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Zur Zeit muss er aus ästhetischen Gründen mit der Todesstrafe rechnen. Gemein!
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Achim Reichel, der zweite Versuch.
2022 fiel das Konzert aus, da beteiligte Musiker an Corona erkrankt waren. Jetzt aber steht Achim Reichel in der Blüte seiner 79 Jahre auf der Bühne der Halle Münsterland. Und was ist der Mann fit: Zweieinhalb Stunden Konzert bewältigt er scheinbar locker, mit Esprit und gut bei Stimme. Es gibt zwar eine „altersgerechte“ Pause, aber mit dieser Anmerkung zielt Reichel Richtung Publikum, bei dem der geschätzte Altersschnitt 50+ locker als Euphemismus gehandelt wird.
Beim reichhaltigen Repertoire kann sich der Hamburger Musiker erlauben, gleich mit den beiden Hits „Fliegende Pferde“ und „Der Spieler“ zu starten. Es werden genug weitere Highlights folgen.
Zunächst fällt auf, dass die wehenden Keyboardflächen vom Band kommen, das wird auch weiterhin (selten) so bleiben, denn Tasteninstrumente fehlen auf der Bühne. Stattdessen ist Reichels Kombo mit drei (hervorragenden) Bläsern (Steve Wiseman/Trompete, Uwe Granitza/Posaune & Tuba, Andreas Böther/ Saxofon & Flöte)und einer Pedal Steel (Nils Tuxen) besetzt, neben Schlagzeug, Percussion (Yogi Jockusch), Bass (Achim Rafain) und Gitarren (Reichel und ebenfalls Tuxen)“.
Der singende Sägesound der Pedal Steel stürzt manche Country-Ballade in schlimm schluchzende Tiefen, bei Achim Reichel passt’s, gerade im Zusammenhang wenn Südsee-Flair erwünscht ist, wie beim unverwüstlichen „Aloha Heja He“. Das dreißig Jahre nach Veröffentlichung, ein Riesenhit in China wurde, was den Schöpfer des Songs (ein Zufallsfund, der zum Füllsel auf „Melancholie & Sturmflut“ wurde. Der Rest ist Geschichte) selbst höchst überraschend traf.
Hier – wie an zwei, drei anderen Stellen auch – singt das Publikum beeindruckend engagiert und laut mit, für Münster geradezu rauschhaft. Vielleicht befeuert von Achim Reichels ansteckendem Elan, den er sich auch für die anekdotischen Histörchen zwischen den Liedern bewahrte. Dass der Mann ein eloquenter Geschichtenerzähler ist, hat er auf vorigen Tourneen und mit seiner Autobiographie längst bewiesen. Ebenso launig fertigte er Zwischenrufer ab: „Immer die in den hinteren Reihen … Ich verstehe euch eh nicht mit den Knöpfen im Ohr. Da kommt nur so ein wogendes Plätschern an.“
Musikalisch deckte Achim Reichel seine gesamte Karriere ab – zumindest den langen Part als Solokünstler. Die „Regenballade“ und der „Klabautermann“ wurden dabei besonders gewürdigt. „Sophie, mein Henkersmädel“ und der „Herr von Ribbeck auf Ribbeck“ durften natürlich nicht fehlen, ebenso wenig die titelgebende „Regenballade“, so gespenstisch wie eindringlich vorgetragen. Dazu gesellten sich „Steaks und Bier und Zigaretten“ (klar, was sonst) , die prominenten „Trutz Blanke Hans“, „John Maynard“ und der unverwüstliche „Kuddel Daddel Du“, mit dem immer wieder erhebenden Refrain „Was kann die Welt dafür, dass ich sie liebe?“ Gerade zurzeit eine höchst berechtigte Frage.
Ebenso aktuell und mit dem nötigen Druck sehr atmosphärisch vorgetragen „Exxon Valdez“ – Reichels klarer musikalischer Kommentar zum liederlichen Umgang mit der Umwelt und den Katastrophen, die sie bedrohen.
Mit „Halla Ballu Ballay“ wurde ein starker Shanty, inklusive Mitsingparts, abgefeiert, „Die Reeperbahn Nachts um halb eins“ bekam eine Reichelsche Frischzellenkur. Der Zugabenteil wurde charmant und lakonisch abgefertigt. „Wir spielen jetzt noch ein bisschen und schenken uns das ewige Raus- und Reinkommen. Das ist für alle Beteiligten angenehmer.“ Recht gesprochen am Ende eines rundum gelungenen Konzerts, mit einer satt groovenden Band und einem charismatischen Frontmann, der aktuelle deutschsprachige Befindlichkeitsmusikanten musikalisch und vor allem textlich meilenweit auf Distanz hält.
Damit keine Zweifel aufkommen, Achim Reichel ist nicht auf Abschiedstournee.
„Vielleicht bis demnächst“, verabschiedete er sich. Gut möglich.
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Filed under: Norman Mailer, Rezensionen, Sekundärliteratur | Schlagwörter: Biographir, Norman Mailer
„Am 31. Januar 2023 jährt sich der Geburtstag von Norman Mailer zum hundertsten Mal. Ein würdiger Anlass für eine Wiederentdeckung des zweifachen Pulitzerpreisträgers, dem wir unvergängliche Meisterwerke verdanken. Steven Thomsen nähert sich dem leidenschaftlichen Chronisten amerikanischer Befindlichkeiten und seiner in jeder Hinsicht schillernden Persönlichkeit mit einer detaillierten Biografie und einer umfassenden Werkschau. Interviews, die er mit Mailers wichtigsten Weggefährten selbst geführt hat, und exklusives Bildmaterial beleuchten bisher unbekannte Seiten des Ausnahmeschriftstellers und geben intime Einblicke in ein Leben voller Widersprüche.“
Norman Mailer
Die Biographie
von
Steveb Thomsen
376 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, Hardcover mit Schutzumschlag,
ISBN: 978-3-7844-3645-6
25,00 EUR
Norman Mailer, gestorben 2007, scheint heute fast vergessen.
„Die Ära der Triggerwarnungen und extremen Sensibilität in Bezug auf Rassen- und Geschlechterfragen ist keine, in der man Mailer in vollem Umfang zu schätzen weiß“ (Wendy Lesser in der Vorbemerkung der Biographie).
Norman würde ihnen ihre „political correctness“ in den Rachen stopfen, bis sie an ihr erstickt sind.
Er war der Schriftsteller als Action-Held, der Intellektuelle als Mann der Tat.
Sein Leben gestaltete er wie die Vorlage für einen Norman Mailer-Roman:
Mit nur 16 Jahren Harvard-Student, 1944-46 Freiwilliger im Pazifik-Krieg (Philippinen), als 25jähriger mit seinem ersten Roman, DIE NACKTEN UND DIE TOTEN sofort Bestsellerautor, Mitbegründer „Village Voice“, sechsmal verheiratet, fünfmal geschieden (verletzte seine zweite Frau durch eine Messerattacke fast tödlich), Drogenexzesse und Schlägereien, gescheiterter Bürgermeisterkandidat, hasste Kriegstreiber, legte sich bei jeder Gelegenheit mit Autoritäten an, von der Hippie-Generation als die einzige Persönlichkeit über 40 gefeiert, Filmregisseur, Essayist – zu Hause, on jedem literarischen Genre – ..

Norman Mailer 1976 mit seiner Assistentin Norris Church. Sie wurde 1980 seine sechste (und letzte) Ehefrau.
Peter Bregg / AP
Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb zu seinem Tod: „Er lebte und starb nicht anders als seine literarischen Figuren. Über die Jahre pflegte Mailer das Image eines kampflustigen, gewieften Literaten, der das Leben in vollen Zügen genoss. Er machte Schlagzeilen mit Alkohol-, Drogen- und Gewaltexzessen.“
Und in der „Neuen Züricher Zeitung“ schrieb sein brillanter Biograph: „Es ist diese überbordende und wuchernde Themenvielfalt, die heute den Blick auf einen der originellsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts verstellt. Genauso wie die Tatsache, dass zum Verständnis seines Werkes zwingend auch seine journalistischen Arbeiten zu berücksichtigen sind. Norman Mailer war der Chronist amerikanischer Befindlichkeiten in einer der ereignisreichsten Epochen der neueren Geschichte. Und kaum ein anderer amerikanischer Autor hat sich mit einem kräftigeren Bekenntnis zu unbedingter Wahrhaftigkeit mit diesen Umwälzungen auseinandergesetzt.“
Kein Mailer-Fan kann auf Thomsens erhellendes Werk, das die unterschiedlichsten Aspekte in Mailers Leben und medialer Rahmung beleuchtet, verzichten.
Dabei durfte der gendernde Kultur-Medien-Taliban nicht Korrektur lesen.
Filed under: Conspiracy, Ekelige Politiker, Klassiker des Polit-Thrillers, MEILENSTEINE DER VERBLÖDUNG, ORGANISIERTE KRIMINALITÄT, Politik & Geschichte, Sternstunden der Verblödung | Schlagwörter: der dicke Junge Gabriel, der sedierte Uhu, ekelige Ex-Politiker, Krieg, Organisierte Kriminalität, Proll-Gert Schröder, Putin, Putins Buben und Mädel, Sternstunden der Verblödung
Eine der besten Dokus seit langem.
Filed under: Elsinor Verlag, KENNETH FEARING, Rezensionen | Schlagwörter: Booknerds, Die große Uhr, Elsinor Verlag, Frankfurter Rundschau, KENNETH FEARING, Noir
Brillant und witzig sind ihre Parallelen mit der damaligen und aktuellen Publikationsindustrie.
Jörg Kijanski in BOOKNERDS:
Filed under: MUSIK, Zu Unrecht vergessene Songs | Schlagwörter: MUSIK, zu unrecht verggessene songs
Filed under: Noir, Pulp Master/Frank Nowatzki | Schlagwörter: Megan Abbott, Noir, Pulp Master
Dara hat ihr Leben im Schatten ihrer glamourösen Mutter verbracht. Zusammen mit ihrer Schwester Marie und ihrem Ehemann Charlie – dem ehemaligen Starschüler ihrer Mutter – leitet Dara jetzt die Ballettschule, die ihre Mutter einst gründete. So kultiviert ihre geschlossene Welt auch sein mag, ist sie doch auch geprägt von rücksichtslosem Ehrgeiz und einem intensiven Wettbewerb, den die Schwestern zwischen ihren Elevinnen und Eleven befördern. Als nach einem Brand ein Bauunternehmer in ihr Leben tritt, um die Sanierung vorzunehmen, überwindet er die sorgsam bewachten Grenzen dieser Welt und setzt eine Kettenreaktion aus Verlangen, Verführung und Verrat in Gang.
Mit allen Mitteln des Schauerromans beschwört Megan Abbott die Atmosphäre eines Unheils in Rosé — Neid und Eifersucht, sexuelles Verlangen und Erniedrigung — und entwickelt eine Geschichte verhängnisvoller Familienbande und des psychosozialen Netzes aus Macht und Weiblichkeit dahinter.
Pulp Master 58
Megan Abbott
Aus der Balance
Übersetzt von Karen Gerwig und Angelika Müller
Mit einem Nachwort von Thekla Dannenberg
415 Seiten
Pulp Master 2023, EUR 16,00
ISBN 978-3-946582-16-8
Seit fast zwanzig Jahren gilt nun Megan Abbott als eines, von ernstzunehmenden Theoretikern sogar als DAS, größte Talent der zeitgenössischen Noir-Literatur. In Deutschland blieb sie bisher unbeachtet. Dank Frank Nowatzki und PULP MASTER ändert sich das endlich. Er veröffentlichte jetzt ihren jüngsten Roman, den ich trotz des Sujets lese: Nichts interessiert mich weniger als Ballett (ausgenommen vielleicht noch Karneval). Aber das spielt keine Rolle, denn das Buch ist ja von einer der brillantesten Stilistin der amerikanischen Gegenwartsliteratur.
Und hoffentlich legt Frank bald nach.
Filed under: Alain Delon, BELMONDO, Film, Jean-Pierre Melville, Sternstunden der Verblödung | Schlagwörter: Alain Delon, Film Noir, Jean-Pierre Melville, Sternstunden der Verblödung
Mit Dank an Jochen König, der dieses zweifelhaft und despektierliche „Dokument“ in mein tränenreiches Bewusstsein getrieben hat.