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Das weltweit ehrgeizigste Unternehmen hat der Epsilon Verlag gestartet, nämlich eine chronologische Gesamtausgabe. Verleger Mark O.Fischer stellte den Editionsplan auf:
„Diese deutsche Gesamtausgabe wird die weltweit erste chronologische Gesamtausgabe aller von Vance und Coria gezeichneten Abenteuer von BOB MORANE! Und das komplett in 18 Bänden!
Statt der chaotischen Zusammenstellung der Intégral-Bände von Dargaud zu folgen, macht Epsilon Alben mit drei Abenteuern in einem Band, die sowohl die zeichnerische als auch die inhaltliche Chronologie berücksichtigen:
(D=Dargaud L=Lombard 13=13tes Album beim jeweiligen Verlag I=Integral)
1
D12- LES CONTREBANDIERS DE L’ATOME – I01
D06- LES FILS DU DRAGON – I02
D02- OPÉRATION CHEVALIER NOIR – I01
2
L20- LES OTAGES DE L’OMBRE JAUNE – I10
L33- LA REVANCHE DE L’OMBRE JAUNE – I15
L34- LE CHÂTIMENT DE L’OMBRE JAUNE – I15
3
D10- LA VILLE DE NULLE PART – I04
D09- L’ARCHIPEL DE LA TERREUR – I04
D07- LES YEUX DU BROUILLARD – I01
4
L09- OPÉRATION WOLF – I07
L10- COMMANDO ÉPOUVANTE – I09
L11- LES GUERRIERS DE L’OMBRE JAUNE – I10
5
D05- LES POUPÉES DE L’OMBRE JAUNE – I02
L03- LES SEPT CROIX DE PLOMB – I06
D13- GUÉRILLA À TUMBAGA – I06
6
L14- LES CHASSEURS DE DINOSAURES – I11
L13- LE PRÉSIDENT NE MOURRA PAS – I10
L12- SERVICE SECRET SOUCOUPES – I09
7
D11- L’ŒIL DU SAMOURAÏ – I04
L02- PANNE SÈCHE À SÉRADO – I06
L01- LES GÉANTS DE MU – I05
8
L18- LES FOURMIS DE L’OMBRE JAUNE – I11
L16- LA GUERRE DES BALEINES – I07
L17- LE RÉVEIL DU MAMANTU – I07
9
L05- LE TEMPLE DES DINOSAURES – I05
L04- LES SORTILÈGES DE L’OMBRE JAUNE – I03
L06- LES BULLES DE L’OMBRE JAUNE – I03
10
L15- UNE ROSE POUR L’OMBRE JAUNE – I11
L19- LE DRAGON DES FENSTONE – I08
L21- SNAKE – I16
11
D08- LA PRISONNIÈRE DE L’OMBRE JAUNE – I02
L07- L’EMPREINTE DU CRAPAUD – I05
L08- L’EMPEREUR DE MACAO – I03
12
L22- LE TIGRE DES LAGUNES – I08
L23- LE TEMPLE DES CROCODILES – I14
L24- LE MASQUE DE JADE – I15
13
L25- TROIS PETITS SINGES – I09
L26- LE JADE DE SÉOUL – I12
L27- LA CITÉ DES RÊVES – I08
14
L28- L’ARBRE DE L’EDEN – I13
L29- UN PARFUM D’YLANG-YLANG – I12
L30- ALIAS M.D.O. – I12
15
L31- L’ANNEAU DE SALOMON – I13
L32- LA VALLÉE DES BRONTOSAURES – I14
L35- YANG = YIN – I14
16
L36- LE PHARAON DE VENISE – I13
L37- L’OEIL DE L’IGUANODON – I16
L38- LES DÉSERTS D’AMAZONIE – I16
17
L39- LA PANTHÈRE DES HAUTS PLATEAUX
L40- L’EXTERMINATEUR
L41- LES LARMES DU SOLEIL
18
L42- LA GUERRE DU PACIFIQUE N’AURA PAS LIEU – Tome 1
L43- LA GUERRE DU PACIFIQUE N’AURA PAS LIEU – Tome 2
L44- LES BERGES DU TEMPS
Damit die Gesamtausgabe auch ihrem Namen verdient, folgen im Anschluss alle Abenteuer, die von Attanasio, Forton und Leclercq gezeichnet wurden. Alle Bände enthalten umfangreiches und exklusives Zusatzmaterial.“
Nun lässt sich sicherlich darüber argumentieren, ob dieses inhaltlich orientierte chronologische Konzept bei Morane nötig ist. Ich kenne nicht alle Comic-Abenteuer und kann nicht beurteilen, in wir weit es Rückbezüge gibt, die durch die Romanvorlagen bedingt sind. Fischer wird sich dabei schon etwas gedacht haben. Die ersten vier Bände sind bereits erschienen und schlichtweg wunderbar! Jeder Band hat umwerfendes Zusatzmaterial zu Henri Vernes, der Morane-Rezeption und natürlich zu den Zeichnern. Vielleicht sollte man bei den Übersetzungen, besonders der Materialien, noch etwas sorgfältiger lektorieren. Aber das ist dann auch schon alles, was ich als alter Miesmacher überhaupt bemäkeln kann. Kein Fan von Abenteuer- SF- oder Fantasy-Comics kommt an dieser nahezu perfekten Ausgabe vorbei. Sie setzt Maßstäbe.
SEHT EUCH DIE FIGUREN AN! Unglaublich, was da ein Fan tolles gebastelt hat.
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Und wie fing alles an?
1953 startete der in Ath geborene Autor und Weltenbummler Charles Dewisme unter dem Pseudonym Henri Vernes für den belgischen Verlag Marabout die Romanserie um den Journalisten und Weltenbummler. Morane ist eine Abenteurerfigur klassischen Zuschnitts, wie sie heute nicht mehr glaubwürdig wäre. Unbeschwert tobt er durch die Welt, immer auf der Suche nach Abenteuern und um in Bedrängnis geratenen Menschen zu helfen. Als typisches Kind der 5oer Jahre ist er außerstande, die 3.Welt als etwas anderes als einen Abenteuerspielplatz zu sehen oder politische Implikationen des endenden Kolonialismus wahrzunehmen. Mit kurzen Haaren und einem gequält humorvollen Freund – ein irischer Alkoholiker – steht er anfangs immer auf Seiten der Reaktion. Später griff Vernes vor allen Dingen Themen wie Umweltschutz engagiert auf. Besonders die Vernichtung des Regenwaldes und Wilderei treiben ihn und Bob zur Weißglut. Dem Bewußtseinsstand von Vernes widerspiegelnd, veränderten sich Moranes Ansichten und Positionen, aber natürlich nicht sein fanatischer Sinn für Gerechtigkeit.
Die Romanserie wurde sofort ein gigantischer Erfolg in der Franco-belgischen Welt: bisher wurden die über 200 Romane in 14 Sprachen übersetzt mit einer Verbreitung von 3o Millionen Exemplaren. Wie sehr der Mythos in der francobelgischen Pop-Kultur verwurzelt ist, zeigt sich auch darin, dass ihm 1982 die französische Punkband Indochine einen Song gewidmet hat.
1959 begann eine ebenso erfolgreiche Vermarktung des „letzten Abenteurers“ im Comic; bis heute wurde die ebenso erfolgreiche Comicversion u.a. von folgenden Zeichnern gestaltet: Dino Attanasio, Gerald Forton, William Vance und Felicisimo Coria.
Der Erfolg der Romane veranlasste den französischen.Sender „Europe 1“ Anfang der 6oer Jahre zu einer TV-Serie, die auf den kurzen Romanen basierte. Mit Claude Titre fand man einen Schauspieler, der dem Äußeren von Vernes Helden entsprach und auch großen Spaß an physischer Aktion hatte. Die für damalige Verhältnisse recht aufwendig gestaltete Serie (obwohl man nicht viel Geld hatte und das auch heute wahr nimmt) wurde an exotischen Schauplätzen gedreht und ist ein Klassiker der französischen TV-Serien. Der naive Charme der frühen 60er Jahre mit allen bedenklichen politischen Tendenzen macht heute noch einen Teil ihres Reizes aus. Auch ein paar deutsche Schauspieler waren in einigen Folgen zu sehen: Helga Kruck Reinhard Kolldehoff und Katrin Schaake. Auf Amazon.fr bekommt man mit etwas Glück die beiden DVD-Boxen mit allen 26 Folgen! Im Grunde wären Wiederholungen plus einem Themenabend (im belgischen Fernsehen sah ich vor ein paar Jahren eine tolle zweistündige Show zur Würdigung von Vernes und seiner Schöpfung) ein tolles Projekt für den Sender Arte.
Übrigens hatte es bereits 1960 einen Morane-Kinofilm gegeben: DER SPION MIT DEN 100 Gesichtern mit Jacques Santi als Morane. Einer der großen verlorenen Filme, denn er wurde nur einmal gezeigt: am 8.Januar 1961 im Scala Kino in Brüssel. Ein Brand in der Produktionsgesellschaft Belgavidéo vernichtete die – man glaubt es kaum – EINZIGE Kopie des Films. Seit 2001 tauchren immer wieder Meldungen über einen großen 30Millionen teuren Morane-Film auf, der von Christoph Gans (Pakt der Wölfe) in Burma gedreht werden sollte. Inzwischen ist wohl sicher, dass auch dieses Morane-Filmprojekt nicht zustande kommt.
1988 gewann eine kanadische Zeichentrickserie, die auch bei uns auf RTL zu sehen war, eine neue Generation für Morane, was sich hoffentlich auch auf den Absatz der Comic-Ausgabe auswirkt.
Henri Vernes
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Wir haben NICHTS, was auch nur annähernd an den francobelgischen Pop-Mythos Bob Morane heran
reicht. Wie armselig ist doch der larmoyante Karl May mit seinen ebenso langweiligen wie dicken Büchern im Vergleich zu den kurzen Pulps von Henri Vernes, die man auf einem Sitz runterziehen kann.
Meine Erste Begegnung mit diesem unvergesslichen Helden der Kindheit hatte ich Mitte der 60er Jahre, als das WDR-Werbefernsehen in seinem Intermezzo-Programm die Fernsehserie mit Claude Titre und Billy Kearns ausstrahlte.
Garantierte Bubenspannung bis an den Rand des Herzinfarkts! Einmal in der Woche konnte man 25 Minuten lang die Geheimnisse und Mysterien der unbekanntesten Flecken auf diesem Planeten kennen lernen. Zusammen mit Bob, der meistens in die wüstesten Abenteuer geriet, weil er zufällig in eine junge Dame rannte, die tief in der Patsche steckte. Durch die Beweisführung meines holländischen Brieffreundes, den ich besuchte und durch den ich damals schon seltene Paradiese wie Comic-Läden kennen lernte, wurde mir klar, dass ich mit der TV-Serie nur den Bruchteil eines ganzen Universums entdeckt hatte. Da stand ich auf einmal in einer großen Maastrichter Buchhandlung vor einem endlosen Regal mit Bob Morane-Romanen und darunter waren auch noch Kästen mit Bob-Morane-Comic-Alben. Außerdem war in einer Illustrierten seiner Mutter jede Woche eine Seite Fortsetzungscomic. Einmal mehr wurde mir unser unzureichendes Schulsystem deutlich, in dem Flämisch nicht gelehrt wurde. Aber selbst ist der Mann und Robbedoes, Buck Danny, Jerry Spring, Jan Kordaat, Kuifje und Pep motivierten mich zum freiwilligen Sprachstudium.
Und dann geschah ein Wunder! 1965 brachte der Ensslin-Verlag Henri Vernes Romane als kleine Hardcover auf Deutsch heraus! Zwei Jahre lang veröffentlichte Ensslin in jedem Frühjahr drei Romane, im Herbst sechs!.Immer aufeinmal. Jeden Band für satte 3,95 DM! Das stellte die Taschengeldlogistik vor ziemliche Probleme, da ich selbstverständlich die drei oder sechs Titel SOFORT UMGEHEND KOMPLETT AM ERSTVERKAUFSTAG haben musste. Buchhandlung Lehmkuhl ließ ich nicht mal Zeit, die Bücher ins Fenster zu räumen. In den Sommerferien in Como sparte ich mein tägliches Eisgeld. Da kam was zusammen und direkt nach der Rückkehr (wir kamen tief in der Nacht mit dem Auto aus dem Urlaub) zählte ich das Geld auf den Pfennig genau ab und verfluchte die Umsatzfeindlichen Ladenöffnungszeiten der alten Bundesrepublik.
Nach 19 Titeln stellte Ensslin die Veröffentlichung ein. Wahrscheinlich konnten sie von mir nicht leben. Eine der grausamsten Entscheidung in der Geschichte der deutschen Buchkultur. Ein Schaden, der bis heute nicht kompensiert werden konnte. Antiquarisch findet man sie zum Glück noch für moderate Preise:
Die 19 Romane im Ensslin & Laiblin Verlag, Reutlingen, erschienen in jeweiliger Erstauflage von 15000 Exemplaren.
1 1965 Der Schwarze Pfeil / Le démon solitaire
2 1965 Der Schmuck des Maharadschas / Les joyaux du maharajah
3 1965 Im Tal der Brontosaurier / La vallée des
brontosaures
4 1965 Im Zeichen des goldenen Drachen / Le club des longs couteaux
5 1965 Der Tempel der Krokodile / Le temple des crocodiles
6 1965 Der Piratenschatz / L’héritage du flibustier
7 1965 Das Testament des Grafen Alfieri / Echec à la Main Noire
8 1965 Die Göttin mit den grünen Augen / Le tigre des lagunes
9 1965 Der Wüstenprinz / La cité des sables
10 1966 Die indische Drossel / La voix du mainate
11 1966 Der Berg der Götter / Les semeurs de foudre
12 1966 Orly, 12Uhr 30 / Mission à Orly
13 1966 Das Höllenfahrzeug / Le camion infernal
14 1966 Die Blüte des Schlafs / La fleur du sommeil
15 1966 Der Drache der Grafen Fenstone / Le dragon des Fenstone
16 1966 Die Perlenkette / La rivière de perles
17 1967 Die versunkene Galeere / La galère engloutie
18 1967 Die Haifischlagune / Le lagon aux requins
19 1967 Der Teufel von Labrador / Le diable du Labrador
Filed under: Bücher, Brit Noir, Crime Fiction, Krimis, Noir, Peter Cheyney, Ted Lewis | Schlagwörter: Film Noir, Gangster, James Hadley Chase, London, Noir, Peter Cheyney, Ted Lewis
Elemente der britischen Noir-Literatur lassen sich auf Thriller von Autoren wie Leslie Chateris, Sidney Horler oder Peter Cheyney zurückführen, die alle bezeichnenderweise in dem englischen Pulp-Magazin The Thriller in den 20er- und 30er Jahren Geschichten um gesellschaftliche Außenseiter veröffentlichten. Natürlich waren diese Autoren keine Noir-Autoren im heutigen Sinne. Aber ihre atmosphärische Darstellung der Vorkriegszeit hatte etwas Beklemmendes und Düsteres. Robin Cook alias Derek Raymond sieht die Urväter des Noir-Romans durchaus in Autoren wie Shakespeare, der die dunklen Gefilde der Seele ausleuchtete, William Godwin, dessen CALEB WILLIAMS wohl die erste hard-boiled novel ist und die Pulp- oder Black-Mask-Revolution vorwegnahm, Henry Fielding mit seiner Gangsterbiographie JONATHAN WILDE und natürlich Charles Dickens, der den Horror der urbanen Industriegesellschaft wie kein anderer einfing. Interessierten sei Derek Raymonds autobiographisches Buch, das gleichzeitig eine brillante Betrachtung der Noir-Literatur ist, empfohlen: DIE VERDECKTEN DATEIEN (erschien 1999 als erster Band der DUMONT NOIR-Reihe).
Das vielleicht verbindliche Geburtsjahr des modernen britischen Noir-Romans war 1939. In diesem Jahr debütierte Rene Raymond alias James Hadley Chase (1906-85) mit seinem ultrabrutalen, in einem mythischen Amerika angesiedelten Roman NO ORCHIDS FOR MISS BLANDISH (KEINE ORCHIDEEN FÜR MISS BLANDISH; zuletzt im Ullstein Verlag 1989). Obwohl er später harte Geschichten aus der Londoner Unter- und Halbwelt erzählte, kehrte er immer wieder in sein fiktionales Amerika zurück. Wie andere große Autoren schuf sich Chase einen eigenen Kosmos um die fiktive Stadt Paradise City. Chase, der die USA nur von einem einzigen Kurztrip kannte, ließ seine besten Romane in Chase County spielen, in dem er den Sozialdarwinismus der kapitalistischen Gesellschaft ungeschminkt vorführen konnte. Er erzählte schmutzige, schnelle Geschichten über wenig sympathische Menschen, die für Sex, Macht und Geld alle gesellschaftlichen Normen brechen. Er zeichnete ein düsteres Bild der westlichen Zivilisation, in der jeder der Wolf des Mitmenschen ist, wenn er nicht untergehen will. Initialzündung für seinen Kosmos war James M.Cains THE POSTMAN ALWAYS RINGS TWICE (WENN DER POSTMANN ZWEIMAL KLINGELT; Heyne 1987). Später schrieb Chase manch besseren Cain-Romane als Cain selbst.
1941 erschien ein weiterer Meilenstein: A CONVICT HAS ESCAPED von Jackson Budd, einem Pseudonym von William John Budd (1898-?). Der Roman zeigt ein beeindruckendes Bild der Londoner Eastend-Unterwelt während des Krieges. Dem Helden werden Schiebereien und Schwarzmarktgeschäfte zum Verhängnis. Das Buch wurde 1947 von Alberto Cavalcanti mit Trevor Howard unter dem Titel THEY MADE ME A FUGITIVE verfilmt. Ein harter und düsterer Film ohne Happy End, der die Handlung in die Nachkriegszeit verlegte. Budd hatte bereits in den frühen 30er Jahren Kriminalromane zu schreiben begonnen, aber keines seiner Bücher übertraf diesen Noir-Klassiker.
Autoren wie Jackson Budd, Gerald Kersh, David Craig, James Barlow, Jack Monmouth und andere schrieben finstere London-Novels über die Unterwelten der Metropole bis in die 60er Jahre hinein.
Der erste Autor, der auch die Organisation eines Geheimdienstes beschrieb, war Peter Cheyney mit seiner DARK-Serie. Zuvor hatten die Gentlemanagenten lediglich mit einem nicht weiter ausgeführten Spionageapparat zu tun. Cheyney war der erste, der den Geheimdienst als strukturierte Organisation von Spezialisten beschrieb. Der Autor, der mit fiktiven amerikanischen Slangabenteuern um den FBI-Agenten Lemmy Caution einen Welterfolg hatte, zeigte das Geheimdienstspiel angesichts des zweiten Weltkriegs brutaler und zynischer als seine Vorgänger. In den Dark-Büchern gibt es wiederkehrendes Personal, dass in dem einen Roman eine Haupt- und im nächsten Roman eine kleine Nebenrolle spielt. Die integrierende Figur ist Agentenführer Quayle, der seine Leute von Marokko bis Florida gegen die Deutschen einsetzt. Wie in seinen Lemmy Caution-Romanen gibt es Doppel- und Dreifachspiele zwischen den handelnden Personen. Niemand ist, was er zu sein vorgibt. Cheyney war wohl der erste Spionageautor, der auch der „richtigen“ Seite Skupellosigkeit unterstellte.
Reginald Southouse Cheyney, der sich selbst später Peter Evelyn Cheyney nannte, wurde am 22.2.1896 in London geboren. Er wuchs im Eastend auf, wo seine Mutter ein Korsettgeschäft in Whitechapel betrieb und sein Vater in Billingsgate am Fischmarkt arbeitete. Cheyney besuchte die Mercers School und studierte an der Londoner Universität Jura. Während des 1. Weltkriegs diente er beim Royal Warwickshire Regiment und wurde im Krieg verwundet. Nach dem Krieg führte er kurze Zeit eine Anwaltspraxis. Er versuchte sich mit geringen Erfolgen als Buchmacher, Privatdetektiv, Liedertexter und Politiker; er war Mitglied der faschistischen Partei von Sir Oswald Mosley, was ihm die ohnehin nicht wohlgesonnenen Kritiker immer wieder vorhielten. Cheyney war geradezu ein psychopathischer Patriot. So war er bereit jeden zum Duell zu fordern, der Britannien oder die königliche Familie beleidigte.1933 war er für ein Jahr Redakteur beim „Sunday Graphic“. In dieser Zeit begann er abenteuerliche Kurzgeschichten und Serials für Magazine wie „The Thriller“ zu schreiben, die er zum Teil unter Pseudonymen veröffentlichte. Sein erster Held war der ganz deutlich von Leslie Chateris‘ „The Saint“ beeinflußte Alonzo MacTavish. 1936, als Vierzigjähriger, veröffentlichte er seinen ersten Roman, THIS MAN IS DANGEROUS, der auch der erste Roman mit seinem erfolgreichsten Helden Lemmy Caution war. Bis zu seinem Tod veröffentlichte er 34 Romane, 31 Bände mit Kurzgeschichten und schrieb unzählige Stories und eine Reihe von Hörfunkserien. Er hatte irrsinnigen Erfolg. 1944 verkaufte er mehr als zweinhalb Millione Bücher, ab 1946 pro Jahr mindestens 1 Million. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität verkaufte er allein in Frankreich jährlich 9000000 Bücher und in den USA, dem Handlungsort zahlreicher Romane, den er nie besuchte, 300000 Exemplare. Er starb am 26.Juni 1951 in London.