Martin Compart


HILLMANNs HAMMETT by Martin Compart
25. März 2015, 3:08 pm
Filed under: Bücher, Comics, Dashiell Hammett, Noir, Rezensionen | Schlagwörter: , , , ,

eintret[1]
Man mag es heute kaum glauben, aber es gab eine Zeit, da existierte der Begriff Graphic Novel noch nicht. Bei der Erstveröffentlichung von Hans Hillmanns „Fliegenpapier“, schauten die meisten dumm aus der Wäsche. Hans_Hillmann[1]Es war kein „richtiger“ Comic – aber irgendwie doch noch einer.

Wie Hal Foster bei „Prinz Eisenherz“ oder Burne Hogarth bei „Tarzan“, verzichtete Hillmann auf Sprechblasen, aber anders als bei Prinz Eisenherz zog sich jedes Panel über die ganze Seite, häufig über zwei Seiten. So etwas hatte man in dieser Konsequenz zuvor noch nicht gesehen. Wer die Arbeiten des amerikanischen Großmeisters Jim Steranko (Chandler) kannte, war nicht ganz so verwirrt. Heute fällt es leicht zu beurteilen, was Hillmann damals gemacht hat: er schuf eine völlig eigenwillige Form der Graphic Novel, mehr am Film orientiert als am Comic.

Das Werk hat längst Klassiker-Status.

Faszinierend ist das Timing der Erzählung: Hillmann wechselt von statischen Bildern zu explosiven Sequenzen und verleiht der Geschichte eine Dynamik, die man in Dashiell Hammetts Vorlage so expressiv nicht findet. Anders als die üblichen Graffic Novels wird man diesen Band immer wieder in die Hand nehmen und in den Panels stöbern wie in einem Bildband.

Detaillierte Hintergründe zum epochalen Werk und seinem Autor findet man in dem wunderbaren Aufsatz „In der Lücke“ von CHRISTOPH HOCHHÄUSLER unter:
http://parallelfilm.blogspot.de/2014/05/in-der-lucke.html
dash3ok[1]
Hier nur ein kurzes Zitat:

“ Wahrheit diesseits der in Nach über 120 Plakaten, darunter für Filme von Buñuel, Kurosawa, Hawks, Welles, Lubitsch, Godard – entstand der Wunsch, einen Film auf Papier* zu machen. Eine Vorlage war bald gefunden: „Flypaper” von Dashiell Hammett, eine Kurzgeschichte, hard boiled. Erklärtes Ziel war es, den Text zu verzehren, bis auf einige Dialoge sollte alles Zeichnung werden. Hammett deshalb, weil er, mit seinem realen detektivischen Hintergrund, von der Beobachtung her kommt. Zwei Reisen in die USA, eine während eines dafür genommenen Forschungssemesters 1976, nutzt Hillmann zur Recherche; mit Bleistift und Kamera notiert er visuelle Details in New York und vor allem San Francisco; Feuertreppen, Hotelfensterblicke, Straßenecken, Möbel, Treppenhäuser…“

Die Erstausgabe erschien 1982 bei 2001;2005 gab es eine schöne Paperback-Ausgabe bei dtv. Jetzt veröffentlichte der Avant Verlag eine großformatige 260seitige Hardcover Ausgabe, hervorragend gedruckt auf gutem Papier. Für 29,95 € erhält man eines dieser besonderen Bücher, die für immer einen besonderen Platz im Buchregal einnehmen.
HH_13_1982_Titel-Illustration_Fliegenpapier__Hans_Hillmann_[1]


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