Martin Compart


EIN NEUER GERALD KERSH by Martin Compart

Hirn und zehn Finger

Originaltitel: A Brain And Ten Fingers, 1943
Aus dem Englischen von Angelika Müller

Jugoslawien, 1943. Eine kleine versprengte Partisanentruppe wacher, verzweifelter Männer flieht in den Wald, nachdem sie ein Munitionsdepot der italienischen Besatzer überfallen hat. Ihre Beute: Dynamit und Zünder für den Widerstand. Einer stirbt für den anderen, damit der Rest an einem anderen Tag weiterkämpfen kann. Darunter ist der junge Andrej, dessen Dorf in Slowenien von den Faschisten dem Erdboden gleichgemacht wurde und der hier in ebenfalls versprengten Serben und Kroaten Gleichgesinnte gefunden hat. Doch die rettende Holzbrücke wurde vom Hochwasser fortgerissen und die Verfolger sind nicht mehr weit …

Nach dem kurzen, mächtigen Roman über das Massaker von Lidice verneigt sich Kersh nun vor den Menschen des Widerstands, vor aufrechten Menschen, denen ein inneres Licht innewohnt, das in der Dunkelheit sichtbar wird und zur Hoffnung der Menschheit gerät.

Verlag: Pulp Master Bd.47
978-3-946582-25-0 (ISBN)
1., 1. Auflage 2024
Seitenanzahl 128
€ 12,00 und als eBook 9,99

Wenn Frank Nowatzki sich einmal festgebissen hat, lässt er nicht mehr los. Festgebissen hat er sich in Klassiker des Brit-Noir. Nach Ted Lewis oder Derek Raymond auch in Gerald Kersh, den in Deutschland (und nicht nur hier) kaum einer kannte oder kennt, obwohl sein Roman NIGHT AND THE CITY zu den Begründern des Brit Noirs zählt und dank der Erstverfilmung von Jules Dassin mit Gene Tierney und Richard Widmark sein bekanntestes Werk ist.
Pup Master stellt dem deutschsprachigen Publikum diesen Klassiker vor. Jetzt ist als vierte Veröffentlichung Kershs zweiter Weltkriegs-Noir-Roman erschienen.

Berührend sind die angehängten „Nachbetrachtungen“ zu Gerald Kersh von Angelika Müller (die auch einmal mehr für die gute Übersetzung zeichnet) und Frank Novatzki.
Erschreckend wie schnell dieser einst viel gelesene Autor schon zu Lebzeiten (er starb 1968) vergessen war. Inzwischen erlebt er in Großbritannien eine Wiederentdeckung und sein Nachlass wird von Michael Moorcock gepflegt.

Das fulminante Nachwort ist ein erhellender literarischer Beitrag, der auch die Philosophie des Verlages darstellt und sich mit Noir als Genre auseinandersetzt. Vor allem erläutert es das Werk von Kersh in stilistischer Brillanz:
„Sein Werk erzählt von der Unfähigkeit, etwas verändern zu können, von Selbsttäuschung, mit der sich anfängliche Abscheu in Akzeptanz wandeln lässt; von plötzlichen Rissen, die alle Wege abschneiden und jeden in die Tiefe ziehen…“

Kersh gilt auch als (ein?) Begründer der jiddischen Kriminalliteratur allgemein… Aber darüber und vieles mehr berichten Frau Müller und Frank genaueres.


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Vermerkenswerte Todesfälle des 23. 05. 2024:

Ángeles Flórez Peón wurde 105 Jahre alt, sie war Veteranin des Spanischen Bürgerkriegs.

Caleb Carr wurde 68 Jahre. Praktische familiäre Gewalterfahrungen und wundervoller Autor, sowie kein Kissinger Freund!

Mein Gedanke ist das diese Menschen und ihr Leben und Werk obigen Buch eine Ergänzung, eine „Einbettung“ geben und umgekehrt. Das man eine vielfältige und stimuliernde Lesereise machen kann.

Kommentar von Martin Däniken




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