Martin Compart


LUCIFER CONNECTION UND DIIE SÖLDNER by Martin Compart

Chris Harderer (http://www.evolver.at/account/chris.haderer/ hat einen Film über mich und die Hintergründe von LUCIFER CONNECTION gemacht. Da ich mich selber audiovisuell nicht ertragen kann, habe ich nur Ausschnitte gesehen. Aber wer die Arbeiten von Chris kennt, weiß, wie gut der Mann ist. Eine Auswahl seiner Filme findet man unter http://www.youtube.com/user/chrishaderer
Das Spektrum ist äußerst beeindruckend!
Für alle, die mein Gestammel (und Versuche, die Meisterschaft auf der Luftgitarre zu erlangen) interessiert, hier sein Film:

http://www.youtube.com/watch?v=RYSGIvzYKVY

http://scottbradley.de/compart-und-die-soldner

Mein Dank gilt Chris und dem ganzen Team von EVOLVER.



SPYTHRILLER: THE LOSERS by Martin Compart
20. November 2012, 4:53 pm
Filed under: Comics, Conspiracy, LOSERS, Rezensionen, Spythriller | Schlagwörter: , , , , , , , , ,

Ein intelligenter Geist schrieb über diesen Polit-Thriller: „der Comic, den nicht mal Hollywood kaputtmachen konnte“. Und fürwahr – Sylvain Whites Verfilmung aus dem Jahre 2010 bescherte uns nette Unterhaltung für Sonntagnachmittage. Ich halte mich jedoch lieber an Andy Diggles gezeichnete Vorlage und ihren düsteren Zynismus.

Er wolle einen Comic für Leute machen, die sonst keine Comics lesen, verkündete Autor Andy Diggle zum Start der Serie 2003. Das ist ihm wohl gelungen; dieser Comic wird auch Conspiracy-Thriller- und Robert-Ludlum-Leser in den Bann schlagen. Vielleicht habe ich in den letzten paar Jahren so wenige Comics gelesen, weil die Story selten hielt, was das Artwork versprach. Und mit Superhelden in lächerlichen Karnevalsklamotten kann ich sowieso nicht mehr viel anfangen.

Polit-Thriller im Comic sind relativ selten. Auf Anhieb fallen mir lediglich „XIII“, „Largo Winch“, „Black Op“ (dazu demnächst mehr) und Greg Ruckas „Queen & Country“-Comics (die er auch zur Romanserie verarbeitete) ein. Diggles Comic scheint mir auch von TV-Serien wie „La Femme Nikita“ oder „24“ beeinflußt – jedenfalls mehr als vom manichäischen Dualismus eines J. J. Abrams („Alias“), der uns den Kampf einer guten CIA gegen eine böse CIA verkaufen will. Tempo und Komplexität der Nebenhandlungen sind mit modernen Polit-Thrillern wie den Werken von Vince Flynn, Gayle Lynds, Tom Cain oder Daniel Silva vergleichbar. Auch kann man Diggle nicht jene politische Naivität vorwerfen, die das Medium zu noch oft kennzeichnet. Der Autor hat jedenfalls seine Hausaufgaben bezüglich des Themas CIA gemacht. Durch die Recherche hat sich sein ganzes Weltbild verändert:

„Very much for the worse, I´m sorry to say. The CIA running drugs pales into insignificance next to some of the stuff that´s going on out there. I can almost see why people would rather just bury their heads in the sand and pretend it isn´t happening. It´s just too depressing for words. I´ve discovered a lot of stuff that made my hair stand on end, frankly. People think I just invented stuff like the ‚Proactive Pre-emptive Operations Group – the top-secret Defense Department operation specifically designed to provoke terrorism. And because it´s run out of the Pentagon, it´s not accountable either to Congress or to the American people. Don´t believe me? Google it. The ‚Policy Analysis Market‘ is another one. Seriously, you can´t make this shit up.“

Der Zynismus amerikanischer Politiker schockierte ihn zusätzlich:

„Over half a million children died as a direct result of our sanctions on Iraq, and when U.S. Secretary of State Madeleine Albright was asked whether this price was worth it, she replied, ‚I think this is a very hard choice, but the price … we think the price is worth it.‘ That gave me a moment of pause. So half a million dead children is a price these people gladly pay to get one over on their old buddy Saddam – a monster who was still being subsidized by British and American taxpayers even after he started gassing his own people. Nice.“

Natürlich ist Diggle Engländer. Seit Alan Moore, Garth Ennis und Neil Gaiman heißt es ja, daß die besten US-Comics von Briten gemacht werden (die oft aus dem Umfeld des Magazins „2000 AD“ stammen, dessen Redakteur Diggle war).

Ursprünglich wollten Diggle und Zeichner Jock irgendeine alte Serie wiederbeleben. Beim Durchforsten der DC-Welt stießen sie auf die Zweite-Weltkriegs-Reihe „The Losers“. Die von Robert Kanigher erfundene Commando-Serie, die zeitweilig von Jack Kirby gestaltet und geschrieben wurde, lief von 1970 (Nr. 123) bis 1978 (Nr. 181) in „Our Fighting Forces“. Am Ende der Serie gehen dann alle drauf, inklusive Sergeant Clay, der wohl der Großvater – dies eine Reverenz von Diggle an die ursprüngliche Serie – des neuen Loser-Chefs Franklin Clays ist.
Kollege Florian Lieb charakterisierte zum Filmstart 2010 die Serie recht treffend im EVOLVER: Der Comic „handelt vom Black-Ops-Teams der Loser, einer Einheit rund um Lieutenant Colonel Franklin Clay und dessen vier Untergebene. Nach einer verdeckten Mission von ihrem Kommandeur abgeschossen und für tot gehalten, haben sie es sich zum Ziel gesetzt, ihr Leben zurückzuholen und jenen Vorgesetzten, den mysteriösen Max, zu liquidieren.

Dabei stoßen sie auf eine Verschwörung weltweiten Ausmaßes, in die neben dem Königreich Katar anscheinend auch das Verteidigungsministerium der USA verwickelt ist. Schnell verwischen die Grenzen zwischen Freund und Feind, und immer wieder fragen sich die Losers, ob sie nicht bloß Spielball und Mittel zum Zweck sind. Mit jedem Band vergrößert sich das Komplott, wird die Verschwörung immer komplexer. …
Jocks Zeichenstil variiert von Ausgabe zu Ausgabe, wodurch die Bilder manchmal mehr, manchmal weniger gelungen sind. Mehr Konstanz und Realismus (wie etwa bei Pia Guerra in Brian K. Vaughans ‚Y: The Last Man‘) wären wünschenswert gewesen. So wirken die Figuren vereinzelt wie aus einem Samstag-Morgen-Cartoon – ein ziemlich störender Wechsel.“

Jocks kantiger, grobflächiger, an Storyboards erinnernder Stil ist auch nicht immer nach meinem Geschmack. Trotzdem muß ich zugeben, daß er die Geschichte dynamisch und effektiv vorantreibt. Die kinematischen Seitenaufteilungen und Perspektiven saugen den Leser mitten ins Geschehen. Die weiteren Zeichner – Nick Dragotta, Alé Garza und Ben Oliver – paßten sich dem vorgegebenen Stil von Jock an, behielten aber ihre Eigenheiten bei. Als alten Colin-Wilson-Fan freute es mich besonders, daß der Neuseeländer in den Heften 26 bis 28 zum Zuge kam. „The Losers“ ist vor allem die Serie des Szenaristen, und alle Zeichner stellten sich in den Dienst der Story. Diggle liefert auch gerne einmal bestens zitierfähige Zeilen ab, wie zum Beispiel: „Der Weg ins Verderben wird ständig instandgehalten.“ Oder: „So eine beschissene Operation habe ich seit Michael Jacksons letztem Facelifting nicht mehr gesehen.“ Und schließlich: „Wir sind in ein billiges Lagerhaus umgezogen. Washington bezahlt weiter für das Büro, und wir kassieren die Differenz. Clever, was? Alle anderen macht der Krieg gegen den Terror reich. Warum sollen wir nicht auch ein Stück vom Kuchen abkriegen?“

„The Losers“ war von Anfang an als Serie mit begrenztem Umfang geplant. Zuerst waren nur vier Hefte projektiert, dann baute Diggle die Story auf 32 Hefte aus. Der Erfolg hielt sich in Grenzen. In den 20er-Nummern sank die Auflage auf 7000 Exemplare – das übliche Schicksal eines Kult-Comics. Mit der Veröffentlichung der Sammelbände als Trade-Paperbacks setzte dann der Profit ein. Das hatte sogar Vertigos Vertrieb geahnt: Bei einer ängstlichen Nachfrage von Diggle, ob die Serie abgesetzt würde, versicherte ihm die Vertriebschefin, daß man sie bis zum geplanten Ende durchziehen würde. Nun liegen auch bei uns die kompletten „The Losers“ in fünf Paperbacks vor, in der gewohnten Panini-Qualität und der sauberen Übersetzung des alten Comic-Cracks Bernd Kronsbein.

„The Losers“ wird gern mit der TV-Serie „The A-Team“ verglichen (wohl auch, weil beide Filmversionen fast gleichzeitig in die Kinos kamen). Der Vergleich stimmt jedoch nur sehr oberflächlich. In beiden Serien geht es um ein Ex-Special-Force-Team, das betrogen wurde und dann auf der offiziellen Abschußliste landet. Aber Stephen J. Cannels (den ich ansonsten sehr geschätzt habe, schon wegen „Wiseguy“) Schrott-TV ist naiver Kinderkram, während Diggles Comic politische Dimensionen hat, deren zynische Weltsicht in der Realität verankert ist. Während Jean Van Hamme für „XIII“ schamlos Ludlum geplündert hat (und „Largo Winch“ einiges dem inzwischen vergessenen Bestsellerautor Paul-Loup Sulitzer verdankt), ließ sich Diggle von den modernen Commando-Thriller-Autoren (Andy McNab oder Chris Ryan) inspirieren. Er langweilt nicht und beleidigt auch nicht (trotz des umstrittenen Endes) die Intelligenz der Leser.
Und deshalb kann man als Polit-Thriller-Fan guten Gewissens zur Abwechslung auch einmal Comics lesen …

DIGGLE VORTRAG PART.2



SPYTHRILLER: ZUR GESCHICHTE DES SPIONAGEROMANS 1/ by Martin Compart

ALLGEMEINE VORBEMERKUGEN

Wie es die beiden Ex-Agenten Victor Marchetti und John D.Marks in ihrem von der CIA durch Gerichtsbeschluss
zensiertem Buch CIA(Deutsche Verlagsanstalt, 1974)) ausdrückten: „Ein großer Teil der Machtstellung der CIA hängt
von ihrer sorgfältigen Mythologisierung und Glorifizierung der Leistungen des geheimen Berufs ab… Wie die meisten Mythen
sind die Intrigen und Erfolge der CIA über die Jahre weg eher eingebildet als real gewesen. Was unglücklicherweise real ist, ist die Bereitschaft sowohl der Öffentlichkeit wie der Anhänger des Kults die Fiktion zu glauben, die das Nachrichtengeschäft tränkt.“(S.38)

Wäre man paranoid genug, könnte man hinter der Unmenge erfolgreicher Spionageromane, Polit-Thriller, Agentenfilme und Fernsehserien eine der großen propagandistischen Coups der psychologischen Kriegsführung durch die Geheimdienste sehen. Und der Großteil der
in diesem und letzten Jahrhundert veröffentlichten Spionageromane dienten in markant anti-aufklärerischer Manier tatsächlich nur der Verteufelung des Gegners und der Rechtfertigung bürokratischer Behörden, deren wirklichen Erfolge in keinem Verhältnis zu materiellen Aufwand und zum politischen Risiko stehen. Aber der Spionageroman und im weiteren Sinne der Polit-Thriller, kann natürlich mehr leisten als anti-aufklärerische Propaganda.
Er kann auch ein Instrument der Aufklärung sein, wie es die Werke von Graham Greene, Eric Ambler, Kent Harrington, Andy McNab, Ross Thomas und vieler anderer eindrucksvoll beweisen. Die Literatur, die die geheime Welt und ihr politisches Treiben beschreibt, spiegelt alle Spannungen wieder, die unsere Zeit politisch und wirtschaftlich bestimmten.

Literaturhistorisch steht am Anfang des Spionageromans keine Schlüsselfigur, wie etwa Edgar Allan Poe für den Detektivroman oder William Godwin für den Noir-Roman. Während man von der Spionage als vom „zweitältesten Gewerbe der Welt“ spricht, muss man das multimediale Genre „spy story“ als ein Kind des 19.Jahrhunderts ansehen, dass im 20.Jahrhundert zu voller Blüte heranreifte und immens erfolgreich wurde.

In der Literatur taucht die Spionage erstmals in dem chinesischen Klassiker über DIE KUNST DES KRIEGES(PING FA) von Sunzi ca. 510 v. Chr. auf. Die erste Fiktion, in der Spionage eine Rolle spielt, verdanken wir ebenfalls der chinesischen Kultur: im 13.Jahrhundert in dem historischen Roman SAN KUO von Lo Kuan- Chung. Als erster „richtiger westlicher“ Spionageroman gilt allgemein James Fenimore Coopers THE SPY(1821).Allerdings nur, weil der Roman einen Spion in den Mittelpunkt der Handlung stellt; der Spionagetätigkeit wird von Cooper wenig Raum gewidmet.

Anschließend tauchen Elemente des Spionageromans und des Polit-Thrillers im Kontext vieler Feuilleton-Romane des 19.Jahrhunderts auf, aber erst zu Beginn des 20.Jahrhunderts formt sich das Genre zu einer eigenen, unverwechselbaren Gestalt. Die ersten britischen Spionageromanautoren – und damit die ersten „hauptberuflichen“ Autoren von spy novels überhaupt – waren William LeQueux und E.P.Oppenheim. Bei aller Trivialität ihrerBücher muss man erkennen, dass sie Wegbereiter für John Buchan bis Ambler oder Tom Clancy (der besonders LeQueuxs „war prophecy novel“ aktualisierte) waren.

Jeder Spionageroman ist ein Polit-Thriller, aber nicht jeder Polit-Thriller ist ein Spionageroman.
Der Spionageroman als ein Nachfolger des Abenteuerromans ist sehr oft eine Mischform aus den verschiedenen Genres: zwar
handelt er primär über internationale Intrigen, benutzt aber Elemente des Abenteuer-, Detektiv-, Gangster- Liebes- und
Kriegsroman.

Der Polit-Thriller ist seit den 196oer Jahren ungebrochen eines der beliebtesten Sub-Genre der facettenreichen Kriminalliteratur.
Nicht zu Unrecht wird die Kriminalliteratur als die Literatur angesehen, die das Industrie- und Informationszeitalter am besten
widerspiegelt. Kriminalliteratur hat nämlich im Grunde nur ein Thema: Die Schwierigkeit des Menschen sich in Gesellschaften
großer Dichte zu organisieren und die Reaktion durch abweichendes Verhalten auf Ungerechtigkeitsordnungen. Während
andere kriminalliterarische Genre dieser Problematik innerhalb der jeweiligen gesellschaftlichen Organisationen nachgehen,
thematisiert der Polit-Thriller im Sub-Genre Spionageroman, wie unterschiedliche Gesellschafts- und multinationale Intressenformen konkurrieren und wie Apparate einer bestimmten Größenordnung eine von den ursprünglichen Zielen abweichende Eigendynamik entwickeln
können. Der zunehmenden Komplexität der Welt wird in keiner anderen Literatur mehr Rechnung getragen als im Polit-Thriller.

Die Kriminalliteratur im Allgemeinen und der Polit-Thriller im Besonderen sind im besten Sinne des Wortes populäre
Literatur. Ob in trivialer Form (Land,Cussler) oder in literarisch anerkannter (LeCarré, Ambler, Greene) – im Gegensatz zur bürgerlichen Hochliteratur wird der Polit-Thriller in hohen Auflagen verbreitet und gelesen. Es ist eine demokratische Literatur, die quer durch alle Schichten rezipiert wird. Die Form ist für alle Ideologien offen, wird aber in ihren besten Werken eher progressiv genutzt. Das
heißt: Sie warnt vor (welt-)gesellschaftlichen Fehlentwicklungen, enttarnt politische, wirtschaftliche Zusammenhänge und zeigt immer wieder eindrucksvoll, wohin unkontrollierter Egoismus von Machtträgern -ob von Organisationen oder Einzelpersonen- führt. Ambler nannte den Thriller mal die „letzte Zuflucht für Moralisten“.

Der Polit-Thriller kann sich mit jedem anderen Subgenre der Kriminalliteratur verbinden: sei es mit dem Privatdetektivroman, wenn er politische Korruptionsmechanismen beschreibt, mit dem Psycho-Thriller, der die Innenwelt von Machthabern auslotet oder sogar mit dem klassischenDetektivroman („Call the Dead“ von LeCarré), in dem die Frage nach dem Motiv des Täters politische Dimensionen haben
kann. Der Detektivroman, Privatdetektivroman, Psycho-Thriller, Polizeiroman usw. beschäftigt sich mit der Kriminalität des
Individuums in der Konkurrenzgesellschaft; der Spionageroman mit kriminellen Machenschaften zwischen konkurrierenden Systemen. Im Detektivroman wird der innenpolitische Kampf eines Systems geschildert, im Spionageroman der außenpolitische.

Wir leben in einer Zeit der bewusst wahrgenommenen Krisen. Polit-Thriller sind Krisenliteratur, Ausdruck und Reaktion auf reale Krisen. Das war er immer. Aber, wie sich zeigen wird,hat der Polit-Thriller mit den Mitteln der Fiktion oft die Realität mitbestimmt und beeinflusst, ja manchmal bewusst Realität manipuliert. Dem Einfallsreichtum der Autoren huldigen
die Geheimdienste bis heute, in dem sie sich von Spionageromanen anregen lassen, was sich dann wiederum in der
Fiktion spiegeln kann: In dem Film DIE DREI TAGE DES CONDOR, eine gelungene Verfilmung von James Gradys Klassiker SIX DAYS
OF A CONDOR, spielt Robert Redford einen CIA-Analytiker, der für den Geheimdienst Spionage- und Kriminalromane liest und in
einen teuflischen Komplott gerät. Bei keiner anderen Literaturgattung gibt es offensichtlich eine so intensive Wechselwirkung von Realität und Fiktion wie im Polit-Thriller.

In James Gradys Roman SIX DAYS OF THE CONDOR heißt es:
„Die Aufgabe des Departments 17 besteht darin, jeder Erwähnung von Spionage und verwandten Gebieten in der Literatur nachzugehen. Mit anderen Worten, das Department liest Spionagethriller und Kriminalromane. Die Grundideen und Handlungsabläufe tausender Kriminal- und Spionageromane sind in den Akten des Departments 17 sorgfältig aufgezeichnet und analysiert. Selbst so alte Autoren wie James Fenimore Cooper sind untersucht worden. Die meisten Bücher der Gesellschaft befinden sich im CIA-Hauptquartier in Langley, Virginia… Die Analytiker des Departments sind auf literarischem Gebiet ständig auf dem laufenden. Ihre Arbeit teilen sie untereinander durch gegenseitige Absprachen auf. Jeder Analytiker hat seine Fachgebiete, beziehungsweise seine speziellen Autoren. Als Ergänzung zu ihrer Arbeit, der Zusammenfassung von Handlungsabläufen und Methoden aller Bücher, erhalten die Analytiker täglich eine Reihe von besonders gereinigten Berichten aus Langley. Diese Berichte enthalten kurzgefaßte Beschreibungen von tatsächlichen Ereignissen, bei denen jedoch alle Namen fortgelassen sind und die genaue Einzelheiten auf das Nötigste beschränkt sind. Dichtung und Wahrheit werden verglichen, und wenn es größere Übereinstimmungen gibt, beginnt der Analytiker mit einer weiteren Untersuchung unter Zuhilfenahme eines detaillierten, aber immer noch gereinigten Berichts. Falls die Übereinstimmung immer noch deutlich feststellbar ist, werden die Informationen und die Berichte zur Überprüfung an eine höhere Abteilung des Departments weitergeleitet. Irgendwo wird dann die Entscheidung darüber gefällt, ob der Autor nur richtig geraten hat oder ob er mehr wusste, als er sollte. Im letzteren Fall hat der Autor entschieden Pech gehabt, denn dann wird ein Bericht an die Planungsabteilung geleitet, die irgendetwas unternimmt. Die Analytiker haben auch den Auftrag, Listen nützlicher Tips für Agenten zusammenzustellen. Diese Listen werden den Ausbildern der Planungsabteilung zur Verfügung gestellt, die ständig auf der Suche nach neuen Tricks sind.“ 1)

In Thomas Powers Buch über den ehemaligen CIA-Chef Richard Helms heißt es: „Der erste CIA-Chef, Allen Dulles, hat Schriftsteller dieses Gewerbes sogar gefördert und manchmal sogar mit Material versorgt (zum Beispiel Helen McInnes), weil er glaubte, das werde das Verständnis der Öffentlichkeit für seine Behörde wecken, die ja ihre Erfolge nicht selbst bekannt geben durfte. Es gab jedoch einen Spionageroman, der Helms nicht gefiel. Das war Le Carrés DER SPION, DER AUS DER KÄLTE KAM, ein bitteres zynisches Buch über Gewalt, Verrat und geistige Erschöpfung…LeCarré untergrub das moralische Fundament des Nachrichtendienstes und den Glauben dieser Männer an den Wert ihrer Arbeit…“2)

Es waren auch amerikanische Spionageromanautoren wie Grady, Charles McCarry, Wilson McCarthy, Brian Garfield usw. die die Öffentlichkeit sensibilisierten und die Diskussion über die CIA, ihre Verbrechen, Methoden und mögliche Kontrolle mit in Gang brachte. In keinem anderen literarischen Genre ist die gegenseitige Befruchtung von Realität und Fiktion stärker.
Kein anderes Genre spiegelt die politische, soziale, wirtschaftliche und psychische Großwetterlage ähnlich intensiv wieder. Die Verknüpfungen von Realität und Fiktion sind fast schon Strukturelemente des Genre. Beeindruckend ist auch die große Anzahl von Autoren, die aus erster Hand Erfahrungen mit der Spionage gemacht haben und zum Teil in hohen Positionen geheimdienstliche Aktivitäten mitbestimmten: Ted Allbeury, Kenneth Benton, John Buchan, A.E.W.Mason, Compton Mackenzie, William LeQueux, Somerset Maugham, Graham Greene, Dennis Wheatley, Ian Fleming, Sidney Horler, Sir John Masterman, John LeCarré, Bernard Newman, Geoffrey Household, William Haggard u.a.

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1) aus: James Grady: Die sechs Tage des Condor. Fischer Taschenbuch Nr.1669, Frankfurt/M., 1975; Seite 11ff.
2) aus Thomas Powers: CIA. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1980; Seite 98f.

FORTSETZUNG FOLGT IM MAGAZIN EVOLVER



WEISE WORTE: ROBERT LUDLUM by Martin Compart
10. November 2012, 11:03 am
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„This is no longer the age of Aquarius – it´s the age of conspiracy.“

… sagte Robert Ludlum wohl bereits in den 1970ern (Quelle: 100 Masters of Mystery and Detective Fiction; Salem Press, 2001, S.419.)