Noir- und Thriller-Literatur etabliert.

Der Autor mit den Hauptdarstellern der TV-Serie: Erika Sainte und Olivier Marchal.

2020 erzählte Grangé bei Europe 1 über seine nächsten Projekte folgendes:

„Momentan adaptiere ich meinen Roman LOTANTO (PURPURNE RACHE) für eine TV-Mini-Serie. Außerdem arbeite ich an einem Buch über das Nachtleben und den Untergrund in Tokio. Und ich schreibe an meinem ersten rein historischen Roman, der sehr umfangreich werden wird. Mindestens 800 Seiten. 400 Seiten habe ich bereits, aber um auf 800 zu kommen, brauche ich für die erste Fassung 1200 Manuskriptseiten. Der Roman spielt 1935 in Berlin. Außerdem arbeite ich an einer neuen Fernsehserie, ein Originalstoff für viele Folgen. Das ist eine Menge Arbeit. Niemand kann behaupten, dass ich untätig bin und dem Müßiggang fröhne“

Jedes dieser Projekte wird von mir sehnsüchtig erwartet).



WENN ANGLOZISMEN IN IDIOTISMEN UMSCHLAGEN by Martin Compart
8. April 2022, 8:09 pm
Filed under: Sternstunden der Verblödung | Schlagwörter:

Jeder Influencer, der seinen Wohlstand auf 100 000 Idioten-Followerin und ein paar H UND M-Verträge aufbaut, erahnt schwach, was ich meine.

In Absprache mit Onkel-Andi ist der Idiotismus des Tages das Gestammel:

WORDING.

Wer es benutzt, entpuppt sich als Vollidiot (achtet auf Politiker und Wirtschaftsbluffer).

So long, ich geh jetzt chillen

P.S.: Gerade neu im Angebot: „hedgen“. Sehr belobet bei ehrgeizigen Filialleitern, die kleinere Lebenswerke ruiniere um sich damit für höhere Aufgaben im System zu empfehlen.



IST SIE DIE DÜMMSTE, NERVIGSTE UND UNATTRAKTIVSTE FRAU DES DEUTSCHEN FERNSEHENS? by Martin Compart
8. April 2022, 3:40 pm
Filed under: DEUTSCHER-TV-SCHROTT, Sternstunden der Verblödung | Schlagwörter: ,

Aber gewiss –  bis auf weiteres.
In ihrem Schädel möchte man nicht als Entwicklungshelfer eingesetzt werden.

Beim entsetzten Betrachten BILD-TV, wünscht man sich Putins Kanäle, die im Vergleich geradezu aufklärerische Denkräume eröffnen dürften. Spitzenabsolventinnen der „Springer Akademie für Volksverblödung“, wie „Show-Chefin“ Janine Kirsch oder Hofschranze Celine Behringer werden sogar Im Ekel-Genre „Promi-Experte“ Schallmauern durchbrochen. Dabei könnte Celines waffenpflichtige Stimme der Ukraine in ihrem Freiheitskampf nützen: Mit einem Megaphon bewaffnet, könnte sie jeden russischen Konvoi vom Weg abbringen.

Wer dieses Video bis zum Ende durchgehalten hat, sollte sich dringendst neurologisch neu einstellen lassen.



EMPIRE OF CRIME by Martin Compart

Tim Newark: Empire of Crime: Organised Crime in the British Empire
Mainstream Publishing, Edinburgh, 2011, ‎ 272 Seiten. Neuauflage 2018.

Über das britische Empire wurden und werden ganze Bibliotheken geschrieben. In den historischen Aufarbeitungen sollte es kaum noch blinde Flecken geben – sollte man meinen. Aber ein Aspekt ist mir begegnet, der lediglich in Fußnoten behandelt wird und m.W. bisher nie umfassend untersucht wurde: das organisierte Verbrechen innerhalb des britischen Empires. Und hier ist nicht gemeint, dass das Empire auf Raub und Drogenhandel begründet wurde (übrigens der skrupelloseste Drogenhandel der Weltgeschichte; dagegen erscheinen mexikanische Kartelle wie Straßen banden).

Der Autor ist Journalist, war 17 Jahre Herausgeber der Military Illustrated und für zahlreiche Fernsehdokumentationen verantwortlich, für BBC und History Channel. Er schrieb u.a. Bücher über Lucky Luciano und die Mafia-Kriege.
Dieses Buch ist weniger eine wissenschaftliche Untersuchung als ein detailreicher Report, was den Erkenntnishorizont keinesfalls schmälert. Kein anderes mir bekanntes Buch zeigt ein so globales Bild der organisierten Kriminalität in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts.

Als Ausgangspunkt wählte Newark das Jahr 1908, was Sinn macht. Denn in diesem Jahr beschloss die Regierung des Empires seinen offiziellen Opiumhandel mit China einzustellen. „Das größte Geschenk des Empires an das organisierte Verbrechen“, meint der Autor, denn über Nacht stiegen die Preise und sorgten für Entwicklungen im internationalen Rauschgifthandel, die bis heute anhalten (inzwischen hat die kapitalistische Kriminalität eine Dimension erreicht, dass kaum eine Volkswirtschaft ohne sie auskommt; von Banken und Hedgefonds ganz zu schweigen).

Newark begleitet das Empire über die verschiedenen Kontinente durch die Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts bis zum „Wind of Change“, der Auflösung der Kolonien.

Das führt auch zu einigen bestreitbaren Thesen: So scheint es doch zumindest fragwürdig, die kenianische Aufstandsbewegung der Mau-Mau vornehmlich der organisierten Kriminalität zuzuschlagen.

Das Spektrum ist weit. Newark thematisiert die übelsten Hot Spots (auch mit den jeweiligen historischen und zeitgeschichtlichen Bezügen), von Kairo bis Macao, Organisationen (wie die unvermeidbaren Triaden oder den nigerianischen Leopardenmenschen) und natürlich den Kämpfern gegen die Kriminalität (wie etwa den zu Unrecht wenig bekannten „Russell Pascha“).

Das Buch hält viel überraschendes bereit. So nennt Newark die Paschtunen, die die Nord-West-Grenze nach Afghanistan mit Überfällen überzogen, „they were one of the largest and most aggressive group of organized crime in the world.“ Da stecken den Briten ihre verlorenen Afghanistan-Feldzüge noch in den Knochen.

Großohr Tu


Natürlich wird auch Großohr-Tu, der legendäre Gangsterboss von Shanghai und Chef der Greengang-Triade, gewürdigt. Ihm wurde in den 1920ern von dem späteren Gründer des national-chinesischen Staates Taiwan, Generalissimus Tsiang Kai-Check, das Opiummonopol zugestanden. Gegen Hilfe im Kampf gegen die Kommunisten. Auf dem Höhepunkt seiner Macht besuchten Tu, wie man hier erfährt, sogar die britischen Schriftsteller W.H. Auden und Christopher Isherwood.

Unter den vielen kuriosen Geschichten findet sich auch die über den Generalgouverneur von Hongkong, der zum Großdealer wurde. Während einer Flüchtlingswelle in die Kronkolonie kaufte er alle indischen Opiumvorräte auf, um die ankommenden Süchtigen preisgünstig zu versorgen, damit die Triaden nicht durch Preiserhöhungen von ihrem Elend noch zusätzlich profitierten.
Gegenüber dem Tower liegt die HMS BELFAST als dem Imperial War Museum zugeordnetes Museumsschiff. Noch auf seiner letzten Fahrt, 1962, fand man an Bord dank eines Tipps eine große Menge Opium, die Triaden frech mit der Royal Navy nach San Francisco schmuggeln wollten. Wie oft die Navy unbewusst als Muli gearbeitet haben dürfte, mag die Admiralität wohl gar nicht wissen mögen.

Bei Dreharbeiten an Bord der Belfast war das Schiff stubenrein und kein Opium mehr zu finden.



ZU UNRECHT VERGESSENE SONGS: TAYLOR GOES DYLAN by Martin Compart
1. April 2022, 5:17 pm
Filed under: BOB DYLAN, Zu Unrecht vergessene Songs | Schlagwörter: , ,