Martin Compart


FRAGEBOGEN: REINHARD JAHN ALIAS H.P.KERR by Martin Compart
22. Oktober 2013, 8:44 am
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Wer ist Reinhard Jahn alias H.P. Karr?

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Er gehört zum Urgestein der deutschen Krimiszene und ist sicherlich einer der Aktivsten im Genre. Ob als Autor, Kritiker, Veranstalter oder Archäologe, Jahn hat die deutsche Szene maßgeblich mitgestaltet. 1955 geboren, lebt er seit 1960 im Pott. Er überlebte sein Studium der Publizistik und Germanistik in Bochum (zeitweilig die Uni mit der höchsten Selbstmordrate). Er begann früh Kurzkrimis für Illustrierte und Magazine zu schreiben und legte 1979 seinen ersten Jugendkrimi vor. Inzwischen hat er über 1000 Stories (!) geschrieben; damit ist er so etwas wie der deutsche Edward D.Hoch. Aber er hat inzwischen auch mehrere Romane und Anthologien publiziert – alleine und als Co-Autor. Auch jenseits der Primärliteratur ist er seit langem aktiv:
1985 gründete er gemeinsam mit einem Kollegen aus der MARABO-Redaktion das Bochumer Krimi Archiv als Sammelstelle für Infos zur Kriminalliteratur. Im selben Jahr erfolgte die Gründung des Deutschen Krimipreises als bislang einzige deutsche Kritiker-Auszeichnung. Zugleich Veranstaltung der „Gladbecker Krimi-Tage“, dem ersten deutschen Krimifestival.
cover-falck1[1]Im Jahr darauf Gründungsmitglied der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur DAS SYNDIKAT (gemeinsam mit Michael Molsner, Fred Breinersdorfer, Peter Schmidt, Frank Göhre etc). Später mehrere Jahre Redakteur des Syndikats-Internen Newsletters.
Anfang der 90er Jahre entstand in Zusammenarbeit mit Walter Wehner das Autorenteam Karr & Wehner.
Das Bochumer Krimi Archiv besteht inzwischen *nicht* mehr als Bibliothek („Von Bücherspenden bitten wir abzusehen!“) , sondern als „Lexikon der deutschen Krimiautoren“ im Internet http://www.krimilexikon.de
Für den WDR-Hörfunk ist er seit mehreren Jahren als „Krimiberater“ aktiv.

Hier der Bünnagelsche Fragebogen mit Reinhard Jahn alias H.P. Karr:

Name?

Reinhard Jahn und H.P Karr und früher mal zwei Dutzend Yellow-Press-Aliasse…

Berufungen neben dem Schreiben?

Lesen. Und dann wieder schreiben. Kino. Je größer desto besser. Surfen. (Im Internet) Dabei auf Seiten wie Comparts Blog stoßen und sich tagelag festlesen

Film in Deinem Geburtsjahr?

„Lola Montez“ von Max Ophüls. Ein grandioses, wahnsinniges Projekt, das mit dem Fluch zum Erfolg geboren wurde (Version in drei Sprachen, Cinemascope, Starbesetzung – Oskar Werner, Peter Ustinov, Will Quadflieg, Adolf Wohlbrück) und begründete mit seinem grandiosen ästhetischen und kommerziellen Misserfolg die lange Reihe von Kinoflops von „Heaven’s Gate“ über „Waterworld“ bis zum „Lone Ranger“

Was steht im Bücherschrank?

Früher standen da mal rund 10000 Kriminalromane, davon 2000 von deutschsprachigen Autorne. Das war die Zeit als das Sammler-Gen dominant war. Diese Sammlung und die weitaus gröeßre Sammlung des Kollegen vom Bochumer Krimi-Archiv waren wohl die seienrzeit größetn Anhäufungen von kriminallitetrazur in Privatbebsitz. Inzwischen sind sie verkauft, verstreut, verdealt und verschenkt. Und man hat schmerzhaft gelernt, dass jedes Buch umgehend die Hälfte an Wert verliert, sobald man es aus dem Buchladen trägt und dann nochmal die Hälfte wert ist, wenn man es daheim gelesen in den Bücherschrank stellt. Dann sorgt es nur noch für Probleme mit der Statik uns fängt Staub.
Aber um auf die Frage zurückzukommen: Da stehen derzeit immer die aktuellen Krimis, die der Reihe nach weggelesen und dann abgebeben werden.
Und das Klassiker-Regal: Ambler, Cain, Chandler, Hammett, Fauser, Fleming, Forsyth, LeCarré.

Was war Deine Noir-Initiation (welcher Film, welches Buch)?

Zuerst natürlich Dashiell Hammett und John D. MacDonald. Travis McGee-Romane habe ich gelesen, wie andere Drogen nehmen. Und als billige Variante: Day Keene.
Später dann: Jörg Fauser: KANT und Das Schlangenmaul

Welches Noir-Klischee ist Dir das liebste?

Der unrasierte Kerl mit dem offenen Hemdkragen und den hungrigen Augen, auf die die Frauen so fliegen.

Ein paar Film noir-Favoriten?

Der eiskalte Engel von Jean-Pierre Melville
Der Panther wird gehetzt von Claude Sautet
Der Kommisssar und sein Lockvogel von Jose Giovanni
Umleitung (Detour) von Edgar G. Ulmer

Und abgesehen von Noirs?

„Play Misty for me“ von Clint Eastwood (Deutscher Titel: „Sadistico“)

Welche Film- oder Romanfigur würdest Du mit eigenen Händen umbringen?

Norman Bates

Internet?

Immer.

Noir-Fragen – Dein Leben als Film Noir

1.Im fiktiven Film noir Deines Lebens – welche Rolle wäre es für Dich?

Der Held. Natürlich, Unrasiert und mit offenem Hemd und hungrigen Augen

2.Und der Spitzname dazu?

Kinky

3.Welcher lebende (oder bereits abgetretene) Schriftsteller sollte das Drehbuch dazu schreiben?

Jimmy McGovern (Der Autor von „Cracker“ – „Für alle Fälle Fitz“)

4.Berühmtestes Zitat aus dem Streifen?

„Später, Baby!“

5.Schwarzweiß- oder Farbfilm?

In Farbe, aber dunkel.

6.Wer liefert den Soundtrack zum Film?

Hans Zimmer

7.Welche Femme fatale dürfte Dich in den Untergang führen?

Die junge Jody Foster

8.In welchem Fluchtwagen wärst Du unterwegs?

Keine Ahnung. Irgend was, offenes.

9. Und mit welcher Bewaffnung?

Groß, böse und mit jeder Menge Wumm

10.Buch für den Knast?

„Keine Orchideen für Miss Blandish“von James Hadley Chase

11.Und am Ende: Welche Inschrift würde auf dem Grabstein stehen?

This is the End, my friend
schicht-im-schacht[1]


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