Martin Compart


Stones-Buch + Erinnerungen an Jörg Fauser als Bonustrack by Martin Compart



SOEBEN ERSCHIENEN by Martin Compart
25. Januar 2021, 2:47 pm
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AUSV€RKAUF – 7 Fragen an Contre zum neuen Roman



TÖNNies, DU WARST SCHON VOR CORONA ENTTARNT by Martin Compart

Kann Literatur gesellschaftliche Entwicklungen antizipieren? „Gähn“, sagt zu Recht der SF-, Noir- oder ZERBERUS-Fan. Aber Bücher (nicht Literaturen), die dies außerhalb der Lobby für gestrige Anwesenheitsprosa (dazu zählen neben den staubigen Feuilletons der vorzeitlichen Printmedien genauso Blogs, die deren bourgeoise Weltsicht in den Cyberspace entleeren), finden kaum zeitgleiche Aufmerksamkeit.

 

DIE CORONA-KADAVER

Es könnte eben nicht überall passieren . . .

Der Covid-19-Virus tobt sich bevorzugt in den Schlachtfabriken der Fleischindustrie aus und bringt so die seit über zwei Jahrzehnten konsequent verschwiegenen unerträglichen Zustände ins öffentliche Bewusstsein. Der Grund für den hysterischen Alarm der Behörden ist offenkundig: der Virus ist ansteckend, seine Ausbreitung schlecht für die Erfolgspropaganda der Krisenmanager.

Um die ursächlichen Bedingungen scheren sich die politisch Verantwortlichen offenbar nicht. Ich verweise hier nur auf die vollmundigen Ankündigungen von einer der größten Polit-Lachnummern überhaupt, Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, der 2016, angesichts der Zustände in der Fleischproduktion, Worte wie „beschämend“ absonderte, um außer einer Vorortbegehung und ein paar lauwarmen Presseerklärungen nichts zu tun.

Dass die Politik die Fleischindustrie und ihre Bosse schützt, wird spätestens dann dem letzen Hirni klar, wenn Ministerpräsident Laschet die neuen örtlichen Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung mit den Worten relativiert, „es könne überall passieren“. Denn natürlich ignoriert er geflissentlich die katastrophalen betrieblichen, sozialen und finanziellen Bedingungen, unter denen die Leiharbeiter – falsch, die Lohnsklaven – Billigfleisch für Supermarktketten und Wursthersteller produzieren müssen. Die überwiegend bei Subunternehmern beschäftigten Stecher, Zerleger und Verpacker sind nichts anderes als ausgebeutetes Arbeitsvieh, an denen sich diese Industrie und ihre Bosse mit unser aller schweigenden Zustimmung schamlos bereichern.

Aber diese Haltung hat bei dem wirtschaftsdevoten Herrn Ministerpräsident Tradition. Wir erinnern uns an sein Verhalten im Fall Hambacher Forst, wo er mit schnellem Abholzen Fakten im Sinne von Rheinbraun schaffen wollte, bevor das Gericht in Münster eine Entscheidung treffen konnte, oder an seine vor gespielter Empörung nur so strotzende Hetzrede gegen den „staatszersetzenden“ gemeinnützigen Verein Attack! auf einem der letzten CDU-Parteitage.

Die Gründe für die schnelle Ausbreitung des Covid-19-Virus in den Betrieben sind strukturell und systemisch, Lockdown und Selbstisolation dämmen vielleicht die Ansteckungsrate ein, ändern aber nichts an den Missständen, die nur aus einem Grund aufrecht erhalten werden: wegen des Profits.

LINK:

KÖNIG DER KADAVER

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Sigmar Gabriel beim Friseur, oder?

Wie heißt es so schön seit der Einführung der „repräsentativen Demokratie“?

Die dümmsten Kälber wählen sich ihre Henker selber.



Interview zu LEMMINGE IM PALAST DER GIER by Martin Compart

LEMMINGE IM PALAST DER GIER – Fragen an Compart

Rezensionsexemplare über michael.contre@zerberus-book.de



Zum 60.Todestag von Raymond Chandler by Martin Compart
9. Mai 2019, 12:06 pm
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…zündet MiC eine Kerze für Ray an, in:

EINE KERZE FÜR RAY



ZERBERUS PODCAST IST ONLINE by Martin Compart
2. April 2019, 2:47 pm
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ZERBERUS BOOKS – HÖLLISCHE GESPRÄCHE 1 auf:

http://zerberus-book.de/2019/04/02/hoellische-gespraeche-1/



Kurzgeschichte auf Zerberus by Martin Compart
18. März 2019, 4:19 pm
Filed under: Zerberus Books | Schlagwörter: ,
nature forest trees park

Photo by veeterzy on Pexels.com

Die Kurzgeschichte IM WALD von MC auf:
http://zerberus-book.de/2019/03/18/im-wald-kurzgeschichte-von-martin-compart/



Interview mit Michael Contre zu DESPERADO by Martin Compart

DESPERADO

Angesichts des Erscheinens von DESPERADO traf ich mich mit dem Autor Michael Contre (natürlich ein Pseudonym) stilgerecht in einer der kleinen Hafenkneipen mit Pension in Antwerpen. Hier wurden 1964 viele Söldner für den Kongo rekrutiert. Der richtige Ort für Pastis und ein Gespräch über sein Buch, das den afrikanischen Weltkrieg reflektiert.

Warum ausgerechnet der Kongo, das interessiert doch niemanden?

Mich empört die unerträgliche Situation in Kivu (das stellvertretend für alle rohstoffreichen Regionen steht), trotz politischer Instabilität und mörderischer Zustände ist der Ostkongo perfekt in das globale Wirtschaftssystem integriert. Die Tyrannei des Marktes dominiert alles und jeden und darum ändert sich auch nichts, solange sich das System nicht ändert. Von dessen Alternativlosigkeit heute inzwischen jeder überzeugt zu sein scheint, sofern er oder sie überhaupt darüber nachdenken.

Und der Held der Geschichte, denkt er darüber nach?

Gezwungenermaßen. Den Begriff „Held“ finde ich übrigens unpassend, er wird inflationär verwendet und dazu noch falsch. Helden opfern sich für andere und müssen zwangsläufig sterben. Der Protagonist, der Mann, der sich Roland Burget nennt, ist kein Held, sondern ein enttäuschter Revolutionär, der zu einem abgebrannten Abenteurer verkommen ist und nach Nord-Kivu geht, um endlich ans große Geld zu gelangen. Was er dort erlebt, konfrontiert ihn mit seinen längst verloren geglaubten Idealen und stürzt ihn in eine tiefe existenzielle und existenzialistische Krise. Das will er natürlich nicht wahrhaben. Er will wie jeder von uns sein unbedeutendes Scheißleben behalten.

Der Mann, der sich Roland Burget nennt? Er heißt nicht so?

Roland Burget ist ein „Kampfname“, wenn Du so willst, eine falsche Identität, nicht unüblich bei Söldnern und Glücksrittern seiner Art.

Was sind seine persönlichen Gründe?

Er hat sich in seiner Jugend für die falschen Ziele engagiert und musste seine Heimat verlassen.

Und weiter?

Nichts weiter.

Warum nennt er sich ausgerechnet Roland Burget?

Weil Namen zum Charakter passen müssen. Wir leben in einem Zeitalter, wo einerseits jeder glaubt, sich neu erfinden zu können – Persönlichkeit als Eigenschöpfung und etwas bewußt Veränderbares proklamiert wird – und andererseits der Name als Marke fungiert, unter der sich der Einzelne „vermarktet“. Der Wert einer Ware ist allein abhängig von ihrem Vermarktungspotenzial. Damit hat der Mensch, genau wie alles Leben an sich keinen Wert mehr. Willkommen in der Gesellschaft des Spektakels 3.0.

Was ist mit Deinem Pseudonym?

Ich halte es mit Jean-Pierre Melville, der sagte, jeder hat das Recht seinen eigenen Namen zu wählen, und beziehe mich auf B. Traven, sinngemäß: es zählt das Werk und nicht der Autor. Für Burget hingegen ist die Anonymität ein Muss, ihm bleibt nichts anderes übrig.

Burget hat sich demnach strafbar gemacht?

Was heißt strafbar? Burget hielt die gesellschaftlichen Zustände für inakzeptabel und wollte sie verändern.

Was wollte er denn ändern?

Keine Atomkraftwerke, die Ausbeutung und die Umweltzerstörung stoppen. Hat nicht geklappt.

Jetzt ist er genauso korrumpiert wie alle?

Darunter leidet er, was ihn von vielen zynischen Zeitgenossen wohltuend unterscheidet.

Was erwartet den Leser bei DESPERADO?

Ein Höllenritt, wie Arthur Simpson gesagt hat. Eine schonungslose Abenteuerreise durch Nord-Kivu und Ruanda mit ungewissem Ausgang und hoffentlich einer Menge Spaß.

Ausgerechnet Spaß?

Wer angesichts der Absurdität unseres Daseins nicht lachen kann, ist in der Hölle der eigenen Gedanken gefangen. Einer meiner Lieblingssätze stammt von Rafael Sabatini: „He was born with the gift of laughter and a sense that the world is mad.“ Frei übersetzt: Er war mit der Gabe des Lachens geboren und der Erkenntnis, dass die Welt verrückt ist. Wo gibt es heute noch solche Charaktere?

In welcher literarischen Tradition siehst Du Dich?

Des Roman noir und dem Absurden? Keine Ahnung. Geschichten sind für mich Metaphern fürs Leben, der Versuch, die Welt zu verstehen und Stellung zu beziehen. Jedenfalls gefällt mir die Aussage von John Ralston Saul sehr gut: „Autoren sind dann am besten, wenn sie Terroristen sind, soziale Terroristen, manchmal politische Terroristen und Terroristen des Herzens.“ Über die ersten beiden literarischen Formen des Terrors bin ich mir klar, die dritte deute ich für mich als das große Hadern mit der Welt, die Unvereinbarkeit von „rational etwas nachvollziehen zu können“, es aber „emotional einfach nicht akzeptieren zu wollen“. Ist das die Tradition der Aufklärung oder der Rebellion?

Welche Autoren haben Dich am stärksten beeindruckt? Und welche – glaubst Du – am meisten beeinflusst?

Beeindruckt haben mich eine ganze Menge. Manche nur mit einzelnen Sätzen oder bestimmten Momenten. Mein erstes literarisches Aha-Erlebnis war For Whom the bell tolls von Hemingway. Der beschrieb ein Gefühl, das exakt meinem eigenen Empfinden entsprach. Das war nichts Besonderes, nur sehr fein beobachtet, ein kleines Gefühl am viel zu frühen Morgen. Ich war der Meinung, das hat Ernest nur für mich geschrieben. Am meisten beeinflusst haben mich sicherlich Dashiell Hammett, Albert Camus und Jean-Patrick Manchette. Vor allem Manchette als Autor, Theoretiker und politischer Mensch. Raymond Chandler und Chris Hedges möchte ich hier auch nennen. Handwerklich begeistern mich Richard Stark und Elmore Leonard. Es gibt noch viele mehr, wie F. Scott Fitzgerald, B. Traven, Kurt Tucholski, der eine großartige Eloge auf Traven geschrieben hat. Und dann ist da noch David Milch, der war lange Zeit mein absoluter Schreibguru, durch ihn habe ich ganz zentrale Dinge begriffen.

Hast Du ein weiteres Buch in der Pipeline?

Desperado hat einen Folgeband, der im nächsten Jahr, 2020, kommen wird. Vorher erscheint der erste Band eine neuen Actionthriller-Serie mit einem Typen, der sich für dreckige Jobs gegen Bares anheuern lässt, dessen persönlicher Code aber zwangsläufig mit seinen Auftraggebern kollidiert. Ich mag Leute, die gegen den Strudel, der sie gnadenlos hinunterzieht ankämpfen.

Das Gespräch war beendet. Die Chimären alter Söldner und Katanga-Gendarmen hatten sich im Pastis-Nebel verfestigt. Es war an der Zeit, im Bauch der Stadt durch die Nacht zu gehen, in dem sich so viele tummelten, von denen Graham Greene, Céline oder Eric Ambler erzählten …

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